Interview with Dieter Essig

Title

Interview with Dieter Essig

Description

Dieter Essig recollects the 23 February 1945 Pforzheim bombing, which he eyewitnessed at six. Mentions the long hours he spent inside a shelter, describing his wartime years as wasted childhood. Speaks of the 1 April 1944 bombing stressing how he didn’t feel traumatized as death was part of everyday life. Describes crowded air raid shelters and explains wardens’ duties, stressing a strong community spirit and how the sense of impending danger drew people close to each other. Mentions various wartime anecdotes: the gruesome sight of charred corpses looking like shrunken cats; the bodies of young girls who died of suffocation displayed on the streets; a trumpeter playing Christmas songs from atop a pile of rubble; blackout measures; execution of regime opponents and lynching of Allied aircrew. Stresses the wartime hardships he endured, such as food shortage and ration cards, and explains how he resorted to eat snails and wild berries to survive. Describes everyday life under the Nazi regime and mentions how he used to play: building wooden soapbox cars, making small boats out of tree bark and collecting live cartridges. Describes Moroccan vanguards raping girls, harassing people and robbing population, while speaks with affections of friendly American soldiers who handed out sweets. Describes the Allies as those who ushered in a better world for Germany by feeding and helping its citizens.

Creator

Date

2018-03-20

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Format

01:32:13 audio recording

Rights

This content is available under a CC BY-NC 4.0 International license (Creative Commons Attribution-NonCommercial 4.0). It has been published ‘as is’ and may contain inaccuracies or culturally inappropriate references that do not necessarily reflect the official policy or position of the University of Lincoln or the International Bomber Command Centre. For more information, visit https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ and https://ibccdigitalarchive.lincoln.ac.uk/omeka/legal.

Contributor

Identifier

AEssingD180302

Transcription

PS: Bevor wir anfangen, bitte ich Sie folgende Fragen zu beantworten, damit wir sicher sind, dass dieses Interview nach Ihren Wünschen sowie den Bedingungen unserer Sponsoren gemäß registriert wird. Sind Sie damit einverstanden, dass dieses Interview als eine öffentlich zugängliche Quelle aufbewahrt wird, die für Forschung, Erziehung, online und in Ausstellungen verwendet werden kann? Ja oder nein?
DE: Ja, beginnt ruhig. Ja.
PS: Gut. Danke.
DE: Bitte.
PS: Das dieses Interview unter einer nichtkommerziellen Creative Commons Attributionslizenz, die mit CC-BY-NC das bedeutet, dass sie nicht für kommerzielle zwecke benutzt werden darf, also dass dieses Interview öffentlich zugänglich gemacht wird? Ja oder nein?
DE: Ja, ja.

