Die Andere Seite

MCluettAV120946-150515-19.pdf

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Die Andere Seite

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Propaganda booklet with illustrated articles on the current war situation as seen from the Allies' perspective. Authors include Winston Churchill, Henry Wallace, the archbishop of Canterbury, Richard Hillary and John Steinbeck.

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MCluettAV120946-150515-19

Transcription

DIE ANDERE SEITE
Aus dem Inhalt
WINSTON CHURCHILL: Der Europäische Rat
THOMAS MANN: Die apokalyptischen Lausbuben
DEUSTCHLAND-DEBATTE IM ENGLISCHEN OBERHAUS
COLONEL BALFOUR: Der Mann in der Roten Armee
JOHN STEINBECK: Die Eroberer
DAS ANTLITZ DES FÜHRERS
Illustrationen und Bemerkungen
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[underlined]DIE ANDERE SEITE[/underlined]
DRITTES HEFT
Inhalt
WINSTON CHURCHILL Der Europäische Rat .. .. .. .. 1
CHARLES RICHARDSON Kraft durch Furcht .. .. .. .. 3
DEBATTE IM ENGLISCHEN OBERHAUS Die Nazis und das deutsche Volk 6
Bischof von Chichester
Lord Vanistartt
Lord Lang of Lambeth
Viscount Cecil of Chelwood
Earl of Onslow
Earl of Perth
Lordkanzler Viscount Simon
HENRY A. WALLACE Vizepräsident der U.S.A. Deutschtum und Preussentum .. .. .. 12
ERZBISCHOF VON CANTERBURY Niemöller und die andern .. .. .. 13
THOMAS MANN: Die apokalyptischen Lausbuben .. .. .. 15


DAS ANTLITZ DES FÜHRERS
Eine Bilderfolge
* * * Warum der Krieg für Deutschland verloren ist 17
RICHARD HILLARY Im Nachtangriff 21
COLONEL BALFOUR Der Mann in der Roten Armee 26
JOHN STEINBECK Der Eroberer 29
Bilder und Bemerkungen
von
Karl Barth, Winston Churchill, Adolf Hitler, Rudolf Kircher, Papst Pius XI., Leni Riefenstahl, Franklin D. Roosevelt, Josef Stalin, R. Ziller.
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[underlined] DIE ANDERE SEITE [/underlined]
WINSTON S. CHURCHILL
DER EUROPÄISCHE RAT
Nichts ist leichter, als alles Mögliche zu versprechen und dafür Augenblicksbeifall und flammende Leitartikel einzuheimsen. Ich habe das nicht nötig.
Die Grundlage, auf der ich meine gegenwärtige Aufgabe übernommen habe, war rauh und steinig; und auf dieser Grundlage ist mir soviel Loyalität und Unterstützung zuteil geworden, wie sie kein anderer Premierminister jemals erfahren hat. Ich kann nicht sagen, wie dankbar ich der Nation für alle Treue und alle Zuversicht bin, die sie in langen, dunklen, unglücklichen Zeiten in mich gesetzt hat. Ich bin fest entschlossen, dieses Vertrauen nie zu täuschen oder zuschanden zu machen, indem ich Versprechungen mache ohne Rücksicht darauf, ob sie erfüllt werden können. In meinem Alter hat man keinen persönlichen Ehrgeiz, keine Zukunft, für die man sorgt. Ich darf in Wahrheit sagen, dass es mein einziger Wunsch ist, meine Pflicht zu tun, solange die Nation und das britische Weltreich glauben, daraus Nutzen ziehen zu können.
Ich habe also nicht die Absicht, denen, die sich auf mich verlassen, Märchen zu erzählen …
Es ist indessen unsere Schuldigkeit, den Schleier der Zukunft zur durchdringen und uns in unablässiger Bemühung und Planung für die wahrscheinliche Lage nach dem Krieg zu rüsten. Mit allen Vorbehalt und ohne im mindesten prophezeien zu wollen, kann ich mir vorstellen, dass wir im nächsten Jahr – es kann aber auch ein Jahr später sein - Hitler schlagen werden, d. h. so schlagen werden, dass von ihm und allen seinen bösen Mächten nichts bleibt als Staub und Asche.
Dann werden wir sofort alle notwendigen Kräfte gegen Japan werfen . . . Aber die eine grosse Aufgabe wird von uns und unseren Verbündeten vollbracht sein: Nazityrannei und preussischer Militarismus, die die ganze Welt in den Abgrund zu reissen drohten, und gegen die wir während eines schicksalschweren Jahres allein standen, dieser zweifache Fluch wird vom Antlitz der Erde getilgt sein …
Dann werden hoffentlich die Vereinten Nationen unter die Führung der drei grossen siegreichen Mächte, des britischen Völkerverbands, der Vereinigten Staaten und der Sowjet-Union, die Neuordnung der Welt sofort in Angriff nehmen. Sie muss uns vor künftigen Kriegen schützen, indem wir die schuldigen Staaten dauernd und wirksam entwaffnen, die grossen Verbrecher und ihre Spiessgesellen aburteilen und die geraubten Güter, technischen Hilfsmittel und Kunstschätze in verwüsteten und ausgeplünderten Länder zurückbringen. Vor uns wird dann auch die Aufgabe liegen, wenigstens in einigen der zerstörten Gebiete Hungerepidemien zu verhüten.
De Gedanke liegt nahe, dass in einer Weltorganisation, die die Vereinten Nationen und eines Tages alle Volker umfassen oder vertreten wird, ein „ Europäischer Rat“ und ein „Asiatischer Rat“ ins Leben treten werden. Wenn, entsprechend der von mir umrissenen Entwicklung, der Krieg gegen Japan noch weitergeht, wird die erste praktische Aufgabe dahingehen, den Europäischen Rat zu gründen und Europa in Ordnung zu bringen. Vorwiegend in Europa liegen die Ursachen, die zu den beiden Weltkriegen geführt haben; in Europa sind die alten Volker zuhause, von denen unsere westliche Kultur weitgehend her stammt. Ich glaube, ein „guter Europäer“ zu sein, und ich halte es für eine vornehme Aufgabe, daran mitzuwirken, dass der europäische Genius wieder erweckt und Europas wahre Grösse wiederhergestellt wird.
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Dabei werden wir hoffentlich die gewaltige, von Völkerbund geleistete Arbeit nicht leichtfertig beiseite schieben. Die hohe Auffassung von Freiheit. Gesetz und Sittlichkeit, die den Völkerbund beseelt hat, muss auch unsere Grundlage bilden. Wir müssen versuchen, den Rat von Europa – oder wie er genannt werde – zu einem in der Tat wirksamen Bund zu machen, in dessen Gefüge die stärksten Kräfte eingebettet sind: mit einem Obersten Gerichtshof zur Schlichtung von Streitfällen und mit bewaffneten Kräften, die, national, international oder beides, stets imstande sind, Entscheidungen zu vollstrecken und neue Angriffe und die Vorbereitung künftiger Kriege zu verhindern.
Dass dieser Rat schliesslich Europa in seiner Gesamtheit umfassen muss, wird jedem einleuchten; und ebenso, dass alle wichtigen Glieder der europäischen Völkerfamilie eines Tages in ihm Sitz und Stimme habe müssen. Aber was soll mit den zahlreichen kleinen Völkern geschehen. deren Rechte und Interessen gewahrt werden müssen? Mir scheint es aller Mühe wert, die Frage gründlich zu studieren, ob nicht neben die Grossmächte eine Anzahl von Staatengruppen oder Staatenverbanden treten solle, die im Rat durch ihre gewählten Vertreter zu Wort kommen, sodass der Rat von Europa also aus grossen Staaten und Staatengruppen bestünde.
Es ist meine aufrichtige Hoffnung – wenn ich auch kaum erwarten darf, ihre Erfüllung selbst noch zu erleben – dass wir das Höchstmass eines europäischen Gemeinschaftslebens erreichen, das sich ohne Zerstörung des individuellen Charakters und der Tradition seiner vielen alten Völker verwirklichen lässt. Dass diese Entwicklung im Einklang mit den dauernden hohen Anliegen Grossbritanniens, der Vereinigten Staaten und Russlands steht, wird sich nach meiner Überzeugung erweisen; sie kann sich jedenfalls nicht ohne deren herzliches gegenseitiges Einvernehmen und Zusammenwirken vollziehen. So und nur so wird Europas wahre Grösse wieder erstehen.
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RUDOLF KIRCHER
Hauptschriftleiter der „Frankfurter Zeitung“
„WINSTON“
Er sieht das Wesentliche. Er ist wahrhaftig mit seinen Ämtern gewaschen, und es gibt wenige englische Politiker, die mehr Ämter bekleidet habe Winston Churchill, wie es auch nur wenige englische Soldaten gibt, die an mehr Feldzügen und Kriegen aktiv teilgenommen haben.
Sein Mut, seine Unbekümmertheit ist seine brillanteste Eigenschaft. Der Mut Churchills ist nicht nur der Mut der Menschen, die in Massen zum Kampfplatz ziehen: Churchill bewahrt sich seine Tapferkeit, auch wenn er ganz allein aus eigener Kraft gegen den Strom schwimmt. Wie hat er die Sache der Buren verteidigt, gegen die er selber gekämpft hat und die ihn gefangennahmen! Wie trotze er der öffentlichen Meinung, ja den drohenden Gebärden erregter Volksmassen!
Es war in Birmingham, lange vor dem Krieg, in den Sturmtagen des Budgets, Churchill und Robert Cecil sollten in der Stadthalle sprechen. Eine wütende Menge erwartete die verhassten Redner. Lord Robert schlich sich von hintenunter Polzeischutz in den Saal – Churchill fuhr im offenen Wagen vor, ganz allein, harmlos, tapfer, mitten durch die Volksmenge. „Eine Herausforderung, die mit Lynchen hätte enden können.“ sagt A.G. Gardiner. Die Menge war sprachlos – dann brach sie in hellen Beifall aus, England!
Churchill ist eine radikale, undoktrinäre Natur. Mithin ein Mensch, der nicht für eine bestimmte, einzige Partei geboren ist.
Alles Land, das er betritt, wird zu einem Kampfplatz, voll Abentur, voll Kühnheit, voll Überraschung. Für alles, was gehort er tut, setzt Winston eine ungeheure Energie ein. Alles wird für ihn zu einer Frage von Leben und Tod. Und nie ist das, was er tut, nicht wohldurchdacht.
Das Gerede, das er ein unverbesserlicher Militarist und Kriegshetzer sei, ist übertrieben. Churchill gehört nicht zu denen, die Deutschland schmähen oder ihm die Alleinschuld am (ersten) Weltkriege zusprechen. Durchaus nicht.
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(Aus „ENGLÄNDER“ von R. Kircher)

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CHARLES RICHARDSON
KRAFT DURCH FURCHT
Unser erstes Gefühl, als wir hier in England von den schauderhaften Absichten Kenntnis nahmen, die Hitler und Goebbels uns andichten, war eine Art angeekelter Belustigung. Wenn wir in deutschen Zeitungen lasen, dass wir vorhätten, nach dem Kriege die deutschen Kinder ihren Eltern wegzunehmen, oder alle deutschen Männer zu sterilisieren, oder ganz einfach das deutsche Volk auszurotten, dann konnten wir nicht nicht ernstnehmen. Wir konnten nicht glauben, das erwachsene Leute in Deutschland sich in so plumper Weise Angst vor dem schwarzen Mann einjagen lassen würden.
Schliesslich haben unsere Soldaten schon einmal in Deutschland gestanden – im Rheinland und in Oberschlesien und die Rheinländer und Oberschlesier müssen sich noch daran erinnern. Wir brauchen diese Erinnerung nicht zu scheuen. Viele Leute im Rheinland und in Oberschlesien werden, wenn sie ehrlich sind eingestehen, dass es sich unter den britischen Tommys besser lebte als unter der SS, und werden erleichtert aufatmen, wenn eines nicht mehr fernen Tages die SS verschwunden sein wird und die Tommys wieder einrücken.
Hitler und Goebbels' Angstmacherei kam uns bis vor kurzem noch reichlich naiv vor. Schliesslich waren da die ganz klaren amtlichen und bindenden Erklärungen der britischen Regierung, die genau und wiederholt festgestellt haben, was wir mit Deutschland nach unserm Siege vorhaben: Vollständige Entwaffnung (und man kann sich darauf verlassen, diesmal werden wir an Ort und Stelle dafür sorgen, dass die Entwaffnung wirklich vollständig ist), erbarmungslose Bestrafung der Naziverbrecher und auf der andern Seite Ernährung der deutschen wie aller befreiten Bevölkerungen und wirtschaftliche Wiederank gabelung. Denn, wie Aussenminister Eden erk [[tear in paper] hat, wir haben gelernt, dass ein bankrottes Deutschland eine Gefahr für alle andern Volker ist .
Was konnten Hitler und Goebbels gegen diese klaren und amtlichen Erklärungen vorbringen? In dem Mülleimern der politischen Hintertreppenliteratur stöberten sie „Dokumente“ und „Beweise“ für ihre Greuelmärchen auf. Die Broschüre eines übergeschnappten, völlig unbekannten Herrn Kaufmann aus Amerika oder „Eingesandt“ in eine holländische Zeitung - das die Redaktion nur abdruckte, um es sofort lächerlich zu machen – das waren die „dokumentarisch Beweise“, mit denen Hitler und Goebbels den „Vernichtungswillen“ der britischen und Amerikanischen Regierung belegen zu können glaubten! Es war einfach zu dumm. Wir haben es unter unserer Würde gefunden , derartigen, Blödsinn ausdrücklich zu dementieren. Wir glauben, dass der durchschnittliche Deutsche auch heute noch zu intelligent ist, um darauf hereinzufallen. Wenn es wirklich in Deutschland Leute geben sollte , die so etwas schlucken, nun dann kann man dazu nur auf gut berlinisch sagen: „Doof bleibt doof, da helfen keine Pillen“. Und keine Widerlegungen.
Es lag klar auf der Hand, [italics] warum [/italics] Hitler und Goebbels diese „Kraft durch Furcht“ - Propaganda machten. Sie setze in dem Augenblick ein, als Churchill und Roosevelt erklärten, dass diesem Augenblick bekamen es Hitler, Goebbels & Co. mit der Angst zu tun, und seither sind sie aufe [part of word indecipherable] äusserste daran interessiert, diese Angst möglichst zu verteilen.
„Der Verlust dieses Krieges würde ohnehin unser Ende bedeuten“, sagte Hitler am 26. April 1942 im Reichstag – und damit hatte er vollkommen recht, wenn er mit „unser“ Ende das Ende der Nazibrecher meinte, die da im Reichstag versammelt sassen. Aber tausend Nazibonzen, wenn sie auch sehr laut singen und brüllen können, sind ein bisschen zu wenig, um die Millionenheere der Vereinten
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Nationen aufzuhalten. Dazu müssen Millionen unschuldiger junger Deutscher heran, für die er unausweichliche Verlust des Krieges keineswegs das Ende bedeutet. Und damit ihr Kanonenfutter willig weiter für die Naziverbrecher in den Tod geht, müssen sie ihm einreden, England wolle das deutsche Volk ausrotten. Es ist sonnenklar, wensichtbar um den Hals tragen.
Hitler und Goebbels müssen das selbst allmählich gemerkt haben, lutig bund deswegen versuchen sie jetzt eine neue Tour. Jetzt ist ihre letzte verzweifelte Absicht, noch schnell so viel Mitschuldige wie möglich um sich zu versammeln, womöglich das ganze deutsche Volk noch schnell vor Toresschluss [italics] wirklich [/italics] den Rückweg in ein anständiges, normales Leben abzuschneiden. Und damit wird die Sache allerdings sehr ernst. Jetzt müssen wir selber eine Warnungstafel anbringen:

