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Dublin Core
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Title
A name given to the resource
Draegert, Hubert
H Draegert
Description
An account of the resource
One oral history interview with Hubert Draegert, who lived in Berlin and was later evacuated near Wroclaw.
The collection was catalogued by IBCC Digital Archive staff.
Publisher
An entity responsible for making the resource available
IBCC Digital Archive
Date
A point or period of time associated with an event in the lifecycle of the resource
2018-02-09
Rights
Information about rights held in and over the resource
This content is available under a CC BY-NC 4.0 International license (Creative Commons Attribution-NonCommercial 4.0). It has been published ‘as is’ and may contain inaccuracies or culturally inappropriate references that do not necessarily reflect the official policy or position of the University of Lincoln or the International Bomber Command Centre. For more information, visit https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ and https://ibccdigitalarchive.lincoln.ac.uk/omeka/legal.
Identifier
An unambiguous reference to the resource within a given context
Draeger, H
Transcribed audio recording
A resource consisting primarily of recorded human voice.
Transcription
Text transcribed from audio recording or document
PS: Bevor wir anfangen, bitte ich Sie folgende Fragen zu beantworten, damit wir sicher sind, dass dieses Interview nach Ihren Wünschen sowie den Bedingungen unserer Sponsoren gemäß registriert wird. Sind Sie damit einverstanden, dass dieses Interview als eine öffentlich zugängliche Quelle aufbewahrt, die für Forschung, Erziehung, online und in Ausstellungen verwendet werden kann? Ja oder nein?
HD: Ja.
PS: Gut. Das dieses Interview unter einer nichtkommerziellen Creative Commons Attributionslizenz, die mit den Buchstaben CC-BY-NC das bedeutet das sie nicht für kommerzielle Zwecke benutzt werden darf, öffentlich zugänglich gemacht wird? Ja oder nein?
HD: Ja.
PS: Danke. Das dieses Interview an sie zurückzuführen ist? Ja oder nein?
HD: Was heisst zurückführen?
PS: Ja, dass Sie der Author.
HD: Ach natürlich, ja, klar, wer sonst. Ja.
PS: Und dann noch, sind Sie bereit, der Universität das Copyright Ihres Beitrags zur Verfügung zu stellen, damit es zu jedem Zweck verwendet wird, aber dass das Ihr moralisches Recht, als Urheber des Interviews nicht in Betracht nehmen wird nach dem Copyright, Design und Patents Act vom Jahr 1988 gemäß, damit Sie identifiziert werden.
HD: Ja.
PS: Ja?
HD: Ja.
PS: Danke. Jetzt, also, dieses Interview wird für das International Bomber Command Digital Archive durchgeführt. Der Interviewer ist Peter Schulze, der Befragte ist Herr Hubert Draegert. Heute ist der 9 Februar 2018. Ihr Interview wird Teil des International Bomber Command Digital Archive, das bei der Universität Lincoln untergebracht und vom Heritage Lottery Fund finanziert wird. Also, also, lieber Herr Draegert, konnen Sie mir erstmal was von Ihren, von Ihrem Haushalt erzählen, von Ihrer Familie, die, sagen wir, die ersten Erinnerungen die Sie haben.
HD: Also, die ersten Erinnerungen sind im Grunde genommen 1941, als mein Vater, der war da noch nicht Soldat, der wurde erst 1942, als mein Vater mit mir in die Innenstadt, also in die Mitte Berlins ging, um uns anzuschauen wie die Staatsoper Unter den Linden abbrannte oder die war getroffen. Die Staatsoper war eines der ersten Gebaüde mit die in Berlin getroffen wurde und weil mein Vater Musikliebhaber war, hatte der natürlich, jetzt ist er auf die Idee gekommen, dass müssen wir uns angucken. Mal Zwischenfrage, nehmen Sie das jetzt irgendwie auf oder schreiben Sie mit?
PS: Nein, nein, es wird aufgenommen.
HD: Wird aufgenommen, also kann ich flüssig reden.
PS: Ja, ich wollte noch eine Sache hinzufügen.
HD: Bitte.
PS: Wenn sie hören dass ich schweige, das Wichtige ist dass man Ihre Stimme hört und nicht meine.
HD: Aha.
PS: Also, lassen Sie ruhig die Erinnerungen empor.
HD: Fließen, ja. Ok. Also zurück, wir haben besichtigt 1941 den, praktisch die Zerstörung der Staatsoper Unter Den Linden aber das war zu der Zeit noch ein aussergewöhnliches Ereignis, so dass also viele Berliner sich diese Kriegschäden ansehen. Ich erinnere auch einen weiteren Bombenschaden in Kreuzberg, wo mein Vater auch noch mit mir mal hinging, wo ein Eckhaus getroffen wurde und viele Berliner nun also staunten über diese Schäden. Das hat sich natürlich mit der Zeit gegeben als dann die Zerstörung immer mehr Überhand nahm, und das also, sagen wir mal, zum täglichen Lebensablauf gehörte. Die Staatsoper ist insofern interessant, weil Hermann Göring, der damalige Chef der Deutschen Luftwaffe und Chef hier in Berlin, der Ministerpresident des Staates Preußen nun alles dransetzte um dieses Opernhaus, das seiner Aufsicht unterstand, sofort wieder aufzubauen und nun ist was besonderes passiert dass, trotz des Krieges, haben die Nazionalsozialisten alles dran gesetzt dieses Opernhaus wieder aufzubauen, es wurde 1942 in einem Gewaltakt wieder fertiggestellt. Ich erzähl das deswegen weil mein Vater, wie eingangs gesagt, Opernliebhaber mich nun in meine erste Oper schleppte. Das muss also praktisch 1942 gewesen sein, ich war sechs Jahre alt. Ich kann mich an Inhalt wenig erinnern aber ich rieche noch heute den frischen Putz in dem Opernhaus und die Deckengemälde waren auch nicht komplett ausgeführt, es roch alles nach frischem Mörtel, nach frischer Renovierung. Das Ende dieser Oper geschah dann spätestens 1944, wurde sie wieder getroffen und am 3 Februar 1945 war ja der größte Angriff der glaub ich jemals auf Berlin geflogen wurde, wo die ganze Innenstadt in Schutt und Asche ging, zum Beispiel das Berliner Schloss, das jetzt wieder aufgebaut wird, allerdings nur in den aüßeren Formen, aber als grosses Museum eines Tages in Berlin sicherlich ein Höhepunkt darstellt, das war der schlimmste Angriff und auch an den habe ich noch Erinnerungen. Jetzt mache ich erstmal ein Punkt.
PS: ich wollte Sie zurückbringen,
HD: Ja?
PS: Wollten Sie jetzt etwas schon hinzufügen?
HD: Neh, sagen Sie mal jetzt.
PS: Ich wollte Sie Moment noch zurückbringen zu ihrer Familie. Ob Sie mir ein Bißchen erzählen konnen, wo Sie geboren sind, in welchen, in welcher Umgebung Sie aufgewachsen sind und, Vater, Mutter, Geschwister?
HD: Ja, sage ich ganz gerne. Also, ich bin geboren 1936, in Berlin. Wir wohnten im Norden Berlins, im Afrikanischen Viertel, wir hatten eine Dreizimmerwohnung, mein Vater war, [unclear] man sagte damals, Bankbeamte, er lernte in einem Jüdischen Bankhaus in Berlin und insofern war er eigentlich so geprägt dass er nicht in der NSDAP drin war, sondern eben durch diese, durch seine Tätigkeit offensichtlich politisch ein wenig informierter war als manch ein anderer aber er musste dann in ein anderes Bankhaus wiel das Jüdische Bankhaus ja aufgelöst wurde. Wir, mein Bruder ist 1928 geboren, der ist 1944 wurde der Luftwaffenhelfer, dass heisst also mit sechzehn Jahren, fufzehn Jahren glaub ich, wurde der zur Flak eingezogen in Berlin, dass heisst die ganze Klasse wurde eingezogen und ging mit dem Lehrer in eine Geschützbatterie in Berlin-Tegel, wo ich ihn dann als Kind auch besuchte. Meine Mutter war Hausfrau und wir lebten relativ friedlich bis 1943, wo mein Vater eingezogen wurde. Mein Vater ist, hat den Krieg überlebt, er sass in Dänemark und ist dort von den Britischen Truppen in Gefangenschaft genommen worden und hatt seine Kriegsgefangenschaft in England erlebt, in Leeds. Und es gibt die schöne Geschichte von dem Englischen Verhöroffizier der ihn fragte: ‘Sagen Sie mal, Herr Draegert, haben Sie Kinder?’, ‘Ja’, ‘Wie viel?’, ‘Zwei’, ‘Geboren wann?’, ‘1928 und 1936’, Und da sagte er mit einem lächelnden Blick, so erzählte es mein Vater immer: ‘Aha, Herr Draegert, dann haben Sie ein Kind für den Führer gezeugt’. Damit war also klar das [laughs], aber wie gesagt, das Ganze war irgendwo so, dass er eigentlich, als er 1947 nach Berlin zurückkam, gesund aussah, also das ganze gegentiel von dem was man so sah, wenn die armen Kriegsgefangenen aus den östlichen Landern zurückkamen, also sprich Sowjetunion. Ja, mein Bruder, wiegesagt, im, also Luftwaffenhelfer, unsere Wohnung ist nur leicht beschädigt worden, dass hiesst bei den ersten Luftangriffen sind alle Fensterschieben raussgeflogen und ich erinnere noch wie ganze Kolonnen von Glassfirmen bei uns um das Haus sich aufstellten, das war so ein langer Siedlungsblock und es wurden die Scheiben wieder eingesetzt, man wunderte sich warscheinlich ein bisschen, wo man die Hoffnung her nahm, das nur die neuen Scheiben das überleben wurden, es dauerte auch gar nicht lange, war der nächste Angriff da flogen die Scheiben wieder raus und meine Eltern hatten da irgendeinen Herrn in der Familie der uns dann die Fenster mit Pappe oder mit Brettern vernagelte. Es musste ja auch, und das ist meine Kindheitserinnerung, immer scharf drauf geachtet werden, das die Verdunkelung eingehalten wurde, dass heisst wir hatten vor allen Fenstern Rolleaux aus schwarzer Pappe, die abends rechzeitig runtergemacht werden mussten, damit die feindlichen Flieger kein Licht sehen sollten. Es passierte natürlich, dass meine Mutter mit mir irgendwann unterwegs war, ausserhalb Berlins und wir vergessen hatten im Badezimmer das Licht zu löschen, dass heisst in dem Riesenblock war ein Badezimmer, Fenster waren ja relativ klein, was nun nachts hell leuchtete und gross, grosser Ärger, der Blockwart machte meiner Mutter natürlich große Vorwürfe, sowas darf nicht passieren und man hat dann aus der über uns liegenden Wohnung versucht, mit einen langen Teppich es aussen abzudunklen, damit also der Lichtschien die Flieger nicht also auf eine Spur lockt. Das sind so Sachen die ich als Kind immer erlebt habe, andererseits war auf dem Hausflur war immer, standen immer Wassereimer und Beutel mit Sand und die sogenannte Feuerpatsche, ein Begriff der damals neu war, dass heisst irgend einen Stiel mit einen Lappen an und der sollte dann in den Eimer getunkt werden um das möglicherweise entstehende Feuer auszuschlagen, das haben wir nie benutzen brauchen, wir hatten nur eine einzige Stabbrandbombe, die oben durch die Wohnung durchging, das war so eine rechteckige mit einen Eisenkern, die waren uns damals sehr vertraut und wir Jungs sammelten auch Bombensplitter, unter anderem auch diese Eisenkerne. Und diese Bombe schlug auch durch unsere Decke, guckte bei uns oben in der Decke raus und ein behertzter Mann versuchte sie von oben rauszuziehen, übersah dabei dass ein Brand, ein Explosiv-stoff drin war, dass heisst der Mann verblutete in dem Moment und das war eigentlich so die schrecklichste Erinnerung die so unmittelbar ich erlebt habe. Aber ein Feuer enstand nicht, im Endeffekt ist also die Wohnung erhalten geblieben nur durch den zunehmenden Andrang der Bombenangriffe auf Berlin hiess es ja, Müttern mit Kindern, wenn sie nicht gerade in der Produktion wichtig waren, sollten evakuiert werden, dass heisst aufs Land. Und wir hatten dann die Möglichkeit, nach Schlesien, in der Nähe von Breslau, einen Bauernhof zu finden, wo ein entfernter Onkel lebte, und der nahm uns auf und so habe ich, Ende ‘43 bis Ende ’44 in Schlesien gelebt als Kind, im Prinzip sehr friedlich denn man sagte immer, bis dahin kommen die Engländer nicht, oder die Amerikaner. Und so war es wohl auch, es waren nur eigentlich wenige Bombenangriffe auf Breslau und man wusste auch nicht genau oder ich kann es heute nicht sagen, ob es nicht auch Russische Angriffe waren. Jedenfalls man war dort sicher, man lebte dort im Grunde genommen in Frieden und wir fuhren nur ’44, Ende ’44 nach Berlin zurück, um immer mahl zu gucken, steht die Wohnung noch? Es war ja nicht so, dass man immer telefonieren konnte und mit den Nachbarn sprechen konnte, das ging ja alles gar nicht so einfach. Also schauten wir uns die Wohnung an, die Wohnung war belegt mit anderen ausgebombten Menschen, was auch wieder zu Konflikten führten, weil meine Mutter natürlich meinte: ‘Na, wie leben die sich den hier in unserer Wohnung aus?’ undsoweiter. Aber in dem Moment wo wir Weihnachten ’44 hier in Berlin verlebten, mein Vater war natürlich in Dänemark, sass der fest an der Front, da brachen die Nachrichten doch rein oder man hörte ja auch den Englischen Sender, das machte mein Bruder mal, als Luftwaffenhelfer, der wusste damit umzugeben, [mimics the first notes of Beethoven’s 5 Symphony], also BBC und wir wussten also, oder mein Bruder wusste, dass die Russen also eine Offensive gestartet haben von der Weichsel bis an die Oder, also auf den Marsch waren. Am 16 Januar kamen sie ja dann an der Oder an, das heisst also wir kamen nicht mehr zurück nach Schlesien, meine Mutter versuchte es noch, wurde aber in Breslau von Deutschen Soldaten aufgegriffen, die ihr sagten: ‘Na, sagense mal, junge Frau, wo wollense denn hin?’, na dann sagte sie: ‘Na, ich will nach in das, dieses Dorf wo wir waren, in Juliusburg’. Da sagte sie: ‘Sie sind wohl verrückt, da sind die Russen schon’. Also kam sie wieder zurück, konnte sogar mit den Eisenbahnzug fahren, musste nicht also trekken, beziehungsweise laufen, so wie di anderen Flüchtlinge, diese schreckliche Zeit, weil’s ja auch einer der härtesten Winter damals war, im Januar, so dass sie, wir also hier in Berlin blieben, wir hatten alle unsere schönen Sachen, was man so auch hat, Silber und Besteck und Bettwäsche, das hatten wir alles nach Schlesien verlagert um es hier vor dem Bomben zu sichern aber nun war’s weg und nun, die Wohnung hatt’s überstanden aber di Sachen waren weg. So, nun waren wir wieder in Berlin und, ja, dann kam eben die Zeit wo die Bombenangriffe ja doch immer stärker wurden, 3 Februar wie gesagt ’45, einer der schwersten Angriffe. Am 26 Februar hatte ich Geburtstag, da wurde ich neun, war wieder ein schwerer Angriff, ist da als glaub ich Kreuzberg untergegangen. Des schlimme war, das sprach sich auch rum, das die Phosphorbomben die Menschen wenn sie der Phosphor sie traff, dann brannte es auf der Haut, dann ging die zum Teil in die Löschteiche, es gab so Löschteiche in Berlin, oder überhaupt, um Löschwasser für den Brand zu haben, dann tauchten die Menschen unter in diesem Wasser, und wenn sie rauskamen, brannten sie wieder, also das war eine ganz ganz fürchterliche Geschichte diese Phosphorbomben. Wir selber haben hier in unmittelbarer Nähe bei uns einmal eine Luftmine erlebt wo wir also richtig, von man so vom, von der Sitzgelegenheit so ein bisschen hochging, wo der Kalk so aus der, aus dem verstärkten Luftschutzkeller rieselte. Und als Kind hatte man natürlich Angst und die Mutter war bemüht uns zu schützen und wir hatten hier in der Umgebung in einem grossen Strassenbahnhof einen Tiefbunker für Mutter und Kind. Und dann hatten wir also eine Zeit wo wir abends so gegen acht oder weiss ich nicht, mit seinem Köfferchen halben Kilometer liefen, um in diesen Bunker einzukehren, Mutter und Kind und da konnte man schlafen und dann hörte man das auch nicht krachen aber es war immer dieses, diese Neugierde beziehungsweise die Angst wenn man um die letzte Ecke kommt [laughs] steht das Haus noch oder steht es nicht? Wie mann das so in anderen Sachen überlebt hat, ich habe dann auch gesehen, als diese Riesenluftmine die da bei uns runterging, das da hiess immer, da sind achtig Menschen ums Leben gekommen. Die ist so seitlich gegen die Mauer unten wohl eingeschlagen so dass sie den ganzen Sand, der dort als Schutzwall errichtet wurde, zur Seite und dann ist das Haus in sich zusammengestürtzt, einschliesslich Luftschutzkeller und daher diese hohe Anzahl von Toten. Ja, das sind so diese Dinge die im Augenblick, vielleicht machen wir hier mal eine Sekunde Pause und Sie fragen weiter.