PS: Danke.
DE: Bitte.
PS: Dass Sie als Urheber und Author des Interviews identifiziert werden? Ja oder nein?
DE: Ja.
PS: Danke.
DE: Bitte.
PS: Sind Sie bereit, der Universität das Copyright Ihres Beitrags zur Verfügung zu stellen, damit es zu jedem Zweck verwendet kann und sind Sie sich dessen bewußt, dass das Ihr moralisches Recht beeintrachtigen wird, als Urheber des Interviews identifiziert zu werden, dem Copyright, Design und Patentsgesetz 1988 gemäss? Ja oder nein?
DE: Ja.
PS: Danke.
DE: Bitte.
PS: Also, jetzt bitte ich Sie um fünf Sekunden Schweigen, weil der Techniker das Moment braucht.
DE: Ja, gern.
PS: Gut. Also, dieses Interview wird für das International Bomber Command Digital Archive durchgeführt. Der Interviewer ist Peter Schulze, der befragte ist Herr Dieter Essig.
DE: Richtig.
PS: Heute ist der 20 März 2018. Wir bedanken uns bei Herr Essig, dass er bereit ist, sich interviewn zu lassen. Ihr Interview wird Teil des International Bomber Command Digital Archive, das an der Universität Lincoln angesiedelt und vom Heritage Lottery Fund finanziert wird. Also, Herr Essig, können Sie mir erstmals von Ihrem Elternhaus erzählen, wo Sie geboren und aufgewachsen sind, also die ältesten Erinnerungen die Sie haben?
DE: Ja, gut, ich bin am 30 April 1938 in Pforzheim geboren und wir lebten in, wir, meine Mutter, mein Vater und ich, und meine Schwester, wir lebten im Norden der Stadt Pforzheim, in einer Mietwohnung. Und ich ging zur, damals hat’s geheissen Volksschule und dann später in das Gymnasium, habe dort das Wirtschaftsabitur gemacht und ging dann zur Stadt 1957 und habe dort die Verwaltungslauftbahn beschritten. Ja. Wollen Sie noch was hören?
PS: Ja. Reden Sie ruhig frei.
DE: Ja, also auch, wie gesagt, mit dem Beginn der Bombenangriffe. Ja, gut, also wie schon gesagt, ich war beim Bombenangriff am 23 Februar 1945 sechs Jahre alt, zwei Monate später wär ich also sieben geworden, am 30 April. Wir haben den grössten Teil unserer Jugend, also wir, meine Schwester und ich, die fünf Jahre älter ist, überwiegend in Luftschutzkeller im Mietshaus zugebracht. Es gab ja viele Alarme um diese Zeit, wir hatten 1944 289 Fliegeralarme und insgesammt 261 Stunden. 1943 waren es noch nicht so viele, da waren es 48 Fliegeralarme und nur 79 Stunden. Aber man muss sich mal vorstellen, dass man also Fliegeralarm, wie gesagt, ich war damals sechs Jahre alt, meine Mutter hat mich in einen Teppich gewickelt wenn Fliegeralarm war, wir sind in den Luftschutzkeller und dort lagen wir auf den Boden, beziehungsweise in solchen Feldbetten und haben dann gewartet bis der Fliegeralarm vorbei war. Wir wussten ja nie was uns erwartet, wenn wir die Haustür aufgemacht haben, hatten, was war passiert. Am, ja, also ich wurde immer wieder gefragt, wie habt ihr eure Jugend zugebracht? Ich muss sagen, wir haben, ich habe einen Teil im Luftschutzkeller zugebracht und waren heilfroh, wenn wir wieder nach draussen konnten und festgestellt haben, es ist noch alles in Ordnung. Im Gegensatz zum 23 Februar, auf den ich nachher noch zu sprechen kommen werde. Die Zeit meiner Kindheit, wir wurden um unsere Kindheit, möchte ich mal sagen, betrogen, wir hatten in dem Sinn keine Kindheit, es war, wie schon erwähnt, aber es war überwiegend Bombenalarm und wir hatten nichts zu spielen. Ich weiss noch, mein Vater war bei der Sparkasse da bekam man zu Weihnacht so wie man bei uns sagt [unclear] so bemalte Bauklötzchen, des war für uns ein Festtag, des kam man sich heute gar nichts mehr vorstellen bei diesen Übermass was die Kinder heute haben und das überhaupt nicht so registrieren und in welchen Wohlstand wir heute leben. Ich möchte nun auf folgendes zurückkommen und zwar, es war nicht nur der 23 Februar sondern es fanden ja, der erste Angriff fand ja auf Pforzheim am ersten April 1944 statt, bei dem etwa 80 bis 100 Flieger die Stadt aus [unclear] Richtung anflogen und eine grosse Anzahl Bomben abwarfen. Diese fielen hauptsächlich auf den Südteil der Stadt, das Rod und den Südteil [unclear], dabei sollen nach Angaben 95 Menschen ums Leben gekommen und 127 Familien obdachlos geworden sein. Am 10 Oktober 1944 abends erfolgte ein schwerer Angriff mit Luftminen auf die Nord und Oststadt folge neben beträchtigen Gebäudeschäden über 60 Menschen kamen dabei ums Leben. Für mich auch noch in Erinnerung war der 24 Dezember 1944, Heiligabend, Zielviertel und Nordstadt waren Ziel eines Grösseren Luftangriffs, neben Gebäudeschäden waren etwa 90 Menschenleben zu begraben, zu beklagen. Ein grösserer Angriff richtete sich in den Mittagsstuden des 21 Januar 1945 hauptsächlich gegen die Oststadt, neben erheblichen Gebäudeschaden waren etwa 58 Todesopfer zu beklagen. Ich werde auch immer wieder gefragt, das will ich an dieser Stelle sagen, ob ich mich tatsächlich noch an diese Zeit erinnern kann. Und ich bin mit mir zur [unclear] gegangen, habe auch meine Schwester gefragt, mein Gedanken gegangen und ja meine Erinnerungen, die beginnen so ungefähr mit dem vierten Lebensjahr. Es kann natürlich unterschiedlich sein aber so ab dem vierten Lebensjahr und wenn man älter wird, je älter man wird desto mehr macht man in Reminiszenzen. Ich kann heute Sachen sagen die ich damals erlebt habe, Sachen die vorgestern waren, die habe ich vergessen. [coughs] Entschuldigung. Nun ich wurde darüber gefragt ob ich traumatisiert sei, ich muss des sagen: ‚Nein‘ und aus einen ganz einfachen Grund. Ich wache nicht nachts schweiß geballt auf, denn die Zeit meiner Jugend die wir im Luftschutzkeller oder draussen verbracht haben, des war für uns Alltag. Wir haben praktisch mit dem Krieg gelebt, wir sind im Krieg aufgewachsen und wir haben, so makaber es klingt, wir haben mit den Toten auf Du und Du gelebt, wir haben sogar mit den Leichen nicht gespielt aber [coughs], wir haben sie auf der Strasse liegen sehen. Nun möchte ich zum eigentlichen Thema kommen, zwar, Entschuldigung [coughs], der 23 Februar 1945. Wir, meine Mutter, meine Schwester, mein Vater war ja noch im Krieg, wir waren im Zentrum also am Markplatz Pforzheim und da hatte meine Oma einen, heute würde man sagen, einen Krämerladen, also, ja, so einen Edeka, und die haben wir ja noch besucht und dann war Voralarm. Meine Mutter, meine Schwester und ich, wir gingen dort wo heute das Rathaus steht, in einen Luftschutzkeller. In diesem Luftschutzkeller waren die Leute dicht gedrängt und es wusste ja keiner, dass so ein schwerer Angriff im Anflug war, im Anmarsch war. Meine Mutter hat diese Leute von der Partei, die streng darüber gewacht haben, dass alles seine Ordnung hat und dass keiner noch rausgeht, gebeten sie mögen doch noch mal aufmachen und und und, und es ist so ein Gefühl das Mütter haben, dass irgendwas in der Luft liegt. Die haben aufgemacht und wir durften noch nach Hause, wir haben vom Marktplatz bis in unsere Wohnung sagen wir mal 10 Minuten, viertel Stunde zu laufen, wir sind also den Schlossberg hochgegangen und da wurden schon die ersten, wir sagen Christbäumchen abgeworfen, es waren solche leuchtende etwas, die des abgestickt haben, wo die Bomben abgeworfen werden sollen. Wir sind also dann in die Wohnung und das heisst nicht in die Wohnung, sondern sind gleich in den Luftschutzkeller und haben abgewartet was sich da tat. Als sich dann der Angriff vorbei war wussten wir ja nicht was passiert war, wir haben die Tür aufgemacht und haben gesehen, die Stadt hat lichterloh gebrannt und meine Mutter hat uns an der Hand genommen und hat gesagt, wir müssten unbedingt in die Stadt in ihre Mutter also die Frau, meine Oma mit’m Spitzereiladen wussten wir nicht was mit ihr passiert war, deren Mann die Schwägerin von meiner Mutter, die waren ja alle noch in der Innenstadt. Wir haben uns also vorgekämpf, wir kamen nicht ganz bis ins Zentrum, am nächsten Morgen, als es dann hell war hat meine Mutter gesagt, wir müssen wieder runter gehen, und da sahen wir, was tatsächlich passiert war, am Schlossberg lagen die verkohlten Leichen, die nur noch die ausgesehen haben wie, entschuldige des Ausdruck, so wie zusammengreschrupfte Katzen. Meine Mutter hat gesagt, wir müssen noch unsere Angehörige finden, wir, die Kinder, meine Schwester und ich, wir haben die Leichen, die am Weg lagen, umgedreht und haben den Oma, Opa undsoweiter gesucht. Es war fürchterlich, über der Stadt lag ein, es brannte ja noch überall und über der Stadt lag ein, ich muss sagen, ein Verwesungsgeruch ganz eigenartig, es brannte noch überall, wir sind Tage später sind wir dann nocheinmal in die Stadt gegangen und in dem Haus, wo der Laden von meiner Oma war, war alles eingestürtzt und die hatten im Keller solche Koks also Briquettes und des brannte noch alles, es war also, es war fürchterlich. Meine Oma die konnte sich retten denn dort bei der, an der Geschäft vorbei, da ist der Fluss ein Stauwerk und da haben sich die Leute reingerettet und haben sich an Balken festgeklammert. Swimmen konnten die ja zum grössten Teils nicht, und da hat man sie dann aus dem eisigen Wasser rausgezogen und da haben wir dann die Oma gefunden, die wurden irgendwo, in einem Krankenhaus eingeliefert. Es gab so gut wie keine Versorgungen, es war also und für mich möchte ich an dieser Stelle sagen, für mich war ein erschreckender Anblick im, wir haben hier ein, heute ist es ein Altersheim, den Martinsbau, in diesen Martinsbau waren junge Mädchen untergebracht, die waren alle so um sechzehn Jahre rum, man hatt immer gesagt, es sind BDM Mädchen, also Bund Deutscher Mädchen, waren es aber nicht was sich herausgestellt hat sondern es waren sogenannte Kreuzmädchen, die hatten am Revers so ein Kreuz, die wurden eingesetzt um Telephon, Telephone zu bedienen. So, wir kamen dazu, also diese Mädchen die waren erstickt, als man diese Mädchen aus dem Keller