Interview with Wolfgang Jähnichen

Title

Interview with Wolfgang Jähnichen

Description

Wolfgang Jähnichen recalls being a five-year-old boy in Dresden at the time of the 13 February 1945 bombing. He gives a vivid account of the attack and recounts various episodes: the time spent with his mother in the cellar used as air raid shelter; being strafed by aircraft; incendiaries; corpses being piled up and cremated in the Old Market Square; and the city flooded by refugees. Wolfgang describes growing up in a socialist environment mentioning different anecdotes: resisting the regime within the Confessing Church; subversive propaganda leaflets; and listening to Radio London. He discusses the political exploitation of the bombing today and criticises the knighthood bestowed on Arthur Harris, comparing the decision to knighting a medieval hangman for just doing his job. He elaborates on the bombing, dubbed as ‘terror attack’, but stresses German responsibility in starting the war. He mentions Coventry and Rotterdam, emphasizing how civilians supported he regime until the end of the war. Wolfgang describes how the attack shocked and caught everyone off guard because it was completely unexpected, unlike cities like Berlin and Hamburg where air raids had become part of everyday life. He stresses how Dresden was considered an open city, unprepared and undefended. He gives two justifications for the bombing of Dresden: it was a legitimate target as transport hub and the the operation was intended to beak German morale - he was so shocked that he didn’t utter a single word for two weeks. Wolfgang remembers hardships and homelessness at the end of the war, how the stench of burning Dresden still haunts him, and how the sound of the siren still sends shivers down his spine.

Creator

Date

2018-03-14

Temporal Coverage

Spatial Coverage

Coverage

Language

Type

Format

00:51:44 audio recording

Conforms To

Rights

This content is available under a CC BY-NC 4.0 International license (Creative Commons Attribution-NonCommercial 4.0). It has been published ‘as is’ and may contain inaccuracies or culturally inappropriate references that do not necessarily reflect the official policy or position of the University of Lincoln or the International Bomber Command Centre. For more information, visit https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ and https://ibccdigitalarchive.lincoln.ac.uk/omeka/legal.