PS: Ja, ich wollte Sie zum Beispiel, wir werden ein bisschen dann zurück kommen auf das was Sie mir jetzt kürzlich erzählt haben. Ich wollte wieder noch zurück gehen, zum Beispiel,
HD: Ja?
PS: Sie sagten Sie sind im Afrikaviertel.
HD: Afrikanisches Viertel. Ja?
PS: Können Sie mir ein bisschen erzählen, warum das eben so, diesen Namen trägt, trug und wie das Leben in dem Viertel war?
HD: Also, das ist eine Gegend im Nord-westen Berlins, das ist in den Zwanziger Jahren, Ende Zwanzig, Anfang Dreissig, gebaut worden im Rahmen, man würde heute sagen, sozialer Wohnungsbau, also ein Grosssiedlungsbau und es gab einen berühmten Architekten, dessen Namen heute noch in Berlin eine Rolle spielt, Bruno Taut, die also, Taut, T, A, U, T, die also Siedlungsbauten errichtet hatten, und meine Eltern konnten also 1931 eine frische Wohnung beziehen, erst in der Afrikanischen Strasse, so halt, die heisst heute noch so, und dann sind wir umgezogen in die Togostrasse. Und warum Afrikanisches Viertel? Sie wissen dass Deutschland, oder das Deutsche Reich eigentlich das letzte Land war, was so ein bisschen Kolonialbesitz auch haben wollte, der Deutsche Kaiser und die Deutschen Kolonien war Deutsch-Südwest, Deutsch-Ostafrika, Kamerun und Togo. Und nach diesen ist um die Jahrhundertwende die Gegend hier benannt worden also die Togostrasse, die Swapokmuder, die Windhuker, Transvaal, ach was noch? Wis ich nicht, also jedenfalls, und daher der Begriff Afrikanisches Viertel. Was im Augenblick ein bisschen hier politisch umstritten ist weil, vielleicht wissen Sie es am [unclear], weil es Forderungen gibt bezüglich [clears throat] der Hereros die damals von den Deutschen Kolonialtruppen da vernichtet worden sind, man spricht so von einem ersten Genozid, den es damals gegeben hat und es gibt also jetzt Forderungen, schon seit Jahren immer an die Bundesrepublik hinsichtlich der Entschädigung und in dem Zusammenhang kommt also auch die Frage auf ob, zum Beispiel die Petersallee in Berlin oder der Nachtigalplatz oder die Lüderitzstrasse, das sind alles Begriffe aus der Afrikanischen Kolonialzeit, unbenannt werden sollen in Menschen die also in Afrika eine Rolle gespielt haben. Soweit also Afrikanisches Viertel. Die Gegend selber ist sehr schön und ist auch heute noch schön und dabei ist ein grosser Volkspark, der Volkspark Rehberge. Also wir hatten dort eigentlich eine schöne oder wunderbare Umgebung, wir waren nicht so in der Stadt drin, sie müssen sich also nicht vorstellen, mit Hinterhaüsern oder dergleichen oder enge Wohnbebauung, sondern Ziel war damals sozialer Wohnungsbau: Licht, Luft und Sonne. Punkt.
PS: Wissen Sie überhaupt, wissen Sie ob es zu der Zeit, ehemalige, sagen wir, Kolonialafrikaner im Afrikaviertel lebten, ob also Herero oder andere da lebten oder ob das nur ernannt worden ist aus kolonialen.
HD: Nein. Nur in Erinnerung an das Kolonialreich, ich habe da zu der Zeit keinen farbigen Menschen gesehen, das einzige was man mal als Kind sah das war der berühmte Sarotti-Mohr, wissen Sie was’n Mohr ist, sagt Ihnen das was?
PS: Ja.
HD: Also, der Sarotti-Mohr, sa heisst also das Label der Schokoladenfirma und das haben sie glaub ich heute noch aber es ist auch umstritten und da gibt’s in Berlin die Mohrenstrasse aber das geht auf die Preussische Geschichte zuruck. Man wollte wohl um die Jahrhundertwende hier der, es gibt einen Zoomenschen, Zoo Erfinder in Hamburg, Herr Hagenbeck, der wollte hier in Berlin so einen, wie soll ich sagen, so eine Art, grossen Zoo, afrikanisches Leben hierherbringen, mit wilden Tieren, mit Elefanten undsoweiter, aber durch den Ersten Weltkrieg ist es nichts geworden und dann ist ja Deutschland auch die Kolonien losgeworden im Versailler Vertrag und ich glaube England und Frankreich sind dann an die Stelle getreten.
PS: Jetzt Moment zurück zu Ihrer familie.
HD: Ja.
PS: Wie war Ihre Wahrnehmung des Nationalsozialismus in der Familie? Sprachen Ihre, also sprach man darüber? Als kleines Kind hörten Sie dass Ihre Eltern darüber diskutierten und sprachen? Wie war also die, sagen wir, die Atmosphäre in der Familie?
HD: Also die Atmosphäre war so wie ich ja Eingangs schon schilderte, mein Vater war nur durch seine Berufstätigkeit nicht parteilich, also sagen wir mal, im weitesten Sinne ein Nazi, sondern der hat die Sache sehr nüchtern gesehen und ich kann mich erinnern immer, das wenn der Grossvater auch kam, dass dann die Männer vor dem Radio auch standen während des Krieges und sagen wir mal den Frontverlauf verfolgten. Ich glaub auch sogar dass wir eine Landkarte hatten wo, mit bestimmten Nadeln mit roten Punkten oder weiss ich wie, der Frontverlauf skizziert wurde. Und ich werde immer einen Satz nicht los den mein Vater wohl sagte: ‘Wir verlieren den Krieg’ und vielleicht auf die Frage ‘Warum?’, ‘Wir haben kein Öl’, oder ‘es liegt am Öl’. Das ist mir erst im Nachhinein natürlich klar geworden warum dann die Wehrmacht unbedingt also bis zum Kaukasus vordringen wollte oder bis zu den Ölfeldern, das war mir damals als Kind natürlich nicht so klar, was das zu bedeuten hatte aber so ist die Atmosphäre ungefähr gewesen. Mein anderer Onkel erzählte immer, davon des, der war im Geschaftsleben hier tätig, der ist nicht eingezogen worden weil man ihn brauchte und der hatte wohl Verbindung zu Wehrmachtsangehörigen und der horte mal irgendwie mal eine Geschichte wo dann doch davon die Rede war es müsse also Lager geben in Deutschland wo die Menschen also drangsaliert wurden, zum Beispiel die Juden, hier in Berlin und also, warscheinlich war Auschwitz gemeint oder Birkenau und jedenfalls beim Bier ist dann wohl mal ein Wort gefallen und er erzählte dann auch in der Familie und das habe ich mitgekriegt, das er Schwierigkeiten kriegte weil irgendeiner gesagt hatt: ‘Na, Herr Draegert, sie erzählen da aber Greuelmarchen. Sowas gibt es nicht’. Und der hat wohl lange ringen müssen aber weil er wichtig war, der war Leiter eines Betriebes hier in Berlin, ist er irgendwie mit einem blauen Auge davongekommen und als man ihn dann, und das war ganz spannend eigentlich, das habe ich als Kind natürlich dann bewusst mitgekriegt, als man ihn dann vorlud, jetzt zu einem Büro der Gestapo 1944, ist er am selben Abend am Kaiserdamm, wo er wohnte, ausgebombt worden, dass heisst also, die Bombe schlug so ein dass sie die Vorderfront des Hauses wegriss und wenn man auf dem Kaiserdamm stand, dann konnte man sogar noch die Lampe hängen sehen, und die hängt jetzt heute noch bei mir, jetzt konnte man sagte, da hatt er sich eine schöne Geschichte ausgedacht, nein, die stimmt aber wirklich. Aber der Witz, oder sagen wir man, das Glück für ihn war, dass er nun bei dem angegebenen Termin sagen konnte: ‘Meine Herren, ich bin heute ausgebombt, ich muss mich erstmal um meine Sachen kümmern’. Und da hat man ihn praktisch ziehen lassen, und er ist mit einem blauen Auge davongekommen. Also will sagen, und der dritte Onkel, der sass in Russland, der war dort und weil er früher Bankbeamter war, musste er da irgendwie auch so einen Betrieb leiten oder so, der ist aber durch den Rückmarsch so gekommen dass er in Liepzig in Amerikanischer Gefangenschaft geriet und dadurch auch den Krieg überlebt hat und glücklich war das er nicht in Russische denn das hätte anders ausgehen können, nicht, der war in Berdytschiw in der Ukraine, und da weiss man nicht wie, wie mann dann mit ihm umgegangen wäre. Also, will damit sagen, es war eigentlich eine sehr entspannte Atmosphäre, ich kenne keinen bei uns in der Familie der also mit’na SA Uniform oder sowas rumrannte. Lediglich, ach so, das muss man vielleicht sagen, mein Vater der war im Betrieb, die hatten hier so eine Art Betriebsorganisation, ich weiss nicht mehr wie das hiess, jedenfalls so wie in der DDR gab es so eine Art Werkschutz, und die hatten eine Uniform, und diese Uniform hängt bei uns immer im Schrank. Und nun war mein Vater längst Soldat, er stand also an der Küste Dänemarks und am Skagerrak und gab, hat nie in seinem Leben einen Schuss ab, also der hat Schwein gehabt, er war bei der Kriegsmarine und diese Uniform hängt nun in unserm Schrank und als nun die Russen einzogen in Berlin und man ja nicht sicher war dass die also Wohnung für Wohnung durchsuchten und sagen wir mal nach irgendwelchen Schätzen suchten, wusste man schon, das sprach sich schnell um, wenn die so eine Uniform sehen, dann denken die, Uniform ist Uniform, dann wird derjenige auf der Stelle erschossen. Und meine Mutter nahm rechtzeitig die Uniform, rollte sie zusammen und vesteckte sie im Keller unter den Kohlen, wir hatten noch Ofenheizung, und der Keller war mit Briquettes voll, und da wurden diese militärischen Sachen versteckt. Auch ein Hitler Bild kann ich mich nicht erinnern hatten wir nicht zu hängen, obwohl ich das natürlich von der Schule her kannte, da hingen natürlich überall die Bilder. Also dieses, zu dem Thema Familie. Also Punkt an der Stelle und Sie fragen vielleicht von derweise weiter.
PS: Ja, ich muss sagen, Ich wäre sehr daran interessiert mehr über, seis über ihren Bruder bei der Flak zu hören,
HD: Ja.
PS: Und spater auch über ihren Vater, auch das Thema der Gefangenschaft in Leeds.
HD: England, in Leeds, ja. Also, mein Bruder, wie gesagt, war Luftwaffenhelfer, der ist also, mit fünfzehn, das muss ja ’43 gewesen sein, ’43, wurden die eingezogen, der kam dann plötzlich mit einer Luftwaffenuniform die ihm etwas zu gross schien, also ein, eigentlich ein jämmerliches Bild. Die ganze Klasse ging also aus der Schule raus, wurde in einen anderen Stadtteil, hier in Berlin Tegel, verlagert, dort war eine sogenannte Batterie, und da standen also Luftabwehrgeschütze, Flak nannte man das damals, und auch das Kaliber weiss ich natürlich heute noch, vieles vergisst man aber so’ne Dinger hat man natürlich sich gemerkt, Kaliber 10,5. Und mein Bruder war dann eingeteilt für das sogenannte Funkmessgerät, FuMG wurde das damals abgekürtzt und ich vermute das es so eine Art Vorlaüfer des Radars gewesen, der sass also in so einer Kombüse und hatt dann den Nachthimmel irgendwie beobachtet, heranfliegende Flugzeuge und die Ortung und die anderen Kameraden, die standen neben der Flak und mussten dann auf Grund seiner Anweisung oder Hinweise die Flak ausrichten und wenn dann die Flugzeuge nachts kamen, dann schossen sie also in den Himmel, da war ich natürlich nicht bei aber am Tage, als ich die Batterie besuchen durfte, da erinnere ich noch wie um das Kanonenrohr immer weisse Streifen gemacht wurden, das war also der sogenannte Abschuss. Bei meinem Bruder war es aber nur so, das der da [unclear], das der nun Funk hörte, weil Funkmann war er im Funkmessgerät, hörte der natürlich wie eingangs erwähnt, auch den Britischen Sender und dann den Soldatensender West, den Deutschen Sender. Dass heisst also der war für seine fufzehn, sechzehn, siebzehn Jahre sehr informiert und wenn er hier bei uns zu hause war, dann hörten wir natürlich auch über den Rundfunk hörte er dann und wir mussten immer ganz vorsichtig sein, das darf der Nachbar nicht mitkriegen, und dieses berühmte Trommelzeichen von BBC, das war ja etwas durchdringend, also da musste man schon genau hinhören, aber mein Bruder wusste also wie es geht. Aber dann kam die schreckliche Situation, dass die ganze Batterie anschliesslich Lehrerpersonal nach Jugoslawien versetzt wurde und dann haben wir abends, im Lichterschein der trüben Laterne, es war ja alles abgedunkelt, mussten wir nun zugucken wie die Jungs an einem langen Strick die Kannonen zogen auf Plattenwagen der Eisenbahn und dann fuhren die bei Nacht und Nebel also Richtung Jugoslawien ab und die Mutter weinten natürlich bitterlich und die Jungs machten auch keinen Eindruck dass man das Gefühl hatte, jetzt geht’s in ein grosses Abenteuer. Also mein Bruder war Flakhelfer in Jugoslawien und daher weiss ich nur, kannte ich nur den Begriff der Partisanen, dass heisst also die Jungs waren von Anfang an darauf getrimmt nur im Block zu gehen, nicht alleine, es bestand immer die Gefahr möglicherweise aus dem Hinterhalt irgendwie von Partisanen angegriffen werden. Mein Bruder kam auch zu uns nach Schlesien, also man muss sich vorstellen, so ein sechzehnjähriger, heute, ich weiss nicht wie ein Vater heute denkt, wenn so ein sechzehnjähriger also nur durch die Weltgeschichte fährt, ob er nicht Angst hat. Der fuhr dann durch Halb Europa mit den sogenannten Soldatenzügen oder Urlauberzügen und kam auch nach Schlesien und erzählte immer voller Interesse und wir lauschten natürlich wenn er, sagen wir mal, fuhr ohne Genehmigung, offensichtlich hatte er da den Mut gehabt, ich weiss es nicht mehr so, aber es muss so, leider ist er tot, er kann’s mir heute nicht mehr bestätigen, aber er war also in der Hinsicht mutig, das er sich dann im Kloh des Eisenbahnzuges einschloss wenn die sogenannten Kettenhunde, die habe ich auch erlebt als Kind wenn wir nach Schlesien fuhren, das sind immer Soldaten mit irgendwelchen Schildern auf der Brust, mit’m Stahlhelm auf und so, das müssen wohl SS-Leute gewesen sein, die die Züge kontrollierten und von irgenwelchen Männern natürlich wissen wollten, warum sind die im Zug, haben sie einen Urlaubsschein, müssen sie irgendwo hin oder wie geht das. Also mein Bruder war da sehr couragiert, der hatt das überlebt, kam dann zum Schluss noch nach Prag. Prag war ja so ziemlich lange noch von der Wehrmacht besetzt und der Krieg da war wohl relativ harmlos, hat sich aber dann doch nach Westen dann, also Richtung Deutschland wieder zurückziehen können oder mit der ganzen Truppe, hat es sogar bis Berlin geschafft und nun kommt das besondere: Ende Oktober endete seine Luftwaffenzeit und diese Jungs waren alle vorgesehen für den Offizierslehrgang. Und mein Bruder mit seinem Wissen wusste genau, also wir müssen sehen das wir überleben wie auch immer. Und ich weiss auch dass seine Kameraden zum Teil, da waren welche bei, die bis zum Schluss den Führer verteidigen wollten und die Klasse hatte grosse Verluste. Will sagen, mein Bruder war so pfiffig das er für zwei, drei Monate untertauchte, aber bevor es soweit war, kam sein Batteriechef, also ein Luftwaffenoffizier zu ihm, wieder auf ihn zu und sagte: “Draegert, Sie müssen sich jetzt für eine Einheit entscheiden, wo Sie hin wollen, als Offiziersanwärter. Wenn nicht, dann werden Sie entschieden’. Und wir werden nun dann nachhinein wissen landeten so ne Jungs bei der Waffen-SS, so mindest karteimässig. Und also er ist auf Grund dieser Empfählung dieses Offiziers hatt er sich für die sogenannten Lenkwaffen entschieden, was immer das sein mag, jedenfalls die Lenkwaffenabteilung lag in Giessen und das muss wohl so gewesen sein und so hatt’s mir mein Bruder bestätigt, das Schreiben ist entweder nie angekommen oder aber, und das war seine Vermutung, Giessen war bereits von den Amerikanern besetzt. Das heisst also dieses Thema hatte sich erledigt was aber noch lange nicht bedeutete, dass er jetzt hier in Berlin sicher war. Und ich weiss auch das Nachbarn nachfragten, warum ist Ihr Sohn nicht an der Front bei meiner Mutter, weil meine Mutter sehr sehr ängstlich war und mein Bruder tauchte auch nicht mehr bei uns auf, der hatte irgendwelche Hilfsdienste am Bahnhof mitgemacht, also Koffer schleppen und Betreuung von Flüchtlingen oder solche Geschichten, irgendwie hatte er es geschafft, bis zum Einmarsch der Russen. Und hatt überlebt und war ein ausgesprochen, wie soll ich sagen, konnte mir der Situation offensichtlich so umgehen, dass er in erster Linie an sich dachte und nicht an den Führer, wen ich dass so formulieren darf, er hat dann, das Glück oder Unglück die Russen suchten bei uns im Keller einen jungen Mann der gut sprechen konnte, artikulieren konnte. Das er nun Soldat war haben sie nicht gesehen seine Klammotten alle entsorgt mit seiner kurzen Hose oder wie auch immer und mein Bruder wurde dann von den Russen in Anspruch genommen und zog dann mit denen hier mit einen Lautsprecherwagen durch unsere Wohngegend und dann praktisch der erste Befehl über Rundfunk, nicht über Lautsprecher, ertelit wurde, dass heisst die Menschen wurden aufgefordert die Enttrümmerung vorzunehmen, die Strassen zu saübern undsoweiter und sofort. Meine Mutter hatte wahnsinnige Angst um ihn, dachte jetzt ist so in letzter Minute aber er hatt es überlebt und er hatt auf Grund dieser Erfahrung dann später sogar den Kontakt zum Rundfunk gesucht und hatt dann eine Lehre beim Berliner Rundfunk in Berlin angetreten, im Jahre 1948, ’47 glaub ich, ’47, ja. Ja also, das war mein Bruder. Jetzt wollten Sie noch wissen von meinem Vater.