rausgezogen hat und hatte sie in eine Reihe gelegt, ich weiss nicht wie viele das es waren, vielleicht waren es vielleicht zehn, fünfzehn, muss mal nachschauen, hat man in eine Reihe gelegt, sie lagen da wie lebend, sie waren also erstickt, hatten keine äussere Verletzungen und dann kamen die Eltern und mussten ihre Kinder identifizieren. Das war für mich als sechsjähriger, also das makabrischte was ich jemals erlebt habe. Des war also zum 23 Februar und die Zeit danach, das Aufräumen, das hat also eine ganze zeitlang gedauert. Noch in den 50 Jahren gab es ja auch noch Lebensmittelkarten, wir hatten wenig zu essen, mit dem wenigen, was wir hatten, mussten wir uns immer die Runden rennen. Es war ja dann die Franzosen kamen ja am 8 Februar 1945 und dann kamen die Amerikaner am 28, am 8 Juli 1945. Kapitulation war am 8/5. Ja, als die Franzosen kamen, die haben eine sogenannte Vorhut geschickt, das waren Marrokkaner und die Marrokkaner waren, muss ich sagen, nicht sehr zivilisiert, die haben also auch die jungen Mädchen, wenn sie erwischt haben, vergewaltigt und Meine Mutter hat meine Schwester, also ja, meine Schwester mit Russ im Gesicht eingefärbt damit sie nach alt aussah, damit ihr nix passierte. Wir hatten so gut wie gar nichts zu essen, und als ich mal ab und zu in den Schulen war, da hab ich denn die jungen Kindern oder Schülern mal des einmal geschildert weil es damals war. Wir waren, meine Mutter hat in der Wohnung, im Schrank ein Stückchen Brot ganz krumm gefunden und das war für uns ein Freudenfest. Meine Mutter, wie gesagt, hat mich in ein Kinderwagen gepackt, meine Schwester lief neben her und wir sind von der Nordstadt zu einem Vorort gelaufen, das ist Tiefenbronn, das sind also, na gute zehn Kilometer nach Tiefenbronn, zehn Kilometer zurück und da haben wir ein Paar Kartoffeln bekommen und etwas Milch, die Milch haben wir dann so unterwegs getrunken und die Kartoffeln das war für uns ein Freudenfest. Wir haben uns mit Dingen ernährt, die uns ja die Natur geschenkt hat und das war, was damals natürlich verboten war, wenn die Tannen, die kleinen, die Geschoss, also das kleine Geschoss, der Nachwuchs, das hellgrüne, das haben wir in Tüten eingesammelt und haben des zu Hause ausgekocht zum Honig. Wir haben uns draussen mit Brombeeren und Himbeeren, was der Wald so zu bieten hatte und ich kann mich gut entsinnen, wie wir also auf der Wiese Essbares zusammen gesucht haben, die Natur bietete relativ viel und in dem Zusammenhang eine kleine Episode. Ich ware bei Grundschülern und hab denen versucht zu erklären, dass es also wenn man gar nichts hat zu Essen, das Überleben, dann habe ich zu einem Jungen gesagt, überleg dir einmal wenn du jetzt, du hast Hunger, du hast Durst, hast nix, was machst du dann? Ja, weiss ich ja net. Habe ich gesagt, also, überleg da mal, du kannst hinaus gehn in den Wald, ja, was soll ich im Wald? Ja, ich sag, Entschuldige, jetzt überleg dir mal, was der Wald alles bietet. Du hast, kommst vielleicht an eine Pfütze, an ein Bächlein, ja, aber das ist ja dreckig, ja gut, ok. Also, du hast gar nix, der Junge kam nicht auf die Idee zu sagen, ja also Brombeeren, und dann war, [unclear] überleg da mal scharf und da hat der zur Antwort gegeben: „Dann gehe ich zu meinem Nachbarn“. ich sage das war die beste Antwort die ich jemals erlebt habe, denn dein Nachbar hat nämlich auch nichts zu essen. Das sieht man draus in der heutigen Zeit, also ich bilde mir ein, dass ich einige Tage ohne essen, ohne trinken im Wald durchhalten könnte aber nehmen so mal heut, ein Jungen der net seine Pommes Frites oder seine Burger undsoweiter, fürchterlich. Wir hatten ja auch keine Handys undsoweiter und ich sag immer wieder, auch meinen Kindern die noch relativ jung sind wenn wir einen, nur einen Tag keinen Strom, schalt euch alles ab, einen Tag keine Handy, unvorstellbar, unvorstellbar. Wir hatten zu Hause, da ja des [unclear] keinen Strom hatten, überall waren Kerzen, Kerzen gab’s da nicht überall zu kaufen, wenn wir Kerzen bekamen, dann sind wir also ganz froh gewesen, habe die gehortet. Wasser? heute unvorstellbar, Wasser gab’s ja keines, das Wasser war abgestellt und ja und dann kam immer wieder in der Woche oder ein oder zweimal so ein Fahrzeug wie man das heute hat, auf der Wiese haben, mit so’m grossen, ja, Kanister, und da sind wir mit so einem kleinen Putzeimer hingegangen und hat dort zehn Liter Wasser rausgelassen, ging nach Hause und hat des auf’m Kohleherd abgekocht und dann hatte man für einige Zeit Wasser, an eine Dusche undsoweiter, war gar nicht zu denken. Die erste Wannen[unclear], weiss ich noch wiel mein Vater des war also da sind wir nach [unclear] da gab’s die erste Wanne das man sich in lauwarmes respektives heisses Wasser hat legen können, des waren so die Anfänge und wie ich schon erwähnt hab, die Lebensmittelkarten die gab’s da noch bis in die 50er Jahre. Lebensmittelkarten heisst jas dass jede Familie eine bestimmte Anzahl, so kleine Abschnitte bekam und dann wurde soundsoviel Brot zugeteilt, Mehl, Zucker undosweiter und dann ist man in den Laden gegangen, die haben das abgerissen, da stand also meinetwegen drauf, ein Leib Brot und mit dem hat man also eine ganze Woche auskommen müssen. Meine Tante hat auch so einen Laden gehabt, ich weiss da wie heut, die hat diese Marken, diese abgerissen Marken aufgeklebt und mit denen musst sie dann immer abrechnen das jarnix [unclear]. Das war also die Zeit danach und wie gesagt, die Marokkaner das waren sicherlich nicht, also nix gegen die Marokkaner aber sie waren nicht sehr gebildet. Ich weiss da von einem Marokkaner das er zum ersten Mal ein Fahrrad sah, er hat sich bemüht auch das das Fahrrad keine, Luft [unclear] bestickt war sondern pure [unclear] probiert, da runter gefallen. Die haben, den Leuten die Hasen weggenommen, haben sie geschlachtet und dann kamen die einigen Franzosen, die war also wesentlich, ja, zivilisierter. Und dann kamen die Amerikaner und die Amerikaner das war für uns als Kinder ein A-ha Erlebnis. A-ha Erlebnis aus solchen Gründen, ich weiss noch von einem Amerikaner der zu uns ins Haus kam, mich auf den Arm genommen hat und mir ein Chewing-gum, ein Kaugummi gegeben hat, wir wussten überhaupt nicht was Kaugummis sind, es gab dann meistens auch Schokolade, Cadbury, das war das und vor allen Dingen durften wir bei denen in ihren Jeeps sitzen und das war für uns so des Paradies, das war der Beginn des Lebens. Meine Mutter ging mit ihrer Tochter mal spazieren auf die Höhe, fuhr ein Jeep vorbei und die haben was rausgeworfen und ja und wir sind dann hingegangen wie der weg war, wes war des, der Teil eines Tisches, meine Mutter war also quick strahlend das sie also, den Tisch den haben wir also zelebriert, mit dem sind wir nach Hause gegangen und haben den [unclear]. Des war diese Zeit und ich muss mal sagen, ganz offen und ehrlich, es war für mich, für uns, eine erlebnisreiche Zeit udn zwar wenn ich heute sehe wie ganz, [unclear] aus anderer Erfahrung sagen, [unclear], da geht so und so viel zurück weil’s kein Apetit mehr habe, ich habe zu meinen Kindern immer wieder gesagt, des was da zurück geht, des geht mal in Zukunft von de Menschen erlernt [unclear] und es sind so Dinge was ma heut überhaupt nicht mehr sich vorstellen kann. Also wir leben nun, dass muss ich [unclear] mal betonen, wir leben in einer Überflussgesellschaft und ich wünsche, wenn ich auch in eine Schule komme, das sich des nie mehr wiederholt. Es war also eine schlimme Zeit, es war für uns eine Erkenntnisreiche Zeit und die kann heute, wenn irgendnochwas ubrig ist, vom Mittagessen, dann kann ich das net wegwerfen sondern ich muss dann irgendwie des abends noch verwerten. Ja, des war also so des Konzentrat meiner Jugend.
PS: Ja, ich wollte wissen.
DE: Ja, haben Sie noch spezielle Fragen?
PS: Ja, ich wollte ein Moment zurückgehen zu Ihren ersten Jahren. Alos, haben Sie noch irgendwelche, die allerersten Erinnerungen, haben Sie vielleicht noch ältere Erinnerungen als vor Ihrem vierten Lebensjahr? Ein bisschen die Atmosphaere zuhause, was Ihre Eltern also so machten und auch wie man die Zeit so lebte mit der, also, die Nazi-Zeit?
DE: Ja, Sie erwarten von mir offene, ehrliche Antworten, ja?
PS: Ja, was Sie sagen möchten.
DE: Ja, ja, klar, also, die Zeit, ja, jetzt muss man vorsichtig sein, für mich als sechsjähriger in dem Sinne wenn die Hitlerjugend durch die Strassen marschiert sind mit [unclear] undosweiter, das war für mich immer so ein, wie muss ich sagen, ein erhebendes Gefühl, und habe zu meiner Mutter gesagt, da möchte ich auch mal, zu denen möchte ich auch mal. Wir wussten ja nicht was alles passierte mit der Judenverfolgung undsoweiter, sondern wir haben ja nur den schönen Teil gesehen. Und so war es auch mit meiner Schwester, die hat, die war noch nicht bei der BDM aber die hat da immer gesagt, vor allem Dingen gab’s dann diese Sonnenwendfeier, die Jugend war damals begeistert, denn die Jugend konnte ja gar nicht wissen, was hinter den Kulissen geschah. Weihnachten, Weihnachten kann ich mich noch entsinnen, es war warscheinlich ‚44, weiss net, ‚43, wir hatten ja praktisch nix, Kleinigkeiten, mein Vater war ja noch im Krieg, und ein für mich gravierendes Erlebnis war des. Meine Mutter hat die Geschenke was se da irgendwo bekommen hat, hat sie auf einen Tisch hingelegt und hat des zugedeckt mit Leinentücher und da war für mich, heute würde man darüber lachen, ein Linial, ein Holzlinial, ein viereckiges Holzlinial und da war eingeritzt zentimeter von eins bis zehn, das war ein tolles [unclear], anderes gab’s ja noch nicht zu kaufen und was ich vergessen habe war ja nun so dass, wir hatten ja hier ein Kaufhaus, heute ist Metro, wie sie alle heissen, ein Kaufhaus und dort hat man danach