Vorsicht! Hochspannung! Lebensgefahr!
Jeder sollte deswegen das Folgende sehr genau lesen. Es geht jeden an.
Uns ist schon immer bei der Hitler 'schen „Kraft durch Furcht“ - Propaganda das alte deutsche Sprichwort eingefallen, das da sagt: „ Man sieht unter keiner Hecke nach, unter der man nicht selber gelegen hat.“ Die scheusslichen Absichten, welche die Naziverbrecher uns andichteten – Massenverschleppung. Trennung von Eltern und Kindern, Aushungerung, Versklavung. Geiselmord, Sterilisierung – die entsprangen ja leider nicht nur einer verdorbenen Phantasie. Das waren ja genau die Untaten, die diese Verbrecher in den besetzten Ländern und sogar in Deutschland selbst Tag für Tag begingen. Wer verschleppt denn Millionen von Menschen aus ganz Europa in die Zwangsarbeit? Wer schleppt Polen und Russen in die Sklaverei, wer stellt in Holland, Frankreich, und Serbien unschuldige Geiseln an die Wand, wer hat die Greuel der Sterilisierungs – und Folterkammern eingeführt? Diese Verbrecher projizieren nur in die auf deutsche Zukunft, was sie selber jeden Tag zu grausiger europäischer Gegenwart machen. Das schlechte Gewissen spricht aus ihnen - und woran sie appellieren, ist das heimliche schlecht Gewissen das deutschen Volkes.
Jetzt gehen sie noch einen Schritt weiter. Sie sind dabei, ein ganzes Volk umzubringen; die Juden. Und ihre Rechnung dabei ist , eine so ungeheuerliche Blutschuld auf deutschen Namen zu laden und den Kreis der Schuldigen so auszudehnen, dass sie Sieger keinen Unterschied mehr zwischen Schuldigen und Unschuldigen machen können.
Dann erklären wir: Wir werden diesen Unterschied aufrechterhalten, auch jetzt. Aber mache sich keiner etwas vor! Glaube keiner, er könne in der ungeheuren Masse der Schuldigen untertauchen! Diesem Verbrechen wird nachgegangen, und jeder, der seine Finger darin hat, wird dafür zu büssen haben. Die Zahl seiner Mitschuldigen wird ihn nicht schützen. Wir haben bisher mit ein paar tausend Mördern gerechnet, die zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Wenn es jetzt zehntausend wenn es hunderttausend werden: es wird keinem von ihnen etwas helfen. Keiner, der mordet oder beim morden hilft, wird seiner Strafe entgehen. Ausreden werden nicht angenommen. Darum rufen wir in letzter Minute: Hände weg! Jeder einzelne muss jetzt für sich selbst darüber entscheiden, ob er das Schicksal der Naziverbrecher teilen will oder nicht. Es wird Buch geführt.
Und noch etwas. Die Welt blickt augenblicklich so gespannt wie noch nie auf das deutsche Volk als Ganzes. Ist unter diesen 80 Millionen keiner, der aufsteht und Halt ruft, wenn im Namen seines Volkes das furchtbarste Verbrechen der Weltgeschichte begangen wird? Keiner, der die Ehre seines Volkes hoher stellt als seine private Sicherheit? Wenn es so wäre, würde sich das deutsche Volk das Volk abgelegt worden ist. [tear in paper, characters unreadable] die Welt wurde ihre Schlüsse daraus ziehen [tear in paper, characters unreadable]
Das hat nichts mit dem Krieg zu tun. Den Krieg werden wir gewinnen, ob ihr die Juden umbringt oder nicht. Es hat auch nichts mit dem gerichtlichen Nachspiel zu tun, das dieser Untat folgen und die Schuldigen erbarmungslos Treffen wird – [italics] nur [/italics] die Schuldigen und [italics] alle [/italics] Schuldigen. Aber es hat etwas mit der Rolle zu tun, die künftige Deutschland in der Welt wird spielen dürfen. Wir werden Deutschland nicht versklaven und aushungern, wir werden keine deutschen Kinder verschleppen und keine deutschen Männer sterilisieren – auch jetzt nicht. Deutschland wird leben. Aber wenn es sich in ehrloser Stumpfheit und Gleichgültigkeit mit dem Makel abfindet, mit dem die Naziverbrecher es jetzt besudeln, dann fallt es selbst die Entscheidung darüber [italics] wie [/italics]es leben wird: in Schande und Verachtung.

[short line]

GEMAINESAME SACHE?
Verhungert
[italics] Kinderschicksal im Ghetto von Warschau [italics]
Ein ähnliches Los ist vielen tausend Kindern judäischer Eltern aus Deutschland und den besetzten Ländern beschieden. Allein in Frankreich wurden 4000 Kinder ihren Eltern entrissen und nach dem Osten verschleppt: ihre Ausweispapiere wurden von der Gestapo vernichtet, damit, wenn sie durch ein Wunder den Mordmethoden der der Nazis entgehen sollten, ihre Identität nie wieder hergestellt werden könne.
Mit kaltem Blut werden Hunderttausende unschuldiger Männer, Frauen und Kinder planmässig ausgerottet, nachdem sie vorher versklavt, ausgeplündert und ausgehungert worden sind. Die Nazis begehen das furchtbarste Verbrechen der Menschheitsgeschichte und machen das deutsche Volk, das davon weiss und es schweigend duldet, mitverantwortlich. „Wir, die Führung, und das deutsche Volk haben gemeinsame Sache gemacht“, sagt Goebbels. So will die Führung ihre ihre ungeheuerliche Schuld auf das ganze deutsche Volk abwälzen!
[photograph of a man holding a dead or severly emaciated child]
5utung
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DIE NAZIS UND DAS DEUTSCHE VOLK
[italics] Aus dem amtlichen Hansard-Bericht über die Deutschland-Debatte im englischen Oberhaus am 10. März 1943
Gegenstand der Aussprache war folgender Antrag des Bischofs von Chichester, Dr. Bell: [/italics]
„Unter Hinweis auf die Äusserung Stalins in seiner Rede vom 6. November 1942, ,es sei nichte werde zerstört werden‘ wird die Frage gestellt, ob die britische Regierung bei ihren Kriegszielen die gleiche Unterscheidung zwischen Deutschland und dem Hitlerstaat mache.“

[italics] Der Bischof führte im einzelnen aus: [/italics]
„Zur Vermeidung jedes Missverständnisses möchte ich vorweg erklären, dass ich von der Notwendigkeit, die gegenwärtige deutsche Kriegsmaschine völlig und endgültig zu zerstören, ebenso durchdrungen bin wie jeder andere. Aber meine Frage ist von Bedeutung für die europäische Ordnung nach dem Kriege. Dabei ist wichtig, zwischen dem Hitlerstaat und dem deutschen Volk für die Zeit vor, in und nach dem Krieg zu unterscheiden.
Ich beginne mit der Vorkriegszeit. Ich war am 30. Januar 1933 zufällig in Berlin. Beinahe sofort setzen die Morde und die Verschleppungen in Konzentrationslager ein. Die Leute, die die Macht ergriffen, waren zumeist Verbrecher, und je mehr Hitler und seine Gangstergesellschaft die Macht in die Hand bekamen, desto ärger wurde der Terror. Ich kann das deutsche Volk als Ganzes nicht von der Schuld lossprechen, die Naziherrschaft angenommen zu haben, aber meine Anklage richtet sich vor allem gegen gewisse einflussreiche antidemokratische Kräfte in Kreisen des Militärs und der Industrie; sie haben ihr Land aus selbstsüchtigen Beweggründen verraten.
Trotzdem: Weite Schichten des deutschen Volkes weigerten sich, das Knie vor dem Götzen zu beugen. Ehre den Juden und den nichtarischen Christen! Übrigens: Beweist nicht die Behandlung der Juden durch die Nazis an sich schon, dass Hitlerstaat und deutsches Volk zwei verschiedene Begriffe sind? Welche deutsche Regierung, welche deutsche Organisation hat jemals Millionen von Juden gemartert und gemordet wie die Nazis? Aber ich will von den sogenannten „arischen“ Deutschen sprechen, Kommunisten. Sozialisten, Liberalen und anderen anständigen Menschen, die wegen ihres Widerstandes zu leiden hatten. Hunderttausende von ,Ariern‘ wurden ins Konzentrationslager geworfen, Tausende hingerichtet, vielen Tausenden sogenannter arischer Familien wurden Urnen mit der Asche ihrer nächsten Angehörigen zynisch ins Haus geschickt, und Hunderttausende, ja vielleicht Millionen leben in Nazideutschland unter ständigem Verdacht.
Die entschiedenste und lauteste Opposition kam von den beiden christlichen Kirchen. Die ganze Welt ehrt Männer wie Martin Niemöller und Kardinal Faulhaber und ihre Amtsbrüder. Die ganze Welt ist überzeugt, dass die Nazis Zerstörer des Christentums und Feinde Gottes sind. In einem totalitären Staat lasst sich die Bedeutung von Predigten wie die des Kardinals Faulhaber, des evangelischen Bischofs von Württemberg, Wurm, des Bischofs Bornewasser, die Erklärung der katholischen Bischofskonferenz von Fulda über die Menschenrechte kaum überschätzen, ganz zu schweigen von den drei grossartigen Predigten des Bischofs von Münster, Graf Galen. Diese und der Hirtenbrief des Bischofs von Berlin, Graf Preysing, in dem die Naziherrschaft verurteilt und dem Volk das den Juden angetane furchtbare Unrecht vor Augen geführt verurteilt und dem Volk das den Juden angetane furchtbare Unrecht vor Augen geführt wird, gehen überall in Deutschland herum und werden gelesen wie keine andere Druckschrift.
Kein zweifel: Hitler nimmt diese Opposition ernst. Das zeigen die von ihm getroffenen Vorsichtsmassnahmen. Er weiss, er kann diese Opposition nur versöhnen, wenn er sie überzeugen kann, dass ihr ebenso wie ihm selbst
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von den Alliierten Vernichtung droht, dass die Alliierten zwischen Nazis und anderen Deutschen keinen Unterschied machen. Deshalb das ständige Geschrei: ,Es geht für Deutschland um Sein oder Nichtsein‘ . Deshalb stellt er sich als den einzigen Schutzwall gegen die sogenannte bolschewistische Bedrohung hin, deshalb führt er die Ausrottung der Juden in einer Form durch, die Deutschland als Ganzes in die Folgen dieses Verbrechens verstricken soll.
Wir müssen gerade die entgegengesetzte Politik verfolgen. Hitler sagt den Deutschen: ,Ich allein stehe zwischen Euch und der Vernichtung.‘ Wir sollten sagen: ,Beseitigt Hitler und Ihr seid gerettet. Russland will Euch nicht vernichten, Amerika will es nicht. England will es nicht, es will das deutsche Volk nicht mit Nazis identifizieren.‘
Diese Unterscheidung zwischen dem Hitlerstaat und dem deutschen Volk ist besonders wichtig für die Zukunft Europas. Unser Banner der Freiheit, der Demokratie und der Christlichen Kultur, das Banner des Kampfes gegen Gewaltherrschaft, Versklavung und Barbarei. Es gibt nur eine Wahl zwischen einem Hitlerreich, das ganz Europa umfasst, und der Herrschaft der Freiheit in ganz Europa. Wir müssen Deutschland und Europa von Hitlers Herrschaft befreien und damit beiden einen unschätzbaren Dienst erweisen.“