PS: Ja, also eben, ein bisschen wenn Sie sich etwas erinnern an sagen wir seine Kriegserfahrung, die Zeit wo er eben in Dänemark war und auch etwas erzählt hatt von seiner Gefangenschaft in England.
HD: Ja. Also der sass in Friederickshavn, das ist oben die nördlichste Spitze von Dänemark, er war Marinesoldat ist aber nie auf einem Schiff gewesen, auf Grund seiner Tätigkeit als Bankbeamte war er, sass er, wie es so schon hiess, in der Schreibstube, hatte also immer einen Verwaltungsjob und erzählte halt von irgendwelchen Situationen wo er oben an der Küste stand, er musste auch mal Wache schieben aber da passierte wohl nicht viel. Und ich erinnere, oder wir erinnern uns noch an die Zeit als wir aus Dänemark Packete auch kriegten, dass heisst die Möglichkeit bestand wohl damals auch für die Soldaten dort regelrecht einzukaufen, ich kann mir vorstellen das der das beschlagnahmt wenn sowas hat und schickte uns nach Schlesien also irgendwelche Lebensmittel, das muss wohl prima haben wir ja nun mitgekriegt das in Sachsenhausen, im KZ, die Dänische Währung kopiert wurde und so, die Dänische Wirtschaft unterlaufen wurde, warscheinlich sind die Soldaten mit diesen Geld bezahlt worden und mein Vater lebte da im Prinzip sicher. Jetzt war der Krieg zu Ende, und wenn ich ihn richtig erinnere sind die Engländer gar nicht bis da oben gekommen sondern die Wehrmacht hat kapituliert und die sind mit Sack und Pack von Friedrichshafen durch Dänemark gerollt, mehr oder weniger unangefochten, Richtung Schleswig-Holstein und sind dort von den Briten in Empfang genommen worden, sind dann erstmal nach Belgien weitergeleitet worden. Dort in Belgien hatt er schlechte Erfahrungen gemacht, die Belgischen Menschen sind über die Deutschen Soldaten natürlich hergefallen, haben sie geschlagen und bespuckt, also sowas erzählte er, nun wenn man die Geschichte mit Belgien kennt hat man beinahe schon Verständnis dafür. Also jedenfalls Belgien war nicht gut und sie sind dann verladen worden über den Kanal nach England.0 Und dort war er also Prisoner of War und wieder landete er in einer Schreibstube und war zum Schluss irgendwie Stellvertretender Lagerleiter oder in sowas. Also dem ging’s da, unter allen Umständen, soweit menschlich einwandfrei, ich habe nie ein böses Wort gehört aus der Richtung. Er hatte auch Kontakt mit irgendeiner Englischen Familie in Leeds, aber was daraus geworden ist das weiss ich nicht. Jedenfalls 1947 kommt mein Vater mit einen Riesenseesack hier in Berlin-Grunewald an, mit einen grossen Flüchtlingstransport und die kam auch nicht mehr im Güterwagen an sondern die hatten dann schon ’47 fuhren sie also doch etwas menschlich mit normalen Personenwagen. Mein Vater stieg aus dem Zug, er sah gut genährt aus, also ein Bild des Friedens und für viele Leute doch überraschend, weil man ja die andere Seite kannte. Noch kam ja noch gar nicht so viel aus der Sowjetunion, die blieben ja bis ’55 da. Also, und mein Vater brachte nun Sachen mit aus England in dem Riesenseesack die wir natürlich heiss ersehnten, zum Beispiel Cadbury, seitdem weiss ich was Cadbury ist. Ich weiss nicht ob es heute noch gibt die Schockoladenfirma.
PS: Ja, ja.
HD: Und das zweite war, was ich erinnere war, eine grosse Büchse Nivea, im Nachhinein stellte sich heraus, also Nivea in Hamburg ist wohl erhalten geblieben und hat erstmal für die Engländer produziert, jedenfalls brachte er eine Büchse Nivea mit, und Koffee vor allen Dingen und Tee. Also es war ein Fest des Friedens, meine Mutter war glücklich und im Nachhinein, aber das gilt nicht für mein Vater, wir haben im Umfeld so ein Paar Leute die sind in England geblieben. Also es muss auch Situationen gegeben haben wo, wenn sie keine Familie hier hatten und dort Anschluss fanden in England, offensichtlich sogar in Grossbritannien geblieben sind, also will sagen unter’m Strich mein Vater hat Glück gehabt. Ist nach Berlin zurückgekommen, als Bankbeamter im Westteil der Stadt gab es keine Arbeit mehr, dir Banken waren alle verstaatlicht, beziehungsweise sind aufgelöst worden von den Russen, es war ja hier alles anders. Und langsam entwickelte sich erst die Differenz zwischen Ost und West, Westberlin, Ostberlin und er musste also andere Tätigkeiten ausüben und er ist 1950 kehrte er wieder in das Bankgeschäft zurück, in die Zentralbank also die eine Unterabteilung der Bank der Deutschen Länder war, und später Deutsche Bundesbank in Frankfurt-Main. Aber seine alte Bank, bei der er bis zum Schluss tätig war, bis also, [unclear], ’43, die gab’s nicht mehr, die wurde ja aufgelöst und die war dann später in Frankfurt-Main und da ist er natürlich nicht hingezogen. So, das war mein Vater.
PS: Hatte er Ihnen, also das war, er war in der Gegend von Leeds.
HD: Ja.
PS: Hat er Ihnen irgend, haben Sie noch irgendwelche Erinnerungen das er Ihnen etwas noch erzählte von dem Gefangenenlager wo er war oder etwas das Ihnen so einfällt?
HD: Der war zuständig für die, für irgendwie das Kraftfahrkorps, irgendwie für die Lastwagenverteilung und Organisation von Transporten undsoweiter. Ich hab natürlich aber da müsste ich mal suchen, ich habe sogar noch seine Personalakte die er mitgebracht hat und wir haben mal, oder meine, mein Neffe der lebt jetzt bei London und die haben mal im Englischen also in dieser Organisation nachgeforscht und haben die Unterlagen gekriegt. Alos, wir wissen wie der Fragebogen aussah, aber das werden Sie ja auch alles haben. Nicht, also was er beantworten musste, in welchen politischen Organisationen er war oder nicht war, das haben wir alles, aber aus dem Lager selber. Es war, vielleicht war er auch vorsichtig um, sagen wir mal, nicht den Eindruck zu erwecken, vielleicht manchmal ist er so in Gedanken gekommen, das der eine oder der andere gar nicht so scharf war wenn er zum Beispiel keine Familie hatte nun in das kaputte Deutschland zurückzukehren, wenn er in England eine Möglichkeit des Lebens sah. Bei meinem Vater war das nicht so, der wollte nach Hause natürlich, der wollte uns ja wiedersehen. Familie ist ja gottseidank intakt geblieben, wir haben also auch wenig Kriegsopfer in der Familie gehabt, alle habense irgendwie Schwein gehabt. Ja, nee also, mehr aus dem Gefangenenlager kann ich Ihnen nicht sagen, ich weiss nur dass mein anderer Onkel, der war in Frankreich dann bei den Amerikanern im Gefangenenlager und als die mitkriegten, die Amis, dass der Musiker auch nebenbei war, haben sie ihm ein Cello gegeben und der hat die Gefangenenkapelle organisiert. Also auch der kam eigentlich zurück mit einem sehr offenen Verhältnis zu den ehemaligen Kriegsgegnern.
PS: Ja, dann, jetzt ein bisschen zurück zu Ihnen.
HD: Ja.
PS: Wie, was, welche Erinnerungen haben Sie von der Zeit in der Sie in Breslau evakuiert waren, auf dem?
HD: Bauernhof.
PS: Ja, auf dem Bauernhof Ihres Onkels, wenn ich mich nicht irre.
HD: Ja, ja, der war da Gutsinspektor, wie man das nannte, und da habe ich natürlich die besten Erinnerungen. Weil, ich konnte dann auf dem Trekker mitfahren, ich habe gesehen wie Viehhaltung war, das funktionierte aber, Sie interessieren sich ja für die politischen Dinge, da weiss ich nur eins: das ich meiner Mutter Ärger bereitet habe, warum? Ich bin dort natürlich in die Schule gegangen und die Lehrerin in der Dorfschule die war eine stramme Parteigängerin, sie trug auf ihrer Bluse immer das grosse, relativ grosse Parteiabzeichen, das erinnere ich, und nun kam ich als Berliner in diese Dorfjugend. Und die Jungs die waren natürlich neugierig oder man, mutmass, ‘na, der kommt aus Berlin’ undsoweiter, und da ich hatte wohl zu der Zeit eine ziemlich grosse Klappe, wei man heute sagt, das heisst also als Berliner sowieso und ich erzählte wohl immer lustig von den Bomben in Berlin, zum Beispiel das wir Bombensplitter gesucht haben. Wir Berliner Jungs, jeder hatte eine Zigarrenkiste hier und wenn der Angriff vorüber war am nächsten Tag, dann ging man über die Strasse wenn in der Gegend was eingeschlagen war und man suchte Bombensplitter. Da hatte man einen ganzen Kasten voll und das tauschte man aus, also solche Sachen. Oder diese Kondensstreifen, weiss nicht ob Sie wissen was das ist, die Engländer die warfen so’n Streifen ab, die waren aussen Schwarz und innen silberig, die sollten das Funkmessgerät meines Bruders praktisch irritieren. Und die Dinger landeten wie so’n leichter Regen oder Schneefall auf der Strasse und die sammelten wir ja ein, das sollte man immer abgeben aber das haben wir natürlich nicht immer gemacht. Und diese Geschichten, und von den Bomben und so, wichtigtuerisch, wie man als Kind ist, muss ich wohl erzählt haben. Jedenfalls kam dann, eines Tages, entweder war es der Dorfgendarm oder der Parteimensch aus dem kleinen Dorf zu meiner Mutter oder bestellte sie ein und ermahnte sie, sie solle doch ihr Erziehungsauftrag wahrnehmen, denn der Junge erzählt hier defätistische Sachen. Ja, das hat er nicht zu machen, das hat er zu unterlassen. Also nun kam meine Mutter und dann kam der Onkel dazu, der hatte zwei Jungs die waren im Krieg, an der Front und der sagte: ‘Um Jottes willen erzähl ja nicht wat, det gibt nur Ärger!’. Also, mir, ich kriegte als Kind den berühmten Maulkorb verpasst, des war so’ne Sache. Am sonsten war natürlich, im Nachhinein ist es mir erst auch deutlicher geworden, das wir auch Fremdarbeiter hatten und in der Gegend waren es natürlich überwiegend Polen, die dort auf dem Gut arbeiteten, die waren aber normal untergebracht, ich kann mich nicht erinnern dass sie in irgendeinerweise jetzt drangsaliert wurden. Ich hatte sogar einen Polnischen kleinen Jungen mit dem ich spielte, also das war für mich, also dieser Gegensatz, Deutsche Polen und so war da nicht spürbar. Habe ich nicht erlebt, ja wir waren da also ganz friedlich. Ich habe übrigens jetzt nach vielen Jahren den Weg da zweimal angetreten nach Breslau und hab die alten Stätten besucht, hab auch das Haus wieder gefunden aber ich konnte mich leider nicht so verständlich machen was ich eigentlich wollte, ich wollte eigentlich nur wiedersehen und eigentlich mit den Leuten die jetzt da wohnen ein Versöhngespräch oder überhaupt ein Gespräch führen aber ich hatte dafür, die waren abständig, zurückhaltend, vielleicht im Hinterkopf den Gedanken, der will da einen Anspruch gelten machen oder was, hatte ich ja gar nicht und sie würden die Bude nicht [unclear], ja, bloss es war ein Stück Erinnerung und ein Stück Heimat. Und da meine Mutter aus Schlesien kommt, habe ich ohnehin mal das Gefühl, ich müsste unbedingt mal nach Breslau, ich bin, vielleicht wäre vielleicht auch ein guter Schlesier geworden. Also eine gewisse, ein gewisses Interesse für die verlorenen Gebiete im Osten. Ja, das war also so in Juliusburg, am sonsten sagte ich ja auf dem Bauernhof und das Leben war absolut friedlich. Ach, eins vielleicht noch, das fiel mir, das erinnere ich auch, da kamen mal die beiden Jungs von den Gutsverwalter, der eine war bei der SS, der andere war bei der Luftwaffe, und ich vermute also dem Gespräch nach waren die an der Ostfront, das heisst also in Russland, und mich schmissen sie aus dem Zimmer raus, also die müssen irgendwelche Geschichten erzählt haben, die nicht für Kinder ungeignet waren. Ergebnis war nur, nachdem auch meine Mutter den Befehl kriegte, in der Umgebung Schützengraben zu ziehen, also aussschöppen, Ende ’44. Muss man es mal überlegen, also die Kriegsheeresführung wusste was auf sie zukommt, aber der Bevölkerung der ist es nicht gesagt worden, und meine Mutter musste Schützengraben ausheben. Und da kam das Gespräch auf Onkel August, so hiess der Onkel, der sagte eines Tages mal: ‘Na ja, also, es macht kene Jedanken, wenn die Russen kommen, dan gehen wir über die Oder’, wir waren also, wenn mann jetzt flussabwärts blickt, waren wir rechts der Oder. ‘Dann gehen wir nach links auf die linke Seite in Breslau, und dann’, und der Satz der ist mir im Ohr geblieben, ‘dann hauen wir die Russen zurück’. Na ja, wie es ausgegangen ist wissen wir. Wir haben den Kontakt nach dem Krieg nie wieder aufnehmen können, ich weiss nicht ob die Familie es überlebt hat, was aus den Jungs geworden ist und der Gedanke nun mit den Leuten darüber mal zu reden und so ein bisschen Vergangenheitsbewältigung zu machen, der ist leider gescheitert, ich hatte den Eindruck, die wollten nicht, und, na ja, kann man nichts machen. Also, das zum Thema Schlesien.
