Interview with Gerlinde Keller

Title

Interview with Gerlinde Keller

Description

Gerlinde Keller (b. 1939) was evacuated in 1942 from Munich to the Altmühltal, where she lived with her aunt in a purpose-built settlement. Explains how the intensifying bombings had made the city unsafe for children and how they managed to cope with wartime hardships: gathering mushrooms, wild berries and pine cones to be used as firewood; collecting fallen apples from a nearby orchard to make compote and strudel. Describes how her mother and her older brother went covertly into the forest to cut down trees at night. Emphasises her mother’s creative efforts in coping with the difficult situation and how she enjoyed the food available, for example berries with skimmed milk. Mentions the strange feeling of not belonging to anywhere and remembers the strict atmosphere of a school run by nuns, where pupils were subjected to corporal punishments. Remembers the defiant attitude of two girls, who provoked the teachers and showed a sense of pride in being punished.

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00:06:41 audio recording

Rights

This content has been originally published on Memoro – Die Bank der Erinnerungen, which has kindly granted the International Bomber Command Centre Digital Archive a royalty-free permission to publish it as an audio track. To see it in its original video form and read the terms and conditions of use, please visit www.memoro.org and then click on the link to the German section. Please note that it was recorded by a third-party organisation which used technical specifications and operational protocols that may differ from those used by International Bomber Command Centre Digital Archive. It has been published here ‘as is’ and may contain inaccuracies or culturally inappropriate references that do not necessarily reflect the official policy or position of the University of Lincoln or the International Bomber Command Centre.

Contributor

Identifier

Memoro#2232

Transcription

GK: [part missing in the original file] dann fange ich an mit unser Evakuierung in das Altmühltal zur Schwester meiner Mutter.
Unknown interviewer: Im Jahre?
GK: Im Jahre, ich war drei Jahre alt, dann war das 1942. Da gingen hier die Luftangriffe so stark an eben und des war nicht mehr erträglich vor allem mit kleinen Kindern. Ja gut, dann kamen wir zu der Tante, die wohnte eben in dieser [unclear] Beamtensiedlung und wir haben da zwei kleine Zimmer bekommen mit’m Kanonenofen und [pauses] und hatten aber nur die wichtigsten Sachen dabei den wir sind da eben mit dem Metzgerwagen hinten drauf gefahren und haben nur Bettzeug warscheinlich mitgenommen. Das war natürlich alles sehr beengend nach der Wohnung in München und es ging dann los mit Essenskargheit und meine Mutter war also, da hat sich entwickelt zu einer Organisatorin das war toll den man musste ja da, es gab ja Lebensmittelmarkt übrigens da wurden ja so kleine Abschnitte weggeschnitten und da gabs Zuteilungen, eben Mehl oder Zucker oder was grade vorhanden war. Und es gab einen Kanal mit Apfelbaümen die haben irgend wen dort gehört das weiss ich nicht und wenn Gewitter war da sind wir dann nachts hin und haben die Äpfel hochgehoben, eingesammelt und dann wurde Apfelkompott oder Apfelstrudel gemacht..
UI: Also nur das Fallobst oder auch gepflückt?
GK: Nein das Fallobst. Es wurde dann schon immer schlimmer, den das wurde immer mehr eingeschränkt, die Milch war zugeteilt für Kinder, wie viel wenig und sie war Magermilch hieß das damals. Wir gingen dann fast jeden Tag in den Wald, meine Tante, meine kleine Kusine und ich, und meine Mutter und wir haben Milchkannen mitgenommen, da wurden Beeren reingepflückt, Erdbeeren, Blaubeeren, dann wurden Pilze gesucht und nebenbei musste man die ganzen Tannenzapfen aufheben, die nicht so wie heute sondern die waren sehr rar weil alle Leute Tannenzapfen gesucht haben und so kleine Holzstückchen, und da kamen wir so gegen Mittag nach Hause so mit einen kleinen Rucksack mit Tannenzapfen, Milchkannen mit Beeren, und dann noch Körbchen mit Pilzen und das wurde dann gekocht und die Beeren mit Magermilch angerührt und vermischt und es war eine köstliches Essen. Und dann am Brennholz hat’s auch gemangelt und da wurde meine Mutter immer rabiat, die ist dann tagsüber in den Wald gegangen, hat sich die Baüme angeschaut, hat die nachts umgehackt und wenn’s sehr dunkel war dann ist sie mit meinem Bruder der neun Jahre älter eben war in den Wald und dann haben die die Baüme heimgezogen heimlich und das war natürlich alles verboten aber es blieb nichts anderes übrig. Nur in meiner Erinnerung weil ich ja so klein war alles, es war wunderbar, das Essen hat köstlich geschmeckt, die Ideen die sie hatte, heute verwendet man Fett da hat sie Magermilch verwendet ich weiss gar nicht wie das alles ging aber es war köstlich und mich gewundert dass ich so schöne Erinnerungen habe..
UI: Die Tannenzapfen als Brennholz.
GK: Als Brennholz, ach so die haben wir nicht gegessen.
UI: [unclear]
GK: Ja, dann hat mich gewundert wie das in der Luft lag daß es immer in Munchen viel schöner ist aber es hat mich doch immer ein Bisschen beeinträchtigt weil ich so dazwischen war, ich wusste ich gehörte dort nicht richtig hin und München kannte ich ja eigentlich gar nicht mehr und dann kam die Schulzeit und da habe ich auch gemerkt, ich bin irgendwie so außerhalb, das war nicht direct aber es war doch zu spüren und..
UI: [unclear] ein bisschen.
GK: Genau, die [unclear] ja. Und das war die Zeit noch mit strengen Unterricht, das waren Nonnen, die uns unterrichtet haben, Schwester Theobalda und die Schwester Gerbine und der Herr Benefiziat und der Herr Kaplan und die waren alle sehr eifrig im Strafen verordnen und des hiess Tatzen austeilen mit einem richtigen Weidenstock der so schon biegsam und ich war sehr brav, also ich war da verschont und eben, da gab es eben zwei Mädchen die etwas außerhalb der Norm waren und die waren sehr frech und ich glaub die haben sogar darauf angelegt die Lehrer zu ärgern und die mussten dann immer vortreten und die Hand hinhalten und die normalen Kinder die haben die Hand natürlich zurückgezogen aber diese Mädchen haben ihre Hand ausgestreckt, stolz, haben sich ihre Tatzen abgeholt und sind dann eben zurück, haben ihre Schultasche genommen und sind nach hause und sind tagelang nicht mehr aufgetaucht, denen war es völlig Wurst und den Eltern die wussten das warscheinlich gar nicht und ich hab die bewundert und wie gesagt ich hab dieses ehemalige Mädchen jetzt bei einem Klassentreffen wieder getroffen und die ist einfach toll, die war mutig und ist heute noch, hat ihr Leben gemeistert oder meistert’s immer noch, das find ich sehr schoön, den mutige Menschen sind was wunderbares.

Citation

“Interview with Gerlinde Keller,” IBCC Digital Archive, accessed April 20, 2024, https://ibccdigitalarchive.lincoln.ac.uk/omeka/collections/document/315.

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