so wieder ein paar Sachen bekommen, allerdings musste jemand dafür Papier abliefern. Wir haben überall nach Papier gesucht und dann sind wir mit dem Papier dort hin und da haben wir also Kleinigkeiten erstanden. Es gab damals die ersten, ja wie kann man sagen, Drop’s hat es geheissen, des war also kleine, zum lutschen, ja, des waren so die Anfänge. Also ich muss nochmal sagen, meine Kindheit also vom viertem bis zum Angriff, da gab’s, also war hier nicht so gravierend, wie gesagt, ich hatte Glück eine altere Schwester zu haben die mich dann immer an der Hand genommen hat, wenn wir irgendwohin gegangen sind und mich, soll ich mal sagen im übertragenden Sinne, eine beschützende Hand uber mich gebreitet hat und hat gesagt: „so, wenn der Krieg vorbei ist alles anders und dann kriegst du auch dein Spielzeug“. Wir haben, aus Vorhangringen haben wir kleine Autos zusammengebastelt. Es gab dann auch hier ein sogennantes Seifenkistenrennen, es war also erheben, Seifenkistenrennen hat man also aus Holz undsoweiter so kleine Autos zusammengebaut und dann fuhr uns hier vom [unclear] Berg runter und da standen die Leut staunend an der Strasse und es gab da als Belohnung irgendwelche Schokolade oder Süssigkeiten, des war so die Anfänge und da kann ich mich dran erinnern und ich bin wirklich froh dass ich diese Erfahrungen, die positive Erfahrungen gemacht habe, was also das Essen betrifft, was die Hygiene betrifft und das ganze Ding. Wir haben als ich dann nachher in die Schule, Oberrealschule ging, auch ein Erlebnis des war, ja, am Marktplatz haben sie also dann so die Leichen ausgegraben in den Luftschutzkellern, ich kam hinzu, oder wir kamen da hinzu wie sie einen Luftschutzkeller freigelegt haben. Auf einem ausgegluhten Petro lag eine, ein Skelett und dieses Skelett hatte noch in der Hand, ein Schlusselbund und das war für mich so ein Erlebnis, diese also sagen muss aber. Auf den Trümmerbergen gab’s einen Trompeter, der hat also an Weihnachten stand der auf den Trümmern und hat also da irgendwelche Weihnachtslieder geblasen. Es gab hier ein, wie kann man sagen, ein Unternehmen, die haben dann später sogenannte Stegware verkauft, des heisst also so Mützen, und Anorack für den Amerikaner, des waren so die Erlebnisse. Als ich in die Schule, ins Gymansium ging, gab’s ja praktisch noch gar nicht, das waren so, in der Innenstadt waren so kleine, so Ständchen aufgebaut gab, wo se irgendwelche kuriose Dinge verkauft haben. Es ist ja net so wie heute, um mal zu sagen, jetzt gehen sie in die Disko oder in ich was weiss ich was, gab’s ja noch nicht. Es war ja in der Nordstadt eine Wirtschaft, da habense da immer Fasching, ja, habense eine Fete heisst ja heut, haben sie Fasching gefeiert und man ist da hingegangen und es war zum Teil bitterkalt und da hat man also seinen Mantel, ist man so in Hotelzimmer gegangen, und da haben sie die Mäntel auf einander gelegt und weil da die Veranstaltung vorbei war, dann hat jeder wieder seinen Mantel gesucht und es kam alles wieder so in Bewegung und ja es war also muss ich sagen eine schöne Zeit. Wie gesagt, meine Kindheit war nichts was also wie zum 13 Februar was weltbewegend war, wie gesagt eben dass man also Hungersnot gelitten hat. Und auch da fällt mir jetzt ein, zum Essen, wie ich schon erwähnt habe, relativ wenig und man hat, meine Mutter, weiss ich noch heut, hat Schnecken eingesammelt, is heute Delikatessen, Schnecken im Häuschen und hat sie in heisses Wasser geworfen und des haben wir gegessen, heut als Delikatesse, damals war’s so dass man also die gegessen hat zum überleben. Des sind so ein Paar markante. Jetzt fällt mir noch mal was ein in dem Zusammenhang. Ich hab am 23, am 30 April Geburtstag und Hitler’s Geburtstag wurde immer gross gefeiert. Des heisst also, [unclear], man musste Fahnen raushängen, also Hitlerfahnen raushängen und dann waren welche da von der Partei die des kontrolliert haben, ob tatsächlich überall die Fahnen raushängen. Und ich hab damals als, vielleicht sagen wir mal funfjähriger, zu meiner Mutter damals gesagt: „Du, ich versteh das net, guck a mal, i krieg kaum was zum Geburtstag und Hitler hatte am 20 April Geburtstag und bei dem hängen da die Fahnen raus“. Des habe ich nie so verstanden das also ein Diktator so gefeiert wird, für mich war des ein Diktator, wenn ich als kleiner hab nix zu essen und nix zu spielen. Es war damals eine totale Überwachung, wir hatten einen, heute heisst es Volksempfänger, also Radio wo man also nur zwei Sender reinbekam, und da hat man davorgesessen und dann kam die Anordnung dass man seine Telefonapparate abliefern musste. Wir haben dann, wor hatten zwei, ich weiss noch heut, wir hatten zwei Telefonapparate, ja, zwei Rundfunkapparate und die haben wir dann also, einen abgeliefert und schon kam da vom Haus der also ein strenger Parteigenosse war und hat gesagt: „Ja, aber zwei Apparate, ihr müsst noch einen zweiten Apparat abliefern“. Es war also eine, wir wurden bespitzelt bis wir das ja keiner negative Erfahrungen machte und und und, also es, in der Bezeihung war es verhältlich eine schlimme Zeit. Aber wir haben das halt miterlebt, wir kannten ja nichts anderes und auch in dem Zusammenhang, noch mal zurückzukommen auf das [unclear], ich sag immer, die Kinder in den armen Ländern, die dort aufwachsen, sind wirklich arme Kinder, aber sie kennen nichts anderes, sie leben mit der Not und essen auf der Strasse, und so war’s auch bei uns, wir haben ja nichts anderes gekannt und des wenn ich des die heutige Jugend erzähl, wenn ich sage, komme immer vor so wie wenn ich erzähle aus Tausend und einer Nacht, so war das damals, das war unsere Jugend. Ja, darf ich noch, wollen Sie noch was sagen?
PS: Ja, ich wollte Sie, zum Beispiel, nach Ihrem Vater fragen.
DE: Ja, gut, mein Vater war einfacher Soldat, er war, er hat mal gesagt, Kradfahrer, die haben also die, die Kradfahrer haben also Motorrad wie Nachrichten zum nächsten Posten gebracht, heut [unclear] Handy oder sonst wohin, und der war im Krieg als, muss man sagen, als einfacher Soldat, Gefreiter, weiss ich noch und der kam erst später aus Gefangenschaft zurück. Ich habe des miterlebt den in dem Wohnhaus wo wir wohnten war eben ein freies Gelände und eines Abends haben sie soundsoviel, kamen soundosviele Gefangene mit dem Transporter, also mit der Bahn haben sie hier Zwischenstation gemacht und haben sie die ganzen PG, also diese deutschen Gefangene in diese Fläche, net getrieben sondern die mussten da übernachten und meine Mutter wollte umbedingt gucken ob dort mein Vater dabei ist und die kam auf die glorreiche Idee, hat sich eine weisse Jacke angezogen und hat mit, ob das Regenschirm war oder sonst was weiss ich nicht, ein rotes Kreuz auf den Rücken gemalt und so hatte sie Zutritt. Mein Vater war nicht dabei aber sie hatte die Gewissheit, dass jetzt alles und er kam erst später aus Französischer Gefangenschaft zurück. Also meine Mutter musste und des betone ich auch immer wieder, sage ich immer wieder, alle Achtung vor Mütter die damals ihre Kinder durch diese schwere Zeit gebracht haben, wo die Väter im Urlaub waren und sie wussten nie, kommt er wieder zurück? Und wenn sie aus dem Luftschutzkeller kamen, wusste sie nie, was ist passiert? Was ist kaputt? Es war eine schlimme Zeit. Als wir, jetzt muss ich erstmal rikapitulieren, als wir am 23 Februar versucht haben in die Innenstadt zu kommen, schon am Bahnhof, am Bahnhof [unclear] war praktisch alles zerstört, zu 80% war alles kaputt, kam uns ein kleiner Junge entgegen und der hat nach seinen Eltern gesucht, der sagte, wo ist meine Mama? Seine Mama warscheinlich blieb sie irgendwo im Bombenhagel. Des sind so Erinnerungen. Also, wie gesagt, die Väter kamen dann erst später, viele kamen aus Russischen Gefangenschaft, ich weiss zum Beispiel einen Lehrer gehabt, der kam erst viel später von aus der Gefangenschaft, aus der Russischen Gefangenschaft zurück. Es hatt also wirklich längere Zeit gedauert, bis des alles wieder einigermassen ins Rolen kam, bis dann wieder, ja, erst nach ‚48, also nach dem die Reichsmark abgeschafft wurde, wurde es also besser, aber bis dahin war’s ein Kampf ums Uberleben. Und nochmal, alle Achtung, weiss net, wie die Mütter des geschafft haben, dass sie ihre hungerde Kinder so über die Zeit gebracht haben. Ja, wenn Sie spezielle Fragen haben dann richten sie. Für mich bleibt schwierig, sagen wir mal so, ohne Fragestellungen zu schildern, klar.
PS: Können Sie mir von Ihrer Schwester erzählen? Die Jahre?
DE: Also wie gesagt, es war für mich, meine Schwester lebt noch, Gott sei dank, die ist fünf Jahre älter, ich war damals also fünf, also zehn, und, ja und die war für mich immer der beschützende Engel, sie hatte genauso wenig zu essen und zu trinken wie ich, ich war viel, oder weniger, einige Male mit älteren Kollegen unterwegs des [unclear] für meine Schwester und einer ganz anderen geschildert, aus einer ganz anderen Sicht, denn der war ja damals zehn Jahre alt, bei war noch der Hitlerjugend, von dem gib’s also Bilder auch in dem Buch vom Herrn Redding, ist schon erwähnt, das ist der Herr Hans Paul Gerstung, der leider Gottes vor einiger Zeit verstorben ist, und wir waren immer zusammen in den Schulen [unclear] immer und der hatt es aus einer ganz anderen Sicht schildern können. Also, meine Schwester, wie gesagt, sie war nicht in BDM rum weil sie, warscheinlich war sie zu jung aber wir waren, wie gesagt, das ganze Ding miterlebt und durchgestanden. Ja, stellen Sie ruhig Fragen, ich bin ja da.
PS: Ja ja, erinnern Sie sich auch ein bisschen wie Ihre Schwester die Bombardierungen miterlebt hat oder wie es an der Schule war oder, ein Bisschen das alltägliche Leben.