Identifier

AJahnichenW180314

Transcription

PS: Bevor wir anfangen, bitte ich Sie folgende Fragen zu beantworten, damit wir sicher sind, dass dieses Interview nach Ihren Wünschen sowie den Bedingungen unserer Sponsoren gemäß registriert wird. Sind Sie damit einverstanden, dass dieses Interview als eine öffentlich zugängliche Quelle aufbewahrt wird, die für Forschung, Erziehung, online und in Ausstellungen verwendet werden kann? Ja oder nein?
WJ: Ja.
PS: Danke. Das dieses Interview unter einer nichtkommerziellen Creative Commons Attributionslizenz, die mit den Buchstaben CC-BY-NC dass heisst das sie nicht für kommerzielle zwecke benutzt werden darf, das dieses Interview öffentlich zugänglich gemacht wird? Ja oder nein?
WJ: Ja.
PS: Danke. Dass Sie als Urheber und Author des Interviews anerkannt werden? Ja oder nein?
WJ: Ja.
PS: Danke. Sind Sie bereit, der Universität das Copyright Ihres Beitrags zur Verfügung zu stellen, damit es zu jedem Zweck verwendet werden kann, und sind Sie aber dessen bewußt, dass es nicht Ihren moralischen Anspruch beeinträchtigen wird, als Urheber des Interviews identifiziert zu werden, dem Copyright, Design und Patentsgesetz 1988 gemäss? Ja oder nein?
WJ: Ehm, ich habe eine Zwischenfrage.
PS: Ja.
WJ: Auf welche Universität bezieht sich das?
PS: Das ist die Universität Lincoln, in England.
WJ: Ist das eine private Universität oder eine staatliche?
PS: Das ist eine staatliche Universität.
WJ: Ok, ich bin bereit, ja. Die Antwort lautet ja.
PS: Danke. Ich füge noch hinzu dass, ich kann Ihnen noch zusätzlich eine E-mail schicken mit weitere Informationen zum Projekt, auch ein Link zu dem Projekt, es gibt schon ein Besucherzentrum und das Archiv wird in einen Monat, knapp einen Monat online [unclear].
WJ: [coughs] Ok.
PS: Ich bitte sie jetzt um fünf Minuten, fünf Sekunden, sagen wir,
WJ: Zeit.
PS: Nein, Schweigen damit der Techniker.
WJ: Ja. Alles klar.
PS: Gut, jetzt, also fangen wir an. Dieses Interview wird für das International Bomber Command Digital Archive durchgeführt, das an der Universität Lincoln angesiedelt und vom Heritage Lottery Fund finanziert wird. Der Interviewer ist Peter Schulze, der befragte ist Herr Wolfgang Jähnichen. Heute ist der 14 März 2018. Wir danken Herr Jähnichen dass er bereit ist, sich interviewn su lassen. Ehm, also, Herr Jähnichen, wenn Sie mir erstmal von ihren früheren Leben erzählen können, wo Sie geboren sind und aufgewachsen, Ihrem Elternhaus, die ältesten Erinnerungen die Sie haben.
WJ: Ja. Ich bin 1939 in Dresden geboren und dort auch aufgewachsen und haben in einen Einfamilienhaus in Dresden Gruna gelebt und habe bei diesem, in diesem Einfamilienhaus auch den Terrorangriff der Britischen Air Force vom 13 Februar 1945 persönlich miterlebt und sehr gut in Erinnerung. Ich bin dann ausgebombt worden, bin anschliessend dann zur Schule gegangen, habe an der Internatsschule des Dresdner Kreuzchores mein Abitur gemacht, Altsprachlich, Latein und Griechisch, habe dann in Hannover auf der Technischen Hochschule studiert Bau- und Verkehrswesen, war dann persönlicher, persönlicher Referent des Vorstandsvorsitzenden der Hamburger Hochbahn, anschliessend Gründungsgeschäftsführer einer Tochtergesellschaft der Rheinischen Bahn, die sich mit U-Bahnbau beschäftigt, war dann Abteilungsdirektor Verkehroberfläche der Hamburger Hochbahn und gleichzeitig Betriebsleiter und Sicherheitsbeauftragter und war bis zu meiner Pensionierung Geschäftsführer der Leipziger Verkehrsbetriebe und in Personalunion des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes. Anschliessend bin ich dann, anschliessend bin ich dann selbstständig als Berater von grossen und internationalen Verkehrsunternehmen tätig gewesen und derzeit bin ich ehrenamtlich in sieben Tätigkeiten da. Ich bin Vorsitzender einer grossen Deutschen Partei in einer Stadt mit 50,000 Einwohnern, bin dort Fraktionsvorsitzender, gehöre der Stadtverordnetenversammlung an, bin President eines Rotary-Clubes, bin Mitglied des Vorstandes der Deutschen Ingenieure VDI, bin Lesepate in einer Grundschule auf dem Wedding mit ausschliessich ausländischen Schülern und bin Mitglied vieler vieler andere Gemeinnütziger Gesellschaften, ich hoffe Ihnen damit genügend gesagt zu haben.
PS: Ich wollte vielleicht ein bisschen zurück gehen auf Ihr früheres Leben. Ob Sie mir eben ein bisschen von Ihrem Elternhaus erzählen können, in welcher Umgebung Sie aufgewachsen sind.