PS; Also, ich wollte Sie, wir sind also fast zu Ende, nur noch ein Paar, ein Paar Fragen.
HD: Ja.
PS: Sie hatten mir erzählt das Sie mit Ihrer Mutter Zeit im Bunker verbracht haben.
HD: Ja.
PS: Das war noch in Berlin.
HD: Das war in Berlin, ja.
PS: Welch Erinnerungen haben Sie? Also Sie waren nur mit Ihrer Mutter? Waren da auch andere Familien? Wo war dieser Bunker?
HD: Der Bunker war hier in der Müllerstrasse, also kennen Sie Berlin, sagt Ihnen das überhaupt was?
PS: Ja. Ja, ja.
HD: Ja. Also, Müllerstrasse, das ist so im Nordwesten und das ist ein grosser Strassenbahnhof gewesen, der hatt den Krieg auch überstanden, da ist wenig oder gar nichts kaput gegangen und unter den Hallen der Strassenbahn, da ist während des Krieges dieser Bunker gebaut worden. Zwar ein Tiefbunker und in den musste man dann durch die Bunkerschleusen, diese riesen Eisentüren, vorne war die Luftschutzwarte, die hatten immer so einen besonderen Helm auf und irgendwie Gasmasken umgehängt, das war immer sehr martialisch und da sind wir durchgewackelt und da wurden uns die Raume zugewiesen und da lagen, waren da Pritschen so auf, die Luft war so wie im Bunker so ist, und man sass still und wir Kinder schliefen, und morgens da gab’s auch kein Fruhstück im Bunker oder so was sondern dann wenn die Sonne oder wenn das Licht wieder da war dann, wie gesagt, wurden wir dann geweckt und standen wieder auf und gingen zurück und wir hatten also einen halben Kilometer Weg ungefähr zu hinter, zu absolvieren und dann die Frage: steht’s oder steht’s nicht? Man merkte das im Bunker nichts, kann mich nicht erinnern das man irgendwie, das der Bunker gewackelt hat, wenn da die Bomben einschlugen oder was. Wie gesagt, bei uns im Norden in dieser Ecke, im Afrikanischen Viertel, waren die Schäden nicht so gross. Die Gegend war also nach dem Krieg relativ schnell enttrümmert oder entrümpelt oder die Strassen wieder zugänglich, wir hatten da also ein gewisses Glück muss ich sagen. Erst wenn man dann mal später in die Innenstadt fuhr, dann sah mal eigentlich, das wahre Ausmaß der Zerstörung, da oben war es nicht. Wir hatten ja die grosse Kaserne neben uns, die damals hiess sie Hermann-Göring Kaserne, war eine Luftwaffenkaserne die für uns beim Einmarsch der Russen natürlich die Quelle für Nahrungsmittel war, plötzlich war keine Kontrolle mehr da, die Menschen, wir stürmten also in diese Kaserne und die Läger waren voll mit Lebensmitteln und mit, ich bin durch Kaffebohnen gewatet, oder waren’s Erbsen, jedenfalls wir nahmen mit was wir mitnehmen konnten und raümten da aus und dann zog ja erst die Briten ein. Denn Berlin war ja erstmal von den Russen ganz besetzt, dann kamen im Juli die Amerikaner und die Briten nach und der spätere Französische Sektor wurde ja erstmal Englisch. Die Franzosen kamen ja erst im August zu uns. Und die Engländer haben sich dadurch beliebt gemacht bei uns, das es hiess, neben der Kaserne werden auch unsere Blöcke für die Soldaten benötigt und es bestand die Gefahr, das wir aus den Wohnungen müssten. Es ist aber Gottseidank dann nicht eingetreten. Aber eine zweite Sache erinnere ich noch, die Engländer forderten auf die Leute sollen ihre Klaviere abgeben. Und wie meine Mutter das geschaft hat, das sie die Leute also entweder keine Angaben gemacht hatt oder was, wir haben unser Klavier behalten. Vorher hatten die Russen ja schon unsere Radios abgeholt oder mussten wir abgeben, Telefone mussten wir abgeben und, wie gesagt, das Klavier haben wir ja behalten und die Engländer haben also darauf verzichtet, uns da zu vereinnahmen. Aber dadurch das die nebenan in der Kaserne waren, muss wohl das Starkstromkabel bei uns immer durchgegangen sein, jedenfalls wir hatten, trotz aller Stromsperren und dergleichen Dinge, hatten wir eigentlich während des ganzen Krieges und auch danach immer Strom. Jetzt war die Frage, Strom wurde kontingentiert, man durfte ja nicht so viel, Kraftwerke gaben das ja gar nicht her. Und nun war wieder mein Bruder, der da beim Militär pfiffig wurde und man fand dann Möglichkeiten um den Zähler zu überbrücken. Oder viele Leute gingen dann abends in den Keller um sich was warm zu machen, auf Kosten des Hauses, and die Leitung der Kellerbeleuchtung rangehen, all solche Geschichten nicht. Also, insofern, viele Erinnerungen auch an die Briten und dann, wie gesagt, kamen die Franzosen, insofern haben wir alle drei Besatzungsmächte kennengelernt.
PS: Hatten Sie Angst als Junge in den Bunker, ich meine, können Sie sich erinnern an die Gefühle die Sie hatten?
HD: Neine, ganz im Gegenteil, das war sicher. Der Bunker vermittelte das Gefühl der Sicherheit. In dem Bunker hatten wir keine Angst. Es gab ja noch den grossen Hochbunker am Bahnhof-Gesundbrunnen, da steht ja noch’n Stück, ist ja übrig geblieben weil man’s nicht sprengen konnte wegen der Eisenbahn, und da waren wir auch mal da als wir mal aus der Stadt kamen und vom Bombenangriff überrascht wurden, gingen wir dort in den Bunker und haben dort den Bombenangriff überlebt. Das merkte man ja nicht, das Ding bewegte sich ja gar nicht, also die waren so stabil. Der Bunker bot absolute Sicherheit und wir kamen auch rein, es war ja, man hat manchmal im Nachhinein Geschichten gelesen, das Menschen rein wollten und der Bunker der war überfullt, die haben dann keinen mehr reingelassen oder so, dass habe ich nicht erlebt.
PS: Ihre Mutter gab auch nicht den Eindruck, Angst zu haben?
HD: Nö, eigentlich nicht. Na wir sind ja hingegangen weil uns die Bunker im Grunde genommen Schutz gewährten, nicht?
PS: Erinnern Sie sich an die Bombardierung des 3 Februars? Sie sprachen auch etwas von Phosphorbomben.
HD: Ja, die Phosphorbomben, dass muss in Kreuzberg, muss dass ganz schlimm gewesen sein, wo die Ritterstrasse, so hiess damals, war mit sehr viel Textilfabbrikken und Hinterhof Etagen und da ist ja also tabula rasa gemacht und ein ganzes Stadtviertel ist zerstört worden. Und wie gesagt diese Phosphorbomben mit der, mit den schrecklichen Brandschäden und wer also Phosphor, wenn die Bombe plazte und man kriegte Phosphor auf die Haut, das war ja nicht zu löschen, nicht? Unter Wasser ging die Flamme aus und kam wieder Sauerstoff ran, dann ging das wieder los. Das haben wir insofern, den 3 Februar insofern gesehen weil über Berlin, das ist eigentlich unvorstellbar, aber, eine Wolke hochging, eine schwarze Wolke, wir sind, wir konnten, wir hatten so eine höheren Punkt bei da uns Park und da konnte man und da sind wir raufgegangen als Kinder und konnten über Berlin diese Riesenwolke sehen. Da brannte ja nun das Schloss, die Oper und die ganze Innenstadt ist ja da an einem Tag kaputt gegangen. Das ist ja das was im Nachhinein für uns Leute hier unverständlich war, warum man nicht, warum das Stauffenberg Attentat zum Beispiel nicht geklappt hatt, warum man nicht längst kapituliert hatte, diese sinnlosen Zerstörungen am 3 Februar, 26. Oder Potsdam, wennse darann denken, 14, 15 April ist Potsdam bombardiert worden für nichts und wieder nichts und der Gedanke den Bomber Command ja warscheinlich hatte, ja den Willen der Bevölkerung zu brechen oder, sagen wir mal, Aufstände zu provozieren, das ist ja nicht aufgegangen wie wir ja nun im Nachhinein wissen. Die Bevölkerung ist ja nicht, wir haben ja nicht jetzt gegen die bösen Nazis geschimpft sondern der Feind kam aus der Luft, nicht? So war ja warscheinlich die Denke damals.
PS: Ja, gerade Sie haben einen, sagen wir, Anstoß gegeben auf, sagen wir, die letzte Frage und das ist eben wie Sie, wie Sie eben damals, was Sie damals dachten von den Bombardierungen und auch wie Sie das heute, siebzig Jahre spater, sehen.
HD: Ja, also, wie soll ich sagen, also?
PS: Sie hatten mir, also wenn Sie mir, hätten sie noch etwas hinzuzufügen auf das was Sie mir eben gesagt haben, wie Sie das damals sahen?
HD: Ja, na ja, ich war damals Kind, also wir waren als die, es waren ja so ungefähr, wir sind hier am 24 April befreit worden und in den letzten Tagen gab es also keine Angriffe. Ich glaube Potsdam so am 15 das war das letzte und in dem Moment wo die Bombenangriffe aufhörten und der Krieg zu Ende war, man hatte zwar andere neue Ängste, nicht? Das hing nun wieder mit der Roten Armee zusammen aber da hatte man ja doch das Gefühl, Gott sei dank, dieser Terror, wie man sagte, der Luftterror von oben ist zu Ende. Also das man nun jetzt liebevoll dachte, die Amerikanischen und Englischen Bomber wollen lediglich die Nazis beseitigen, nee, nee, nee, es waren natürlich die Verluste in der Bevölkerung und in der Substanz. Und wenn man heute nun nach Syrien guckt, wie desselbe wiedermachen, diese sinnlosen Zerstörungen, ja, also, wir, die Bombardierung hat offensichtlich den Wiederstand, ja, sogar noch gefördert, nicht? Im eingangs sagte ich ja die Klassenkameraden von meinem Bruder, da waren ja welche bei die haben ja, die wollten ja noch mit der Panzerfaust wollten die ja noch den T34 ja zerstören, nicht? [coughs] [unclear] Entschuldigung [coughs].
PS: Kein Problem.
HD: [coughs] Ja, Herr Schulze, im Augenblick fällt mir nichts weiter ein.
PS: Ja, eben, sagen wir jetzt die allerletzte Frage.
HD: Ja.
PS: Wie sehen Sie, wenn Sie zurückblicken auf die Zeit, jetzt siebzig Jahre nach dem Krieg, wie sehen Sie das, welche Meinungen haben Sie von dem, von den Bombardierungen, von den, welche Gedanken kommen Sie ihnen jetzt?
HD: [coughs] Ja, also, ein Gedanke der mich immer oder uns immer beschäftigt hatt war eben, dass die Bombardierung der Zivilbevölkerung sinnlos war. Man hatte Verständnis, oder hat bestimmt Verständnis gehabt, wenn also Bahnanlagen, Industrienanlagen, das Ruhrgebiet zerstört werden, aber nun gab’s ja tatsächlich und das ist ja durch die Politik im Kalten Krieg so ein bisschen bestätigt worden, als würden in Berlin zum Beispiel bestimmte Areale nicht bombardiert worden sein, nämlich die die unter Umständen in Amerikanischen Besitz waren also AEG am Gesundbrunnen, da ist nichts kaputt gegangen und schräg rüber die Wohnquartiere sind zielgerichtet kaputt gemacht worden. Man konnte sich das als Kind nicht vorstellen oder überhaupt nicht vorstellen das man bombardieren kann, so punktmässig. Oder dann kommt die andere Geschichte hinzu von Wiesbaden, sagt man immer, die Amerikaner haben Wiesbaden nicht kaputt gemacht weil sie wussten dass sie da eines Tages ihre Komandozentrale unterbringen und so ist also Wiesbaden nicht kaputt gegangen aber nebenan die Stadt Mainz die ist natürlich zerstört worden. Also so’ne Sachen hat man schon im Nachhinein bemerkt und gelesen und man hatte damals also das Gefühl man soll persönlich getroffen werden und das empfanden, gluab ich, viele Leute als, ja, will nicht sagen ungerecht, wir haben ja den Krieg angefangen, also von Recht kann man da nicht sprechen aber zumindest im Ergebnis nicht, hat’s nichts gebracht, ja?
PS: Und das ist auch das was Sie sagen sie auch heute denken.
HD: Das allerdings ja. Das muss man immer noch dazu rechnen, ja. Sie wissen ja, der Zeitzeuge ist der Feind des Historikers, wie man so schön heisst. Der Historiker sieht das alles aus seiner Kenntnis und der Zeitzeuge, der bringt natürlich dann immer noch persönliches mit rein. Herr Schulze, was kann ich noch für Sie tun?
PS: Ich habe, sagen wir, nur eine einzige Frage noch. Und das ist wirklich die allerletzte.
HD: Bitte [laughs].
PS: Ich habe Sie schon [unclear] in Betracht genommen.
HD: Nein, nein, das macht, ist interessant mal über die Dinge zu reden.
PS: Erinnern Sie sich ob einige Ihrer Verwandten Erinnerungen an die Zeit haben? Ich weiss nicht ob Ihre Grosseltern oder so etwas miterlebt haben. Das hatt nichts mit den Bombarderierungen zu tun, vom alltäglichen Leben in Berlin.
HD: Das alltägliche Leben, meine, also man hat normalerweise vier Grosseltern, die eine Seite, die Väterliche Seite, lebte in Moabit und da ist die Oma, die hat das mitterlebt, wenn die einkaufen ging, das die Menschen, und zwar hier die Jüdischen Mitbürger, in der Levetzow-Allee zusammen, oder versammelt wurden und dort war, stand wohl auch eine Synagoge und von dort in Kolonnen losmarschierten. Meine Oma will das gesehen haben, will das auch als tragisch oder was auch immer empfunden haben, aber es war halt so eine bleiernde Stimmung in der, das man immer sagte darüber darf man nicht reden oder man kann da auch nicht protestieren es, also meine Oma hat’s gesehen, man kann also nicht sagen wir haben nichts gewusst. Meine anderen Grosseltern, die lebten in Charlottenburg, die sind ausgebombt worden, die hatten dann eine Laube draussen in Britz, also im Süden Berlins und haben dort den Rest ihrer Tage dort verlebt. Mein Onkel, wie gesagt, ist am Kaiserdamm ausgebombt worden und hat, und die Unterlagen habe ich noch, man ging dann zum Bezirksamt und liess sich bescheinigen das man ausgebombt ist und dann kriegte man eine Unterlage und da, und den, einen Bezugsschein für ein Messer, eine Gabel, ein Kochtopf undsoweiter. Und man musste auch aber gleichzeitig eine Verlustanzeige machen und da gibt’s dann natürlich nur die bösesten Geschichten, also bei meinem Onkel steht auch das er zwei Perser Teppiche bei sich hatte und meine Tante hatte einen Edelpelz und irgendwelche Leute haben mir dann mal ausgerechnet, sowiel Perser Teppiche hatt’s auf der ganzen Welt nicht gegeben wie plötzlich nach den Bombenangriffen hier bemängelt worden. So wie wir es ja auch erlebt haben wenn man unterwegs als Turist bestohlen wurde, weiss ich, irgendwo, und Photoapparat weg, dann war das bei der Polizei, immer eine Leika nicht, und immer ein bisschen höher wert, ja. Also, diese Sachen, an die erinnere ich mich natürlich. Und vor allen Dingen wie mein Onkel, der nun Betriebsleiter war und hier mit den Russen auch seine Schwierigkeiten hatte, dann seinen eigenen Betrieb abbauen musste, weil das dann nach Russland alles transportiert wurde, das war schon, aber das ist ja nicht jetzt Ihr Thema.