[italics] Lord Faringdon: [/italics]
„Ich glaube, wir in England neigen allzuleicht dazu, das von Hitler und der Deutschen Propaganda verbreitete Märchen zu glauben, dass nämlich Deutschland ein völlig einiges Land sei, einmütig beseelt von einem, um Hitlers zu gebrauchen, fanatischen Siegeswillen. Die Deutschen sind nicht all Fanatiker. Es gibt Zweifler, ja es gibt Ketzer unter ihnen. Es gibt eine starke Opposition gegen das Regime in Deutschland trotz riesigen Unterdrückungsapparats, trotz der ungeheuren Anstrengungen der Propaganda im Inneren, beides an sich schon ein Beweis für das Bestehen einer Opposition.
Goebbels sagt: ,Was steht dem deutschen Volk bevor, wenn wir den Kampf aufgeben? Ob einer dann sagt, er sei Demokrat, Plutokrat, Sozialist, Kommunist oder Nazi es ist alles ein und dasselbe.‘ Ich appelliere an die Regierung, eine Erklärung abzugeben, die zeigt, dass nicht alles ein und dasselbe ist.“
[italics] Lord Vanisttart: [/italics] „Ich stimme mit dem Bischof von Chichester in soweit überein, als nicht den Wunsche hege, da Deutschland zerstört werde. Ich wünsche nur, ebenso wie Hunderte von Millionen anderer vernünftige Leute, das Deutschland als militaristische Macht völlig und für immer zerstört werde, und ich wünsche ferner das allen deutschen Ansprüchen, Quertreibereien und Bemühungen, die auf die Erringung der wirtschaftlichen Vorherrschaft in Europa abzielen, für immer ein Ende gemacht werde; denn nur ein anderer Weg zu Deutschlands unerträglichem Gewaltregime. Mit diesen kleinen Vorbehalten bin ich mit der Erhaltung Deutschlands durchaus einverstanden, mit der Massgabe, dass es ein völlig anderes Deutschland sein soll, ein Deutschland, das weder in Form. Inhalt oder Wesen dem Zweiten oder Dritten Reich gleicht, die so namenlos Unglück über Menschheit gebracht haben.
Im letzten Krieg erhob sich in Deutschland kaum eine Stimme gegen die abscheuliche Versklavungspolitik, die damals von den deutschen Gewalthabern verfolgt wurde. In diesem Krieg lässt sich kaum eine Stimme gegen dieselbe Politik abscheulicher Versklavung vernehmen, die in weit grösserem Umfang betrieben wird. Aber diesmal wird hoffentlich niemand hinters Licht geführt werden, wenn die Deutschen zu jammern beginnen, weil sie wieder verloren haben. Stalins Erklärung an das deutsche Volk war fair, aber kaum ein Deutscher ist übergelaufen. Im Gegenteil sie haben weiter der Russen immer schonungsloser hingemetzelt und versklavt. Immerhin haben Stalin und sein Volk etwas erkannt: dass man nämlich die Deutschen schlagen muss, um sie zu zivilisieren, und das besorgen die Russen sehr schön. Ich hoffe, wir werden das im Laufe dieses Jahres ebenso machen und
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ich wurde keinen Augenblick überrascht sein, wenn wir etwa Ende 1944 plötzlich erfahren würden, – hoffentlich ohne es zu glauben – dass 101% der deutschen Bevölkerung immer schon 101% ige Nazigegner waren.
In Sowjetrussland macht man sich nichts vor über Deutschland. Dort lässt man nicht die Deutschlandschwärmer fröhlich walten, dort hat man auch kein grosses Verständnis für die angloamerikanische Klasse der Unbelehrbaren. Deshalb hoffe ich, dass die Regierung bei der Beantwortung des Antrages ihre Worte wagen wird. Jedenfalls, wenn die jetzige oder irgend eine andere Regierung, auch eine amerikanische oder russische Regierung, Deutschland nur ein Quentchen der Machtmittel belässt, mit denen es die Jugend Welt ein drittes Mal durch diese Hölle und Schlachthöfe schliefen kann, wenn Blindheit den Deutschen zum dritten Mal die geringste Chance geben sollte, nach den gebrochenen Herzen des Alters zu greifen, dann hoffe ich bei Gott, dass es eine allgemeine Revolution gibt, und ich würde der Erste sein, , der sich ihr anschliesst.“
[italics] Lord Lang of Lambeth* [footnote below]: [/italics] „ Geschichtlich betrachtet, lässt sich nicht übersehen,was Lord Vanisttart so andauernd betont: dass nämlich die preussisch-deutsche Neigung, sich durchzusetzen und andere Völker anzugreifen, in einem Jahrhundert Europa in vier grosse Kriege gestürzt hat. Man kann nicht sagen, dass in all diesen Fällen nur die deutschen Machthaber verantwortlich gewesen seien. Sie müssen von der überwältigenden Masse der deutschen öffentlichen Meinung getragen worden sein.
Man kann es kaum fassen, wie ein grosses und hochbegabtes Volk oder ein grosser Teil dieses Volkes sich im 20. Jahrhundert so verunehren kann, dass es sagt: mein Gott soll das Böse sein. Gewiss muss das deutsche Volk als Ganzes die Folgen seines Verhaltens und seiner Politik auf sehr lange Zeit auf sich nehmen. Aber hier möchte ich eins betonen: die innere Umkehr Deutschlands, die eintreten muss, bevor es als guter Nachbar seinen Platz in einer friedliebenden Welt einnehmen kann, muss aus Deutschland selbst kommen. Sie kann nicht von aussen auferlegt werden. Man
[footnote] * früherer Erzbischof von Canterbury

Es gibt solche Deutsche. Der Bischof von Chichester hat das gezeigt, und er hat gezeigt, dass sie zahlreicher und stärker sind, als wir angenommen haben. Aber warum sind die dann so stumm? Es gibt dafür mancherlei Grunde. Zum Beispiel Unwissenheit. Ich war überrascht, als ich erfuhr, wie wenig viele Deutsche von dem wissen, was im deutschen Namen von der Deutschen Armee undeutschen Vertretern in den verschiedensten Ländern verübt wird. Wir dürfen nicht vergessen, dass in Deutschland nur das allgemein bekannt ist, was eine äusserst geschickte und verlogene Propaganda das Volk wissen lasst. Dann die Furcht: die Angst vor der allgegenwärtigen Gestapo. Und vor allem eines: die Deutschen, auch die erbittertsten Gegner der Nazis, hören immer wieder von ihrer Propaganda, die Vereinten Nationen wollten das Deutsche Reich zerstückeln und das deutsche Volk in Acht und Bann erklären. Infolgedessen sagen sie sich: ,In diesem Krieg geht es um unsere Existenz. Es gibt nur eine Regierung, und wir müssen uns hinter sie stellen‘.
Wenn dieser Krieg vorbei ist, wer soll dann Deutschland vor Anarchie und Chaos bewahren? Unsere Truppen und die der Vereinten Nationen können nicht in Deutschland herumsitzen, bis die Dinge wieder normal sind. Wer soll das deutsche Volk nach dem Waffen stillstand und Friedensschluss fuhren? Nur die Deutschen die bereit sind, der Naziherrschaft ein Ende zu machen Deshalb sollten wir an Stalins Unterscheidung nicht vorbeigehen, und ich hoffe, die Regierung wird bereit sein, sie sich zu eigen zu machen.“

[Italics] Viscount Cecil of Chelwood:[/italics] „Es handelt sich um zwei fragen: Gibt es Deutsche, die keine Nazis sind, und welche Politik wollen wir ihnen gegenüber betrieben? Ich weiss, Lord Vansittart hat zwar oft erklärt, dass es nach seiner Überzeugung keinen Deutschen gebe, der nicht ein Anhänger der Hitlerregierung sei, aber alle Anzeichen sprechen für das Gegenteil. Ich verweise nur auf die Haltung der deutschen Bischöfe und andere führender Männer auf religiösem Gebiet. Es musse eine erhebliche Zahl von Nazigegnern in Deutschland
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vorhanden ein. Wenn sie sich nicht als solche bekannt haben, so ist das zum Teil auf die ausserordenlichte Schwierigkeit zurückzuführen, mit denen unter modernen Verhältnissen jede Opposition in einem tyrannische regierten Land zu kämpfe Grund liegt in der n hat. Ein weiterer Grund liegt in der Vorliebe der Deutschen für das, was sie eine starke Regierung nennen. Obwohl den Deutschen viel von dem, was die Nazis tun, missfällt, gehorchen sie doch der Regierung, und es erscheint mir ausserordentlich zweifelhaft, ob wir so etwas wie einen Aufstand in Deutschland erleben werden, bevor wir nicht ein viel späteres Stadium des Krieges erreicht haben.
Es sind verschiedene für die Behandlung der Deutschen nach dem Kriege gemacht worden: lange dauernde Besetzung, Aufteilung Deutschlands in eine Reihe von Staaten, usw. Ich kann mich damit nicht einverstanden erklären. Was not tut, ist eine Neuerziehung Deutschlands. Aber diese Neuerziehung können nur die Deutschen selbst durchfuhren; wir können da sehr wenig unternehmen.
Ich stimme Lord Lang durchaus zu, wenn er die Entwaffnung Deutschlands fordert. Deutschland darf nicht eher wieder Waffen erhalten, bevor es sich nicht von der Lehre, auf der der Nazismus letztlich beruht, losgesagt hat.“

[Italics] Der Earl von Onslow:[/italics] „Ich bin ebenfalls der Meinung, dass niemand Deutschland zerstören will. Ich verstehe überhaupt nicht nicht, was das heissen soll. Wir brauchen uns darüber gar nicht zu unterhalten, denn es ist, wie Stalin sagt, Unmöglichkeit. Wenn Deutschland völlig geschlagen ist wird Hitler von der Bildfläche verschwunden sein, wie die Hohenzollern im letzten Krieg. Aber während das Hitlertum geht, bleibt das Preussentum, und es gibt nur ein Mittel, die Deutsche Sucht nach Angriff, Eroberung, Herrschaft und Ausbreitung zu heilen: den Deutschen jede Möglichkeit zu weiteren Angriffen zu nehmen.“

[Italics] Der Earl von Onslow*:[/italics] „Mir scheint, in zwei Fragen herrscht völlige Einmütigkeit: Die Deutschen die Verbrecherische Handlungen begangen haben, müssen bestraft werden, und Deutschland darf nie wieder die
* der frühere Sir Eric Drummond, Generalsekretär des Völkerbunds.
Möglichkeit haben, andere Staaten anzugreifen. , erhofft hatten, sondern auch, weil der Friede gewahrt blieb.Wenn es sich aber um die Frage handelt, wie dieses zweite Problem angepackt werden soll, dann scheiden sich die Geister. Es gibt Leute, dir glauben, dass nahezu jeder Deutsche den Krieg dem Frieden vorzieht. Ich halte diese Auffassung für falsch. Das Münchener Abkommen ist in Deutschland freudig aufgenommen worden, nicht nur, weil Hitler und die Deutschen so gut wie alles bekamen, was sie sich erhofft hatten, sondern auch, weil der Friede gewahrt blieb.
Es muss in Deutschland eine Menge Menschen geben, die gegen den Krieg sind. Ich muss dabei allerdings die militärische Clique ausnehmen, die nach meiner Meinung der Untergrund alles Bösen in Deutschland ist, ebenso wie die Gestapo und, ich fürchte, auch die deutsche Jugend. Das rührt an ein sehr schwieriges Problem. Wir müssen die Irrlehre ausrotten und irgendwie die Jugend neu erziehen, aber nicht nur die Jugend, sondern auch den Durchschnittsdeutschen. Er muss lernen, dass er die Politik nicht den Fachleuten überlassen darf. Ich glaube, es war einer der grossen Mängel im Deutschland vor Hitler, dass man alles den Fachleuten überliess, um sich von ihnen regieren und gängeln zu lassen. Der Durchschnittsdeutschen war politisch ungebildet, und dieser Mangel muss in Zukunft beseitigt werden.“

[Italics] Der Lordkanzler, Viscount Simon:[/italics] „Die von dem Bischof von Chichester gestellte Frage erheischt eine klare und einfache Antwort. Hier ist sie:,
Wir haben die eindrucksvolle Rede Stalins vom 6. November vorigen Jahres als einen wichtigen Beitrag zu einer Verständigung unter den Verbündeten begrüsst, und ich glaube, der Bischof hat gut daran getan, unsere Aufmerksamkeit auf diese russische Erklärung gerade jetzt hinzulenken, da die deutsche Propaganda wieder einmal die greuliche Leiche, genannt bolschewistische Gefahr, ausgräbt und diesem Schreckgespenst neues Leben einzuhauchen versucht.
Seit den ersten Kriegswochen hat die britische Regierung ihre Stellung klar dargelegt. Sie hat wiederholt feierlich erklärt, dass ein Friede mit den gegenwärtigen Nazigewalthabern in Deutschland völlig undenkbar ist. Wie unsere russischen Verbündeten sind wir
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jetzt und in Zukunft fest davon überzeugt, dass das Fundament eines dauernden Friedens erst gelegt, werden kann, wenn die Naziherrschaft für immer zerstört ist und alle Kriegsverbrecher – ich komme hierauf noch zurück – gebührend und schwer bestraft sind.
Ich erklär nunmehr in Namen der britischen Regierung:
Wir sind mit Stalin darin einig, dass
1. der Hitlerstaat zerstört werden muss, und
2. das ganze deutsche Volk dadurch nicht, wie Goebbels es glauben machen will, zum Untergang beiden verurteilt ist.
Ich gebe diesen beiden Feststellungen das gleiche Gewicht, die gleiche Klarheit, die gleiche Festigkeit. Und ich begrüsse die Gelegenheit, diese beiden Erklärungen im Namen der Regierung mit gleichem Nachdruck erneut abzugeben.
Ich möchte nun diese Sätze etwas näher erläutern. Lord Onslow hat soeben erklärt, - und ich stimme ihm darin rückhaltlos zu – es könne leicht der Fall eintreten, dass Hitler geht und das Preussentum bleibt. Ich möchte nicht, das der Ausdruck „Hitlerstaat“ bei irgend jemandem den Eindruck erweckt, wir hätten diese Seite des Problems übersehen. Ich erinnere nur Churchills Erklärung vom 10. November 1941: ,Die Britische Regierung wird niemals in Verhandlung mit Hitler onvergeltungsmassnamhender irgend einer Partei in Deutschland treten, die das Naziregime vertritt‘. Darin sind wir alle einig.
Zweitens – und ich hoffe, ich wähle hier meine Worte genau und sorgsam -: Es besteht keine Aussicht auf Beendigung dieses Krieges, ehe nicht diese Regime restlos gestürzt und die deutsche Armee besiegt und geschlagen ist. Das ist nach meiner Meinung die Bedeutung der in Casablanca verkündeten bedingungslosen Kapitulation. Das ist nicht nur unser Entschluss, es ist auch der Entschluss aller unserer Verbündeten.
Ein Wort zur Entwaffnung Deutschlands. Unser Aussenminister hat vor kurzem im Namen der Regierung erklärt, Deutschland muss entwaffnet und es muss ihm unmöglich gemacht werden, wieder aufzurüsten und den Kampf zur Unterwerfung friedlicher Nationen wieder aufzunehmen. Und er hat hinzugefügt: ,Ebenso wichtig ist, dass Deutschland nicht durch wirtschaftlichen Zusammenbruch zu einer Gefahrenquelle für seine Nachbarn und die Welt wird.‘
Nun zur Bestrafung der Kriegsverbrecher. Wir werden natürlich alles tun, was in unseren Kräften steht, um diese zu sichern. Die von den Nazis und ihren willigen Werkzeugen gegen wehrlose, unschuldige Menschen verübte Massenbarbarei, die Massenhinrichtungen von Zivilpersonen jeden Alters und Geschlechts, die Ruchlosigkeit der Gestapo, die planmässige Ausrottung der jüdischen Gemeinschaft haben den deutschen Namen für immer entehrt und schreien laut nach Sühne. Ich mochte es jedoch vor aller Welt klar aussprechen, dass wir Briten niemals versuchen werden, durch Massenvergeltungsmassnahmen, die sich gegen das gesamte deutsche Volk richten. Rache zu üben. Unsere Methoden werden die der Gerechtigkeit sein. Das ist bereits von Präsident Roosevelt und der britischen Regierung im Oktober vorigen Jahres erklärt worden.
Und noch etwas. Wir verstehen und ,Schuldigen‘ nicht nur die hochgestellten, dass nach dem Siege en Personen, die diese ungeheuerlichen Verbrechen anstiften und anordnen, sondern auch alle, die in kaltblütiger Roheit dabei mitwirken und an ihrer Ausführung verantwortlich beteiligt sind.
Nun wende ich mich zu der an