WJ: OK, ich bin, ja, ja, ich bin 1939 am zweiten August geboren und mein Vater war Rechtsanwalt, Dr. Hans-Georg Jähnichen, Fachanwalt für Steuerrecht. Und mein Vater wurde, als ich noch nicht ganz zwei Jahre alt war, zum Militär eingezogen und ist dann erst 1948 aus Russischer Kriegsgefangenschaft wieder zurückgekommen. In der Zeit von 1939 bis ‚45 habe ich in Dresden Gruna gelebt, in einem Einfamilienhaus bei meinen Grosseltern mit meiner Mutter und wir sind dort ausgebombt worden am 13 Februar 1945. Über verschiedene kleinere Orte sind wir dann bis zum Herbst, bis November 1945 da überall mal untergekommen und haben dann in Dresden Trachau 1945 im November eine Wohnung bekommen und dort habe ich gelebt bis zu meinem Abitur 1957, was ich an der Internatschule des Dresdner Kreuzchores altsprachlicher Zweig gemacht habe, mit acht Jahre Griechisch und vier Jahre Latein, umgekehrt, acht Jahre Latein, vier Jahre Griechisch.
PS: Wie war die Stimmung zuhause, also wie war, sagen wir, die Wahrnehmung der damaligen Zeit und des Regimes zu hause?
WJ: Ich stamme aus einer Familie die Sozialdemokraten sind, bei Ihnen würde man Labour sagen. Mein Grossvater war in dem Hitlerreich rausgeflogen weil er Sozialdemokrat war, hat dann im Hitlerreich Wiederstand geleistet. Meine Grossmutter hat mich beispielsweise im Kinderwagen gefahren und unter der Matratze hat sie Flugblätter gehabt und die hatt sie da illegal verteilt. Und mein Grossvater hat Wiederstand geleistet zusammen mit der Bekennenden Kirche, das ist eine Art der Evangelischen Kirche in Deutschland, die sich von den Deutschen Christen unterschied, zusammen mit Kommunisten, zusammen mit Zeugen Jehovas und also Wiederständlern. Mein Grossvater hat dann 1945 die Sozialdemokratische Partei in Dresden mitwiedergegründet und hat dann das Buch weggeschmissen als es in der Sowjetischen Besatzungszone zur Zwangsvereinigung von Sozialdemokratischer Partei und Kommunistischer Partei kam mit der Begründung, es kann nicht richtig sein dass die Kommunisten die Ziele und die Sozialdemokraten die Massen stellen. Daraufhin wurde er von den Kommunisten als Sozialfascist bezeichnet, das hat er nie überwunden, mit denen hat er selbst Wiederstand geleistet und deshalb bin ich in meiner Kindheit immer antikommunistisch erzogen worden, aber auch antifaschistisch. Antikommunistisch erzogen worden, Ich war nie Mitglied der Jungen Pioniere oder der Freien Deutschen Jugend, das sind die Jugendorganisationen der Kommunisten in Deutschland.
PS: Was, Ihr Grossvater hat nicht im Ersten Weltkrieg gekämpft.
WJ: Nein, da war er freigestellt, er war Stadtbaudirektor in Dresden.
PS: Was machte Ihre Mutter?
WJ: Meine Mutter war, hatte Gesang studiert und war Gesang- und Oratoriensängerin.
PS: Welche Erinnerungen, habe Sie irgendwelche Erinnerungen als kleines Kind vor dem,
WJ: Terrorangriff. Mein Vater war im Krieg, ich bin bei meinen Grosseltern und meiner Mutter gross geworden. Ich habe in Dresden gelebt, einer Stadt die bis zum 13 Februar ‚45 nie in Kriegsgeschehnisse einbezogen war. Lediglich im Oktober 1944 hat es mal einige ganz kleine Bombenabwürfe gegeben und da kann ich mit entsinnen da sind wir da aus Sensationslust hingeströmt und haben gesehen dass vier oder fünf Häuser kaputtgegangen sind, das war im Oktober 1944. Ich bin dann anschliessend mit meiner Mutter durch die Innenstadt gefahren, wir waren in der Frauenkirche, die ja auch in England sehr gut bekannt ist durch das Kreuz von Coventry und wie gesagt ich war ein wohlbehüteter Junge der, dem es relativ gut ging mit Aussnahme der politischen Überzeugungen und meine Grosseltern haben immer, da kann ich mich auch entsinnen, meine Grossmutter ist eine gebürtige Amerikanerin gewesen die dann einen Deutschen geheiratet hat und in Deutschland gelebt hat, die hat immer verbotenerweise, wir haben als Kinder gesagt, den Bum-Bum Sender gehört, das war BBC London, und das war in Deutschland verboten, da stand die Todestrafe drauf, sie hatt’s trotzdem gehört und ich durfte das als Kind nie wissen.
PS: Was, wie lebte man zu der Zeit, also, haben Sie Erinnerungen von den anderen Kinder, waren Sie in Kontakt mit anderen Kindern?
WJ: Ja, ich habe eine Sandkastenfreundin gehabt, die im Nebenhaus gewohnt hat. Wir haben in der Kriegszeit natürlich alles nur aus Lebensmittelmarken kaufen können aber es ging uns nicht schlecht, wie gesagt, wir wurden allerdings durch die Hitlerpolizei bespitzelt weil meine Grosseltern Sozialdemokraten waren. Wir mussten uns sehr aufpassen. Ich kann mich noch entsinnen, ich habe immer, wenn ich jemandem traf Guten Tag gesagt und man musste damals ‚Heil Hitler‘ sagen und das haben wir in unserer Familie nie gesagt. Und da ging ich mit meiner Mutter mal in Dresden spazieren oder einkaufen und da haben wir gegrüsst und da habe ich gesagt: ‚Guten Tag!‘. Und dann fing dieser Nationalsozialist an über meine Mutter herzufallen, ich war wie gesagt fünf Jahre, um zu sagen: ‚Frau Jähnichen, der Wolfgang, das ist mein Vorname, der muss doch den Deutschen Gruss sagen, ‚Heil Hitler‘ und so. Jedenfalls ich kannte das überhaupt nicht weil wir zuhause immer eben nur Guten Tag gesagt haben. Ich will damit nur mal unsere Einstellung zu dem Faschistischen Staat sagen.