DE: Ja, ich meine, das alltägliche Leben, sie ist auch auf [unclear] Schule gegangen, hat Abitur gemacht so wie ich es, des Wirtschaftsabitur und sie hat also eine Banklehre gemacht, sie war irgendwo als Assistentin tätig und hat dann irgendwann mal natürlich geheiratet und hat vier Kinder, wohlerzogene Kinder zur Welt gebracht, von einer schon in jungen Jahren schon Professor war, studiert hat und ja Mann, also mein Schwager der ist vor fünf Jahren gestorben. Und sie lebt jetzt für sich allein. Und hat zu mir immer gesagt, es war eine schlimme, es war eine schöne, enbehrungsreiche Zeit und wir müssen jetzt die jetzliche Zeit geniessen, ohne das irgendwelche Kinder irgendwo rumrennen und das finde ich ganz vernünftig, jetzt haben wir auch so viel durchgemacht und jetzt endlich die letzten Jahre die möchte ich mir in Ruhe gönnen, sie hat sich gesundheitlich wieder stabilisiert und ist also, wie man so schön sagt, wieder top fit. Des ist um von meiner Schwester zu sagen, ich weiss noch ja, die ersten Jahren als sie in die Tanzstunde gegangen ist, es gab hier in Deutschland nur eine, ja, eine Tanzstunde, hetu sind sie numeriert, was weiss ich wie viele und ich weiss noch wie sie vor dem Spiegel stand und wie man halt so, meine Mutter hat irgendwo Stoff her bekommen und da hat man ein Kleid gemacht, Tanzstundenkleid, [unclear] gar nicht mehr anziehen. Ich fällt mir also auch spontan wieder was ein, ich bin Katholisch erzogen und war auch am Anfang Ministrant, so, und als ich zur Kommunion ging, gab es natürlich heute, sind sie also alle [unclear] wenn sie zur Kommunion gehen und und und, und aber damals hat man [unclear] ich weiss noch, des Bild hab ich noch, ein Kommunion, eine Kommunionhose, kurz und eine Jacke dazu und diese Jacke hat meine Mutter gesagt, geh nie in den Regen, geh nie, weil des war ein Stoff den haben sie dunkleblau eingefärbt und wenn der in den Regen gekommen wär, wäre die ganze Farbe weggegangen. Ich habe, damals habe alle zusammengekriegt das war meine erste Uhr, die könnten vielleicht heute im Museum verkaufen, die war, ich weiss gar nicht wo sie ist, man hat Kommunion gefeiert, ja, ganz primitiven Verhältnissen, des sind so jetzt vielleicht, fällt mir vielleicht später mal was ein, aber des war so des Konzentrat, mehr weiss ich auch net, Fragestellung, im Moment nicht. Wie gesagt, wenn Sie noch spezielle Fragen.
PS: Ja, Sie haben mir erzählt dass Sie in einem Luftschutzkeller Schutz gefunden haben in der Nähe des Rathauses.
DE: Ja.
PS: Wie, wo waren, gab es auch andere Luftschutzkeller? Können Sie mir das ein bisschen besser erzählen?
DE: Ja, gute Frage, und zwar in der, bei uns, da wo wir gewohnt haben, keine zehn Minuten weg ist eine Schule, gib’s heute noch, es war die Nordstadtschule, und dann hat sie mal Adolf-Hitler-Schule geheissen und heute heisst sie Nordstadtschule, da war ein, unter anderem ein Luftschutzkeller. In diesem Luftschutzkeller waren heute würde man sagen also Feldbetten, ganz einfache Betten und wenn Voralarm war dann ist man dort rübergerannt. Der Luftschutzkeller war in der Regel aber schon voll, denn da gab es viele Leute die haben dort konstant immer nach dorthin gar nicht mehr nach Haus gegangen und da hat man also dann gebetet das also nix passiert. Das Leben im Luftschutzkeller hat sich folgendermassen abgespielt: Voralarm, schnell in den Luftschutzkeller und was ich positiv mitnehmen, mitnahm war also folgendes. Diese Hausgemeinschaft, was man huete nicht mehr findet, diese unterschiedlichen Art, im Keller haben sie alle zusammen gefunden. Ich weiss noch die wir auf dem Boden lagen, des war eine Frau eines Offiziers, die sich später leider in der Wohnung über uns erschossen hat weil sie vielleicht mit dem nicht mehr zurecht kam, wie sie bei uns kniete und uns mit Decken eingehüllt und gewartet hat bis der Alarm vorbei war. Die Häuser waren ja zusammen gebaut also darüber war [unclear] das nächste und dann das nächste. Da war ein, an dem Mauerwerk, das war mit normalen, mit normalen Steinen gemauert, das sass einer von der Partei, ein sogenannter Luftschutzwart, [unclear] Luftschutzwart, der sass vor diesem kleinen Durchgang, der vielleicht ein Meter hoch war, vielleicht ein Meter zwanzig, und des hat das folgende Bewandniss, wenn bei uns jetzt die Dinge [unclear] undosweiter, dann hat der so ein grosses Beil gehabt mit einen Hammer, dann hätte er des Ding durchgeschlagen diese dünne Wand und dann hätte man da durchkriechen können zum nächsten Haus. Des war ein sogennanter Luftschutzwart, natürlich, [unclear] gekleidet, also ein strenger Parteiangehöriger. Und, wie gesagt, wenn dann der, es war am Angriff Dezember, ja soweiso, wir sind dann wieder hochgegangen in die Wohnung, durch die Detonation undsoweiter waren ja die Schränke umgeworfen, und, so komisch es klingt, eine Schublade von einem Schränkchen war rausgerissen, auf’m Boden lag ein Gesangbuch und in den Büchern hatte man ja früher solche kleine Photos oder was weiss ich was alles mitge, und da neben lag also ein Photo raus[unclear] von einen Angehörigen. Meine Mutter hat gesagt, das ist ein Zeichen dafür dass die, der heute nacht zu Tode [unclear] und das war tatsächlich so. Das sind so Erlebnisse die mir also gesprächsweise immer wieder auftauchen, ja habe schon am Anfang gesagt, wenn man älter wird lebt man in Reminiscenzen und nochmal wenn mir irgendjemand jetzt irgendwo was sagen würde und dann fällt das wieder ein. Ein weiteres makabres Erlebnis, in Pforzheim gab es die Wiederstandsleute und dann kam die Gestapo, Gestapo war’s wohl, und die haben diese Leute auf die Höhe getrieben, so’n grosser Trichter mit Wasser gefüllt und haben die Leute dort durch Genickschuss getötet und haben sie da in den Trichter geworfen und Erde drüber. Ich war dabei als sie dann diese Leute da rausgezogen haben, zum Teil schon verwest, und, ja, es war für mich als Junger ein fürchterlicher und dann den Geruch von den, die wurden dann primitiv eingesargt und die Parteimitglieder, also, ja, die mussten die auf den Schultern auf den Friedhof tragen. Was ich in dem Zusammenhang, wenn ich im Frühjahr in den Wald gehe oder so etwas, dann und die Leute in den Schrebergärten zünden ihre Feuer an, wenn sie ihr Holz undsoweiter verbrennen, dieser Geruch, das habe ich noch in der Nase und zwar, in dem Luftschutzkeller wo wir waren, das habe ich vergessen zu sagen, diese Leute, wir waren die einzigen die rauskamen, alle anderen sind ertrunken oder erstickt. Die konnte man gar nicht mehr alle bergen weil es war die Gefahr das solche, es musste alles relativ schnell gehen. Und dann kamen die mit sogenannten Flammenwerfern und haben die von oben in den Keller gerichtet damit also die, ja, die Leichen verbrannt waren und da hat man Kalk hinterher geworfen und dieser Greuch den habe ich ewig in der Nase, wenn ich halt heute, wie ich schon gesagt hab, da vorbei komme, wo Feuerring gemacht werden, dieser Geruch habe ich ewig in der Nase. Und man konnte ja die Leichen gar net so schnell alle bergen, des war ja am 13 Februar 17 Stück, die hat man dann in Leiterwägelchen undsoweiter haben die Angehörigen die auf den Friedhof und da wurden sie also dann in Massengräbern beerdigt. Man hat, es musste alles relativ schnell gehen, ich weiss noch, bei uns in der Strasse da hat es eine Angehörige gefunden, in der Stadt hat also ein kleines Leiterwägelchen gehabt und da hat die also draufgebettet und die Hände drüber und hat also durch die Stadt gezogen und so zum Friedhof. Es gab ja keine, wie heute, Leichenbestatterer sondern, dass muss ich schon erwähnt hab, relativ schnell gehen, um eine Seuchengefahr zu verhindern. Und, wie gesagt, viele viele Wochen, Monate noch nach dem Angriff, ja, hatt es noch gebrannt. Ja, also wie gesagt, ruhig, haben Sie gern noch Fragen, ich spreche jetzt so ohne Konzept.
PS: Sie redeten eben von den Geruch, den Sie jetzt noch fühlen.
DE: Ja, den habe ich noch in der Nase.
PS: Gibt es noch andere, Gefühle die Sie jetzt noch haben, sagen wir, ich weiss nicht, erinnern Sie sich an den Ton der Sirenen, oder?
DE: Ja, ich weiss was Sie sagen wollen. Der Ton der Sirenen, wenn es immer Probealarm ist, an, wie soll ich das sagen, nicht überfällt mich des, sondern tauch des alles immer wieder auf und wie gesagt, auch der Geruch, das sind Dinge die, die kann man, die verfolgen einen immer wieder und auch nochmal zu dem [unclear], wir, meine Tochter, meine Schwester auch, wir waren abgestumpf, denn wenn sie als Kinder immer wieder mit dem Tod confrontiert werden, meine Mutter sagte: „Guck a mal, jetzt haben sie wir drinnen gefunden und der und der ist noch vermisst“ undsoweiter, dann sind sie irgendwo abgestumpft. Denn, ich muss immer das sagen, jeder Mediziner, jeder Polizist oder wer es auch immer ist, der ständig mit Unfällen zu tun hat, der hat im [unclear] nimmer auch so grosse Gefühle, kann er auch gar net haben und so war’s auch bei uns, wir haben die Toten angesehen und des war’s so. Ja, also wie gesagt, stellen Sie halt Fragen.
PS: Hatten Sie Angst als Sie im Luftschutzkeller waren?
