Interview with Jörg Funfoff

Title

Interview with Jörg Funfoff

Description

Jörg Funfoff (b. 1942) recalls his experience of being a young boy at Heiligensee, a Berlin suburb on the flight path of approaching bombers. He tells how he was the first to hear the bombers approaching before they are in sight (a fact he was proud of) and the time he spent inside a makeshift shelter, dug in the garden and covered with twigs and branches. He talks about the uselessness of that kind of shelter and mentions an old woman from the neighbourhood who used to sit inside peeling potatoes.

Date

2016-05-19

Spatial Coverage

Coverage

Language

Type

Format

00:05:21 audio recording

Rights

This content has been originally published on Memoro – Die Bank der Erinnerungen, which has kindly granted the International Bomber Command Centre Digital Archive a royalty-free permission to publish it as an audio track. To see it in its original video form and read the terms and conditions of use, please visit www.memoro.org and then click on the link to the German section. Please note that it was recorded by a third-party organisation which used technical specifications and operational protocols that may differ from those used by International Bomber Command Centre Digital Archive. It has been published here ‘as is’ and may contain inaccuracies or culturally inappropriate references that do not necessarily reflect the official policy or position of the University of Lincoln or the International Bomber Command Centre.

Identifier

Memoro#15496

Transcription

Jörg Funfoff: Es ist so. Ich bin Jahrgang 1942, aus dem Sommer und kann im Grunde genommen nichts vom Krieg erinnern, aber da gibt es doch etwas. Das ist mir übrigens erst sehr spät wieder eingefallen und das sind authenthische Momente. Die stammen aber aus dem Frühjahr 1945, ich vermute aus dem Februar, das habe ich mir später erst erklärt. Ich stamme aus einem, aus dem Berliner Norden und wir waren, wir saßen genau in der Einflugschneise der Bomber. In der Dorfbraue [?] von Heiligensee heulte die Sirene auf, aber wir hatten schon so ein Ohr das wir die Bomber schon früher anfliegen hörten. Szene irgendwie Abends was weiss ich, 22 Uhr, meine Eltern gehen ins Bett, die nannten das “wir werden jetzt ins Bett steigen”, das war ein authenthischer Begriff dafür. Ich hatte am Fussende ein Gitterbett, stehe da drin, meine Eltern tauchen also in die Betten ab, und ich stehe und sage “Fieger”. Und mein Vater: “Ach quatsch, der Junge, wat der erzählt”, liegt sich in Bett, meine Mutter aber bleibt stehen, jeht an det Fenster, hebt diese Rolleau zu der Verdunkelung so ein bisschen weg und lauscht und sagt, “der Junge hat recht”. Und das war ein Zeitpunkt, da war ich gerade mal zweieinhalb Jahre alt. Und ich nehme an das ist auch der Grund warum sich das eingeprägt hat. Wir haben die [unclear] gepackt, raus in den Bunker.
Wir hatten einen Erdbunker im Garten. Das war eine halb unterirdische Anlage, aus Erde gebaut. Man ging ungefähr vier Stufen runter, die waren so mit Pflöcken und Ästen gesichert, also richtig Pfadfindermässig sah det aus. Und da konnten auf zwei langen Bänken, das war auch Erdbänke ebenso gesichert, konnten ungefähr fufzehn Personen sassen, da kamen auch die Nachbarn rüber, die hatten ja die, also nach dem man die Flieger hörte, ging dann die Sirene los. Also praktisch hatte ick die Vorinformationen schon. Deswegen war ich glau ick [unclear], hat sich das eingeprägt, der Junge macht wat richtig, war so eine Form von Anerkennung. Runter in den Keller, in diesen Erdbunker, Entschuldigung, und der ist, ein Erdbunker ist halb unterirdisch, oben druber ist eine Ladung von dünnen Stämmen und Ästen und dann Erde draufgeschichtet und dieses Mistding rettet niemandem vor einer Bombe, niemandem. Aber das ist den Vorortbewohnern eben aufgespatzt (?) worden und war teilweise auch Pflicht und manche haben es aus reinem Interesse gebaut, wir hatten sogar auch Helfer dabei soweit, das ist mir aber später erzählt worden. Und nun saß man also da unten und musste genau wie in den anderen Bunker abwarten bis also die Warnung aufhörte.
Und da erinnere ich mich an einen zweiten Punkt, und zwar ist das, eine Oma aus der Nachbarschaft, nämlich Frau Stark, die kam auch immer in diesen Bunker, wie auch andere Nachbarn und die saß da und die hatte sich, so waren die Berliner eben, die hatte sich einen Eimer Wasser mitgebracht, in dem Kartoffeln drin waren. Und die schälte die Kartoffeln während sie da unten saß, machte die wat nützliches. Dat war ja nur eine unproduktive Wartezeit. Und jetzt sah ich als kinderjunge wie die, während sie die Kartoffeln schälte und schnitt, sich eine Scheibe abschnitt und aß. Ich muss geguckt haben wie ein Auto den ich wusste von Zuhause, Kartoffeln ißt man gekocht, die ißt man nicht roh. Ich muss so dusselig geguckt haben dass mir Frau Stark eine von diesen Kartoffelscheiben angeboten hat. Und ich habe dann davon gekostet und dann war so das alle ins Lachen gerieten, auch det erinnere ick weil ich ein so dusseliges Gesicht gemacht haben muss. Det waren so eigentümliche Erfahrungen von einer Bunkersituation und Geborgenheit, in der man sich im Grunde genommen als Kind zu Hause fühlte. Also ich habe nicht diese höllischen Ereignisse der Innerstädte undsoweiter miterlebt, ich bin eben ein Vorort Produkt.

Citation

“Interview with Jörg Funfoff,” IBCC Digital Archive, accessed December 13, 2024, https://ibccdigitalarchive.lincoln.ac.uk/omeka/collections/document/67.

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