PS: Welche andere Erinnerungen haben Sie an die Zeit?
WJ: Ich habe Erinnerungen dass Dresden eine wunderschöne Stadt war, mit vielen Flüchtlingen, die aus dem Osten gekommen waren, und zwar Anfang des Jahres 1945, als die Rote Armee, di Sowjetische Armee dann nach Ostpreussen und nach Schlesien kam, hatten wir in Dresden, Dresden ist eine Stadt gewesen damals 600,000 Einwohner, die hatte damals im Anfang 1945 statt 600,000 Einwohner eine Milion Einwohner, da waren viele Vertriebene, die aus den deutschen Ostgebieten gekommen sind. Es war eine völlig unzerstörte Stadt, wir haben im Krieg nie etwas erlebt bis dann der schlimme Bombenangriff vom 13 Februar 1942, 1945 kam. Das war ein Dienstag, ein Fassnacht oder Faschingsdienstag, ich kann mich entsinnen, ich war als Indianer verkleidet, wie man eben als Kind da so geht, und meine kleine Sandkastenfreundin war als Prima Ballerina verkleidet und wir haben sehr schön mit einander gespielt. Sind dann jeweils von einander unabhängig abends so gegen, was weiss ich, so gegen zwanzig Uhr zu Bett gegangen und ich wurde dann gegen einundzwanzig Uhr aus dem Schlaf gerissen, geweckt, weil Bombenalarm war aber ich nehme an da werden Sie extra noch Fragen dazu stellen.
PS: Ja, können Sie mir das eben jetzt so erzählen?
WJ: Ja, das kann ich Ihnen gerne sagen. Wie gesagt das war völlig neu für uns, wir hatten nie Bombenalarm in Dresden, das galt so quasi als der Luftschutzkeller Deutschlands, und die Sirenen heulten und ich wurde geweckt und wir sind in den Keller gegangen. In dem Keller, da waren wir drinnen ungefähr von einundzwanzig Uhr bis zweiundzwanzig Uhr dreisig, ohne das etwas passiert ist. Es gab ja mehrere Angriffe in Dresden, der erste Angriff war zwischen einundzwanzig Uhr, was weiss ich, zehn und einundzwanzig Uhr vierzig, so in dieser Zeit, da ist uns nichts passiert. Wohl aber ist die Wohnung meiner Eltern, in der wir nicht mehr wohnten, weil da Flüchtlinge aus Berlin drin waren, die ist total zerstört worden aber das hat uns relativ wenig tangiert denn wir wohnten bei meinen Grosseltern im Einfamilienhaus. Und dann, mein Grossvater war Stadtbaudirektor in Dresden, und er hörte dass die ganze Innenstadt brennt und das furchtbare Zerstörungen in Dresden sein sollen. Und dann, das habe ich nur so gehört von meinem Grossvater, passiert war in dem Stadtteil, in dem ich gelebt habe zum ersten Angriff nichts. Aber es kamen dann gegen Mitternacht, es kann auch ein Uhr gewesen sein, ein zweiter Angriff und diesen zweiten Angriff da wurde auch unser Haus getroffen, wir waren dann auch abermals in den Keller gegangen. Und dann meine Grossmutter war dann mal rausgegangen mitten in diesen Alarm und da sagte sie: ‚Unser Haus brennt! Unser Haus brennt!‘. Und dann sind wir fluchtartig aus dem Haus heraus, das Haus hatte eine schönen, grossen Garten. Und dann hatte ich so eine nasse Decke um, das hatte man damals so, und meine Grossmutter war neben mir und dann kamen Tiefflieger und diese Tiefflieger schossen auf uns. Das habe ich genau gehört und gesehen. Die flogen ganz ganz tief und sie schossen aus, entweder Maschinenpistolen oder Maschinengewehren, das weiss ich nicht. und da rief meine Grossmutter, mein Spitzname war damals Mell: ‚Mell, schmeiss dich hin!‘, da habe ich mich hingeworfen und da zischte es und da hatte ich mich auf Phosphor geworfen. Mir war aber deshalb nichts passiert weil ich eine nasse Decke um hatte aber es zischte, meine Grossmutter hat mich sofort wieder hochgezogen so dass mir also nichts passiert war. Offensichtlich hatten die Engländer auch Phosphor abgeworfen oder Phosphor Bomben abgeworfen und auf so eine Phosphorstelle hatte ich mich geworfen. Als dieser Bombenangriff dann zu Ende war, vielleicht eine halbe Stunde oder sowas dauerte das, die erste viertelstunde waren wir ja noch im Keller und dann brannte das Haus, dann waren wir draussen, sind wir aus der brennenden Stadt geflüchtet. Und ich kann mich entsinnen dass ich mit meiner Mutter und meinen Grosseltern über die Strassen gegangen bin und ich musste dann, wirklich im wasten Sinne des Wortes, über Leichen gehen. Die Strassen waren voller Leichen und wir sind dann in einen Vorort von Dresden, vielleicht zwanzig Kilometer zu Fuss geflüchtet und sind dann bei völlig fremden Leuten untergekommen. Meine Tante, die auch mit im Haus wohnte, konnte nicht da mitkommen, die hat dann am nächsten Tag erlebt, aber wie gesagt, das habe ich nicht erlebt, das habe ich nur durch Erzählen von Ihr, das gegen Mittag des 14 Februar, so gegen dreizehn Uhr, ein Angriff, aber nicht der Royal Air Force sondern der American Air Force stattgefunden hatte, als das brennende Dresden nochmals bombardiert worden ist. Und bei dieser Gelegenheit ist das Wahrzeichen der Stadt, die Frauenkirche, die jetzt wieder aufgebaut worden ist, auch in Schutt und Asche versunken.