]dern Frage. Ich möchte das Haus an einen Artikel der Atlantik-Charter erinnern. Die Atlantik-Charter ist eine einseitige feierliche Erklärung, abgegeben von dem Vereinigten Staaten und uns, der andere Mitglieder der Vereinten Nationen sind. Die Atlantik-Charter sagt, dass die unterzeichneten Mächte darauf ,hinwirken werden, allen Staaten, grossen und kleinen, Seigern und Besiegten, unter gleichen Bedingungen Zutritt zum Welthandel und zu den Rohstoffen der Erde zu gewähren, die für ihren wirtschaftlichen Wohlstand notwendig sind‘.
Damit wird endgültig die Annahme zurückgewiesen, dass nach dem Siege einzelne Völker durch wirtschaftliche Nöte ins Elend gestossen werden sollen. Das ist nicht nur eine Sache der Grossmut, sondern der Klugheit und staatsmännischen Weisheit.
Unser Ziel ist der Sieg über die gesamte deutsche Wehrmacht, einschliesslich der S.S. und Gestapo und die Entwaffnung Deutschlands, die Vernichtung der deutschen Rasse, die Rückkehr
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zum Chaos. Ich weise diese Behauptung Goebbels' im Namen der britischen Regierung ausdrücklich zurück. Aber ich möchte eines hinzufügen. Das deutsche Volk muss wählen, welchen Weg es einschlagen will. Jedes Volk muss die Verantwortung für die Form von Regierung übernehmen, die in seinem Land, unter seinen Augen aufkommt gleichviel mit was für raffinierten Mitteln. Und hier möchte ich auf einen Unterschied hinweisen: es gibt nicht ein einziges unter den von Deutschland überrannten und so schauerlich unterdrückten Ländern, in dem nicht tapfere Männer aufgestanden sind und die ganze Ruchlosigkeit dieses Vorgehens öffentlich gebrandmarkt haben, gleichviel, was sie dabei aufs Spiel setzten. Ich wünschte, es hätten sich in Deutschland mehr Regungen dieser Art gezeigt.
Meine Erklärung stellt, zusammen mit früheren Äusserungen der Regierung, völlig klar, dass wir nicht darauf ausgehen, Deutschland seinen Platz im künftigen Europa vorzuenthalten. Aber je länger das deutsche Volk die Naziherrschaft duldet, desto grösser wird seine Verantwortung für die Verbrechen, die das Regime in seinem Namen begeht. Das deutsche Volk kann sich nur selbst retten,, es muss erkennen: seine einzige Hoffnung heisst Sturz der Nazis und endgültiger Verzicht auf den ungeheuerlichen Anspruch, das Herrenvolk der Welt sein zu wollen.
Die Deutschen müssten ein törichtes Volk sein, wenn sie nicht die Verlogenheit der Goebbelspropaganda durchschauten, die ihnen einreden will , sie hätten gar keine andre Wahl, als Hitler und die Nazis zu unterstützen. Die Frage ist also: Wird das Deutsche Volk begreifen, bevor es zu spät ist, dass das ihm drohende Geschick nur durch den Sturz des Hitlerregimes gemildert werden kann und durch die Preisgabe der Irrlehre, gegen die alle freien Menschen der Welt in diesem Befreiungskrieg bis zum letzten Atemzug kämpfen werden?“
[italics] Der Bischof von Chichester erklärte die Antwort der Regierung für befriedigen [/italics]
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Die Führenden Staatsmänner der Vereinten Nationen erklären:
Gerechte Strafe für die Schuldigen
Keine Rache am deutschen Volk

WINSTON S. CHURCHILL:
[italics] „Sühne für die Verbrechen der Nazi im besetzen Europa gehört fortan zu den Hauptzielen de Krieges.“
„Die Vernichtung der Nazimacht wird allen Völkern Europas – einschliesslich Deutschen und Österreichern – Brot, Freiheit und Frieden bringen.“ [/italics]

FRANKLIN D. ROOSEVELT:
[italics] „Den schuldbeladenen, barbarische Führern der Achsenländer werden wir ihre Strafe nach vollem Maass zumessen.“
„In dieser Frage gibt es kein Zugeständnis. Aber dem einfachen Mann in den Staaten der Achse werden wir kein Haar krümmen.“[/italics]

JOSEF STALIN:
[italics] „Wir wissen, wer diese Untaten begangen hat, Zehntausende kennen die Namen derer, von denen sie gefoltert wurden. Die Henker sollen es sich gesagt sein lassen: es gibt für sie kein Entkommen. Sie werden für jedes ihrer Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden.“
„Hitlers Klüngel mit dem deutschen Volk oder dem deutsch Staat gleichzusetzen, ist lächerlich. Die Geschichte lehrt, das die Hitler kommen und gehen, aber das deutsche Volk und der deutsche Staat bleiben.“[/italics]
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[italics] Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Amerika [/italics]
HENRY A. WALLACE
DEUTSCHTUM UND PREUSSENTUM
[italics] (Auszug aus einer um 9. März 1943 gehaltenen Rede) [/italics]
Seit 80 Jahren ist Preussen der erklärte Vertreter der Lehre von der Notwendigkeit und Heiligkeit des Krieges. Totaler Krieg und Allmacht des Staates sind preussiches Ideale, die von Historikern und Philosophen gelehrt und von den Staatsmännern brutal und betrügerisch in die Tat umgesetzt wurden.
Die freiheitlich gesinnte Kultur des alten Deutschlands ist seit dem Jahre 1848 in der Anbetung von Macht und Gewalt unter gegangen. Nach dem Scheitern der 48er Revolution sind die Vorfahren vieler deutschstämmiger Amerikaner in die Vereinigten Staaten ausgewandert: ihre Kinder und Kindeskinder gehören zu unsern besten Mitbürgern, sie tun patriotisch und ehrenhaft ihre in diesem Kampf um die Freiheit. Seit damals hat Deutschland unter Bismarck, Wilhelm II, und Hitler fünf Angriffskriege entfesselt. Und das Ergebnis? In diesen letzten 30 Jahren hat der Geist des Preussentums 20 Millionen Menschenleben zum Opfer gefordert, mindestens 10 Millionen haben ihre gesunden Glieder eingebüsst, und die Völker der Erde waren gezwungen, hunderte von Milliarden für das Werk der Zerstörung, des Hasses und des Todes zu vergeuden.
Von Natur sind die Deutschen nicht besser noch schlechter als Engländer, Amerikaner, Schweden, Polen oder Russen. Aber die preussische Tradition des letzten Jahrhunderts und besonders die Nazi-Erziehung des letzten Jahrzehnts hat einen so ungeheuerlichen und gefährlichen Seelenzustand geschaffen, dass es unbedingt notwendig ist, über das deutsche Erziehungswesen nach dem Krieg eine gewisse Aufsicht auszuüben.
Denn Hitler hat, ganz so, wie er die preussische Militärtradition zum Gangstertum umgeformt hat,sich auch des deutschen Erziehungssystems bemächtigt, um der Jugend den Glauben einzuimpfen, dass es nicht auf den Einzelmenschen, sondern nur auf den Staat ankomme, und dass sich jeder willig für Führer und Nation opfern lassen müsse. Den jungen Menschen wird – vom Kindergarten-alter an – das sogenannte Führerprinzip beigebracht; dass der Kampf zwischen Schwachen und Starken naturgesetzlich sei, und dass die angeblich „dekadenten“ Demokratien vor der überlegenen Kraft der Nazi-Elite glatt zusammenbrechen müssten.
Die deutschen Jungen und Mädchen werden gedrillt. Hitler als ein übermenschliches Wesen zu verehren und anzubeten. Diese systematische Entwürdigung von Millionen kann nicht von heut auf morgen wiedergutgemacht werden, aber die Vereinten Nationen müssen mit dem Problem, so schwierig es ist, fertig werden, wenn ihr Sieg mehr eintragen soll als eine kurze Atempause, bevor wieder ein preussischer Überfall auf die Welt unternommen wird.
Es ist jedoch nicht Sache der Vereinten Nationen, vorzuschreiben, was die deutschen Schulen in Zukunft lehren sollen: auch wollen wir uns nicht einer hitlerischen Orgie von Bücherverbrennungen schuldig machen. Eines aber ist für den Frieden der Welt unumgänglich: dass de Ungeist des Preussentums und Hitlertums aus den Schulen verschwindet. Es gibt genug deutsche Gelehrte, die dafür sorgen werden, dass im Unterricht der Geist der echten deutschen Kultur herrsche, und die das deutsche Volk dafür gewinnen können, die Grundrechte der Einzelperson ebenso wichtig zu nehmen wie die Pflichten gegen den Staat.
Zweifellos werden Tausende junger Deutscher, zutiefst enttäuscht von den ihnen aufgepfropften Ideen, aus dem Krieg heimkehren: und Tausende von Jungen und Alten zuhause werden ebenso empfinden. Sie werden ehrlich mithelfen wollen beim Aufbau eines neuen demokratischen Deutschlands, und wir werden die Hilfe aller Deutschen brauchen, die einwandfrei beweisen können, dass sie dem Mythus der Herrenrasse nicht erlegen und dass sie aufrichtige Gegner einer Doktrin sind, die Macht vor Recht gehen lässt.
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[italics] DER ERZBISCHOF VON CANTERBURY [/italics]
NIEMÖLLER UND DIE ANDERN
[italics] In einer der deutschen protestantischen Kirchen in London fand am 14. Januar 1943 ein Gottesdienst statt, in welchem der Erzbischof von Canterbury, Dr. William Temple, Oberhaupt der englischen Staatskirche, die Predigt hielt. Der Erzbischof sprach über die Unvereinbarkeit von Christentum und Nationalsozialismus, über den tatkräftigen Widerstand der norwegischen und holländischen Christen und fuhr fort: [/italics]
„Heute denken wir besonders an die Kirche in Deutschland, denn heute ist der Geburtstag des Mannes, dessen Name zum Symbol christlicher Glaubensstärke geworden ist: Martin Niemöller.
Die Geschichte dieses heldenhaften Bekenners brauche ich hier nicht wiederzugeben; vielen von Ihnen ist sie vertrauter als mir. Aber lassen Sie mich, den Engländer, dem Gefühl der Ehrerbietung Ausdruck geben, die wir englischen Christen mit Ihnen für den deutschen Mann teilen, der inmitten der geistigen Verderbtheit Nazideutschlands aufrecht dasteht wie die Verkörperung lautern Christentums.
In ihm ehren wir auch die andern Hirten der christlichen Kirche, der katholischen wie der protestantischen, die in Deutschland für die Rechte der Christgläubigen mutig eingetreten sind.
Und doch, damit wir aus der tragischen Erfahrung unserer Tage lernen, hhirtenalte ich es gerade hier für meine Pflicht, von den Grenzen zu sprechen, die – soweit wir wissen – dem Bekennermut christlicher Deutsche gesetzt scheinen. Der Bischof von Münster und andere katholische Bischöfe haben das Verfahren gegen kirchliche Einrichtungen wie die Schliessung von Ordenshäusern in ganz Deutschland, nicht ohne Widerspruch hingenommen. Der Bischof von Württemberg hat gegen die Unterdrückung christlichen Schrifttums und gegen die drohende Abschaffung gehandelt haben.
Wir wissen zwar, wie schwer das ist. Und wir fragen uns selbst, ob wir in ihrer Lage bereit wären, unserer Staatsgewalt Widerstand zu leisten – in Christi Namen. Adergerade, weil wir stets dazu bereit sein müssen, uns zu solcher Verantwortlichkeit zu verpflichten, gerade darum bereit Kummer, dass die Christen Deutschlands diese ihr Anliegen versäumt haben. Denn was auf dem Spiel steht, ist keineswegs bloss die Erhaltung einer kirchlichen Institution, es ist die innere Kraft der christlichen Gemeinschaft, furchtlos Zeugnis abzulegen für die christliche Wahrheit.
Im Geiste dieses Zeugnisses finden die Christen der kriegsführenden Völker selbst jetzt, über alles Trennende hinweg, zu einander, und sie werden so in künftigen Tagen noch mehr tun: nicht als Engländer, Franzosen, Belgier oder Deutsche sondern in ihrem gemeinsamen Bekenntnis zu dem einen and [sic?] einzigen Christenglauben. Wir sehen mit Freuden dem Tag entgegen, da uns die Bande der Gemeinschaft wieder mit unsern Brüdern in Deutschland verknüpfen werden. Aber für sie wie für uns gilt, dass die Ebene unserer Begegnung über allen nationalen Spannungen liegen muss sie muss die Gerechtigkeit Gottes sein und sein Liebe , wie sie in Christus zu uns gekommen ist. Jeder in seinem Land muss sich dessen zuinnerst bewusst sein und vor seinen Landsleuten dafür einstehen: aber gleicher-
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weise für uns alle soll es bedeuten, dass wir das Leiden auf uns nehmen müssen, welches das Böse in dieser Welt schafft und dass wir es tragen müssen in Gemeinschaft mit Christus, einig untereinander und einig in Ihn, damit es versöhnend wirke.
Die Jahre nach dem Krieg werden für uns alle harte Jahre sein. Für das deutsche Volk werden es unausbleiblich Jahre des Schmerzes, der Demütigung, ja der seelischen Erschütterung werden. Aber das deutsche Volk weiss zu gut, dass die Wiedergeburt Deutschlands nach der Befreiung vom Übel des Dritten Reiches nicht schmerzlos vor sich gehen kann. Wenn die christliche Kirche in allen Ländern die Schmerzen der Menschen zu lindern sucht und diese Leidenszeit auf sucht nimmt als den Anteil an den Leiden Christi, der dieser Generation zugefallen ist, dann kann eine erlösende Kraft aus solchem Leiden kommen. Die Kirche wird neugestärkt daraus hervorgehen, und in der Nachfolge Christi werden wir seine Auferstehung gemeinsam verlegen.
Des etwa ist es, was Martin Niemöllers Geburtstag den Christen in England und in ganz Europa verkündet. Möge der Herr uns Ohren geben, zu hören, und den Mut, zu folgen!“