DE: Wir hatten alle Angst, die ganz jungen hatten Angst, denn wir wussten ja nie, was passiert ausserhalb und es war ein erhebendes Gefühl, wenn wir also wie gesagt die Treppen hochgingen, die Tür auf und haben also die frische Luft. Es war eine, dass muss ich nochmal sagen, die Angst hat die Leute in den Kellern, ob des öffentliche Luftschutzkeller waren oder Keller im Haus, hat die Leute irgendwo vereinigt muss da man sagen, die lagen bei einander und heute noch Hausgenossinen, hat man da gesagt, die immer, wenn ich die treffe, ich weiss, das war damals so. Des kann man sich heut gar nicht vorstellen. Heut macht man die Tür zu, der Nachbar interessiert nicht im Grunde, Entschuldigung, gar nicht, mach die Tür auf, mach die Tür zu, aber damals war einer auf den anderen angewiesen, irgendwo sass man, einen Eimer Wasser übrig gehabt hat, denn hat man des geteilt. Heute, uninteressant. Und des war das schlimme, also, Angst hat uns in den Keller immer wieder begleitet denn, ich sag’s zum zichsten Mal, wir waren dann froh, als wir wieder aus dem Keller kamen. Eine Frage noch, die Sie gestellt haben, Luftschutzkeller, es gab ja noch im Stadtgebiet wie viele Luftschutzkeller? Öffentliche Luftschutzkeller, wenn Sie also in der Stadt waren, es war Voralarm, dann sind, die Leute haben schon gewusst wo die Luftschutzkeller sind, sind in die Luftschutzkeller geströmt und haben dort die nächste und ich weiss nicht was zugebracht. Es gab also, ich muss mal sagen, ich weiss nicht wie viel aber in Stadtgebiet eine ganze Menge Luftschutzkeller und ja, und da sind also die Leute, wenn Voralarm war, reingegangen und ja und haben, zum grössten Teil, weiss, natürlich war grad im Stadtzentrum, es sind viele erstickt und auch ertrunken durch des Wasser und ich weiss auch noch als wir, meine Mutter, meine Schwester unterwegs waren und es lagen irgendwo Leichen am Strassenrand, die man da also geborgen hatte, da hat unsere Mutter gesagt: „Guck a mal, die sind erstickt“. Die lagen da und hatten irgendwie geplatzte Lungen, dass heisst also die haben Bluttröpfchen unter der Nase gehabt. Des waren so unsere, aber dass man da grosse Gefühle gezeigt habt, wenn ich mich zurückerinnere, muss ich sagen, nein, man hat des registriert, es war so. Ja. Haben Sie noch Fragen?
PS: Haben Sie eine Ahnung, wie viele Leute in, wie viel Platz da war im Luftschutzkeller, wie viele Leute da bleiben konnten?
DE: Ja, also ich gehe erstmal von der Nordstadtschule aus, gehen Sie, muss mal überlegen, die Nordstadt ist relativ gross, und die Luftschutzkeller waren praktisch überfüllt, da lag Person an Person, habe vorhin grad vergessen zu sagen, da war auch in dieser Nordstadtschule, in dem Luftschutzkeller war also, na, ich würde heute sagen, ein Sanitätsraum, wo man leicht verletzte Leute gebracht hat. Es gab zum Teil kein Licht und da haben, die Decke, [unclear], hat man mit fluorosiriender Farbe gestrichen, dass heisst also, es war also ein Dämmerlicht, wenn Sie des heute jemand sagen das es mit fluorosirender Farbe gestrichen hat, würden die sagen absolut schädlich. So war das und nochmal die Leute in den Luftschutzkeller, da war alles irgendwo vereint, es gab kein, der ist besser gestellt, der ist, sondern man war vereint, man hat zusammen gerückt, es war kalt, man sich gegenseitig gewärmt, und wenn jemand irgendwo was ein bisschen zum Essen gehabt hat, dann wurde des geteilt. So war es in den Luftschutzkellern, oder wie es so schön heisst, im Bunker. Ich kann also nur von der Nordstadtschule sagen und von der, unten im Marktplatz und Marktplatz ist ja also noch ewig, ich sag ja damals, ich sah als sechsjähriger wie die Leute von der Partei, da waren ja immer solche Metall, Metallsprossen in die Wand ingewinkt, also als Leiter wo man also raufgekönnend, oben war also dann eine grosse eiserne Tür und da haben die also streng drauf geachtet, das ja keiner aus dem Dings rauskommt. Wir haben eben in der Nordstadtschule wo ich schon gesagt haben, haben wir heute noch diese schweren eisernen Schutztüren, die zweifach, zwei Riegel haben. Für mich [unclear] Erlebnis, ich spreche jetzt von der Nordstadt, vor den Kellern waren dann, hat man, mit Steinen hat man also so ein Vorbau gezimmert, damit also dort keine Brandbomben und soweiter reinfallen können. Wir haben, in den Bombentrichter haben wir gespielt, ich weiss noch wie heute, damals etwas älteren, die haben die Patronen gesammelt, wir haben die geöffnet, haben des Pulver, des Schwarzpulver auf’n Boden [unclear] angezündet. Gab’s ja wunderschöne Stichflamme. Heute unvorstellbar. Wie ich schon gesagt habe, ein Kamerad der etwas älter war, der hat also damals irgendwie, weiss der Kerl was, mit’m Hammer des aufgeklopft, das Ding is explodiert und hat im also zwei Finger weggerissen. Auch oben [unclear] Stadt, sehe ich noch heut vor mir, war auch ein Junge, wir haben da oben, waren so Brombeeren undsoweiter haben’se gespielt und einen schönen Tages kam er schreienderweise oben runter und er hatte so eine Bombe, hatte sich die Hände verbrannt, ich sehe ihn noch schreinenderweise die Strasse runterrennen, nach seiner Mama zu rufen. Es gab als nach [unclear] noch viele, wie gesagt, von Bomben die man also da gefunden hat und wo man also praktisch mit Handgranaten, die Handgranaten die hat man dann, haben dann [unclear] für die Handgranaten genommen und haben die in Reihen raus, also, des Pulver und haben [unclear] draus gemacht, ich weiss noch, wie man so in buntbemalten, ja, da haben wir also als Tanz [unclear] benützt. Es wurde viel von den Sachen umfunktioniert zu Spielzwecken. Denn nun mal es gab ja heute, damals gab’s ja kein Steckenpferd, damals gab überhaupt nix, man hat mit den notwendigen, wie gesagt, es fällt mir jetzt grad ein, diesen von man des umgebaut hat zu Kreisel mit einer Schnur, und hat also damit gespielt, oder man auf der Strasse, es gab nicht wie heute dieses Riesenaufkommen an Autos, es gab so gut wie keine Autos, zu dem Thema, es gab auch kein Benzin. Man hat also Autos gebaut, die haben hinten so einen grossen Trichter gehabt, Metalltrichter, und da hat man dann mit Holz geschürt und so, wurde Gas erzeugt, und so sind die also durch die Gegend gefahren. Bei uns in der Strasse, wo heute also Autos, Auto fährt, unvorstellbar, da war vielleicht, ich sag mal in der Woche vielleicht zwei oder drei-man Auto, da hat man auf die Strasse solche mit Kreide solceh Dinger gemalt, das hiess also König Kurfürst, König Graf und da hat man dann, es wurde hinter her gehüpft und, ja, es war also diese Zeit aber ich sag’s jetzt wir waren irgendwo glücklicher und ich sehe die heutige Jugend, die, will net sagen alle aber, alle unzufrieden sind und es muss zu Weihnachten und zu Ostern immer noch mehr, wenn ich jetzt seh, das schon vor Tagen jetzt die Osterhasen da angeboten werden, Die Kinder kriegen ihre Osterhasen und sagen Danke, wenn [unclear] sagen’se Danke und dann gibt es auf die Seite und irgendwann werden sie weggeworfen. Des, ja. Des war, ja, sonst fällt mir im Moment spontan gar nichts mehr ein. Des alles liegt an Ihnen.
PS: Sie erzählten mir dass sie also in den Bombentrichtern spielten und sie erzählten mir etwas von den Bauklötzen die sie einmal als Geschenk bekommen haben.
DE: Ja, also die Bombentrichter, die Bombentrichter,die haben sie ja dann gefüllt mit Wasser irgendwann und da, wie kann man sagen, simma [unclear], haben Baumrinde genommen, haben Schiffchen draus geschlitzt und haben die also auf diesen Bombentrichter schwimmen lassen. Und den Bauklötzchen, des hat, ja. es war folgendermassen, da mein Vater bei der Bank war, haben die Kinder, also wir, immer zu Weihnachten was bekommen und zwar so kleine bemalte Holzklötzchen, da hat man dann so Türme hin draus bauen können und und und, alles mögliche. Heute ist es alles mit einer, die Bauklötze mit einer Farbe gestrichen das de auch nichts abfärbt aber damals war’s also so, die waren halt einfach gestrichen mti einer Farbe und wenn man die lange irgendwo [unclear] da ist die Farbe weggegangen, aber es war halt, es war für uns ein Erlebnis. Es gab’s, wie gesagt, sonst nichts, denn wir waren froh über jedes Ding das wir also da bekommen haben. Telephon, natürlich hat’s kein Telephon gegeben, nix, konnte ja gar net sein, ne. Ja, ich warte auf Ihre Frage.
PS: Sie hatten auch die anderen Bombardierungen erwähnt, vor dem 23 Februar ‚45.
DE: Ja.
PS: ‚44, also der erste April ‚44.
DE: Also der erste war am ersten April ‚44. Und, ich habe es grad vor mir liegen, auswendig weiss ich ja net, und zwar, sie schreiben 80 bis 100 feindliche, also Flieger, die die Stadt aus [unclear] Richtung, sollen nach Angaben, 95 Menschen ums Leben gekommen sein. Und Statistisch, 120, 127 Familien obdachlos. Und, wie gesagt, am 10 Oktober’44, abends war also ein schwerer Angriff mit Luftminen. Wir haben, das fällt mir jetzt grad ein, die, es wurden sogenannte, wie soll man sagen, Alluminiumstreifen, haben die Flieger abgeworfen, um die andere, die Angreifer zu irritieren und des haben wir dann gesammelt, also Alluminiumstreifen, die haben wir auf der Strasse eingesammelt. Muss ja aber, muss aufpassen, das net grad wieder Fliegeralarm war, wir waren immer zwischen Luftschutzkeller und Freiheit immer praktisch unterwegs und ich ging also nie in die erste Klasse weil als ich in die erste Klasse gekommen soll, war ja Krieg und ich kam dam also gelich in die zweite Klasse. Des, ja, des hat sich dann irgendwie wieder einreguliert, denn die Lehrer von damals, ich weiss noch ja, Gott hab in Seg, der Rektor der also ein strenger Anhänger des Regimes war, der noch sein Parteiabzeichen da hat hängen gehabt, ja, des war also so, als ich zur Stadt kam, meine Kollegen dann, die kamen ja vom Kriegzeug (?) und waren also zum Teil Zahlmeister, was weiss i was, da herschte auch ein anderer Ton, heute nicht mehr hab vorstellen können, also bei den Fliegeralarm die hat sich hauptsächlich immer wieder unterhalb des Bahnhofs abgespielt haben, in der Nordstadt war’s, ja, die wahr relativ unbeschadet davon gekommen aber, ja, also ich kann nicht in dem Sinn, grad in unserer Umgebund ist eine Bombe in ein Haus gefallen aber am sonsten Nordstadt nix, Südtstadt unterhalb vom Bahnhof ja. Und als wir in der Nacht, muss also nochmal rikapitulieren, wir haben eine Brücke, eine eiserne Brücke die von der Nordstadt über’s Bahngelände führt und da wollten wir also dann in der Nacht drüber gehen, da kam uns einer entgegen und hat geschrien, nicht weiter gehen, hat uns also auch vor dem Tot gerettet, die war genau in der Mitte durchgebrochen. Und dann mussten wir also umkehren und sind dann wie gesagt in die, haben versucht in die Stadt vorzudringen was aber bei der Hitze undsoweiter an diesem Abend, an dieser Nacht nicht mehr möglich war, ja.