PS: Gut also, ich, das war alles sehr sehr sehr interessant, was Sie mir erzählt haben und ich würde jetzt damit aufhören, ich glaub ich habe Sie schon genug in Betracht genommen.
HD: Sie können jederzeit wieder anrufen wenn Ihnen etwas einfällt.
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Title
A name given to the resource
Interview with Hubert Draegert
Description
An account of the resource
Hubert Draegert remembers his wartime experiences, first in Berlin and then as an evacuee at his uncle’s farm near Wroclaw. He mentions the bombing of the Berlin State Opera and the repeated efforts made to rebuild the gutted building. He remembers the 3 February 1945 bombing, stressing how his neighbourhood was not heavily damaged. He tells of his brother who was drafted as a Luftwaffenhelfer with all his classmates. As a radio operator, his brother listened to the BBC and was therefore always up-to-date on the course of war. Herr Draegert mentions various episodes of his own life as an evacuee: Polish foreign workers; his mother digging trenches as the Russians approached; being reproached by a police officer for spreading defeatist stories at school. He remembers collecting bomb fragments and strips of tinfoil window so as to trade them with other children. He mentions his father working in a Jewish bank before being drafted into the Navy in 1943 and his father's subsequent time as a prisoner of war near Leeds, where he was treated humanely. Hubert Draegert reminisces about the time spent in the shelter with his mum, stressing the sense of safety it provided. He describes the effects of incendiaries on civilians and emphasises how the bombing didn’t turn the population against the regime and were therefore a failure, although factories and transport hubs were, in his eyes, legitimate targets. He describes blackout measures; food rationing; firefighting with domestic implements; and the opportunistic behaviour of civilians. He recollects British soldiers impounding pianos. He reflects on the bombing war, stressing the gap between scholarly interpretations and eyewitness accounts. He emphasises that targets were not always chosen according military priorities but rather the Allies’ post-war agenda.
Format
The file format, physical medium, or dimensions of the resource
01:13:00 audio recording
Language
A language of the resource
deu
Coverage
The spatial or temporal topic of the resource, the spatial applicability of the resource, or the jurisdiction under which the resource is relevant
Civilian
Wehrmacht. Luftwaffe
Spatial Coverage
Spatial characteristics of the resource.
Germany--Berlin
Poland--Wrocław
Germany
Poland
Temporal Coverage
Temporal characteristics of the resource.
1945-02-03
1943
Creator
An entity primarily responsible for making the resource
Peter Schulze
Contributor
An entity responsible for making contributions to the resource
Peter Schulze
Date
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2018-02-09
Type
The nature or genre of the resource
Sound
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ADraegertH180209
bombing
childhood in wartime
civil defence
evacuation
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Luftwaffenhelfer
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Window
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Dublin Core
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Title
A name given to the resource
Suchenwirth, Richard
R M A Suchenwirth
R Suchenwirth
Publisher
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IBCC Digital Archive
Date
A point or period of time associated with an event in the lifecycle of the resource
2016-07-31
Rights
Information about rights held in and over the resource
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Identifier
An unambiguous reference to the resource within a given context
Suchenwirth, R
Description
An account of the resource
One oral history interview with Dr Richard Suchenwirth, who served as a Flakhelfer in Pasing, a district of Munich.
Transcribed audio recording
A resource consisting primarily of recorded human voice.
Transcription
Text transcribed from audio recording or document
AH: This is an interview for the International Bomber Command Centre. The interviewers are Lioba Suchenwirth and Anna Hoyles and the interviewee is Richard Suchenwirth.
LS: Ok.
RS: ja.
LS: So how do you wanna start?
AH: Ehm, can you tell me a bit about your early life?
LS: Möchtest Du was erstmal über deine Kindheit und vielleicht dein Elternhaus erzählen?
RS: Ja. Mein Vater war ja ein großer Anhänger Großdeutschlands und er schrieb eine Deutsche Geschichte mit 700,000 Auflagen und. Aber er war eigentlich, und er kannte auch Hitler persönlich ganz gut, aber er war tief skeptisch und ganz gegen den Krieg. Und dann schrieb er noch Dramen, Dido und Karl den Fünften. Und sonst. Ja, ich bin aufgewachsen in Pasing, weitgehend in Pasing, bei München, ein kleiner Ort der am Rand von München, uralter Ort, und da besuchte ich auch ein Gymnasium und da hieß es im Februar 1943, im Februar 1943, wir müssten, [unclear]
LS: Ihr müsst im Februar ‚43, hieß es,
RS: Wir müssten zur Flak, weil in Russland so viele Soldaten gefallen oder verletzt waren, mussten wir ‘43, im Februar ‘43, zur Flak.
LS: Wie alt warst du da?
RS: Da war ich alt fünfzehn Jahre und drei Monate. Und da bin ich also an die Kanonen gekommen, an die Flak-Kanonen 8,8. Wir waren bei der „4/456“, „4/456“. Das war die erste Flak-Batterie bei der ich tätig war, „4/456“.
LS: Was habt ihr gemacht?
RS: Ich hab versucht München vor Angriffen zu bewahren, vor Luftangriffen zu bewahren, aber Erfolg war nicht gut. Im März da war ein großer Angriff auf München, da gab’s viele hundert, dreihundert Tote, über dreihundert Tote, und alle wurden heimgeschickt, ne, zu schauen ob bei ihnen was passiert war. Alle kamen vergnügt zurück, es war nichts passiert. Ich bin nicht nach Hause gegangen weil ich, war ja nicht in München direkt, sondern in Pasing, und dann wurde ich angerufen, soll sofort kommen, die Hochschule, in der mein Vater tätig war, ist abgebrannt.
LS: Und damit auch die Dienstwohnung.
RS: Und damit die Dienstwohnung. Und ich kam also im März 1943 kam ich also Heim, lagen noch unsere Möbeln, waren großteils gerettet worden, standen alle auf der Straße. Es lag Schnee, und ich blieb dann Paar, ein, zwei Stunden hab bisschen mitgeholfen und dann bin ich zurückgegangen. Meine Eltern zogen dann hierher nach Breitbrunn, ein ganz altes Haus, das wurde erst später neu gebaut.
LS: Und sind Leute damit zu Schaden gekommen?
RS: In der Hochschule sind zwei Leute gestorben, einer, beim [unclear] durch Möbel im Treppenhaus, ein andere, ein junger Student, der kam nicht mehr raus, lag im Krankenzimmer. Und er war, im Haus war eine, eine, ach wie heißt die jetzt, eine Bombe eingeschlagen, eine, die erst später erst gezündet hat, die hat erst, nach Stunden hat die erst gezündet, eine, wie heißt die [unclear]
LS: Brandbombe.
RS: Eine Brandbombe ja, aber die hat einen bestimmten Namen. Und ist, war ausgelaufen, hatte oben das ganze Haus mit einem Schlag, brannte die Hochschule ab. Und dann sind wir, sind wir, mit einen Schlag war’s vorbei.
LS: Und als ihr bei der Flak wart, habt ihr auf Flugzeuge geschossen?
RS: Ja haben wir auf Flugzeuge geschossen, mit mehr oder weniger Erfolg, mit mehr oder weniger Erfolg.
LS: Und habt ihr noch was getroffen, oder?
RS: Vierzig Schüler waren wir, vierzig Schüler, und vierzig Schüler waren bei der Flak, und wir wurden da eingesetzt an Kanonen und an verschiedenen Geräten, wurden wir eingesetzt. Erste Zeit wurde ich [unclear] Bunker, habe ich in einem Bunker gearbeitet, das war nicht schlimm. Und auch später hatte ich eigentlich nie Angst. Abgeschossen habe sicher auch Flugzeuge aber nicht sehr viele. Sehr erfolgreich waren wir nicht. Da gab‘s den Witz: Was will ein Mensch zu Tode verurteilt werden? Was haben Sie am liebsten? Am liebsten will er von der Flak abgeschossen [laughs]
[LS explains the answers to AH]
RS: Eine Phosphorbrandbombe war das.
LS Phosphorbrandbombe.
RS: Eine Phosphorbrandbombe, die war explodiert und hat dann sich ausgedehnt und da eine gewisse Warme im Haus war, ist [makes a wooshing noise] abgebrannt.
[LS explains the asnwers to AH]
RS: Also mit fünfzehn Jahren wurde ich Luftwaffenhelfer. Der Kultusminister wollte es nicht haben, aber der Reichsjugendführer Axmann hat sich durchgesetzt und wir kamen zur Flak, mit fünfzehn Jahren zur Flak. Und dann waren wir in der Nähe von München, in Krailling, und dort ist aber uns nichts passiert, aber bei meiner alten, in, am Bodensee war eine Batterie mit Luftwaffenhelfern, da sind zwei, fast die Hälfte, über die Hälfte ist gestorben bei dem Angriff.
[LS explains the answers to AH]
LS: Und wie hast Du dich da gefühlt als du da eingezogen worden bist?
RS: Ich war sehr stolz, war sehr stolz. Dachte kann ich helfen, bisschen die Heimat zu verteidigen. Ich war sehr stolz, proud,
LS: Kann ich mir gar nicht vorstellen.
RS: I feel proud, very proud. Wir waren vierzig aus unser kleiner Schule, vierzig und alle, jeden Tag kam, ein oder zwei Lehrer kamen und unterrichteten unseren ersten Zeit, aber dann kamen sie nicht mehr weil das, hatte keinen Sinn mehr. Wir waren zu oft weg, nachts rausgerufen worden zur Abwehr und zur.
LS: Und wurdet ihr da, was wurde euch denn erzählt, was ihr machen musstet?
RS: Uns, ja [unclear] oft, unser Offizier war sehr nett und vernünftig, den Olan Hoffman, Hofbauer, der war sehr vernünftig und wir hatten auch nette alte Soldaten. Die meisten waren sehr nett, die meisten waren vernünftig. Die meisten wussten natürlich genau dass es nicht viel brachte, aber sie haben eben uns. Wir hatten, wir waren zu….Sechs Kanonen hatten wir zu betreuen. 8,8 cm, sechs 8,8 Geschütze, und die schossen dann immer in Gruppen die schossen dann immer in die Luft und versuchten die Flugzeuge abzudrängen und zu treffen. Viel getroffen haben wir nicht, einiges haben wir getroffen, aber viel getroffen haben wir nicht.
LS: Es waren Engländer, Amerikaner?
RS: Tagsüber Amerikaner. Da kamen die Liberator und die, Liberator war die eine große Maschine. Und nachts kamen die Engländer mit Lancaster und solchen Maschinen an und nachts warfen die ihre Bomben und nachts und die Amerikaner am Tag. Und dann sind wir raus, und nach ungefähr einem Jahr sind wir verlegt worden nach Senftenberg in der Niederlausitz, also oberhalb von Sachsen. Und dort hatten wir dann eine 10,5 Flak-Batterie. Aber wir haben geschossen in die Luft aber es war, kam nicht viel.
LS: Wie lange warst Du insgesamt bei der Flakbatterie, weißt Du das?
RS: Ich war dadurch das ich zum Schluss krank wurde ein halbes Jahr im Lazarett lag, war ich zwei Jahre bei der Flak.
LS: Am Schluss hattest Du Tuberkulose.
RS: Tuberkulose und Hepatitis.
LS: Hepatitis, durch Mangelernährung.
RS: Na ja, natürlich ansteckend.
LS: Aber du warst auch fast verhungert, hast Du gesagt.
RS: Dort, bei der Flak nicht, nein dort nicht. Und dann waren wir beim Lazarett in Senftenberg und war dort halbes Jahr gelegen und dann bin ich von dort nach Hause entlassen worden. Als der Krieg zu Ende war, war ich gerade siebzehn Jahre.
LS: Und als du nach Hause kamst, was hast du denn hier vorgefunden?
RS: Ja hier im Haus, das Haus war ja ganz anders gewesen. Dieses Zimmer hier das ist so alt, das ist über hundert Jahre alt dieses Zimmer. Und sonst waren meine Eltern, meine Großeltern, meine Eltern waren da, meine Großmutter war da, und der Vetter, der Neffe, Georg, Gerhard aus Wien waren da, war also alles proppenvoll, das Haus war proppenvoll mit Leuten.
LS: Aber da fehlte auch jemand, oder?
RS: Mein Bruder Harald ist schon, ist auch, noch im April, noch im März, noch einmal. Er wollte, hat den Amerikanern ergeben wollen und die Amerikaner haben alles an die Russen ausgeliefert. Er war in Altötting. Haben alle an die Russen ausgeliefert und der kam nie wieder zurück [unclear]
LS: Wie alt war der?
R.S.: Der war achtzehn ein halb, neunzehn, neunzehn.
LS: Und als er eingezogen war?
RS: Der war normal, sechzehn, siebzehn Jahre. Ich bin wesentlich jünger gewesen, aber.
LS: An Ruhr ist er gestorben.
RS: An Ruhr. Auf der Heimfahrt von Russland. ER war im Gefangenenlager in Russland und ein Freund der berichtete später noch, das er sich tapfer geschlagen hatte. Wenig, der war alles andere als ein Nazi, er war ganz gegen. Sein Leidensspruch war: Ubi bene, ivi patria. Wo‘s gut ist, das ist deine Heimat.
[LS explains the answers to AH]
RS: Und ich stand ja auch nicht gerade sehr positiv. Ich habe immer einen Schweitzer Sender gehört, einen Schweitzer Sender um Nachrichten zu bekommen. Die Englischen haben wir nicht gehört, zu der Zeit wollten wir nicht, wir wollten keine Feindsender hören.
[LS talks to AH]
RS: Beromünster, hießt der Sender. Beromünster in der Schweiz.
LS: Ach. Un der Englische? BBC?
RS: England haben wir nicht gehört.
LS: BBC? Habt ihr nicht gehört.
RS: Und da kam, war der Krieg zu Ende. Und als die ersten Amerikaner kamen, Amerikaner, fragte mein Vater: ‘Are we occupated?’. Und da antworteten die, zwei Amerikaner waren: ‘No, liberated!’ Und dann ist er drei Jahre lang eingesperrt worden.
LS: Warum ist er eingesperrt worden?
RS: Na ja, er hatte ja einen Hohen Rang bei der SA und war, und sein Buch war sehr verbreitet. Und er war Reichsredner. Und, und, war schon sehr dicht verbunden, obwohl er gar nicht wollte, mit Hitler sehr verbunden. War, ja?
LS: Aber er hat sich aus der Aktienpolitik irgendwann zurückgezogen?
RS: Ja, ja, aus der Aktienpolitik hatte er sich schon zurückgezogen, hat er sich zurückgezogen in Pasing damals, ‘36.
LS: Warum?
RS: Weil er Arbeit genug, andere Arbeit lag ihm mehr als aktiv Politik zu treiben. Und Hitler lag ihm gar nicht, Hitler war ihm sehr wenig sympathisch.
LS: Und das Antisemitische fand er auch nicht gut, oder?
RS: Na ja, also, er war ihm die Kirchenfeindlichkeit, es waren ja alle in der Kirche geblieben natürlich, Katholisch. Und er hatte auch Antisemitisch, wir haben nie eine Wort Antisemitisches von ihm gehört. Das verrückte war ja, als die, als, als, ‘40, die Deutsche Armee in Frankreich, England, Frankreich, Belgien und Holland einfiel, kam unser Dienstmädchen, die kam begeistert: „die Deutsche Kriegsfahne wehte über Rotterdam oder über [unclear]“, da sagte mein Vater, werde ich nie vergessen: „Die machen die gleiche Dummheit noch einmal“.