PS: Wenn Sie noch etwas hinzufügen, können Sie auch ruhig frei weitersprechen.
WJ: Na das sind, ich bin dann, wir sind dann geflüchtet in ein Vorort, sind von ganz fremden Menschen aufgenommen worden und ich war so verstört als fünfeinhaldjähriges Kind, ich habe 14 Tage kein Wort mehr gesprochen. Meine Mutter hat schon gedacht ich hätte irgendwie einen geistigen Schaden, ich habe 14 Tage kein Wort mehr gesprochen. Mir geht’s heute noch so, wenn Sirenen heulen, läuft mir ein kalter Schauer den Rücken runter. Und ich werde den Geruch des brennenden Dresdens nie aus meiner Nase heraus bekommen, ich werde diese Zeit in bis zu meinem Tode werde ich immer daran denken, das war das bis dahin für mich schlimmste Erlebnis meines Lebens. Und habe an diese Zeit ganz ganz traurige Erinnerungen weil ich praktisch aus einem geborgenen Einfamilienhaus wo wir recht gut gelebt haben trotz des Faschismus, der natürlich schlimm war, da gibt es gar keine Frage, wir mussten also, nur das habe ich als Kind nicht so gemerkt, aber meine Grosseltern, meine Mutter mussten sich immer vor den Nazis vorsehen, das sie nicht angezeigt wurden. Wie gesagt, meine Grossmutter hörte immer BBC London und das war natürlich verboten. Und aber wir haben in dieser Zeit in der andere deutsche Städte, ich denke Hamburg, Berlin, das Ruhrgebiet, Köln und wie auch immer schon zerstört waren, war Dresden nichts, alles intakt. Und erst am 13 Februar 1945 kamen diese schlimmen Angriffe, erst der Engländer und dann der Amerikaner. Ich bin mir bewusst, aber erst, natürlich erst nachdem ich in der Schule war, dass diese Gewalt, die da gegen die Zivilbevölkerung von Dresden ausgeübt worden ist seitens der British Air Force und der American Air Force darauf zurückgeht das Hitlerdeutschland den Krieg angefangen hat und das Hitlerdeutschland auch vorneweg Coventry und Rotterdam, nur mal um zwei Beispiele zu nennen, auch bombardiert hat und das dort ebenfalls Engländer beziehungsweise Holländer ebenfalls gestorben sind und ein ähnliches Schicksal erlitten haben, wie wir es dann, oder wie ich es dann 1945 erlitten habe. Ich sehe deshald den Krieg als eine ganz ganz schlimme, deshalb bin ich auch Sozialdemokrat, eine schlimme Sache an und werde aber nicht hingehen und sagen: ‚Nur die einen sind Schuld, nur die anderen sind Schuld‘, beide sind Schuld, aber den Krieg angefangen haben die Nazis, die natürlich noch viel viel schlimmere Verbrechen auf ihren Kerbholz haben. Ich denke beispielsweise daran dass jeder der Mosaischen Glaubens war, verfolgt und getötet wurde. Mein Vater hatte beispielsweise, er hat, er war Jurist und war mit vielen Juden befreundet und die gingen dann alle im Laufe der Naziherrschaft weg und ich kann mit entsinnen dass meine Mutter mit mir in der Strassenbahn in Dresden fuhr und da durften, das muss ‚42 gewesen sein, durften Juden noch mitfahren, mussten aber auf den Paron stehen, also durften sich nicht auf Sitzplätze setzen. Und da hat meine Mutter, als Solidarität, mit mir sich zu ihren Jüdischen Freunden gestellt und ist ebenfalls nicht in den Wagon hineingegangen sondern hat auf den Paron gestanden und hat mir dann, ich wusste gar nicht warum das ist, hat mir das erklärt was man diesen Jüdischen Mitbürgern für schlimme Sachen seitens der Naziregierung antut.
PS: Ja, ich wollte, wir kommen dann zu einiger dieser Themen wieder zurück, ich wollte jetzt zurück gehen zu einigen Sachen die Sie mir früher erzählt haben.
WJ: Ja bitte.
PS: Zum Beispiel der Luftschutzkeller.
WJ: Ja.
PS: Können Sie mir erzählen, wo war dieser Luftschutzkeller, wie hatten Sie Zugang, Sie und andere Menschen, wie hatten Sie Zugang zu diesem Luftschutzkeller?
WJ: Das war ein Einfamilienhaus und der Keller war als Luftschutzkeller deklariert, das war ein ganz normaler Keller. Wir sind aus dem, wir haben gewohnt im Erdgeschoss und der Ersten und Zweiten Etage und, als dann dieser Bombenalarm kam, sind wir in den Keller gegangen. Und, ja, und da hörten wir immer es krachen, und da Bomben fielen aber wir wussten natürlich nicht wo das war und dann ist ich glaube meine Mutter mal rausgegangen und hat mal geguckt, und hat dann gesehen dass das Haus über uns lichterloh brannte, so dass wir dann aus dem Luftschutzkeller herausgekommen sind, nicht durch die kleinen Luftschutzkellerfenster sondern noch über das Treppenhaus, das heisst, es brannte das Haus nur in der ersten Etage und in der zweiten Etage. Wir sind also noch während des Angriffes, sind wir noch aus dem Haus herausgekommen.