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WAHRE UND FALSCHE ORDNUNG
Wer die Rasse, oder das Volk, oder den Staat, oder die Staatsform, die Träger der Staatsgewalt oder andere Grundwerte menschlicher Gemeinschaftsgestaltung aus ihrer irdischen Wertskala herauslost, sie zur höchsten Norm aller, auch der religiösen Werte macht und sie mit Götzenkult vergöttert, der verkehrt und verfälscht die gottgeschaffene und gottbefohlene Ordnung der Dinge.
Nur oberflächliche Geister können der Irrlehre verfallen, von einem nationalen Gott, von einer nationalen Religion zu sprechen, können zu sprechen können den Wahnversuch unternehmen, Gott in die blutsmässige Enge einer einzelnen Rasse einkerkern zu wollen. Wer in sakrilegischer Verkennung der zwischen Gott und Geschöpf, zwischen dem Gottmenschen und den Menschenkindern klaffenden Wesensunterschiede irgendeinen Sterblichen neben Christus zu stellen wagt oder gar über Ihn und gegen Ihn, der muss sich sagen lassen, dass er en Wahnprophet ist, auf den das Wort der Schrift erschütternde Anwendung findet: „Der im Himmel wohnt, spottet ihrer!“
PAPST PIUS XI.
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Das deutsche Volk empfängt seine Berufung von Christus und zu Christus durch das nach der Heiligen Schrift zu verkündende Wort Gottes. Diese Verkündigung ist die Aufgabe der Kirche. Es ist nicht die Aufgabe der Kirche. Es ist nicht die Aufgabe der Kirche, dem deutschen Volk zur Erkenntnis und Erfüllung eines von der Berufung von und zu Christus verschiedenen „Berufs“ zu verhelfen. Die Kirche hat überhaupt nicht den Menschen und also auch nicht dem deutschen Volke zu dienen. Die Kirche . . . glaubt weder an einen bestimmten, also auch an den deutschen Staat, und sie glaubt an keine bestimmte, also auch an die nationalsozialistische Staatsform. Sie verkündet es auch im Dritten Reich, aber nicht unter durch das Blut und also auch nicht durch die Rasse, sondern durch den Heiligen Geist und durch die Taufe bestimmt.
KARL BARTH
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THOMAS MANN
DIE APOKALYPTISCHEN LAUSBUBEN
[italics] Der grosse deutsche Schriftsteller Thomas Mann spricht in regelmcssigen Zeitabständen zum deutschen Volk. Seine Reden werden aus Amerika von der deutschen Sendung des Londoner Rundfunks übertragen. Die folgende Botschaft sandte er im Frühling 1943.[/italics]
DEUTSCHE HÖRER!
DIE Nazis fangen an, sich mit ihrem Untergang zu beschäftigen. Sie sind dabei, ihn sich und uns allen in glühenden Farben auszumalen
Neu kann ihnen der Gedanke ihres Wiederverschwindens nicht sein. Zu Anfang ihrer Herrschaft mussten sie stark damit rechnen, dass die gesittete Welt verstehen werde, was ihr von ihnen drohte, verstehen werde, dass das keine Regierung war, sondern ein Mordgesindel, und durch gemeinsames Handeln. Ihrem Wirken rasch ein Ende setzen werde. Sie hätten damals von ihrem Falle wohl kaum viel Aufheben gemacht und nicht gedacht, der müsse einem Weltuntergang gleichkommen. Denn noch fühlten sie sich als kleine Leute, als die dreist abenteuernden Konjunkturritter der Zeit, die sie waren, und hätten sich selbst kaum gewundert, wenn ihr Unternehmen wie ein vergrösserter Kapp-Putsch verlaufen wäre. Seitdem sind sie ins Kraut geschossen, dass es ein Staunen, ist nicht zuletzt für sie selbst. Und wie sie mittlerweile von sich zu denken gelernt haben, was sie sich schuldig zu sein glauben, das zeigen die Beschreibungen, die sie im voraus von ihrem Ende geben, und die darauf berechnet sind, uns das Blut gerinnen zu lassen.
Zunächst sind es dunkle Warnungen an England und seine Verbündeten, ihnen nicht das Leben unmöglich zu machen, denn sonst werde geschehen, was niemand sich auszudenken vermöge. „Ihr Kinder der Zivilisation“, sagt Goebbels ungefähr, „habt keine Greuelphantasie und stellt Euch noch immer nicht vor, wozu wir fähig sind. Ihr kommt einfach nicht darauf, und wir verraten es unglaubwürdigerweise tun. Hütet Euch, verständigt Euch mit uns und macht Frieden, damit wir aus diesem Krieg herauskommen, den wir weiss Gott, im Begriff sind zu verlieren. Leute wie uns treibt man besser nicht zur Verzweiflung, sonst wird man etwas erleben!“
Da hilft es wohl nichts, man wird Vernunft annehmen und ihnen Europa und Afrika zur Beute lassen müssen. Mit diesen Zeitgenossen ist schwer auszukommen. Siegen sie, so werden sie mit der Welt eine Scheusslichkeit anstellen, wie sie auch noch nicht da war. Und unterliegen sie, so werden sie ebenfalls für den letzten Augenblick etwas Ungeheuerliches an Scheusslichkeit anstellen. Sie drohen, das Haus in die Luft zu sprengen. Goebbels sagt es wörtlich im „Reich“:
„Wenn je der Tag kommen sollte, wo wir gehen müssen, wenn wir eines Tages gezwungen sein sollten, von der historischen Szene abzutreten, dann werden wir die Tür hinter uns zuschmettern, dass der Erdkreis erbeben und die Menschheit starr dastehen soll vor Entsetzen.“
Ich glaube nun zwar, dass der Krach der zufallenden Tür übertönt werden wird von einem ungeheuren Pfeifkonzert des Weltauditoriums, denn etwas so Hundsmiserables wie das Spiel dieser blutigen Schmierentruppe ist noch nicht geboten worden. Aber was denken sich diese apokalyptischen Lausbuben dass sie glauben, ihr Ende müsse eine Götterdämmerung sein? Ein unglückseliges Zusammenkommen äusserer und innerer Umstände hat ihnen die Macht in die Hände gespielt, 10 Jahre lang in Deutschland und ausserhalb einen fluchtwürdigen Unfug zu treiben; und nun wollen sie Kleistische Töne anschlagen und erklären, dass eine Herrschaft wie die ihre nur mit Blut, vor de, die Sonne verdunkelt,
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zu grabe Gebracht werden solle – die Narren!
Freiheit und Menschenwürde dürfen nicht untergehen. Die Vereinigten Nationen können nicht abstehen von ihrem Ziel, die Nazigeissel zu brechen und dem deutschen Nationalismus und Rassengrössenwahn überhaupt ein Ende zu machen. Das wird geschehen, auch wenn die Nazis schreien, sie würden Schreckliches anstellen, wenn man ihnen zu nahe tritt. Die freien Völker darf ihr erpresserisches Waren und Drohen nicht rühren. Aber Ihr Deutschen sollfet darauf hören! Ihr deutschen Arbeiter und deutschen Soldaten! Es ist weit gekommen mit Deutschland und weit über das deutsche Volk, das, ohne sich je zu empören, so himmelschreiende Verbrechen in seinem Namen begehen lässt.
Den Nazis ist an Deutschland nicht das Geringste gelegen. Um ihre Haut ist es ihnen zu tun. Wollt Ihr den Unsinnigen nicht in den Arm fallen, bevor sie in letzter stunde noch all ihre Schandtaten überbieten, so dass es dem Fass den Boden ausschlagt und einen glimpflichen, vom Geist der Vorsehung bestimmen Frieden endgültig unmöglich macht?
Goebbels warnt. Die Warnung gilt dir, deutsches Volk!
[half page photo of Goebbels]
[superimposed with text]
Der apokalyptische Regisseur
führt vor:
DAS ANTLITZ DES FÜHRERS
„Hier passt das Bild vom Atlas, der die Welt auf seine Schultern nimmt.“
Goebbels zu Hitlers Geburtstag am 20. April 1943
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[full page photo of Hitler]
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„Ich habe jede Möglichkeit von vornherein einkalkuliert!“
30. Januar 1941.
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[full page photo of Hitler]
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„Der Krieg im Westen ist beendet.“
24. Juni 1940.
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„Ich spreche es erst heute aus, weil ich es erst heute aussprechen darf, dass dieser Gegner – Russland – bereits gebrochen ist und sich nie wieder erheben wird.“
3. Oktober 1941.
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„Wo der deutsche Soldat stehe, kommt kein anderer hin!“
11. Dezember 1940.
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[full page photo of Hitler]
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„Und wenn sie daher sagen: sie rücken meinetwegen in der Wüste irgendwo etwas vor – sie sind schon einigemale vorgerückt, und sie sind wieder zurückgedrückt.“
8. November 1942.
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„Wir werden ihre Städte ausradieren!“
4. September 1940.
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„Glauben Sie nur nicht, das Herz von Grimm zerfressen wird, wenn ich von diesen Luftangriffen höre.“
8. November 1942.
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[full page photo of Hitler]
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„Was die Zukunft bringt, das wissen wir nicht.“
11. Oktober 1939.
WARUM DER KRIEG
FÜR DEUTSCHLAND VERLOREN IST
„Dass Kriege, die mit der ganzen Schwere der gegenseitigen Volkskraft geführt werden, nach anderen Grundsätzen eingerichtet sein müssen als solche, wo alles nach dem Verhältnis der stehenden Heere zueinander berechnet wurde, ist leicht einzusehen.“
Clauswitz
„Unsere Kriege müssen kurz und scharf sein.“
Moltke
„Wir können unsere Chance immer nu im schärferen Hieb, niemals im längeren Atem sehen.“
Metzsch
IM Siebenjährigen Kriege war Prussen bekanntlich imstande, mit einer Einwohnerzahl von ungefähr 4 Millionen einer feindlichen Koalition standzuhalten, die über mehr als die zehnfache Menschenzahl verfügte. Also, folgert Hitler, muss es heute Deutschland mit seinen Verbündeten und seinen Unterworfenen erst recht möglich sein, einer feindlichen Koalition standzuhalten, die nur über ungefähr die fünffache Menschenzahl verfügt.
Wie im Siebenjährigen Kriege?
Ein Fehlschluss. Hitler hätte weinen Clausewitz besser lesen sollen. Der gegenwärtige Krieg ist ein totaler Krieg, „der mit der ganzen Schwere der gegenseitigen Volkskraft geführt wird.“ Der Siebenjährige Krieg war, wie alle Kriege des 18, Jahrhunderts, ein Krieg mit begrenztem mit begrenzt Einsatz, „wo alles nach dem Verhältnis der stehenden Heere zueinander berechnet wurde.“ Vergleicht man aber das stehende Heer Prussens mit den stehenden Heeren seine damaligen Gegner, so ergibt sich, dass das Stärkeverhältnis keineswegs 1:10, sondern beinahe ausgeglichen war.
Preussen war ein Militärstaat. Es hatte einen für damalige Verhältnisse unerhörten Prozentsatz seiner Volks- und Arbeitskraft in Wehrkraft umgesetzt. Mochte sein Gebiet und seiner Bevölkerungszahl auch klein sein, seine Armee war eine der grössten der Welt; und da Kriege damals eben nur mit den Armeen, nicht „mit der ganzen Schwere der gegenseitigen Volkskraft“ geführt werden, so hatte es jede Chance, einen Krieg gegen grössere Länder mit verhältnismässig kleineren Armeen unentschieden zu machen.
Die heutige Lage Deutschlands ist von der damaligen Lage Preussens vollkommen verschieden. Damals war es selbstverständlich, dass [italics] kein [/italics] Staat seine [italics] gesamte [/italics] Volkskraft für Kriegszwecke mobilisiert. Heute ist es im Gegenteil selbstverständlich, dass [italics] jeder [/italics] Staat, wenn er einmal Krieg führt, seine gesamte Volkskraft mobilisiert. Es ist kindlich, wenn Hitler ausruft: „Und ich kann Ihnen versichern - bei uns ist dienen Sommer gearbeitet worden!“ als ob in Amerika, in Russland und im britischen Weltreich nicht gearbeitet würde. Im totalen Krieg gibt es keinen Spielraum mehr für rücksichtsloseren Einsatz, wie alle sowieso alles einsetzen.
Der deutsche Kriegsplan
Deutschland hatte in diesem Krieg nur eine Chance, und die hat es verpasst: nämlich, seine grossen Gegner nicht voll ins Spiel kommen zu lassen, den Krieg zu beenden, ehe das Britische Weltreich, Russland und Amerika ihre unendlich grössere Volkskraft in militärische Schlagkraft umgesetzt hatten. Tatsächlich war der ganze deutsche Kriegsplan hierauf angelegt. Man muss sich diesen Plan klarmachen, wenn man das scheinbar Unerklärliche verstehen will, dass Deutschland – genaue wie 1914-18 – drei Jahre lang Sieg auf Sieg erfocht und nun plötzlich gegen dieselben Gegner, die es vorher immer geschlagen hatte, zu verlieren beginnt.
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[whole page drawing showing WW1 style clothes and Prussian uniform with title and caption in Fraktur script]
Deutsche Bilanz
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„SIMPLICISSIMUS” 1. JANUAR 1918
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„Siehst du. Michel, es steht alles gut!“
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[whole page photo of Hitler and senior Nazis in uniform, title in Fraktur script]
Hamburger Illustrierte
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EIN HANDEDRUCK DER SIEGESGEWISSHEIT
[text below this indecipherable]
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Totale Mobilmachung ist ein Vorgang, der Jahre erfordert. Früher brauchte ein Land nur ein paar Wochen zur Mobilmachung, weil es sich nur darum handelte, Reservisten einzuziehen und Waffendepots zu öffnen. Heute, im totalen Krieg, müssen ganze Industrien neugeschaffen, andere umgestellt. Arbeiter anoder umgelernt, ein Heer von Ingenieuren geschult werden, um ein Land auf Kriegsfuss zu bringen. Das dauert, wie die Erfahrung lehrt, drei bis vier Jahre.
Und noch etwas: In diesem Prozess totaler industrieller Mobilmachung gibt es zunächst ein „toten Gang“. Ehe Waffen hergestellt werden können, müssen die Fabriken und Maschinen hergestellt werden, in und mit denen man die Waffen macht, und das dauert allein ein, zwei, drei Jahre, in welchen die angespannteste Arbeit der ganzen Nation zunächst keinen merklichen Zuwachs an militärischer Schlagkraft einbringt. Denn mit Maschinen kann man nicht schiessen.
Ein Land, dem es gelingt, ein Paar Jahre Vorsprung in der totalen Mobilmachung zu gewinnen, gewinnt damit für eine gewisse Zeit eine ungeheuerliche Überlegenheit über andere, „an sich“ ebenso starke Machte, Innerhalb dieser Zeit hat es eine Chance. Diese andern Machte Blitzfeldzugen, die wie Hexerei wirken, k.o. zu schlagen.
Auf diese Chance war Hitler’s Plan abgestellt.
Und tatsachlich ging zunächst alles planmässig. Es gelang Hitler, seinen Vorsprung zu gewinnen. Als er seine Mobilmachung begann, rüsteten die Westmachte jahrelang nicht mit – und fanden sich daher bei Kriegsbeginn zunächst fast hoffnungslos unterlegen.
Der Schlüssel zum Kriegsverlauf
Deutschland begann die totale Mobilmachung 1935, England 1938, Frankreich 1939, Amerika 1940. Nur ein Land rüstete, so gut es konnte, mit Deutschland mit: Russland. Wenn man dies fundamentale Tatsache im Auge behalt (die man in keiner deutschen Zeitung erwähnt finden wird), hat man den Schlüssel zu ganzen Kriegsverlauf in der Hand. Man versteht, warum Frankreich fast kampflos fiel. Man versteht, warum England 1940 gerade mit knapper Not den Todesstoss abwehren konnte, aber auf seinen kontinentalen Expeditionen zweimal den kürzeren zog. Man versteht warum Deutschland fast ganz Europaerobern konnte. Umgekehrt versteht man auch, warum es in Russland auf einen ganz anderen Widerstand traf als in Frankreich: Russland hatte eben mitgerüstet.
Man versteht ferner, warum der Krieg trotz aller Siege für Deutschland verloren war, als sich zeigte, dass es weder 1940 England, noch 1941 Russland k.o. schlagen konnte. Damit war Hitlers Rechnung fehlgeschlagen: denn England und Amerika hatte jetzt die Zeit gewonnen, die sie brauchten, um ihrerseits ihre totale Mobilmachung durchzuführen.
Diese Zeit haben sie genutzt. Während Deutschland sich drei Jahre lang verblutet hat, sind die ungeheuren unverbrauchten Kräfte Amerika und des britischen Weltreiches mobilgemacht worden. England steht heute da, wo Deutschland im Winter 1939-40 stand.
1918 und Heuten
Deutschland dagegen hat jetzt, wie 1918 einen Punkt erreicht, wo gerade jener Vorsprung in der totalen Mobilmachung, der zunächst seine grosse Trumpfkarte war beginnt, sich verhängnisvoll auszuwirken. Denn die ungeheure, krampfhafte Anspannung aller Volkskräfte, die eine totale Mobilisierung verlangt, ist ein Zustand, den kein Land unbegrenzt aushalten kann. An einem bestimmten Punkt beginnen sowohl die Menschen wie die Maschinen zu ermüden. Der übermassigen Kraftspannung folgt, nach einem allmählichen Nachlassen, ein Zustand äusserster Schwäche. Diese rückläufige Bewegung hat jetzt in Deutschland eingesetzt.
Selbst die grössten Anstrengungen haben heute in Deutschland, militärisch wie industriell, nicht mehr dasselbe Leistungsergebnis wie 1940-41. Genau derselbe Punkt war Anfang 1918 erreicht, aber es besteht ein wesentlicher Unterschied gegenüber 1918: damals hatte Deutschland die Ostfront liquidiert und konnte all seine verbleibenden Kräfte – schon nachlassende, aber immer noch erhebliche Kräfte – auf eine letzte gewaltige Offensive im Westen konzentrieren. Diesmal ist der Ostkrieg nicht gewonnen worden, und es sind
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die Engländer und Amerikaner, die im Westen die Offensive ergreifen. Und noch ein Unterschied besteht zwischen 1918 und heute: damals war das deutsche Volk noch Herr seines eigenen Schicksals und konnte den verlorenen Krieg abbrechen, ehe Deutschland Kriegsschauplatz wurde. Diesmal ist Deutschland in der Hand von Desperados, die den Krieg verlängern müssen, um ihr Leben zu verlängern. Wilhelm II, konnte kapitulieren und nach Holland gehen. Hitler kann das nicht und ist daher entschlossen, niemals zu kapitulieren: das heisst: dafür zu sorgen, dass Deutschland den bitteren Kelch der Niederlage bis zur gallenbitteren Hefe austrinken muss.
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RICHARD HILLARY
IM NACHTANGRIFF AUF LONDON
Es fiel mir beinahe schwer Krankenhaus Abschied zu nehmen, in dem ich sechs Monate gelegen hatte, um mir das Gesicht mit einer neuen Haut bepflastern zu lassen; wo ich viel Leiden und noch mehr Mut gesehen hatte; wo junge Männer, Engländer, Franzosen, Pole, die einen mit verbrannten Gesichtern, andere mit verstümmelten Gliedern, nur darauf warteten, dass sie wieder aufnehmen konnten.
Aber jetzt hatte ich Urlaub, sechs Wochen Urlaub, und ich fuhr, an einem Maiabend des Jahres 1941, zum erstenmal seit meinem Absturz, in die Innenstadt.
Ich kam in Liverpool Street Station an und geriet in einen Nachtangriff. Mit Mühe und Not trieb ich ein Taxi auf.
„Ich fürchte, wie werden nicht weit kommen,“ sagte der Fahrer. Im gleichen Augenblick schlug ein schwere Brocken unangenehm nahe ein: Glas splittere über die Strasse.
„Halten Sie beim nächsten Lokal,“ schrie ich.
Ein paar Meter weiter stoppten wir, sprangen heraus und rannten zu Türe, über der ein Schild matt erleuchtet war: Sankt Georg und der Drache. Drinnen begrüssten uns Helligkeit und Bierdunst, und bald hingen unsere Gesichter tief in zwei Glasern Mild und Bitter.
In der Ecke sassen auf einer auf einer Bank, die fleckigen Holztisch lief, ein Soldat und sein Mädel. Das Mädchen trank Whisky. Sie hatte hellbraunes Haar und war nicht übel. Wenn man sie herausgenommen
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und ihr das Gesicht unter die Pumpe gesteckt hatte, hatte sie zwar wie eine Maus, aber doch wie eine recht hübsche Maus ausgesehen. Übrigens war sie auch so ganz nett, so sehr sie sich auch fortwährend bemühte, der Natur nachzuhelfen: alle paar Minuten nahm sie Puderdose heraus, guckte in das Spiegelchen, leckte sich die Lippen und schmierte rasch und fahrig einen knallroten Streifen über ihren Mund. Sie sprach laut und lachte unmässig. Ich fing einen Blick des Fräuleins hinter der Theke auf; sie gab mir ein Zeichen des Einverständnisses und nickte vielsagend mit dem Kopf. Klar, wir verstanden, wir zwei.
Aber sie irrte sich: das Mädchen war gar nicht betrunken. Sie hatte nur Angst, schreckliche Angst, und nicht ohne Grund, wie mir schein. Wenn mich auch im Hospital sechs Monate lang fast allabendlich das Wiegenlied der deutschen Nachtangriffe in Schlaf gesungen hatte – so etwas hatte ich noch nicht erlebt. Der ungeheure Krach liess keinen Gedanken aufkommen, es gab keine Pause, keine Sekunde um aufzuatmen und dem Brummen des ankommenden Bombers zu folgen. Wie wenn ein Orchester von Wahnsinnigen in einem Schrank konzertierte! Ich konnte nichts denken, als wie lächerlich sinnlos wäre, und wünschte mich von ganzem Herzen in einen Luftschutzkeller.