[LS explains the answers to AH]
LS: Er hatte doch ne, da ist gibt’s eine Episode die hast Du mal erzählt, die fand ich sehr spannend. Er hat eine Hitler-Büste geschenkt bekommen.
RS: Hat er ja gehabt, einziger war von Hitler. Also er hatte kein Bild von Ihm hängen, nur eine Büste und immer wenn er sich geärgert hat, kam ein Paar Mal vor, konnte er die Büste eine Ohrfeige geben.
LS: Abgewatscht.
RS: Abgewatscht. Und so sprach er vom Teppichbeisser Hitler. Er war sehr skeptisch Hitler gegenüber.
LS: Warum Teppichbeisser?
RS: Weil Hitler angeblich, in seinen Wutanfällen, sich auf den Boden geworfen haben soll und in einen Teppich gebissen haben soll.
LS: Und warum war Dein Vater so Großdeutsch, glaubst Du? Hatte es mit der eigenen Vertreibungsgeschichte zu tun?
RS: Nein, also, er war Großdeutsch 1930, wollte sich Österreich wirtschaftlich anschließen an Deutschland. Ein gemeinsames Zollabkommen. Und das haben die Amerikaner, haben die Franzosen und Engländer verhindert und das hat die anderen zur Weißglut getrieben. Sie wollten eben, Deutschland mit Österreich, wie vor 1866. Wie vor 1866 war Deutschland.
LS: Und dein Vater war Österreicher.
RS: Mein Vater war Österreicher. Wiener, Vienna. Ich bin auch Wiener, aber, ach, na ja.
LS: Und wie hat er Hitler kennengelernt?
RS: Er hatte ganz früh Hitler kennengelernt, 1922 schon.
LS: Als er noch in Österreich war [unclear] NSDAP [unclear].
RS: Ja….
LS: Und wie ist Dein Vater, wie ist er dazugekommen die Österreichische NSDAP zu gründen?
RS: Das war in der Politik. Die Politik florierte gerade und hat er das gemacht und ist dann bald ausgetreten aus der Partei.
LS: Ach so, ist er dann ausgetreten?
RS: Ein, zwei Jahre später ist er ausgetreten.
LS: Weist Du warum er ausgetreten ist?
RS: Na ja, er war an einer Jüdischen Schule tätig, die war fast ganz von Juden besetzt und dadurch kam er nicht an Staatsstelle. Und dann bekam er die Staatsstelle und dann ist er, war er glücklich. Paar Jahre ging es ganz gut. Er war an der Hochschule für Bau, Bauhochschule. Dann ist er eben auch nach England, nach Deutschland geflohen.
LS: Er musste fliehen weil die Arbeiterrevolution war in Wien, oder?
RS: Teilweise. Eine Revolution die von den Sozis. Aber auch weil eben die, kam auch diese kleine Nazigruppe, die Dolfuss erschossen hat, und dann ist er geflohen, über die Tschechei.
LS: Und ist er vor den Nazis auch geflohen?
RS: Nein, nein, nein, nein.
LS: Er ist vor den Arbeitern, vor der Arbeiterrevolution geflohen.
RS: Vor der Regierung.
LS: Vor der Regierung. Und die Regierung setzte sich zusammen…
RS: Christlich [unclear]
LS: OK. Und warum musste er fliehen? Weil er mit den Nazis auch zu tun hatte.
RS: Ja, ja, ja. Und dann kam er nach Deutschland, war er erst bei der Reichsschriftungskammer und dann hatte er die Hochschule in Pasing, wurde er Rektor und wurde 1942 aufgehoben und da ist er verbittert gewesen. Professor, Honorarprofessor der Universität war er noch.
LS: Und der Großvater ist über die Tschechei geflohen.
RS: Ja.
LS: War das aufregend, oder?
RS: [Unintelligible] Es sind viele geflohen.
LS: Ok war nicht.
RS: Nein.
LS: Und ihr seid mitgekommen?
RS: Wir sind später geholt worden, später nachgekommen, später nachgeholt worden, später erst.
LS: Und war der eigentlich auch im Ersten Weltkrieg, Großvater?
RS: Er war im Ersten Weltkrieg war er noch Leutnant.
LS: Und was hat er da gemacht? Wo war er da?
RS: Er war in Polen gegen die Russen und dann war er in Südtirol gegen die Italiener. Sette comuni, Sieben Gemeinden, zehn Gemeinden, da war eine kleine Deutsche Minderheit und da war er halt dort gewesen. Als [unclear] Offizier, als Nachrichtenoffizier.
LS: Als Spion?
RS: Nein, nein. Er war viel zu feige.
LS: Er war viel zu feige [laughs].
RS: Nein nein, er war kein Spion. Er hat überall [unclear], wie er glaubte, seine Pflicht erfüllt, gel.
LS: Und was ist nach dem Krieg mit ihm geschehen?
RS: Nach ‘45? War er drei Jahre interniert, erst bei den Amerikanern, dann bei den Engländern, da ging‘s ihn besser als uns. [laughs]
LS: Warum?
RS: Wurde gut ernährt und Zigaretten bekam, und er war Nichtraucher, bekam viel Zigaretten. Zigaretten war die Währung damals. Eine Zigarette fünf Mark.
LS: So viel! Und was hat er mit den Zigaretten gemacht?
RS: Hat [unclear] mir auch mitgegeben. Ich hatte eine Hose gehabt, die unten zugenäht war, so’ne Überfallhose, und die hatte, bis zum Knie steckte sie voller Zigaretten und voller solche Sachen.
LS: Und was hast Du mit den Zigaretten gemacht?
RS: Hab eingetauscht. Eine Schreibmaschine für dreißig Packungen Zigaretten.
LS: Und mit der Schreibmaschine hast Du deine Doktorarbeit dabei geschrieben?
RS: Auch ja.
LS: Und euch, wovon habt ihr gelebt nach den Krieg?
RS: Meine Mutter war ja aus einer Wohlhabenden Familie, und die hatte einen, war Teilhaberin einer Fabrik in Attendorn. Meine Mutter war nicht reich aber wohlhabend war sie gewesen. Die wollte gerne Medizin studieren, da musste ich Medizin studieren.
LS: [laughs] Aber die war eine der ersten Frauen die studiert haben in Deutschland, oder?
RS: Ja angefangen.
LS: Ja [unclear]
RS: Zwei Semester dann musste sie aufhören. Sollte Geld verdienen, weil sie heiraten wollte.
LS: Was hat sie da gemacht? gearbeitet?
RS: In einer Fabrik. In der Fabrik meines Großvaters.
LS: Und, von der Familie eine Tante ist auch bei einer Brandbombe umgekommen, oder?
RS: Zwei Großtanten sind umgekommen durch Brandbomben. Die Tante Lene in Nürnberg und Tante Agnes in [unclear]. Sie hat bis zum Schuss versucht die Bomben rauszuwerfen, die kleinen Bomben konnte man rauswerfen damals,
LS: Mit der Hand,
RS: Mit der Hand. Und die großen Bomben, gegen die waren wir machtlos.
LS: [talks to AH] Wie alt war sie da, ungefähr?
RS: 72.
[LS explains the answers to AH]
RS: [unclear] Hatten wohl noch… hatten wohl noch nach, den letzten Kriegstagen noch schwer beschädigt und, nicht, nicht, unser Haus nicht. Das Haus mit den Großeltern nicht.
LS: Und dann kamen die Amerikaner hierher,
RS: Die Amerikaner, ja.
LS: Die haben gesagt ihr seid befreit worden [laughs],
RS: Ja.
LS: Und haben die dann euer Haus abgenommen oder wie war das?
RS: Was? Das hier?
LS: Hier dieses Haus hier.
RS: Nein, das war so ein schäbiges Haus gewesen, aus sieben Teilen bestehend, wollte keiner haben.
LS: Und die, aber die Franzosen, waren hier eine Zeit?
RS: Die Franzosen waren, die Kriegsgefangenen waren sehr anständig zu uns und die, dann kamen so Plünderer in Pseudouniform und die plünderten alles was gut und brauchbar war.
LS: Was haben sie mitgenommen, zum Beispiel?
RS: Schreibmaschine, Radioapparat, Fotoapparat [unclear]
LS: Und haben die euch bedroht mit Waffen oder..?
RS: Mit Waffen bedroht nicht direkt, sie wollten dass ich das rauftrage zum Auto, das wollte ich nicht und da hat meine Mutter sich da vor mich geworfen und sagte: ‘aber er ist krank, TBC’ und hat es selber raufgetragen. Die Franzosen haben, die Gefangenen waren gut, die waren nett. [unclear] Die Gefangenen standen sehr gut.
LS: Und, Du hattest, also waren Französische Kriegsgefangene hier auch? Hast Du sie kennengelernt?
RS: Ja hier auch.
LS: Die haben hier als Erntehelfer gearbeitet?
RS: Haben bei den Bauern gearbeitet, ja. Ungefähr zwanzig. Die wohnten dann oben in einer [unclear], später. Und da kam abends, kam immer einer, einer zog sich mühsam eine Deutsche Uniform an und fragte; ‘seid‘s alle da?’. Da schrie einer, einer musste immer Oui schreien. Dann war‘s gut. Alle andere waren nicht da, waren unterwegs irgendwo. Nicht alle, aber viele waren unterwegs.
LS: Und was haben sie gemacht?
RS: Freundinnen hatten sie irgendwo.
[LS explains the answers to AH]
RS: War so nicht so ganz ernst der Krieg da.
LS: Und da waren Russische Kriegsgefangene hier auch.
RS: Die Russischen Kriegsgefangene, bei der Flak hatten wir welche. Die mussten die schlechten Arbeiten machen. Zehn hatten wir in der Batterie ungefähr. Zehn Russische Kriegsgefangenen haben uns bei der Flak geholfen.
LS: Du hast so eine Bärenfigur irgendwo.
RS: Ja, ja, das hat, hat ein Russe hat es gemacht, ein Russe hat ihn geschnitzt. Und wo liegt es, weiss es nicht.
LS: Im Schrank.
RS: Ja, ja, richtig.
LS: Und das haben die getauscht für Essen oder für was?
RS: Gegen Brot, gegen Brot.
LS: Hatten die Hunger?
RS: Ja, Hunger, viel Hunger.
LS: Die?
RS: Russen. Es war keiner verhungert. Einer war ausgerissen, der soll erschossen worden sein, habe ich gehört. Nie selber gesehen, auch nie selber gehört. Nach dreisig, vierzig Jahren im Krieg habe ich gehört von einen der bei der Batterie als Luftwaffenhelfer war [unclear]
LS: Und warum hatten die so Hunger? Gab es nicht so viel, oder [unclear]?
RS: Wir hatten alle, die Rationen wurden alle kleiner, aber für die Russen wurden sie noch kleiner. Also gut ging’s ihnen nicht. Und da, haben wir das gemacht, gegen Ringe gemacht und solche Sachen. Und haben dann Getauscht gegen Brot, gegen. Gut mir noch genug gegen Ende des Krieges und Lazarett war js ein halbes Jahr und [unclear]
LS: Wie hat sich denn dein Vater nach dem Krieg gefühlt, oder wie? Hatte er das Gefühl, das er sozusagen, einen historischen Beitrag geleistet hat für diesen Krieg, oder wie?
RS: Ne, er war fester Meinung, er hat ja schon längst angefangen, Dramen zu schreiben, im Krieg schon, eine über Dido, eine über Karl den Fünften, und hat geschrieben, geschrieben, geschrieben. Aber er durfte ja nach 1945 nichts mehr publizieren, und da war’s vorbei. Und er hat dann, aber die Amerikaner haben ihm weitergeholfen und haben ihn arbeiten lassen in Ameri, in Hamburg und in Karlsruhe.
LS: Und seine Bucher wurden noch auf Englisch publiziert, gel, denn in Deutschland durften sie nichts, aber in Amerika schon.
RS: Ja, ja, drei Bücher wurden auf Amerikanisch, auch nach seinem Tod.
LS: Ach, nach seinem Tod wurden wieder welche.
RS: Ja, ja.
LS: Und Großvater hat auch über die Luftwaffe geschrieben.
RS: Er hat drei über die Luftwaffe, eines über die Führungsgestaltung der deutsche Luftwaffe und eines über die Entwicklung der Deutschen Luftwaffe. Drei Bücher hat er geschrieben. Ich hab sie alle hier liegen, kann sie auch zeigen, wenn Du willst.
LS: Die Bücher sind auf Englisch, gel?
RS: Auf Englisch. Auf Amerikanisch.
LS: Ja, Amerikanisch. Und, ehm, weil er doch die NSDAP in Österreich mitgegründet hat, hat er da eine Art historisches Schuldgefühl?
RS: Er mitgegrundet, die NSDAP gab es in Österreich vor der Deutschen NSDAP. Die Tschechische NSDAP. Und er hat sich nie als schuldig gefühlt. Aber er hat sich nie in diesem Sinn schuldig gefühlt.
LS: Und hast Du das Gefühl, wenn Du jetzt so geschichtliche Sachen sich entwickeln siesst, glaubst Du, man hätte eine Art Notbremse ziehen koennen? Also Du nicht..
RS: Also ich weiss nicht. Ich glaube die Geschichte laüft, wie sie laufen will. Mit den Engländer, also als Soldaten, waren Die Engländer sehr fair und anständig, als Soldaten. Sehr unangenehm waren Die Franzosen. Als Kriegs….[unclear] Und die Russen hatten selber nichts Gescheites, gel. Die waren sehr . Den Russen ging es sowieso schlechter als, na ja. Und die Amerikaner waren so neutral.
LS: Von den Amerikanern gab’s immer Kaugummi.
RS: Ja, die Amerikanischen…. Und es waren, Die Neger waren so furchtbar nett, die Neger.
LS: Aber.
RS: Man sagt nicht mehr Neger, ich weiß. Aber die waren so furchtbar nett und Kindern Schokolade geschenkt und Kaugummi und so. Und einer kam immer und ans Klavier sich gesetzt und hat ein Paar drei, vier Klinge und konnte nicht richtig spielen. Und meine Mutter hatte ihn Badehosen angezogen, genäht. Mutter hat ihm Badehosen genäht.
LS: Damit er irgendwie schwimmen gehen kann. Und wie hast Du Dich gefühlt, als Du quasi bombardiert worden bist? Hatte man da persönliche Gefühle auch oder nicht?
RS: ich hatte keine Angst. Ich saß ja im Bunker. Draußen saß…Angst hatte ich keine, nein.
LS: Und eine Wut, das die sozusagen in dein Land kommen?
RS: Nee, überhaupt keine Wut, überhaupt kein Gefühl gehabt. Ich hab’s ja erlebt aber nicht gesehen. Waren natürlich schlimme Sachen aber wir haben, na ja.
LS: Und als ihr das so gehört habt, zum Beispiel über Coventry und Dresden?
RS: Schlimm, ja war sehr schlimm. Coventry, das haben wir auch gehört die Geschichte. Die Bombardierungen von Coventry und dann noch die Angriffe auf London. Haben alle gehört und wir haben eigentlich innerlich Distanz… Weiter dann war der furchtbare Angriff auf Dresden. Und dann wurde eine Stadt wie Würzburg war sehr stark bombardiert. In den letzten Kriegstagen von den Amerikanern weitgehend zerstört. München war zu 40, zu 50% zerstört. München im Laufe von vielen Angriffen.
LS: Und stimmt das dass man die Weihnachtsbomben genannt hat, die Bomben, die da runtergefallen sind?
RS: Nein es ist so. Die den Flugzeugen voraus flogen nachts, flogen, wie heißen die den, jedenfalls, Mosquitos hießen die, die waren sehr, ganz schwach bewaffnet und warfen dann Leuchtkörper ab und dann wussten die wo sie bombardieren sollten. Und das war von Weihnachts….Die warfen das ab und dann wussten die wo die bombardieren sollte. Und die nachfolgenden Bomber haben sich nach den Mosquitos gerichtet und haben da die ganzen Flechtflächen geworfen.
LS: Warum hießen die Weihnachtsbäume?
RS: Nein, die hießen gar nicht so, die hießen nicht Weihnachtsbäume, sondern die waren wie einen wunderschönen Schmuck, hatten wunderschöne Farben. Christbaüme.
LS:Weihnachtslichter.