PS: Da gab es keinen Luftschutzwart, der euch hineinließ?
WJ: Es gab mit Sicherheit einen Luftschutzwart der spielte nur keine Rolle. Denn, es war, natürlich musste damals jedes Haus eine Luftschutzeinrichtung haben aber bei uns im Einfamilienhaus war das der ganz einfache Keller. Das hat der Luftschutzwart mit Sicherheit schon einmal begutachtet aber das war ein ganz normaler Keller eines Einfamilienhauses. Und wir sind nicht, weil der Luftschutzwart da irgendwie etwas gesagt hatte, in den Keller gegangen, sondern weil die Sirenen heulten.
PS: Hatten Sie, erinnern Sie sich ob Sie Angst hatten im Luftschutzkeller oder ihre Mutter?
WJ: Ja, ich hatte furchtbare Angst weil dieser Keller ja nur diese kleinen Kellerfenster hatte. Und ich habe richtige Angst gehabt, wenn ich durch diese Fenster raus muss komme ich da überhaupt durch, habe ich eine Riesenangst gehabt. Aber, wie gesagt, ich musste nicht über diese Fenster heraus sondern ich bin ganz normal über die Kellertreppe zur Haustur heraus aber das Haus über uns brannte schon.
PS: Und auch Ihre Mutter hatte Angst oder?
WJ: Mit Sicherheit aber wer hat damals nicht Angst? Das war ja, Sie müssen sich vorstellen Dresden war eine Stadt im Gegensatz zu Hamburg, zum Ruhrgebiet, zu Berlin, die noch nie einen Luftangriff erlebt hatte. Für die Hamburger, so blöd es klingt jetzt, Herr Schulze, war das schon Routine, weil die Berliner hatten praktisch alle zwei Tage so einen Luftschutzangriff, die gingen routinemässig schon in den Keller. Ich kann Ihnen auch sagen, Dresden hatte keine Luftschutzbunker, im Sinne von Hochbauten, wie sie beispielsweise in Berlin und in Hamburg heute noch anzutreffen sind aus Beton, das gab es alles in Dresden nicht. Dresden war eine unbefestigte Stadt. Ich kann mir nur deshalb vorstellen dass Dresden, dass man Dresden bombardiert hat, aus zwei Gründen. Erstens, es war ein Verkehrsknotenpunkt und alles was aus dem Osten kam, aus Breslau [coughs] und Königsberg in Richtung Westen und Süden ging über Dresden. Es war also ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Zweitens, man wollte die Moral des deutschen Volkes brechen. Man muss fairaweise sagen dass viele Deutsche dem Hitler zugejubelt haben und diese Angriffe, die natürlich Terrorangriffe waren, da gibt es gar keine Frage, aber diese Angriffe sollten auch die Moral der Deutschen brechen, die ja teilweise noch bis kurz vor Kriegsende dem Hitler zugejubelt haben [coughs], man darf ja nicht vergessen dass viele deutsche, wie gesagt, wir gehörten nicht dazu, den, doch den Nazis nahestehend waren.
PS: Konnen Sie mir etwas von den, Sie haben vorher von den Tieffliegern gesprochen.
WJ: Ja, wir kamen aus den Keller raus, das Haus brannte lichterloh, es war also hell obwohl es abends so, nachts so gegen eins war, also es war nach Mitternacht, da man sah alles genau, das Haus brannte, die Nebenhaüser brannten, also es war nicht dunkle Nacht. Es war natürlich dunkle Nacht, aber durch die Brände war natürlich alles hell. Und dann sind wir in den Garten gegangen weil unser Haus brannte und, das habe ich Ihnen gesagt, da kamen die Tiefflieger und da haben wir uns hingeworfen und diese Tiefflieger und das weiss ich definitiv haben auf uns geschossen. Die wissenschaftlichen Forscher sagen: ‚Nein, das ist nicht so‘. Ich kann es aber wirklich bezeugen, dass die auf uns geschossen haben [mimics the noise of a machine gun]. Und das kann nur von oben gekommen sein denn es gab ja keine Panzer und keine Infanterie. Das waren Schüsse, ich kann Ihnen nicht sagen ob es ein Maschinengewehr oder eine Maschinenpistole war, das weiss ich nicht, aber es waren Maschinenschüsse, Maschinengewehrschüsse und die konnten nur von den Flugzeugen kommen weil es ja keine, keine Kampfhandlungen auf der Strasse gab, es gab ja keine Panzer und dergleichen mehr die da irgendwie da in Dresden einmarschiert sind, das ist ja erst, das war ja dann erst die Russen am 7 Mai 1945, aber wir sprechen ja über den 13 Februar.
PS: Sie haben mir auch von Ihrer, sagen wir, von der Erfahrung mit den Phosphorbomben gesprochen.
WJ: Womit bitte?
PS: Mit dem Phosphor.
