Interview with Gisela Schäfer

Title

Interview with Gisela Schäfer

Description

Gisela Schäfer (b. 1929) remembers her youth in Eberbach as schoolgirl. Stressed how unlucky she was, having experienced all major bombings in the area. Remembers spending her school holidays as farmhand and emphasises how it was physically strenuous for a city girl who also had no clue of the various tasks. Emphasises the happy time she spent at school after the war, and the long lasting friendships she built with her classmates. Stresses how wartime memories have been repressed because of the impossibility to deal with them.

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00:06:04 audio recording

Rights

This content has been originally published on Memoro – Die Bank der Erinnerungen, which has kindly granted the International Bomber Command Centre Digital Archive a royalty-free permission to publish it as an audio track. To see it in its original video form and read the terms and conditions of use, please visit www.memoro.org and then click on the link to the German section. Please note that it was recorded by a third-party organisation which used technical specifications and operational protocols that may differ from those used by International Bomber Command Centre Digital Archive. It has been published here ‘as is’ and may contain inaccuracies or culturally inappropriate references that do not necessarily reflect the official policy or position of the University of Lincoln or the International Bomber Command Centre.

Contributor

Identifier

Memoro#14586

Transcription

GS: Na ja, und dann war ich halt bei meiner Tante in Eberbach, bin dort in die Schule gegangen, in Ferien natürlich wieder gern zurück zu meiner Mutter und da habe ich halt immer des Pech gehabt das ich alle grosse Luftangriffe mitgemacht hab, ja. Und da kam noch dazu während des Krieges konnte man ab der dritten Klasse schon praktisch also damals in die höhere Schule gehen. Da hat meine Mutter des packst du also gehst gleich von der dritte Klasse ab.
NCCS: Gleich übersprungen.
GS: Sagte da hast’n Jahr gewonnen. Ich muss sagen, ich war so’n Nachkömmling und hatte sehr alte Eltern. Und des ging dann alles schön und gut aber meine, ich war Jahrgang ’29 und meine Klasse war ’27-’28 Jahrgang und die mußten arbeiten dann in den Ferien, drei Wochen beim Bauer und so, na ich musste dann halt auch. Dann wurde man eingeteilt, dan bin ich von Eberbach drei Kilometer zu nächste Dorf gelaufe, hab dann dort beim Bauer gearbeitet aber jetzt als Stadtkind [pauses] sollte man Kartoffel hacken oder Rüben hacken auf’m Feld, man hatte keine Ahnung.
NCCS: Und es war körperlich anstrengend.
GS: Ja, es war körperlich anstrengend aber man hat versucht und dann wurde man verschimpt wenn man ‘ne Rübe ang’hackt hat. Und dann einmal mußten wir auch Heu machen, war ich dabei, hatte keine Ahnung von Heu, man hat’s alles in der Wochenschau g’sehn wenn die mit’n Wagen so gefahren sind, die saßen oben drauf haben gesungen und so. Und Von Heumachen ich hatte keine Ahnung und hatte, es war Hochsommer, nur ein Sporthemd an und eine Sporthose. Und hatte dann einen Sonnenbrand ganz dicke Blasen auf de Schulter überall. Dann kam ich nach Hause zu meiner Tante, kam meine Kusine die war ein bisschen älter wie ich hat “oh des sitzt so schon” hat mir auf die Blase draufgedrückt, da ist die aufg’sprunge, es war grauenhaft, ich lag dann mit Schüttelfrost im Bett und, man hat das alles überstanden da aber das war schon schlimm.
NCCS: Harte Zeit.
GS: Ja. Na ja und dann war der Krieg vorbei und dann ging’s halt weiter mit der Schule und ich muss sagen wir waren dann alle die dann weitergemacht haben bis zum Abitur waren dann ja in Eberbach es war eine wunderschöne Schulzeit. Wir haben uns dann sehr gut verstanden und haben uns gegenseitig geholfen, wir hatten ja keine Bücher, kaum Papier, nix. Also wir haben dann auch gemeinsam gearbeitet, es war eine wunderschone Schulzeit dann bis zum Abi und wir treffen uns heut noch, die letzten.
NCCS: Ein schöner Gemeinschaftsgeist.
GS: Ja ja.
NCCS: Kein Egoismus.
GS: Nein nein nein. Weil ja wo eben jeder ein Buch oder was gehabt hat, von älteren Brüdern, das wurde dann von allen benutzt oder gemeinsam benutzt das wir alle zusammen eben gearbeitet haben. Und des is, treffen wir uns heute noch, der Rest der noch da ist, der kleine kleine Rest. Aber ich muss sagen auch die ganzen Klassenkameraden dann die waren alle mutterteil als Soldaten im Krieg, die haben fürchterliches erlebt aber es wurde alles verdrängt, es wurde nie drüber gesprochen. [unclear] haben wir’s gesagt wir müssen des verdrängen oder wir haben des verdrängt sonst könnten wir gar net weitermachen.
NCCS: Ganz grosses Thema diese Verdrängung weil man dann ja nicht aufarbeitet.
GS: Man kann’s net aufarbeiten. Man muss es verdrängen [pauses] den wenn’s dann sehn wenn die Leute dann umkommen durch die Bomben und sie sehen die Toten und alles des muss man verdränge, des geht net anders. Wenn ma weitermachen will. Es gab ja auch keine wie heut wenn irgend was is heut sind die Psychologen da die des alles aufarbeiten. Da hatte ja mit jedem arbeiten praktisch müssen, alt und jung, des gab’s halt net. Es wurde verdrängt. Anders, anders anders ging’s gar net. Es waren die schlechten Zeiten aber dann später nach dem Krieg ging’s halt aufwärts, da hatt man dann auch viel schönes dann, man war mit wenig zufrieden und hatt dann auch viel Schönes erlebt, es war halt dann schon eine Gemeinschaft da und..
NCCS: Der Optimismus kam zurück.
GS: Bitte?
NCCS: Die Menschen waren optimistisch.
GS: Ja ja ja.
NCCS: Wir haben dann teilweise die Jugend nachgeholt.

Citation

Nikolai C C Schulz, “Interview with Gisela Schäfer,” IBCC Digital Archive, accessed April 26, 2024, https://ibccdigitalarchive.lincoln.ac.uk/omeka/collections/document/316.

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