RS: Ja, so ungefähr. Die Mosquitos vor weg, leichte Flugzeuge, die warfen so kleine Bomben, Leuchtbomben, und dann wussten wir schon wohin, wohin der Angriff ging. Und dann waren… da kamen eben die Bomber, aber es sind schwere Bomben.
LS: Du hast gesagt du hast mal was unanständiges erlebt, als ihr ein Flugzeug mal erwischt habt.
RS: Wir hatten einen Amerikaner abgeschossen und da wollten von uns einige Leuten wollten den Piloten misshandeln, und der Erstleutnant, unser Offizier, trat sofort ein und bot ihm auch eine Zigarette an. Das fanden viele gut aber viele fanden das auch nicht gut.
LS: In wie fern misshandeln?
RS: Wie?
LS: Verprügeln, oder was?
RS: Ja ja.
LS: Also ihr habt ihn gefangen dann auch?
RS: Ja ja.
LS: Der kam mit dem Fallschirm abgesprungen und ihr habt den dann geschnappt.
RS: ja ja.
LS: Und habt ihr auf ihn geschossen wie er mit dem Fallschirm abgesprungen ist?
RS: Also ich persönlich nicht aber es gab einen Oberleutnant, den Namen will ich jetzt nicht nennen, der hat noch etliche Salven auf Ziehfallschirm, abspringenden Soldaten geschossen. Fand ich sehr unfair, ich konnte es aber nicht verhindern, ich war ein kleiner Jungen von fünfzehn Jahre.
LS: und wie fanden die anderen Jungen das, weisst Du das noch?
RS: Weiß ich nicht.
LS: Wurden so Sachen diskutiert, oder durfte man nicht diskutieren?
RS: Die wurden kaum diskutiert, weil das Leben war so ereignisreich, dass wir gar nicht dazu kamen, über die Dinge viel zu sprechen. War zu viel. Dann wurden wir verlegt nach Senftenberg, von München nach Senftenberg, 8,8 zur 10,5 Flak. Und dann bin ich [unclear] gekommen und das war anfangs, na ja. Hatte einen Italiener, der war sehr nett, und den habe ich gedolmetscht. Und er hat mir, na ja. Im Lazarett ging ganz friedlich zu. Was interessiert sie noch?
LS: Ich überlege.
RS: Nach dem Krieg habe ich noch studieren dürfen, studieren können. Gleich nach dem Krieg konnte ich studieren, hatte einen Förderungskurs, ich musste einen Abiturförderungskurs von vier Monaten und dann konnte ich studieren, habe ich angefangen zu studieren und von da an war alles wie gewöhnlich.
LS: Und du warst auch Mangel an Ernährung, zum Beispiel, oder?
RS: Essen, und essen hatten wir sehr wenig, sehr sehr wenig. Mein Vater unter Kriegsgefangenschaft meinem Bruder immer Päckchen mit trockenem Brot geschickt. Über zwanzig Päckchen hat er geschickt. Und meine Großmutter hat daraus Suppen gemacht. Und ich habe….. man merkte es gar nicht mehr, es ging so langsam. Mal wurde es immer weniger, immer weniger und dann haben wir gehungert. Dann habe ich versucht alle Kunstprodukte zu packen, hat mir aber nie geschmeckt, habe ich nie essen können.
LS: Was zum Beispiel?
RS: Zum Beispiel aus Leim und aus Haferflocken, ach aus, was in der Muhle so ubrig blieb.
LS: Holzspäne?
RS: Holzspäne nicht gerade, aber, aber…
LS: Die Spelzen vom Weizen.
RS: War nichts zu essen. aber. Leim war ja auch.
LS: [unclear] ?
RS: Jedenfalls vom Kunstegebilde. Hier gehungert und erst richtig. Und als ich noch…mit dem Studium fertig war, wog ich noch glaub ich siebzig Kilo, zehn Kilo hatte ich verloren ungefähr, zehn Kilo Gewichtsverlust aber es ging noch ganz gut. Zu der Zeit Kriegskrankenhaus wurde operiert…
LS: Hattet ihr Uniformen als Kindersoldaten?
RS: Natürlich, ja, ja. Luftwaffenhelferuniform. Ich habe auch…Leider liegt’s nicht hier oben. Sa ganz gut aus in so einer Uniform. Sollten wir immer HJ Binde tragen aber die haben wir nie getragen. Anfangs immer noch HJ am Arm als wir die Flak verlassen und Heimaturlaub und dann [unclear]
LS: Und warum?
RS: Wir wollten nichts mit HJ zu tun haben.
LS: Warum wolltet ihr nichts mit HJ zu tun haben?
RS: Weil es waren Soldaten.
LS: HJ waren die Kinder, waren die Jugendlichen.
RS: Ja ja.
LS: Und wie waren die Baracken wo ihr wohntet? Oder die Lager?
RS: Ich war in einer Baracke mit neun anderen in einem Zimmer, neun, später drei oder vier. Und da habe ich ein Mädchen kennengelernt, mit der ich noch vor wenigen Monaten telefoniert. Die ist inzwischen Urgroßmutter und ich werde auch bald vielleicht..
LS: Urgroßvater.
RS: Urgroßvater.
LS: Und dann war das ein bisschen für Dich manchmal so ein romantischer Abendteuer, so lauter Jugendliche zusammen? Keine Eltern….?
RS: Ja ja, war spannend, war interessant und spannend. [unclear] Ist keiner bei Fliegerangriffen gefallen. Später sind ungefähr ein viertel gefallen. Und wir waren, kein einziger ist zur Waffen-SS gegangen. Die waren nicht beliebt bei uns.
LS: Und hattet ihr Freizeit dann auch, als ich bei der Flak wart? Hat ihr so richtig zu Dienstzeiten quasi und dann am Wochenende dann heim?
RS: Es ging nicht, wir mussten bereit sein, die mussten kommen. Bei Fliegerangriffen mussten wir da sein. Aber wir waren natürlich, am Wochenende waren einer zu hause und ich war am Neujahr zu hause.
LS: Und durftet ihr am Nachmittag eure Eltern sehen oder so?
RS: Die kamen, natürlich besuchten uns. In der Flakstellung.
LS: Und habt ihr viel gelesen? Aber Du ließt ja immer so viel.
RS: Ich habe viel gelesen aber, natürlich haben wir viel gelesen und haben uns über vieles unterhalten. Aber…
LS: Und wie hat man sonst die Zeit so rumgebracht?
RS: Na ja, Wir machten ja Appell. Der schlimmste war der Vollzähligkeitsappell, das ganze Zeug was wir vom Militär hatten, mussten wir nehmen und um uns herumlegen und dann wurde gesagt „drei Paar Socken, zwei Paar, hier sind sie, alles in Ordnung, ein Hemd, ein Nachthemd’ und Sachen. Und jedenfalls…
LS: Und war es mal langweilig und hat ihr Karten gespielt?
RS: Karten gespielt. Karten nicht viel, aber wurde…. Gespielt.
LS: Und was hast Du gemacht?
RS: Alles mögliche. Vieles und uns unterhalten. Den Schweitzer Sender Beromünster habe ich gehört und da musste ich meinem Vater immer sagen was es Neues gibt und da mussten…
LS: Warum hat er ihn nicht gehört?
RS: Der konnte immer sagen: ‘ich habe keinen Sender’. Überzeugend.
RS: Und in der Schule sprachen wir darüber. Und ich sagte: ‘ich habe heute bei der Putzfrau, bei der Milchfrau das gehört’ und ich wusste wer die Milchfrau war, die hat auch Beromünster gehört.
LS: Und ihr hattet ein Dienstmädchen, und die war Überzeugte Nazi-Anhängerin?
RS: Die war Sozialdemokratin aus Wien, aus Attentan und dann Wien. Und als die Deutsche Kriegsflagge uber Ludwig [or Lublin??] wehte, kam sie begeistert und mein Vater war entsetzt. Und da war eine Polin, die war sehr nett. Hatten zwei Mädchen.
LS: War die Kriegsgefangene die Polin, oder?
RS: Nee, die war so verpflichtet, angeblich. Die hat einmal eine Gans mitgebracht aus Polen.
[LS explains the answers to AH]
RS: Helene.
LS: Ich glaube das war’s dann, Papa.
RS: War’s alles? In drei Jahren habe ich nicht mehr erlebt?
[LS explains the answers to AH]
LS: Mir fallt nichts mehr ein. Aber weisst Du was, wir kommen dann nachher und machen nochmal eine halbe Stunde, ja?
RS: Gut, gut.
LS: Ok.
SECOND INTERVIEW
AH: This interview is being conducted on behalf of the International Bomber Command Centre on the 31 of July 2016. It is the second interview with Professor Richard Suchenwirth, taking place in his home in Breitbrunn, outside Munich. The first interview took place yesterday. The interviewers are Liobe Suchenwirth and Anna Hoyles.
RS: ich kann so schlecht Englisch.
LS: Papa, wir wollten noch wissen von Dir über die Bücher vom Großvater die er über die Luftwaffe geschrieben hat. Kannst du noch ein Bisschen was erzählen dazu?
RS: Drei Bücher hat er über die Luftwaffengeschichte geschrieben, und die sind alle nach seinem Tod in Amerika erschienen. Ich hab alle drei hier.
LS: Auf Englisch erschienen.
RS: Auf Englisch.
LS: Vorüber waren die nochmal?
RS: Die, wer die Führer war der Luftwaffe, wie die Luftwaffe sich entwickelt hat und wie die Luftwaffe überhaupt zustande gekommen ist.
LS: Und wer hat ihm da den Auftrag gegeben, weiß Du das?
RS: War Department in New York,
LS: War Department in New York.
RS: in Washington.
LS: In Washington. Und davon hatte er auch das Geld einfach, also, die haben es auch bezahlt und so.
RS: Ja, die haben und da hat.
LS: Und was hat er dann, und er durfte ja nicht mehr arbeiten so richtig nach dem Krieg?
RS: Ja.
LS: Was hat er gemacht, und wovon hat er gelebt?
RS: Von, erst hat er von Vorträgen gelebt und, hat er lange Zeit, drei Jahre war er ja lang interniert und dann hatt er erlebt, [unclear] die Amerikaner haben viele Jahre ihn [unclear]
LS: Er hat auch was für die Europäische Konstitution geschrieben, oder?
RS: Nein, das weiss ich nicht.
LS: Europäische Verfassung?
RS: Er wollte etwas schreiben, wie heißt es, ich hab’s nicht im Kopf. ‘Europa’s letzte Stunde?’ hiess, Fragezeichen.
LS: So, Vorläufer der EU Geschichte, sowas, nicht.
RS: Ja.
LS: Dann, wollte ich nochmal fragen.
RS: Maria Theresia, [unclear] Buch von Maria Theresia ist [unclear] richtig, sogar nochmal nachgedruckt worden.
LS: Ah ja, genau, das war auch sehr erfolgreich, gell? Der hat fürs Reichskulturministerium gearbeitet nachdem er aus Wien geflohen ist. Was hat er gemacht?
RS: Reichsschriftungskammer. In der Reichsschriftungskammer war er Geschäftsführer, und da flog er Tag aus und dann ging er nach Pasing, da hat er die Hochschule [unclear].
LS: Und warum flog er da raus?
RS: Weil er, dort damalige Reichsschriftungskammerchef ihm nicht gewogen war. Der war ein großer, der war [unclear] hiess der.
LS: Der war so ein großer Nazi, oder. Und war das so was politisches oder was, oder mochten die sich einfach nicht? Oder so ein Bisschen beides?
RS: Erstens, beides, beides.
LS: Dann wollten wir nochmal fragen, wegen dem Harald. Der Harald hat wo gedient? Der wurde zwangseingezogen so wie alle, oder?
RS: Ja, zwangseingezogen. Er war bei der Wehrmacht, war er Oberreiter, hat aber nie ein Pferd gesehen, abgesehen vielleicht vom Kochtopf.
LS: Und wo war der?
RS: Er war in Russland, ganz innen in Russland. Und man hatte ihn das Bein abnehmen wollen und dass wollte er nicht und da musste er nochmal raus. Und da kam er, hat er geflohen von Sankt Pölten mit einem freund, von Sankt Pölten bis Altötting, in Altötting, und da hat er sich den Amerikanern ergeben. Und die Amerikaner haben alle von Altötting über die Donau nach Freyung getan und in Freyung wurde ausgeliefert an die Russen.
LS: Und das war aber nicht…. Das ging gegen die Genfer Kriegskonvention, oder?
RS: Ja.
LS: Und er ist geflohen, dass heißt er ist desertiert.
RS: Ja, es hat sich aufgelöst, die Truppe hat sich aufgelöst. So ungefähr, die Truppe hat sich aufgelöst.
LS: Kannst Du noch etwas von den Namen von deinen Eltern erzählen? Wie die heißen?
RS: Mein Vater hieß auch Richard wie ich. Mein Großvater war ein großer Verehrer von Richard Wagner. Alle drei Richards sind Folge davon: Ich, und mein Vater und vor allem mein Sohn Richard.
LS: Und deine Mutter?
R.S.: Meine Mutter kam aus dem Sauerland, südlichen Westfahlen, und uralte Fabrik, uralte Familie, hat 170 jährigen gefeiert und vorher war sie eine Wohlhabende Bürgerfamilie aus Westfahlen-Sauerland.
LS: Und wie hieß sie?
RS: Anna Elisabeth.
LS: Und wurde Else genannt.
RS: Ja.
LS: Und Deine Schwester, wie hat die den Krieg gelebt, wie hat die den Krieg überlebt?
RS: Hat und der Hermann, die jüngeren Geschwister blieben bei meinen Eltern, blieben bei der Mutter, sie haben eine Ziege gehabt, hatten zwei Ziegen und haben davon gelebt. Und die haben’s gut überlebt, den Krieg.
LS: Deiner Schwester wurde viel Kaugummi geschenkt von den Amerikanern.
RS: Ja, Schokolade wurde geschenkt. Die Amerikaner haben sich hier, die Truppe war sehr anständig, die Kriegstruppe. Und sehr viele Schwarze dabei.
LS: Und Du hast, und die Franzosen haben auf das Klavier geschossen, hast Du mal erzählt.
RS: Die Franzosen haben das Klavier nicht geschossen, sondern mit dem Messer…..
LS: Ach, mit dem Messer zerrissen.
RS: Ja.
LS: Und sag mal, ihr hattet hier verschiedene Leute wohnen in den Haus, und dar war eine Frau die gesehen haben will, wie eine Waffe ins Klo geworfen wurde, ins Latrine. Erzähl mal die Geschichte.
RS: Das war oberhalb, wie mussten raus aus unserem Haus als die Amerikaner, als die Franzosen kamen und da bin ich, wurde ich untergebracht bei einer alten Frau, hier oben, Frau Fischer, und da hat man sie gefragt, ob der Mann keine Waffen gehabt, da hat sie dem Offizier gesagt, doch doch die haben sie ins Klosett geworfen. Und da musste ich’s Klosett ausheben und die Waffe, [unclear] Pistole.
LS: Und wie lange musstest Du da graben?
RS: Na ja, drei Stunden, vier Stunden…
LS: Ein Paar Tage. Es war im Sommer, oder. Musstest Du viel Latrine ausgraben?
RS: Latrine ausgraben, ja.
LS: Und der Großvater, hast Du gesagt, war ein Sprecher für die Nationalsozialisten, oder Vortrag, hat Vorträge gehalten, was genau wie war das?
RS: Er war Reichsredner, Reichsredner gehabt, und hat gelegentlich weit weit überall Vortrage gehalten aber im Krieg schon lange mehr, kaum mehr noch. Da war er in Rumänien, und da war er in Griechenland, und da war er in Estland.
LS: Du hast gesagt, bis 1938 war Großvater, fand Großvater in Hitler ein notwendiges Übel?
RS: Ja. Bis der Anschluss, von Österreich zu Deutschland, Anschluss Österreichs war ihm sehr sympathisch, war ganz in seinem Sinne, und da war er sehr erfreut über Hitler aber nachher ging das Entsetzen über, denn er war für ihn der Teppichbeißer. Hitler soll er, soll in Wutanfällen soll er in den Teppich gebissen haben, Boden geworfen haben und in den Teppich gebissen haben. Stimmt aber nicht gar nicht.
LS: Und fand Großvater sehr lächerlich.
RS: Ja, so war’s gewesen. Da war er Reichstagsabgeordnete aber der Reichstag hatte nichts mehr zu sagen. Reichsredner und….Parteianzeigen …… zu tun.