„Wir täten gut daran, heut Nacht unter die Erde zu gehen. Sicher ist sicher.“ Der Chauffeur sprach es aus.
„Unsinn,“ sagte ich. „Unten könnten wir
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doch nicht trinken.“ Und ich nahm einen kräftigen Schluck.
Ich schob mein Gas über die Theke für ein anderes Bier, als wir kommen hörten. Das Mädel in der Ecke lachte noch immer. Jetzt hörte man ihren Soldaten zum erstenmal sprechen: “Halt den Mund!“ Das Lachen riss ab wie das Tonband in einem Film.
Alle warfen sich zu Boden. Das Barfräulein - es war von ansehnlichem Umfang - versank zum Verzweifeln langsam hinter der Theke, und ich warf mich dicht an die andere Seite, mein Taximann neben mir. Er hielt noch sein Glas in der Hand: das Bier spritzte über den Fussboden und bildete eine dunkle Lache, in der Sägespäne schwammen. Auch der Soldat duckte sich neben den Bartisch und presste das Mädchen an sich. Ein Schuh fiel ihr fast vom Fuss. Er hing eine Handbreit vor meiner Nase. In ihrem Strumpf war eine Masche gefallen.
Ich hielt meine Hände fest an die Ohren, aber die Detonation betäube mich trotzdem. Der Boden hob sich empor und schmetterte gegen mein Gesicht, die Drehtüre wurde aus den Angeln gerissen und Krachte auf einen Tisch, Glassplitter flogen durch den Raum, und die Flaschen hinter der Bar schienen alle in Scherben zu gehen. Die Lichter waren ausgegangen, aber es war nicht dunkel. Ein glühendes Orange schien durch die Wand und hob alle Dinge plastisch hervor.
Ich stellte mich unsicher auf meine Füsse und lehnte mich gegen die Theke, als eine Stimme sagte: „Jemand verletzt?“ Ein Mann des Feuerlöschhilfsdienstes leuchtete mit einer Taschenlampe. Daraufhin fingen alle an sich zu bewegen, langsam und widerstrebend, wie man einen Traum abschüttelt. Das Mädchen stand in einer Ecke, den Arm um ihren Begleiter, weiss und wankend, aber sie war unverletzt und redete nicht.
Zusammen mit dem Feuerwehrmann fanden wir, der Chauffeur und ich, auf die Strasse hinaus. Gleichsam entschuldigen wandte er sich an uns:
“Wenn Sie nicht grade was sehr Wichtiges vorhaben – würden Sie hier nicht ein bisschen mithelfen? Das Haus nebenan ist nämlich getroffen worden, und drinnen ist jemand verschüttet.“
Ich drehte mich um und erblickte einen Haufen von Ziegeln und Mörtel, Balken und Türen, dazwischen ein gerahmtes, unzerbrochenes Bild. Es war das erstemal, dass ich ein soeben gebombtes Haus sah. Auf Bildern in der Zeitung hatte ich diese unheimlichen, sauber aufgeräumten Lücken zwischen zwei Gebäuden zwar oft gesehen, aber mir weiter nicht viel dabei gedacht.
Wir gruben, vielmehr wir schoben, zogen, hoben und zerrten - ich mit meinen verbrannten Händen freilich nicht sehr erfolgreich – ich weiss nicht wie lange, aber allzulange vermutlich nicht. Und doch kam es mir wie eine Ewigkeit vor. Von Zeit zu Zeit nahm ich Gestalten um mich herum wahr: einen Luftschutzwart mit unbewegtem Gesicht unter dem Stahlhelm; einmal einen Soldaten, der eintönig und wild vor sich hinfluchte; und den Taxifahrer, dem der Schweiss vom Gesicht troff.
So gruben wir uns durch zu der Frau. Was wir zuerst sahen, waren Füsse. Hatten wir bisher verbissen gearbeitet, so arbeiteten wir jetzt in einer Art von Raserei, wie Goldgräber, die den ersten Schimmer des Metalls erblicken. Sie war nicht ganz verschüttet. Durch die Lücken zwischen den Balken konnte man erkennen, dass sie noch am Leben war.
Erst holten wir das Kind heraus. Es wurde behutsam nach hinten gereicht, und der Luftschutzwart hielt es mit einer eigenartigen Ehrfurcht: aber es war tot. Sie musste es mit sich im Bett gehabt haben, als die Bombe fiel.
Endlich war die Lücke breit genug, dass man das Bett herausziehen konnte. Die Frau, die da lag, schien in mittleren Jahren zu sein. Sie lag auf dem Rücken, die Augen waren geschlossen. Ihr Gesicht, hinter dem Schmutz und Rinnsalen von Blut, war das Gesicht von tausend Arbeiterfrauen. Ihr Körper unter dem baumwollenen Nachthemd war schwer. Das Nachthemd war über die Kniee hinaufgerutscht. Ein Bein hatte sich unter ihr eingeklemmt. Über der Gestalt lag kein Adel.