PS: Haben Sie noch Erinnerungen aus der Schulzeit?
DE: Aus der Schulzeit, ja, nun also aus der Grundschule, ich habe noch ein Paar Sachen aufgehoben und zwar ja, heut schreibt man mit Kuli oder was weiss ich was alles mögliches, gab’s damals nicht, es gab ein Tintenfässchen und es war auf, und dann hat man also Federn gehabt, Bindelstrich undsoweiter, des war die Schulzeit und ich war schon im Gymnasium, da hatten wir einen Lehrer und heute es war eine ganz tolle Erfindung, wir hatten einen Rechenschieber, Rechenschieber mit dem man also in der geschoben hat, Wurzel aus undsoweiter und dieser Lehrer war ein Promovierter, war ein Techniker und der hat mal gesagt, so jetzt wollen mal gucken, Wurzel aus neun und hat in der geschoben und gesagt, Wurzel ist ungefähr drei. Heute würden wir darüber lachen, des waren so, wir hatten praktisch, ich weiss noch, bin damals in die Grundschule gegangen noch mit einen Schulranzen wo man noch am Schulranzen war eine Schnur und da war ein Schwamm befästigt, da hat man als vorne an der Tafel und da hat man das asugewischt und ja, also, ja, des war so die Schulzeit und wie gesagt richtig los gegangen ist est als ich dann in die nach vier Jahre oder nach drei Jahre Grundschule ins Gymnasium also in die, ja, ging, da lief das alles besser, ganz langsam ja und dann kam ja dann keine Lebensmittelkarten mehr und ja, es ging dann langsam voran aber wie gesagt hat es einige Zeit gedauert und wir haben halt in Pforzheim noch Grundstücke die noch provvisorisch gebaut sind nach der langen Zeit, nach den ‚73 Jahren. Ja, was wollen Sie dann noch wissen? Kann ich Ihnen not mit irgendetwas dienen?
PS: Sie hatten, wann, also sie waren nie in der Schule als Fliegeralarm war?
DE: Nein, nein, ich war nie in der Schule als Fliegeralarm war, meine, sage meine Tochter, meine Schwester die war in der [unclear] Lage dass sie also, als sie auch in die Nordstadtschule ging, dass sie also bei Fliegeralarm zu uns in die Wohnung des geschafft hatte, wie gesat, des sind 8 Minuten zu gehen, ich habe des auch [unclear], wir hatten ja, auch heute, keine Zentralheizung was es alles gibt, meine Mutter hat einen ganz normalen Kohlenofen gehabt und im Keller hatt man dann Briquettes gehabt. Und dann ist sie in den Keller gegangen und hat zwei, drei Briquettes geholt und hat in dem Ofen Feuer gemacht. Dieser Ofen, diese Wärme musste aussreichen für drei Zimmer, Schlafzimmer war sowieso tabu, aber da mussten zwei Räume damit beheizt werden. Auf dem Ofen hat man so gekocht und was weiss ich was denn es gab auch net wie heut, dass man also rahen Feld hat, später hat man immer ein Gas, mit Gas betrieben und da gab’s, so ein kleiner Anzüder, dann hat man des aufgedreht und ist da Gas rausgekommen und da hat man schnell das Feuer hinnehmen müssen das des net explodiert ist und dann hat man auf dem Gasofen, hat man dann gekocht. Des sind so, wie gesagt, meine Erinnerungen, ich weiss noch, man hat natürlich, es wurde, heute geht man in den Laden und man kauft sich Burger oder was das alles gibt, damals war es ja, gab’s des noch nicht so, man hat also selber gekocht, meine Mutter hat gebacken, es war ganz toll was da also gemacht wurde. Meine Spezialität sind also, sind Maultaschen, das kann ich net verheimlichen, und meine Mutter hat dann in der Küche den Teig ausgewält, ich bin also dabei gewesen und da hat sie also und und und, des war die besten Maultaschen die hat man dann gefüllt mit wie, was weiss ich was, des waren so, ja, die Erlebnisse.
PS: Sie hatten vorher etwas angedeutet an Wiederstandsleuten.
DE: Ja, des war ja die, des hab ich jetzt leider, des steht in dem Buch vom Herrn Redding, die Wiederstandsleute wie diese [unclear] waren, die waren ja dann zum Teil hier, wir hatten hier ein Gefängnis heute, ist [unclear] Gefängnis und da waren die, hat man da die Leute inhaftiert und, wie gesagt, wurden dann oben durch Genickschuss getötet. Aber ich weiss net wie viel, aber wie gesagt im Buch vom Herrn Redding steht die Zahl drin, ich weiss bloss dass also die dort raussgezogen hat und das es fürchterlich war und zwar, Arzte ma Rande gestanden haben, mussten die Leute identifizieren oder was weiss ich was. Des waren so die grawierende Erlebnisse aber, sagen wir so, es war für uns Alltag, ein Paar Mal war wurde gesagt, es war für uns Alltag, wir haben praktisch mit Leichen gespielt, es war ja nix anderes. Es war unser Alltag.
PS. Haben Sie noch Erinnerungen an Ihre Wohnung?
DE: Ja, die Wohnung, ja sebstverständlich, jedes Mal wenn ich vorbeilauf kann ich genau sagen wo, die wurden dann. Meine Mutter hat noch bis zu Ihrem Tod dort drin gelebt, es waren Wohnungen da kam man heut kaum noch einziehen, mit natürlich keine Jalousinen sondern normale Rolläden, die waren immer irgendwann gestrichen hat, vom Zeit zu Zeit kam ein Mahler, Tapezzierer, das war also ein ganz tolle Sache, der kam mit einen Wägelchen, ja, hat er also die Wände tapezziert. Und des waren so, wie gesagt, täglich undsoweiter, nix, ewig noch der Ofen wo meine Mutter so schön hochgetragt in den Keller gegangen ist und hat morgens den Ofen in Betrieb gesetzt und kann ich mir nciht vorstellen. Heut geht man hin, dreht den Hahn auf und dan man hat also seine Temperaturen und wenn man dann Öl braucht dann ruft man den Lieferanten an und dann liefert der Ol aber darüber nachdenken, ne.
PS: Wie war es mit der Verdunkelung?
DE: Ja, danke, ja, folgendermassen, da hat man net wie heut Jalousine gehabt sondern man hat, auf eine Rolle war ein schwarzes aus, weiss net was es war, Pergament oder was es so war, oder Leinen schwarz und da runtergezogen, das musste man machen damit die Flieger undosweiter, das die net wussten wo was ist, also des war Vorschrift, dass man hat meine Mutter hat [unclear] hat überall diese Jalousinen, Jalousinen heisst runtergezogen. Schwarz. Und Ich sag nochmal, ich habe noch langezeit diese Fahnenstangen aufgehoben, das war eine normale Holzstange und da dran hing also diese Fahne des Dritten Reiches. Und überall wurde kontrolliert, wehe wenn diese Fahne nicht raushängt hat, da haben wir gesagt, das ist kein Partei Mitgied, also da muss man hinterher gehen. Ja, aber diese Sachen erfährt man erst später, oder tut man erst später aus dem Bewusstsein, denn damals haben wir wohl nix dabei gedacht, dass musste halt so sein und ich habe dann folgenschweres Erlebnis möchte man sagen, des war schon nach ‚45 ein Offizier, habe ich später erfahren, der wollte noch mit seinem Auto, ein alter Opel P4, wollte er noch türmen, abhauen, den hat man, ich weiss noch die Stelle genau, erwischt und hat ihm dann vermutlich erschossen und hat das Auto in Brand gesetzt. Hinzu wie das Auto noch gebrannt hat, ja, als der Mensch noch im Auto brannte. Ich, fällt mir ein das am Rand als wir nach Tiefenbronn liefen durch den Wald hindurch, Pforzheim Tiefbronn tiefer Wald, da waren noch versprengte deutsche Soldaten, die noch geglaubt haben dass es ja, sie wurden noch [unclear] als wir nach Tiefbronn liefen noch so am Graben entlang an der Strasse und da war noch ein deutscher Soldat, der hat noch mit seinem Gewehr, als ein Flieger oben drüber flog, den beschossen, war [unclear] weil er auch noch grad geglaubt hat, dass Deutschland, ja, noch an den Endsieg glaubte. Noch zu dem Zeitpunkt, nach ‚45.
PS: Erinnern Sie sich noch an etwas anderes an das Ende des Krieges? Als der Krieg zu Ende war, also?
DE: Das habe ich Ihnen ja gesagt, die Kapitulation war ja am 8 Mai 1945, ich habe schon mal gesagt, bei uns war des, ob des Franzosen waren oder Engländer, das spielt erstmal keine Rolle, des waren für uns, diese Frage ist aufgetaucht bei einen Gespräche bei dem Herrn Redding in der Buchhandlung, waren diese Franzosen, waren diese Engländer, waren des Befreier oder was waren des? Diese Frage kann sie mir keiner beantworten. Ich weiss es nicht. Die einen sagen, es waren Befreier, sie haben uns befreit vom Dritten Reich, für uns als Jungen, ich habe des net als Befreier umbedingt gesehen sondern es waren Leute, die uns aus einer anderen Welt in eine besseren Welt geführt haben, muss ich so sagen, es gab wieder zu essen, es gab, die Amerikaner waren freundlich und es war so ganz toll. Wir haben ja momentan dieses, net Problem aber, es wurden, auf der Höhe wurden ja Englische Flieger, ja, die mussten notlanden und die wurden dann auch da oben erschossen. Des geht ja nun hin und her und die kommen ja jedes Jahr zu uns, also die Überlebenden und die Nachfolger und es sind dann immer Versöhnungsgespräche und und und. Es waren damals, [unclear] es waren Hitlerjungen die damals, weiss ich nicht so genau, sechzehn Jahre alt waren, als die also dabei waren oder sogar selber diese Flieger erschossen haben. Man hat mir immer wieder die Frage gestellt, die haben sich auch nichts dabei gedacht, die wurden ja, sagen wir mal, manipuliert, haben halt gesagt, guck mal, die haben das gemacht und deshalb, es ist alles eine Gewissensfrage. Und ich sag nochmal, waren es Befreier? Für mich waren’s nicht unbedingt Befreier sondern es kamen Leute ins Land, die uns wohltaten, die uns zu essen gegeben haben, zu trinken, es ging uns besser wie vorher. Ja.
PS: Wo ist das passiert?
DE: Mit den Fliegern?
PS: Ja.