WJ: Phosphor, ja. Ich habe, da müssen irgendwelche Phosphorbomben abgeworfen worden sein, die allerdings nicht das, also mit Sicherheit hat unser Haus gebrannt dadurch dass Phosphorbomben geworfen worden sind, aber nicht alle Phosphorbomben haben das Haus getroffen. Es sind auch im Garten Phosphorbomben da gefallen, da so genau kann man die ja auch nicht zielen, die sind ja aus grosser Höhe gekommen. Und auf so eine Phosphorbombe habe ich mich hingeworfen weil die Tiefflieger kamen, das heisst also die Phosphorbombe muss schon eher aus grosser Höhe abgeworfen worden sein, ein Teil der Phosphorbomben haben das Haus getroffen, ein Teil nur den Garten. Und auf diese Phosphorbomben die im Garten gefallen waren, auf die hatte ich mich hingeworfen und das zischte und da hat mich meine Grossmutter zurückgezogen und mir ist deshalb nichts passiert weil ich rein profilaktisch eine nasse Decke hatte. Es zischte nur furchtbar, ich habe damals als fünfeinhalbjähriger gar nicht gewusst was Phosphor ist, das haben mir dann erst, haben mir meine Grosseltern und meine Mutter erst erzählt. Ich habe nur gemärkt es zischte und meine Grossmutter hat mich sofort geschnappt und hochgezogen. Aber wir haben uns deshalb hingeworfen weil die Tiefflieger kamen. Ich kann mich auch entsinnen dass wir regerlrecht die Kanzel gesehen haben. Die müssen in einer Höhe, was weiss ich, von fünfzig Meter oder so etwas geflogen sein, aber wie gesagt auf die fünfzig Meter möchte ich mich nicht festlegen, denn ich war damals ein Junge von knapp sechs Jahren und kann das nun nicht so genau schätzen aber es waren Tiefflieger, ich habe die Cockpits gesehen. Und wir sind daraus beschossen worden, nun weiss ich nicht ob wir aus dem Cockpit beschossen worden sind oder aus dem Heck, das weiss ich nicht. Aber wir sind von diesen Tieffliegern beschossen worden. Und zwar mit so, mit Feuerstössen [mimics the sound of the maschine gun] also nicht nur irgendwie mal einen Schuss und so etwas.
PS: Jetzt wo Sie sich an diese Episode erinnern,
WJ: Wie bitte?
PS: Jetzt wo Sie sich an die Vergangenheit erinnern, kommen Ihnen bestimmte Bilder von Gebäuden vor, oder?
WJ: Ja, ja, ich werde nie vergessen wie, also ich kenne natürlich unser Einfamilienhaus im unversehrten Zustand und wir haben ja dann anschliessend in Dresden gelebt und Dresden ist ja erst, zehn Jahre später hat man angefangen wieder Dresden etwas aufzubauen in der Stadt. Die ersten zehn Jahre nach Kriegsende war Dresden eine reine Ruinenstadt in der Innenstadt. Es gab in der Innestadt quasi kein intaktes Haus mehr, in den Vorstädten ja aber in der Innenstadt die Strassenbahn fur durch, im Anfang konnte die Strassenbahn gar nicht fahren, das ist klar, weil ja die Trümmer überall lagen, aber dann nach ungefähr, nach sagen wir mal vierzehn Tagen, drei Wochen fuhr dann die Strassenbahn wieder aber die ganze Innenstadt war ein einziges Trümmerfeld. Und ich kann mich auch entsinnen, wie auf den Altmarkt, der Altmarkt ist der Hauptplatz von Dresden, ich glaube drei oder vier Tage später, Gerüste aus Stahl aufgestellt worden sind wo die Leichen verbrannt worden sind. Man, wir hatten damals als ich Kind war gehört das es in dieser einen Nacht in Dresden 35,000 Tote gegeben hat, neueste Berechnungen haben gesagt es sind nicht 35,000 sondern 25,000 gewesen aber Sie können sich vorstellen und es spielt jetzt keine Rolle ob 25 oder 35,000 Tote da sind, das die lagen ja überall rum und die wurden dann am Altmarkt da aufgestapelt, das war alles abgesperrt und wurden dann dort, ich sag mal, wie ein Freilichtkrematorium dort verbrannt und die Asche dieser dort verbrannten ist dort auf den Heidefriedhof in Dresden in ein Massengrab beigesetzt worden. Jedes Jahr findet am 13 Februar in Dresden eine Gedenkveranstaltung an die Toten des 13 Februar statt, auf dem Friedhof. Leider wird diese Gedenkveranstaltung von der AFD, das ist eine rechtsextremistische Partei, dazu genutzt um hier Stimmung gegen England und gegen die Alliierten zu machen. Natürlich war das nicht schön was da passiert ist, das war ganz ganz schlimm aber diese heute stattfindenden Demonstrationen vergessen immer dass es Deutschland war, was den Krieg angefangen hat.
PS: Also jetzt wollte ich Sie auch nochmal, eben zu diesen Thema wollte ich Sie eben fragen,
WJ: Ja bitte.
PS: Haben Sie noch etwas hinzuzufügen über Ihre, sagen wir, Ihre Ansichten, wie Sie das jetzt, ehm, wie Sie das jetz heute sehen? Zurück auf die Zeit eben.