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sich über ihr Kinn, aber ein wenig lief doch durch die zusammengepressten Zähne. Sie öffnete die Augen und steckte die Arme unwillkürlich nah ihrem Kind aus. Dann begann sie zu weinen, ohne einen Laut, ohne zu schluchzen. Die Tränen liefen ihr über die Wangen, al sie die Augen zu mir erhob.
„Danke, Herr,“ sagte sie und nahm meine Hand in ihre Hände. Dann sah sie mich noch einmal an, und nach einer Weile sagte sie:
„Ja ja. Sie hat‘s auch erwischt.“
Sehr behutsam schraubte ich den Deckel auf die Kognakflasche, schraubte ihn wieder zu, denn ich hatte nicht das richtige Gewinde gefunden. Ich steckte die Flasche in die Hüftentasche und machte den Knopf zu. Ich schnallte den Gürtel meines Mantels fest und bemerkte, dass ich in Schweiss gebadet war. Ich zog die Mütze über die Augen und schritt in die Strasse hinaus.
[photo of aftermath of bomb showing injured and rescuers]
[caption] LONDON 1940
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DER MANN IN DER ROTEN ARMEE
Der russische Soldat – wie er wirklich ist
Es ist für den westlichen Menschen nicht leicht, den Mann der Roten Armee zu sehen. Aber der englische oder amerikanische Soldat wurde sich neben ihm nicht fremd fühlen. Temperamentsunterscheide sind freilich vorhanden, und manch einem würde es vielleicht sonderbar vorkommen, dass Angehörige nichtrussischer Völker – Mongolen, Usbeke, Turkmenen, Kosaken – mit gleichem rang und Ansehen Seite an Seite mit Russen und Ukrainern kämpfen. Mehr als ein Drittel aller Auszeichnungen sind in diesem Krieg an Nichtrussen vergeben worden.
In Gesellschaft wird uns der russische Soldat ruhiger, zurückhaltender und gegen die Kameraden förmlicher erscheinen, als wir es unter uns gewohnt sind; in intimerem Verkehr dagegen lebhafter, gesprächiger und gefühlvoller. Er lasst sich in Augenblick des Kummers, des Zorns oder der Freude mehr gehen, aber im alltäglichen Leben ist er geduldiger. Er lächelt weniger, lacht selten und neigt zur Melancholie. Zynismus ist seinem Wesen fremd. Seine Lieblingslieder sind sehnsuchtsvoll und zart.
Das harte Leben des Kriegs kann seinen Bildungshunger nicht beeinträchtigen; viele gehen mit Lehrbüchern im Tornister in den Kampf. Sein Geschmack ist hoch entwickelt. Das ist in der Roten Armee nichts Neues. Im Bürgerkrieg war das Lieblingstuck de Tschapajew-Division Lope las Vegas „Fuente Ovejuna“. Es ist Erlebnis, zusammen mit einfachen Rotgardisten auf kurzem Urlaub de märchenhafte Schönheit von Tschaikowskys „Schwanensee“ im Moskauer Ballet auf sich wirken zu lassen.tt
Der Mann der Roten Armee hat ein tiefes Gefühl für Heim und Familie, und der Briefverkehr mit zuhause ist von höchster Wichtigkeit. Der Dichter Dalmatowsky berichtet, dass er auf einem Abschnitt der Stalingrad-Front eine Vorliebe fürs Verseschreiben antraf, die sich vom General bis zur Mannschaft erstreckte. Russische Erzähler du Bühnenautoren erhalten, sobald ihre Werke in den Zeitungen erschienen sind, jedesmal Stösse von begutachtenden Briefen von der Front. Gross ist die Macht des Wortes, und wenn die Befehlshaber vor der Schlacht zu ihren Leuten sprechen, ist die Wirkung tief.
Das Anwachsen der Liebe zum Vaterland ist erstaunlich. In den Liedern und der Literatur der Roten Armee ist kein Motiv starker als das patriotische. Dabei handelt es sich allerdings nicht um die Widererweckung eines blinden Hurrahpatriotismus, sondern eher um die Wiederentdeckung alles dessen in der grossen russischen Vergangenheit, was der Gegenwart Wert und Bedeutung verleiht.
Dem Mann, der für die Vereinigten Sozialistischen Republiken kämpft die unermesslichen Anbauflächen Sibiriens, Moskau mit seiner noch immer wachsenden Stadtplanung, die zahlreichen neuen Städte an den Flüssen, und an den Waldrändern die Siedlungen heiterer, zäher, strebsamer Bauern und Arbeiter, sondern auch die Kathedralen und der Kreml und die alten Kirchen mit den Zwiebeltürmen, und die Dichter und Musiker und alle, die für ein Land der Vernunft und der Gerechtigkeit gekämpft haben - ein Russland, das sich aus der schöpferischen Kraft seines leiderprobten Volkes ewig verjüngt.
Das ist keine Verhimmelung des Soldaten der Roten Armee. Damals, als jener furchtbare lange Rückzug durch Weissrussland und die Ukraine ging, prangte ein Sommer von unvergleichlicher Schönheit und Fülle: und
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[half page photo of two military men, one pinning an award on the other’s coat]
als die schweren Langschäfte die noch ungereifte Ernte niederraten und der Regen unablässig vom Himmel rann, als Granaten die Äste der Ahorne in den jungfraulichen Wäldern zerfetzen und die deutschen Panzer die Obstgärten mit den Kirschbäumen zerpflügten und die weissen Bauernhäuser niederbrachen, die Bluten wirbelten und die Sonnenblumen prangten und nickten – da fühlte der Rotarmist, dass dies sein Russland war, und das Blut gerann ihm bei dem Gedanken dass der Einbrecher sich hier festsetzen würde.
Dieses Bild mochte ihn vielleicht erschienen sein, während er dalag das Gesicht an den Boden gepresst, auf die rote Rakete die das Signal zum Gegenangriff gab, und dabei ganz Russland im Duft einer Erdscholle erlebte; oder wenn er einen Panzer durch ein verlassenes Dorf einer und Karren mit ernsten alten Frauen und schreienden Kindern und hastig zusammengerafften Bündeln überholt, Menschen, die die Heimat verliessen, wo seit jeher nur der Rhythmus ruhiger Arbeit geherrscht hatte; oder auch , wenn er, im Hanf verborgen, auf Erkundungspatrouille die Deutsche beobachtete die es sich auf einem russischen Hof bequem machten, kleine Mädchen um Wasserholen schickten und achtlos die Zweige im Obstgarten abbrachen.
Da wuchs in ihm die Liebe zum Vaterland und der Hass gegen den Eindringling empor. Wenn er die Städte mit den leuchtend weissen Kirchen, die Ströme mit den gemächlich schaukelnden Flössen, die gewundenen Strassen mit ihren altertümlichen Fuhr werken sah, wo Zehntausende von Frauen und Kindern schliefen; und wenn er das alles sah, von deutschen Fliegern mit peinlicher Genauigkeit vernichtet, die friedliche Wirtschaft des Landes geschändet durch den plötzlichen Überfall, der nicht Weib noch Kind schonte dann gelobte er, nie, nie zu vergessen.
Dieser Hass ist ganz natürlich aus der Liebe des Roten Soldaten zu seinem Heimatland erwaschen und ist seither in ihm wach geblieben. Aber es wäre eine Missdeutung des russischen Charakters zu glauben, der Hass habe ihn in eine dämonische, blutdurstige Bestie verwandelt. So sucht ihn Goebbels in seinem Schuldgefühl zu malen, und es ist wohl wahr nicht Gnade rechnen. Aber wer sie kennt und beobachtet, für den sind diese ernten, nachdenklichen Soldaten, diszipliniert aber nicht unterwürfig, vertieft in die Wissenschaft des Krieges, aber noch immer die warmherzigen, impulsiven Russen der Geschichte – für ihn sind sie Menschen, wie sie bei uns im Westen leben. Die Rangord-
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nung, nach der sie die Güter des Lebens bewerten, mag sich von unsrigen unterscheiden; aber den ewigen Wertsetzungen der Liebe zum Nächsten, zur Heimat und zum und zum Vaterland sind sie treu.
Die Rote Armee hat eine Lehrzeit ernster, strenger Selbstkritik hinter sich. Ihre oberste Führung hat ohne Zögern weitreichende Umorganisationen durchgeführt, und die Mannschaften sind der intensivsten Ausbildung unterworfen worden. der Wille zu lernen und zu erkennen, ein Wesenszug des zivilen Lebens in Russland, hat auch die Rote Armee erfasst. Sie ist eine denkende Armee, und es herrscht hier unstillbarer Wissendurst des Russen ebenso wie seine Begabtheit und seine Grossherzigkeit. Die Sowjetunion kann in der Tat stolz auf ihre Söhne sein, die sich so tapfer, so einfach und besonnen auf ihren ungeheuren Schlachtfeldern bewähren. AUS „THE TIMES“
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[photo of dead bodies with soldier standing in front]
[caption] Der östliche Wall der Festung Europa wird an dem polnischen Fluss Bug instandgesetzt. Diesen Ostwall hat Hitler zur „Ausrottungszone“ erklärt.
Seit drei Jahren sind in Polen Hunderttausende von Unschuldigen mit Maschinengewehren, Giftgas und Starkstrom beseitigt worden.
Seit den deutschen Niederlagen im Süden und Osten wurde die Ausrottung besonders gründlich in den Gebieten am Bug betrieben. In vielen Bezirken – wie denen Zamosc, Krasnestaw, Hrubierszew, Tomaszow, Pulawy und Lublin – wird die Bauernschaft in Sammellager getrieben; kleiner Kinder werden nach dem Reich verschleppt; Eltern, die sich von ihnen nicht trennen wollen, werden erschossen. Alte und Kranke werden umgebracht. Arbeitsfähige müssen Zwangsarbeit leisten.
Die Naziführer wissen, dass es an dieser letzten Verteidigungslinie im Osten hart auf hart gehen wird, und sie befürchten, dass die einheimische Bauernbevölkerung den „deutschen Ostraum“ und das SS-System nicht begeistert genug verteidigen wird. Darum sollen auf dem Grund und Boden, der mit dem Blut seiner rechtmassigen Besitzer getränkt ist, Volksdeutsche aus der Ukraine und aus Bessarabien angesiedelt werden und dann den Massenmördern helfen, Deutschland am Bud zu „retten“.
Aber Deutschland kann nur dann gerettet werden, wenn es sich von seinen Führern nicht langer n Mitschuld verstricken lasst; wenn es sich weigert, diese Verbrechen weiter mitzumachen; wenn es diesem Millionenmord nicht mehr so teilnahmslos zusieht wie der hier photographierte Soldat vor den unschuldigen Opfern entmenschter Grausamkeit.
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[italics]JOHN STEINBECK[/italics]
DIE EROBERER
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Dies ist ein gekürztes Kapitel aus Steinbecks letztem Buch „Der Mond ging unter“. Der Amerikanische Dichter ist in Deutschland durch den Roman „Früchte des Zorns“ bekannt geworden, der an gewissen sozialen Mistanden seines Landes harte Kritik übt. Die „Deutsche Allgemeine Zeitung“ hat ihn im vorigen Winter abgedruckt – zum Ruhme der amerikanischen Demokratie, die eine literarische Tat feiert du ehrt, für die ein Schriftsteller mit seiner Freiheit büssen müsste.
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Die Häuser der kleinen Stadt trugen Hauben und Augenbrauen von Schnee, und zu den Türen waren Zugänge geschaufelt. Im Hafen kamen die Kohlenkähne leer an, um beladen abzudampfen, aber die Kohle zu fördern war nicht leicht. Die besten Grubenarbeiter wurden ungeschickt und langsam. Maschinen gingen kaput, und es dauerte lange, bis sie repariert waren.
Unfälle mehrten sich auf der Eisenbahnlinie, Lawinen stürzten auf den Bahndamm, Schienen gingen entzwei. Kein Zug konnte abfahren, ehe, die Gleise untersucht waren. Menschen wurden zur Vergeltung erschossen, und nichts änderte sich.
Mit dem Winter wuchs der schweigende lauernde Hass. Lebensmittel wurden scharf kontrolliert, den Gehorsamen verabreicht und den Widerspenstigen vorenthalten, so dass sich die gesamte Bevölkerung fügsam stellen musste. Aber es gab eine Grenze, wo man die Nahrung nicht verweigern konnte; ein Hungernder kann keine Kohle fördern.
Die Leute des Bataillons waren umringt von schweigenden Feinden. Immer hiess es; auf der Hut sein – keinen Augenblick nachlassen! Vergass einer das, so war er auch schon verschwunden, uz
Die Männer dachten inmitten dieser Kalte und Feindschaft immer an zu Hause. Und allmählich wuchs in den Eroberern eine leise Angst, eine Furcht, dass es niemals zu Ende gehen werde, dass sie eines Tages zusammenbrechen und über die Berge gejagt wurden wie Kaninchen …
Sie lasen die Nachrichten von zu Hause und aus den andern eroberten Ländern, und die Nachtrichten lauteten immer nur gut. Für eine kleine Weile glaubten sie es nicht mehr. Schrecken kroch in ihre Herzen: „Wenn die Heimat zusammenbräche, sie würden es uns nicht sagen, und dann wäre es zu spät. Die hier werden uns nicht schonen. Sie werden uns alle töten!“