DE: Des ist von Pforzheim, da schreibt momentan ein jungern Mann seine Doktorarbeit drüber, da war es grad, diese Tage wieder so, gestern oder vorgestern in der Presse, so, da wir ein Gottesdienst abgehalten und und und, des war von Pforzheim nach Huchenfeld sind es sechs Kilometer. Da gib’s also grosse Berichte drüber wer wann wo und die jungen Leute, die da beteiligt waren, bei der Exekution, die kamen dann auch, haben im Gefängnis, Zuchthaus so und so viel Jahre abgesessen, also weiss ich nicht aber des war damals so. Wie gesagt, die mussten notlanden. Aber wie gesagt, wenn sie da die Details wissen die kann man also, no problems, die kann man also, in Behalt legen.
PS: Erinnern Sie sich welche, Verzeihung, habe ich Sie unterbrochen?
DE: Was, welche?
PS: Habe ich Sie unterbrochen?
DE: Mit was?
PS: Wollten Sie etwas sagen?
DE: Nein, nein, ich wollte dass Sie fragen, ob Sie noch, weil, wie gesagt, das ist immer schwierig wenn ich bestimmtes Thema vorbereite oder so muss ich etwas nebuläs aus meinem Leben gerichten, desshalb bitte ich Sie, dass Sie noch, wenn Sie noch Fragen haben, die Fragen gern an mich richten?
PS: Wenn Sie jetzt zurückdenken an die Zeit, als Sie ein kleiner Junge waren,
DE: Ja.
PS: Erinnern Sie sich was Sie gegenüber, welche Gefühle Sie damals Sie gegenüber denen, welche Gefühle Sie hatten, gegenüber von denen die Sie bombardierten?
DE: Ja, ich weiss, da kann ich eine gute Antwort draufgeben, also, ob sie gut ist weiss ich net, ich habe, ich hatte und habe keine Animositäten, ich will sagen obwohl der Grossangriff ja bei uns viel zerstört hatt, also wie gesagt des Anwesen von meiner Oma, das heute was weiss ich was, wert wäre, ich habe keine Animositäten, ich kann nicht sagen, die bösen Engländer, die bösen Amerikaner, weil ich jetzt ein Schritt weiterdenken muss, wir, die Deutschen, haben ja bei euch unsoweiter das gleiche gemacht, da müssen die auch uns gegenüber auch einen Hass haben, aber gottseidank hatt sich des alles gelegt, des sind, wir haben uns alle wieder irgendwo versöhnt. Und ich kann nicht sagen, wir, ich, oder, ich konnte nichts dafür und wenn jemand kommt und sagt, wie dieser da geschehen, er sei da selber dran Schuld und die bösen Engländer und Amerikaner wer es auch immer war, dieses, diese Aussagen kann ich nicht teilen. Denn es war auf beiden Seiten es war Krieg und es muss mal eben so respektieren, selbst nach all den Jahren muss ich sagen, ich hatte zu keinen Dings irgendwo, so Engländer, Amerikaner, was auch immer, eine Voreingenommenheit, sondern es sind für mich, wenn sie zu uns kommen, sind für uns Freunde und die jetzt kommen, die Generationen, die Nachfolge, die konnte ja sowieso nix dafür. Und dann will ich es nochmal sagen, diese, sag ich zum zichsten Mal, diese [unclear] zu mir gesagt wurde, ihr habt ja, dass ihr Schuld seit, was weiss ich , Guernica also, Entschuldigung, ich war nicht dabei, [unclear] es war die Generation nach unser, wie die empfinden, weiss ich nicht, ich auf jeden Fall heute, auch als Junge, hatte ich nie irgendwo, es wurde also nie irgendwo Hass gesehen. Meine Mutter hat nie gesagt: „Da guck mal, was die gemacht haben“, weil die eben wussten, dass wir dasselbe, der Deutsche auch gemacht haben. Also es bestand nie, es war nie eine Animosität gegenüber England, [unclear] verstehen, ich glaub dass ist eine Frage, ja, es ihre Frage beantwortet.
PS: Haben Sie noch irgend noch eine andere Erinnerung an den 23 Februar?
DE: Ja, ich habe Ihnen nun den 23 Februar praktisch geschildert, und was eben das entsetzliche war, dass diese Brandbomben, dass die Leute, ich weiss nicht, von Technik, genau von Technik aber das waren ja Phosphorbomben und die Leute sind praktisch auf der Strasse [unclear] geblieben, sind also als neben den [unclear] am Schlossberg, wie gesagt, lagen so und so viel Ding die wirklich vor Brand zusammen geschrumpft waren. Aber ich kann Ihnen noch folgendes sagen, man hat immer von 20000 Toten gesprochen, stimmt aber nicht, es wurde und zwar hat man die Toten von den anderen Angriffen zusammengezählt. Also Ihrer Information, ich hab’s grad da, am 23 Februar, es gab ja viele, hier Ausländer, Gastarbeiter, Fremdarbeiter, Entschuldigung, und in diesem Areal unten am Marktplatz sind also 23 Februar 253 Ausländer ums Leben gekommen. Der Nationalität nach überwiegend Fremdarbeiter. Also wir hatten 253, also die richtige Zahl sind also genau 17600 beim Grossangriff. Und die Zahl 20000 stimmt net denn da wurden die Toten mitgezählt von den vorigen Angriffe. Also, des ist jetzt also festgestellt. Kann man schon googeln was da, ja, bin grad mal schön googeln, ja, also des ist ja, des sind die entgültichen Zahlen. Also, wie gesagt, [unclear], nur wichtig dass jemand Fragen stellt, da kann ich die Fragen aber so aus’m hohlen Magen raus zu schildern mir [unclear] das ist immer schwierig.
PS: Ich wollte Sie noch fragen, wie war die Wahrnehmung der Bombardierung von Pforzheim, wie ist die verarbeitet worden von der Bevölkerung im Laufe der Jahre? In welchem Licht ist sie gesehen worden?
DE: Unterschiedlich, sehr unterschiedlich und zwar ich hab des [unclear] grad gemacht, man hat langezeit gesagt, Pforzheim wurde bombardiert weil Zünder hergestellt wurden. Andere sagten, es wurde systematisch zerstört, [unclear] war flächendeckend, also die Meinungs kann es sein dass flächendeckend das es umbedingt weil sie Zünder hergestellt haben sondern eben dass es flächendeckend war und die Meinung ging natürlich, ist ja ganz klar, die Mehrheit, die Altvorderen, die damals noch jung waren die, ich hab nie irgendwie [unclear] gesagt, die und das undsoweiter kaputtgemacht, man hat es hingenommen ohne irgendwelche Hassgefühle, denn wenn irgendejemand was gesagt hat, daan wurde immer wieder dagegengesagt: „Und was hat ihr gemacht in“, Hitler hat sagt: „Ich werde die Städte ausradieren“. Verstehen Sie, immer, es war ein, es waren gegenseitig aber sagen wir mal Hassgefühle habe ich nie irgendwo erlebt, dass die also mit [unclear] durch die Stadt gerannt sind, haben gesagt, die sind Schuld, nein, des nicht. Ja, Sie können ruhig noch weiterfragen, ich bin da.
PS: Nur noch vielleicht eine letzte Frage, wie war ihr Leben nach dem Krieg?
DE: Mein Leben nach dem Krieg, auch des habe ich auch irgendwo schon [unclear], mein Leben nach dem Krieg, es war eine Zeit wo man also, [unclear] aber es war eine paradiesische Zeit, wirt hatten, wichtig wir hatten zu essen, es gab kein Luftschutzallarm mehr, wir wurden net aus dem Schlaf gerissen, man hatte wieder, einerseits konnte ausgehen, ohne dass man in den nächsten Luftschutzkeller springen musste, wie gesagt, des Ende des war ganz wichtig, nach und nach wieder Sachen kaufen können, Sachen wo man sagen muss, dass kann man gar nicht mehr essen, von Konserven, [unclear] Hamburger irgendwo gekauft oder was weiss ich was, des gab‘s damals so net, sondern es war noch gute Hausmanskost. Was, ich hab so das selber gebacken, der Duft des frischgebackenen Brotes oder des frischen Kuchen und des war halt, es war toll. Des war die Zeit nach 1945 und wie gesagt, es gab da keine Lebensmittelkarten mehr aber ganz wichtig war es, dass man als Kind wieder durchschlafen konnte, weil die Mutter ihn nicht wachgerüttelt hat in den Teppich und dann in den Keller und dann die Angst, wie geht‘s weiter und was macht der Vater der im Krieg ist. Wir haben im Haus eine Frau, deren Mann war auch im Krieg, und des hat irgendwie mit Aberglauben nichts zu tun aber meine Mutter ist mit der zusammengesessen und dann hat man die Eheringe, hat man ein Schnürchen durchgemacht, hat ein Bild vom Ehemann hingelegt und hat des drüber gehalten und vielleicht war es auch Aberglaube. Wenn der Ring dann gependelt hat, dann hat man gewusst, der Vater ist gestorben. Wenn er ruhig war, dann hat man gesagt: „Der lebt noch“. Solche [unclear] ist man zurückgekommen. Des war so.
PS: Hat Ihr Vater ihr erzählt von seinen Kriegserfahrungen?
DE: Die Väter haben in der Regel nix erfahrt, nix erzählt, sie haben also bloss gesagt, dass sie also in Frankreich, dass die [unclear], mein Vater war also einfacher Kradfahrer, hat dass geheissen ja, dass die Altvorderern, die Älteren die besseren, Leutnant, Oberleutnant oder was es alles gibt, dass die ziemlich gehausst hätten. Ich habe eine gute Bekannte gehabt, eine Französin, und die hat mir also berichtet, wie damals die Leute die Deutschen in Frankreich gehasst haben, gewütet haben. Des muss man also auch sehen, also da muss es ziemlich schrecklich zugegangen sein. Also mir hat mein Vater [unclear], er war net irgendwo in der Oberetage, alles miterlebt hat, bloss hat er gesagt, was die, also Oberleutnant., was die da oben gehausst haben, das hat mir eine Bekannte auch erzählt, Französin, dass es also ganz schlimm [unclear], ja, ganz schlimm gehausst haben. So, jetzt muss ich an Handy, wenn Sie noch Fragen haben?
PS: Nein, ich würde sagen, ich würde sagen das reicht. Ich bedanke mich sehr recht herzlich bei Ihnen.
DE: Keine Ursache, wenn Sie dann irgendwie dann noch Fragen haben, wie gesagt, Sie müssen dass noch einsehen, es ist immer etwas schwierig wenn ich [unclear] die Fragen habe, dann kann ich die exakter beantworten, so muss ich aus’m hohlen Magen heraussagen.
PS: Warten Sie. Ich wollte Sie noch fragen, wo war ihr Vater in Frankreich?
DE: Oh, dass Weiss ich nicht genau. [unclear] Frankreich, aber Frankreich, des weiss ich net, hoch [uclear] dreisig Jahren gestorben. Also wenn Sie noch irgendwie diesen [unclear] und dann noch irgendwelche Fragen haben, spezielle Fragen, bin ich jederzeit bereit diese Fragen zu beantworten.
PS: Gut, dann werde ich, für jetzt würde ich sagen, Schluss machen.
DE: Anderthalb Stunden.
PS: Ich bedanke mich sehr recht herzlich bei Ihnen.
DE: Keine Ursache.

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Peter Schulze, “Interview with Dieter Essig,” IBCC Digital Archive, accessed March 19, 2024, https://ibccdigitalarchive.lincoln.ac.uk/omeka/collections/document/6910.

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