WJ: Ich, Ja aber da hat sich nichts geändert denn ich komme aus einer Antifaschistischen Familie. Wir haben immer gewusst dass Hitlerdeutschland den Krieg angefangen hat. Und das was uns passiert ist haben wir Deutsche anderen Völkern auch angetan, so das man nicht hingehen kann, das man sagt: ‚Das ist die Schuld der Engländer oder der Amerikaner‘, das ist genauso unsere Schuld die wir als deutsche den Krieg angefangen haben. Wissen Sie, ich bin als Deutscher stolz auf unsere deutsche Vergangenheit, auf Beethoven, Goethe, Schiller, aber ich muss mich auch dazu bekennen, das eben auch es Deutsche waren, Verbrecher waren die den zweiten Weltkrieg ausgelöst haben, die Juden verbrannt haben, alles das, dieses Unrecht ist ja damals von deutschen Boden ausgegangen. Das darf man nicht vergessen bei dieser ganzen Sache. Natürlich ist das ganz ganz schlimm was passiert ist und deshalb sag ich, ich bin ja jetzt ein Mann von achtundziebzig Jahren, desshalb wende ich mich ganz aktiv gegen die Machenschaften der AfD und anderer rechtsradikaler Parteien in Deutschland.
PS: Ich wollte Sie noch fragen, Ihre Erfahrung als Ausgebombter,
WJ: Ja.
PS: Gibt es eine Verbindung zwischen, ehm, hat Ihre Erfahrung als Ausgebombter eine wichtige Rolle gespielt für Ihre Ideale, für Ihre, sagen wir, politische Ideen, gibt es eine Verbindung?
WJ: Ja. Nein, nein, da nicht aber als wir ausgebombt waren, da waren wir natürlich Menschen zweiter Klasse. Das heisst also wir haben keine Wohnung gehabt, wir, es gab ja auch nichts zu kaufen. Wir haben da rumgeirrt, sind dann in der Umgebung von Dresden in einem Kinderheim untergekommen, das heisst ich habe vielleicht ein halbes Jahr oder ein dreiviertel Jahr überhaupt kein Zuhause gehabt, wir haben da mal im Kinderheim geschlafen, mal dort geschlafen, erst dann haben wir durch Zufall eine Wohnung wieder bekommen. Dann natürlich war man als Kind dann, ich sag mal, neidisch auf die die nicht ausgebombt waren. Aber ich bin ja durch meine Eltern immer so erzogen worden, wer Sturm säht, wer Wind säht wird Sturm ernten. Das heisst also, dass hier man nicht von einer Schuld sprechen kann, näturlich ist es für mich schwer zu ertragen oder halte ich es für falsch dass Ihre Queen den Harris ausgezeichnet hat, das halte ich für eine sehr schlechte Art, das ist das einzige was ich den Engländern regelrecht übelnehme. Weil der Bomber Harris das alles angeordnet hat, dass er das machen musste, habe ich Verständnis aber ihn dann noch dafür auszuzeichnen, das halte ich für schlimm gegenüber den Opfern die durch diese Bomber zu Tode gekommen sind. Wie gesagt, den Grund weshalb die Bomber nach Deutschland gekommen sind, der Grund ist in Deutschland zu suchen, das ist richtig, aber trotzdem halte ich es für falsch wenn man so jemandem, der wirklich darauf ausgesehen hatte, drauf abgesehen hatte, die Zivilbevölkerung zu töten, nicht irgendwie ein General Montgomery und so, Hochachtung dafür gibt’s überhaupt nichts, aber der Harris hat ja bewusst die Bevölkerung, das war natürlich eins der Kriegsziele, das muss man sagen, den auszuzeichnen, halte ich für schwer, einen schweren Fehler den die Queen gemacht hat. Wie gesagt, Hochachtung vor Montgomery, Hochachtung vor Winston Churchill, gibt’s überhaupt gar keine Frage, der eine als Militär, der andere als Politiker, haben sich völlig korrekt verhalten. Aber diejenigen die dann diese schlimme Vernichtung der Zivilbevölkerung befohlen haben, die noch auszuzeichnen, dass sie das machen mussten, dafür habe ich auch Verständnis, aber sie noch auszuzeichnen, sie zu adeln, das halte ich für einen ganz ganz gravierenden Fehler den die Queen gemacht hat oder genauer gesagt, den die Berater der Queen gemacht haben, in dem sie die Queen animiert haben, den Harris auszuzeichnen. Dass er seine Arbeit machen musste, dafür habe ich Verständnis, aber ihn dann noch auszuzeichnen das halte ich für falsch. Das wäre dasselbe, als würde man im Mittelalter einen Henker auszeichnen, ein Henker der musste seine Arbeit machen die, die Richter haben das so aufgeordnet, der wird aufgehängt, und der Henker hat das machen müssen aber da wird doch nie jemandem auf den Gedanken gekommen sein, den Henker auszuzeichnen. Also das ist für mich ein ganz ganz schwerer Fehler ihrer Queen gewesen. Die Auszeichnung. Bitte, ich habe vollstes, vollste Hochachtung vor Montgomery, beispielsweise vor Churchill, vollste Hochachtung und das ist auch einen geben musste, der diese Befehle ausgeführt hat, wie Harris, auch dafür habe ich Verständnis, aber ihn noch auszuzeichnen, der wirklich die Bevölkerung da getötet hat, nicht ermordet hat, getötet hat, das halte ich für schwer, einen gravierenden Fehler. Aber ich will nicht derjenige sein, der im Glasshaus sitzt und so tun, als hätten die Deutschen nicht ebenfalls gravierende Fehler gemacht. Natürlich, auch das, nur Sie haben mich gefragt nach meiner Erinnerung.
PS: Gut, also ich, ich würde jetzt Schluss machen.

Citation

Peter Schulze, “Interview with Wolfgang Jähnichen,” IBCC Digital Archive, accessed November 8, 2024, https://ibccdigitalarchive.lincoln.ac.uk/omeka/collections/document/3573.

Item Relations

This item has no relations.