Das Jahr ging hin, die Nächte wurden lang. Nicht mehr leuchteten die fröhlichen in den Schnee hinaus, denn man musste die Fenster verdunkeln wegen der Bombenflugzeuge. Und doch, wenn die englischen Flieger kamen, schien immer irgendein Licht in der Nahe des Bergwerks. Einmal erschossen die Wachen einen Mann mit einer Laterne und einmal ein Mädchen mit einer Taschenlampe. Auch die Erschiessungen machten nichts besser.
Im Bürgermeisterhaus, wo die Offiziere wohnten, war es nicht mehr behaglich. Die Fenster waren verdunkelt. Zwei Gasolinlampen verbreiteten zischend ein stechendes Licht; die Dinge warfen grosse Schatten an die Wände des Wohnzimmers.
Major Jäger sass an seinem Zeichenbrett, und seine Reisschiene bewegte sich auf und ab, sein Bleistift war geschäftig. Leutnant Pagel las, den Arm noch in der Schlinge, eine illustrierte Zeitung. Am Tisch schrieb Leutnant Tonder einen Brief. Ab und zu blickte er auf und starrte an die Decke auf der Suche nach Worten. Plötzlich wandte er sich an den Major:
„Wenn irgendwas passieren wurde – in der Heimat, meine ich – würde man es uns mitteilen? Irgendwas Schlimmes, meine ich Todesfall oder so was.“
„Wahrscheinlich“, sagte Jager.
Tonder seufzte: „Ach, wenn wir nur schon fort waren aus diesem gottverlassenen Nest!“
Pagel legte die Zeitung weg: „Ich dachte, du wolltest dich später mal hier ansässig
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[caption] Einmal erschossen die Wachen ein Mädchen … [/caption]
machen? Warum auch nicht – nette angenehme Leute, schone Wissen schöne Mädchen, Jagd – nicht wahr, Tonder?“
Tonder liess erst seine Hand sinken, dann fasste er seine Schläfen und stiess hervor: – „Sei ruhig sprich nicht so! Dieses entsetzliche Volk – sie sehen einen nicht an! Nie sprechen sie. Sie gehorchen nur. Und die Mädchen – wie Eis.“
Es klopfte leicht an der Tür, und Joseph, der Diener des Bürgermeisters, kam herein mit einer Schaufel Kohle. Schweigend bewegte er sich durch das Zimmer und setze die Schaufel so leise hin, dass er fast kein Geräusch machte; dann drehte er sich um und ging, ohne jemand anzusehen, wieder zur Tür. Pagel sagte laut: „Joseph, ist Wein oder Cognac da?“ Joseph schüttelte den Kopf.
Tonder fuhr vom Tisch auf, und das Gesicht verzerrt vor Wut, brüllte er: „Antworte, du Schwein! Antworte mit Worten!“ Joseph sah nicht auf: „Nein, Herr, es ist kein Wein da.“
Tonder fragte wütend: „Kein Cognac?“
Joseph antworte wieder tonlos und den Blick auf den Boden gerichtet: „Auch kein Cognac, Herr.“ Er stand ganz still.
„Was wollen Sie noch?“ schrie Tonder.
„Ich mochte gehen, Herr.“
„Zum Donnerwetter, gehen Sie!“
Joseph machte kehrt und verliess das Zimmer; Tonder nahm ein Taschentuch und wischte sich das Gesicht. Major Jäger sah zu ihn: „Sie hätten es ihm nicht so leicht machen dürfen.“
Tonder sass da, hielt sich die Schläfen und sagte halblaut: „Ich möchte ein Mädchen haben. Ich möchte nach Hause … Hier in der Stadt ist ein Mädchen, ich sehe sie oft, blonde Haare hat sie. Sie wohnt neben dem Alteisenhandler. Das Mädchen möchte ich haben.“
Pagel sagte nervös: „Nimm dich gefälligst zusammen! Pass auf deine Nerven auf!“
Der Major sagte ernst: „Leutnant Tonder, wenn Sie sprechen müssen, sprechen Sie zu uns. Aber lassen Sie es nicht den Feind hören. Nichts auf der Welt würden die Leute lieber sehen, als dass wir die Nerven verlieren.“
Das Licht fiel hart auf Tonders Gesicht, das Zischen der Lampen erfüllte den Raum. „Das ist es! Überall der Feind. Jeder Mann, jeder Frau, jedes Kind – nur Feinde! Wir haben sie geschlagen, überall haben wir gesiegt, und sie warten und gehorchen und warten. Ist es in den andern Ländern auch so, Herr Major? “
„Ich weiss nicht,“ sagte Jäger.
„Das ist es ja – wir wissen nicht! Die halbe Welt in unsrer Hand – die eroberten Länder jubeln uns zu, begrüssen die neue Ordnung!“ seine Stimme senkte sich. „Sagen die Berichte nicht, dass auch wir bejubelt und die geliebt werden, Blumen auf unseren Wegen? … Und da draussen lauern sie im Schnee!“
„Na, jetzt Sie sich‘s von der Leber geredet – ist Ihnen jetzt wohler?“ fragte Jäger.
Pagel trommelte mit seiner gesunden Hand nervös auf den Tisch. Hauptmann Loft kam herein, nahm den Helm ab, Schnee fiel zu Boden und bildete eine Pfütze. „Ist das ein Dreck,“ sagte er.
„Wieder Aerger gehabt?“ fragte Jäger.
„Das Übliche … dieses Schlepptempo, und wieder mal ein ruinierter Kippwagen. Ich hab den Kerl gesehen und ihn niedergeknallt. Jetzt weiss ich, wie man die Leute Kuriert, Herr Major! Ich verlange von jedem ein bestimmtes Quantum Kohle. Wer es nicht schafft, kriegt kein Essen für die Familie. Wir werden die Leute in der Grube essen lassen, dann können sie die Mahlzeit zuhause nicht teilen. Entweder sie arbeiten, oder ihre Kinder kriegen nichts. Ich werde ihnen schon zeigen…“
Tonder unterbrach ihn: „Hauptmann, bekommen Sie oft Briefe von zu Hause? Geht alles gut daheim?“ – „Ausgezeichnet! Unsere Armeen sind wie immer in Vormarsch.“ – „Aber die Engländer sind noch nicht besiegt?“ – „Die! Die werden in jedem Kampf geschlagen!“ – „Aber sie kämpfen weiter?“ – „Ein paar Luftangriffe, weiter nichts.“ – „Und die Russen? “ – „Erledigt!“
„Dann haben wir also soviel wie gewonnen – nicht wahr, Herr Hauptmann!“
„Allerdings. Das haben wir.“
Tonder blickte ihn an und sagte: „Sind Sie dessen ganz sicher, Herr Hauptmann?“
Loft antwortete scharf: „Ich verstehe Sie nicht recht!“
„Also – es wird nicht mehr lange dauern, bis wir nach Hause können?“
„Nun,“ sagte Major Jager, „die Umorganisation wird natürlich einige Zeit dauern. Die neue Ordnung kann nicht sofort funktionieren.“Tonder sah in der Richtung zum Fenster: „Vielleicht in unserm ganzen eben nicht …“
Loft trat dicht an ihn heran: „Herr Leutnant, ich liebe solche Zweifel nicht!“
Jager blickte auf: „Seien Sie nicht streng mit ihn, Loft. Er ist müde. Wir sind alle müde.“
„Klar,“ antwortete Loft, „ich auch. Aller ich lasse keine Zweifel aufkommen.“
„Sie überlassen da besser dem Oberst. Wo ist der übrigens?“
„Er schreibt den Bericht. Er kommt um Verstärkungen ein.“
Aufgeregt fragte Pagel: „Und werden wir sie kriegen – die Verstärkungen?“
„Woher soll ich das wissen?“
Tonder lächelte: „Verstärkungen,“ sagte er leise. „Vielleicht auch Ablösung! Und wir können vielleicht für eine Weile nach Hause.“ Lacheln sagte er vor sich hin: „Vielleicht kann
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[caption] [italic] Jeder Mann, jede Frau, jedes Kind – nur Feinde [/italic] [/caption]
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ich dann zuhause spazieren gehen, und die Leute werden rufen ,Heil Hitler!’ und ,Da geht einer von unsern Feldgrauen!’ ich habe Freund da, und ich kann mich umdrehen, ohne Angst haben zu müssen.“
Lofts Stimme klang beinahe angewidert. „Wir haben jetzt wahrhaftig schon Sorgen genug! Fehlt gerade noch, dass der Stab überschnappt.“
Aber Tonder fuhr fort: „Sie glauben wirklich, Herr Hauptmann, dass wir abgelöst werden?“
„Das habe ich nicht gesagt.“
„Aber es konnte sein, sagten Sie!“
„Ich sagte, dass ich es nicht wissen kann. Wir haben doch die halbe Welt erobert. Da müssen wir jetzt eine Zeitlang Polizei spielen.“
„Und die andere Hälfte?“
„Die wird noch eine Weile weiterkämpfen Natürlich aussichtlos.“
„Da müssen wir also Bleiben, über die halbe Welt verstreut … “
„Eine Zeitlang,“ sagte Loft.
Pagel wurde nervös: „Ich wollte, Sie wurden ihn den Mund stopfen! Sie sollten ihm das Reden verbieten, Herr Hauptmann. Er soll aufhören!“
Tonder nahm sein Taschentuch heraus und putzte sich die Nase. Er sprach beinahe wie geistesgestört und mit verlegenem Lachen: „Ist dieser Ort hier erobert worden, Herr Hauptmann?“
„Selbverständlich!“
In Tonders Lachen kam ein leicht hysterischer Ton: „Erobert! Und wir haben dennoch Angst. Erobert – und wir sind umzingelt.“ Sein Lachen wurde schriller. Ich hatte einen Traum – oder einen Einfall – draussen im Schnee mit dem schwarzen Schatten und den Gesichtern hinter den Vorhangen … “
„Er soll aufhören!“ rief Pagel.
Tonder sagte: „Mir träumte, der Fuhrer sei verrückt!“
Jäger und Loft lachten, und der Hauptmann sagte: „Die Feinde haben erfahren, wie verrückt er ist!“
Aber Tonder sprach weiter: „Eroberung über Eroberung! Immer tiefer und tiefer in die Tinte!“ Er lachte und hustete in sein Taschentuch.
„Kann es nicht doch sein, dass er verrückt ist? Fliegen, die das Fliegenpapier erobern – Fliegen, die zweihundert Meilen Fliegenpaper besetzen!“ Sein Lachen wurde mehr und mehr hysterisch.
Pagel schüttelte ihn mit seiner gesunden Hand: „Sei schon still!“
Allmählich erkannte auch Loft, das dieses Lachen hysterisch war. Er ging an ihn heran und schlug ihn ins Gesicht. „Herr Leutnant, hören Sie auf!“
Tonders Lachen hörte nicht auf, und Loft schlug ihn ins Gesicht. „Schluss jetzt Leutnant Tonder! Hören Sie mich?“
Plötzlich verstummte Tonder. Es war Stille im Zimmer, nur die Lampen zischtern. Tonder blickte erstaunt auf seine Hand und befühlte sein schmerzendes Gesicht mit der Hand, dann sah wer wieder auf die Hand und liess den Kopf auf den Tisch sinken.
„Ich will nach Hause“, sagt er.
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Unsere Mitarbeiter
[italics] Charles Richardson [/italics] ist den Hörern des Londoner Rundfunks als Sprecher und Kommentar wie aus der von ihm geleiteten Hörfolge „Was wollen Sie wissen?“
[italics] Der Erzchof von Canterbury, Dr. William Temple, [/italics] ist seit 1942 Oberhau [fold in paper]er englischen Staatskirche, die er im Geiste eines kompromisslosen christlich[fold in paper] Sozialismus leitet.
[italics] Henry A. Wallace, [/italics] Vizrasidnt der Vereiniten Staaten von Nordamerika seit 194[fold in paper] betätigte sich taktisch und literarisch als Agrar- und Sozialreformer und als[fold in paper]rganisator der amerikanischen Landwirtschaft; bereitet die Lebensmitte[fold in paper]orgung Europas nach dem Krieg vor. Der Artikel „Preussentum und D[fold in paper]tschum“ ist eine Rede entnommen, die H.A. Wallace am 9. Marz 1943 g[fold in paper]alten hat.
[italics] Thomas Mann, [/italics] geb. 1875 in Lübeck, der grösste deutsche Schriftsteller unserer Zeit. Hauptwerke: „Buddenbrooks“, „Zauerberg“, „Lotte in Weimar“, „Jos[fold in paper]h und seine Brüder“, und zahlreiche Erzählungen und Abhandlungen. Nob[fold in paper]reis 1929. Ausgebürgert. Lebt in Amerika und spricht regelmassig ub[fold in paper]en Londoner Rundfunk zum deutschen Volk.
[italics] Richard Hillary, [/italics] Flight Lieutenant, meldete sich bei Kriegsausbruch als junger Student in Oxford zur R.A.F., nahm an den siegreichen Abwehrkämpfen gegen die Luftwaffe im August und September 1940 teil und stürzte mit sehr schweren Verwundungen ab. Nach seiner Wiederherstellung schreib er eine autobiographische Erzählung „The Last Enemy“, welcher die hier abgedruckte Episode e[fold in paper]tnommen ist. Dann übernahm er wieder seinen Dienst als Jagdflieger und verunglückte tötlich.
[italics] John Steinbeck, [/italics] bedeutender amerikanischer Schriftsteller deutscher Abkunft; sein letztes Buch, „Der Mond ging unter“, schildert das Leben in einer kleinen Stadt im Nordern Europas unter feindlicher Besetzung. Die Erzählung und ein Drama wie ein Film, die beide auf ihr beruhen, haben einen Welteflog.
[italics]Leni Riefenstahl, [/italics] bekannt Filmschauspielerin und -regisseurin, trug zu diesem Heft zwölf Originalaufnahmen des Fuhrers bei.
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Citation

“Die Andere Seite,” IBCC Digital Archive, accessed April 19, 2024, https://ibccdigitalarchive.lincoln.ac.uk/omeka/collections/document/9862.

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