LS: Irgendwas bekommen, so was bestimmtes?
RS: Nö, nö…..weil er eben lang dabei war, weil er lang dabei war.
LS: Und, also Harald wurde eingezogen….
RS: Frühjahr 1944 wurde Harald eingezogen, kam an die Ostfront, hat einen Knie [unclear] schuss bekommen. Und trotzdem ist geflohen weil die Russen hinter ihm her waren, da kam er ins Lazarett und da wollten sie ihm das Bein abnehmen und er lies es nicht zu, nein er wollte sein Bein behalten, er ließ es nicht zu und da musste er in den letzten Kriegswochen noch in den Krieg und ist wie gesagt in Gefangenschaft geraten, auf Jalta war er.
LS: Und Du meintest dass, Du hast sagst dass wenn sie ihm damals das Bein nicht abgenommen hätten, dann wäre er noch am Leben.
RS: Konnte er lange Zeit noch am Leben gewesen sein.
LS: Ein örtlicher Arzt hat dann was hinterher zu Großvater gesagt über Harald.
R.S.: [unclear]
LS: Nein. Das man hatte auch das verhindern können das er eingezogen wäre. Weißt Du das noch?
RS: Nein. Das Weiß ich nicht.
I.: Sagte dass man hatte ihm noch ….. geben können oder sowas.
R.S.: Das weiß ich nicht.
LS: Weißt Du nicht?
RS: Weiß ich nicht.
LS: Ich danke, Papa.
RS: Bitte.
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Title
A name given to the resource
Interview with Richard Suchenwirth
Description
An account of the resource
Richard Suchenwirth recalls his wartime memories as a Flakhelfer in Pasing, a district of Munich. He tells of his father who was the author of three books on the Luftwaffe, the founder of the Austrian Nazi Party, a political orator and initial supporter of Hitler’s idea of creating a single German state. He remembers being drafted as a Flakhelfer in February 1943 and the pride he took in defending the city even though anti-aircraft fire was ineffective. He mentions the high death toll of the March 1943 bombing raid, in which his house was destroyed, and tells how Russian forced labourers were deployed at his unit. He recollects being liberated by the Americans, with kind black troops handing out chocolate and his father spending three years as a prisoner of war but being treated humanely. He mentions various episodes of his father’s life: having a bust of Hitler which his father used to slap in moments of rage when he would call Hitler a ‘carpet chewer’. He mentions various wartime anecdotes; two aunts who died in different bombing raids; the capture and attempted lynching of an American pilot; food rationing; bartering cigarettes for a typewriter; an incendiary device hitting his house. Richard Suchenwirth describes how his brother, a Wehrmacht soldier on the Eastern front, was taken prisoner by the Americans and then handed over to the Russians.
Creator
An entity primarily responsible for making the resource
Lioba Suchenwirth
Anna Hoyles
Publisher
An entity responsible for making the resource available
IBCC Digital Archive
Date
A point or period of time associated with an event in the lifecycle of the resource
2016-07-30
2016-07-31
Contributor
An entity responsible for making contributions to the resource
Peter Schulze
Format
The file format, physical medium, or dimensions of the resource
00:51:33 audio recording
Language
A language of the resource
deu
Coverage
The spatial or temporal topic of the resource, the spatial applicability of the resource, or the jurisdiction under which the resource is relevant
Civilian
Wehrmacht. Luftwaffe
Spatial Coverage
Spatial characteristics of the resource.
Germany--Munich
Germany
Temporal Coverage
Temporal characteristics of the resource.
1943-03
Type
The nature or genre of the resource
Sound
Rights
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Identifier
An unambiguous reference to the resource within a given context
ASuchenwirthR160730, ASuchenwirthR160731
anti-aircraft fire
anti-Semitism
bombing
Hitler, Adolf (1889-1945)
home front
incendiary device
Luftwaffenhelfer
lynching
prisoner of war
-
https://ibccdigitalarchive.lincoln.ac.uk/omeka/files/original/153/1614/AKohlerH170303.2.mp3
d2f0f472887d968b2df90cc90be0d7ad
Dublin Core
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Title
A name given to the resource
Köhler, Helmut
Description
An account of the resource
The collection consists of one oral history interview with Helmut Köhler (b. 1928) who recalls his wartime experience as Luftwaffenhelfer and the breaching of the Eder dam. His recollections cover life in German bombing cities.
The collection was cataloged by IBCC Digital Archive staff.
Rights
Information about rights held in and over the resource
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Transcribed audio recording
A resource consisting primarily of recorded human voice.
Transcription
Text transcribed from audio recording or document
HZ: This interview is being conducted for the International Bomber Command Centre. The interviewer is Harry Ziegler. The interviewee is Helmut Köhler. The interviewee, the interview is taking place at Mr Köhler’s home in [omitted] Kassel on the 3 of March 2017. Also Herr Köhler, dann fangen wir mal an.
HK: Ja, also geboren wurde ich am ersten August 1928 und zwar hier in Kassel, im Rotenkreuz Krankenhaus und zwar in der Hansteinstrasse 17 haben wir gewohnt, das ist im Stadteil Wehlheiden, also nicht hier, sondern im Stadteil Wehlheiden. Und da bin ich, hab ich vier, drei Schwestern gehabt, ältere Schwestern, ich bin also nur unter Frauen gross geworden und leider ist mein Vater schon gestorben als ich knapp drei Jahre war, also 1991 ist, 1891 [?] ist schon der Vater gestorben und da war die Mutter mit vier Kindern alleine und der Vater war im Studienrat weil er einen Knieschaden hatte, desshalb ist er im Ersten Weltkrieg kein Soldat geworden, er hat also im Krieg warscheinlich einen Meniskusschaden durch Fussball haben sie gespielt und heute wär das operiert worden, aber damals konnten sie das nicht und desshalb ist er kein Soldat geworden. Und da hatt er hier in Kassel im Realgymnasium eins sein Studium, sein Abitur gemacht und hatt dann auch studiert in Marburg und zwar Geschichte als Hauptfach und hat da auch promoviert. Und a, und, er stammt also aus Gudensberg und die Vorfahren, also seine Eltern und seine Grosseltern und ich weiss nicht wie viele Generationen zurück, die hatten das Baugeschäft in Gudensberg, ein Bauunternehmen und meine Mutter, die stammt aus Rellingen bei Pinneberg in Schleswig-Holstein und die haben sich kennengelernt auf einer Hochzeit [laughs] die ein Gudensberger Freund von meinem Vater und einer Pinneberger Freundin von meiner Mutter, da waren sie beide eingeladen, haben sich kennengelernt neh und so. Na ja gut und so bin ich groß geworden praktisch ohne Vater und musste natürlich dann auch zum Gymnasium, Realgymnasium eins, das hieß damals Paul-von-Hindenburg-Schule. Und bin dann eben wie gesagt vier, fünf Jahre ganz normal zur Schule gegangen und am ersten September im ’39, Ostern bin ich dahingekommen, und im ersten September ’39 began der Krieg und da waren mit einem Schlag in einer Woche die ganzen jungen Lehrer weg und da kriegten wir die alten pensionerten Lehrer und dann waren aber zum Teil Lehrer, die mit meinem Vater zusammen an der Schule gelehrt haben [laughs], das war natürlich sehr interessant, ‚ach hier das ist der kleine Heinrich‘, neh, das war ich dann, neh. So und so sind wir dann, haben wir dann Schule gemacht war ganz normal, aber dann eben wiegesagt bis ’43 und dann wurde der Luftkrieg härter, da waren schon mehr mal Angriffe hier und dann kamen wir, als Schüler mussten wir dann Luftschutzwache machen nachts in der Schule, so fünf, sechs mit einem Lehrer zusammen, kriechten wir oben im Dachgeschoss so‘n kleines Zimmerchen mit‘em Feldbett und so haben wir den Krieg kennengelernt und in der Zeit ging dann auch in ’44, neh ’43, ging dann die Edertalsperre kaput, und das haben wir sehr gut beobachtet wie die Riesenwelle Wasser kam neh, na ja gut. [sighs] Jedenfalls, dann die Sommerferien waren rum und dann wurden wir zur Erntehilfe abkommandiert, vier Wochen mussten wir den Bauern helfen, Ernte zu machen und dann kamen wir kurz in die Schule und dann war am 22 Oktober 1943 der grosse Angriff hier. Und den habe ich in der Hansteinstrasse mitgemacht, wo ich geboren wurde. Und das war wirklich grauenhaft, also was ich da in den Keller so erlebt habe, auch die einzelnen Menschen, die da alle sassen, viel ältere Frauen und auch ein Paar Männer, ein hoher Offizier, der hier beim Generalkommando beschäftigt war der hat da immer ein bisschen beruhigt und so, also, es war schon grauenhaft, die eine Frau, die hat nur dauernd gesungen, vor lauter Anstrengung, und die andere die hat nur gebetet und so, und meine Mutter hat ganz still gesessen da, Hände gefaltet und dann gingen durch die detonierten Bomben dann gingen, flogen dann die Kellerfenster rein und dann, also er war grauenhaft. Na ja, und dann ist unser Haus nicht abgebrannt da sondern auch ein Paar Nebenhaüser und da hab ich mitgelöscht so und dann. Ja und dann waren die Schulen in Kassel alle kaputt, so und da haben wir drei Wochen, haben wir uns gefreut, hurrah die Schule brennt, uns gefreut alle, und so nach drei, vier Wochen dann haben wir dann doch bisschen im Zweifel geguckt und sind wir mal zu unser alten Schule gegangen, da war die ein riesen Trümmerhaufen aber die Kellergewölbe die waren noch da und da hatte die Schulsekretärin ihr Büro eingerichtet im Keller und da hatt‘se dann gesagt: ‘Jungs, also, Schule wird’s nicht mehr geben in Kassel’ und so war’s dann auch. Da wurden nach dem grossen Angriff, da sind ja etwa zehntausend Menschen umgekommen, und die ganze Altstadt, alles ein Trümmerhaufen, also es war grauenhaft neh und da sind die ganzen jungen Mütter mit ihren Kindern in einer Woche alle aus Kassel weggeschickt worden, die kamen alle in irgendwelche Lager, die Organisation die war damals schon wirklich klasse neh. So, und wir kamen in ein verlassenes Arbeitsdienstlager nach Bracht, bei Marburg liegt das, das war so alles ein Arbeitsdienstlager mit Baracken und da kamen wir alle rein.
HZ: Ist es Bracht mit B?
HK: Bracht mit B, R, A.
HZ: Ja.
HK: So etwa neh. Ich bin nachher nie wieder da gewesen. So und dann schliefen wir in den Hut, in den grossen Baracken da, zwanzig Leute gingen da glaub ich rein, dann immer zwei Lehrer dabei, die schliefen auf Strohsäcken dann und so und dann am Tag hatten wir da ein bisschen Schule und dann kriegten wir irgendwie die Nachricht das wir zur, als Luftwaffenhelfer eingezogen wurden und wir konnten dann nach Hause also im Dezember 1944, konnten wir, die wir bald eingezogen wurden, schon nach Hause. Und dann am fünften Januar mussten wir antreten Schule [unclear] Schule mit einem Papkarton und da stand da genau drinn was man da alles mitbringen durften, zwei Unterhosen, und ein Paar Socken, alles so was [laughs]. Und dann wurden wir auf’n LKW geladen und da stand da drauf:’Eltern durften nicht da mit’ oder so änlich wurde das da bezeichnet und von meinem Freund Erich, der mit mir grossgeworden ist, die Mutter die war klever, die ist dann hinter uns her gegangen wo wir zum, und wo wir auf der einen Seite von dem LKW standen dann ist sie auf der anderen Seite durch so’n Buschwerk und hat den Fahrer geholt und hat gesagt:’Hören Sie mal, wo fahren Sie den hin, mein Sohn ist hier bei’. Und da hat er gesagt: ‘Nach Heiligenrode’ und da wusste, wusste meine Mutter, hatte gleich Bescheid, wussten die zumindest wo wir Jungen hinkamen. Und da sind wir furchtbar ausgebildet worden, also furchtbar, jeden Tag acht Stunden und das im Januar bei Wind und Wetter und da wurden wir auch fast alle krank und erkältet und alles sowas. Und dann so nach’m viertel Jahr wurden wir eingesetzt und auf, ach so und dann fragte dann der Hauptmann, der Kommandeur, der war im Zivilberuf war der Studienrat und zwar in Matte, Mathematik [laughs] und der fragte dann:’was wollen Sie werden?’ Wir waren ja alle per Sie plötzlich mit fuffzehn Jahren und was wollen sie werden, was wollen Sie [unclear] , und da habe ich gesagt:‘Baumeister, Herr Hauptmann, Baumeister’. ‚Umwertung‘, das war also wo die Zielwege aufgezeichnet wurden, das wurde viel mit Zeichnung das war natürlich was neh. Und ein anderer Klassenkamerad der sagte: ‚ich will Elektroingenieur werden‘, der kam zum Funkmessgerät, das war der Vorgänger vom Radargerät, und so hatten manche schon Vorstellung und die die gar nix wussten die kamen zur Kannonen [laughs] na ja und so wurden wir dann ausgebildet. Und ja und so ging das weiter bis zum, also Januar bis etwa Juni und da wurden wir verlegt von der Flakstellung Heiligenrode zu der Flakstellung Niederkaufungen, da war nämlich ein grosses Heeresdepot und zum Schutz von diesem Depot wurde oben auf dem Berg, das ist heute noch hier, Papierfabrik heisst das, Richtung Kaufungen wenn se da mal [unclear], da waren wir zum Schutz da, so und dann war immer Fliegeralarm aber es passierte nix und da haben wir von der Umwertung, wir mussten auch Sperrfeuer schiessen und das wurde von der Umwertung aus gemacht, das war das Flug-Malsigerät, das war so’n, [unclear] und manchmal wurde Sperrfeuer geschossen, den das Vermessen der Entfernung war sehr schwierig damals neh, am Tag ging das durch die vier-meter Basis, aber am nachts war das schwierig. Und das war in der ganzen, in dem ganzen halben Jahr vorher nicht einmal passiert. Und da bin ich mit’m Paar die den Zielweg nicht aufzeichnen brauchten [unclear] Malsigerät wir haben oben zugeguckt wie da die Flak geschossen hat und da ist wohl das Stichwort gekommen Sperrfeuer und unsere Batterie hat das nicht gemacht weil ich net da war und meine Kumpels. Und da simma nächsten Tag wurde eine zbV Batterie aufgebraut und dann kam der Hauptmann schon auf mich zu und ’Sie wissen ja warum sie jetzt versetzt werden’. Da kam ich zur zbV Batterie mit vierleutenarme [?] und da wurden wir dann umgeschult, sollten wir eigentlich nach Breslau, [clears throat] und da haben wir schon das [unclear] gepackt und alles neh und da kamen kurz davor in der Doppelbaracke da war die andere Seite, da war der Oberleutnant, der Batteriechef und der telefonierte plötzlich, da haben wir alle gehorcht und da hatt er gesagt:’Wunderbar! Ist ja wunderbar! Herrlich! Toll!’ und so und da kam er gleich zu uns rüber: ‘Wir fahren nicht nach Breslau, das ist eingenommen worden von Russen’. Und dann kamen wir zur 12,8-Batterie, wurden wir umgeschult, nach Maronhüls [?], da in diesen ehemaligen,
HZ: Wie heisst das?
HK: [unclear] hiess das Nest, das Dorf, [unclear] ist eine grosse Stadt in das [unclear] gebiet da am Rand und da war eine V2-Herstellungs, so ‘ne Fabrik, die das herstellten oder auch schossen oder wie das war. Und die wurden da immer, wenn Flieger kamen, Feinde, da wurde das eingenebelt neh. Und dann wurden wir ausgebildet an den Kannonen und eines Tages da flogen mehrere Kannonen in die Luft durch Rohrkrepierung, das war also Sabotage von Munitionsfabriken, haben irgendwelche Fehler eingebaut.
HZ: Haben dann bei Ihnen waren da auch Russische Hiwis oder waren da auch andere in den Flak?
HK: Ja, waren da [unclear] dabei, Russische weniger, aber italiener, diese Badoglio-Truppen,
HZ: Ja.
HK: Diese von dem abgesprungenen General Badoglio neh, oder Serben glaub ich und so was, die wurden dann da beschäftigt. Und irgend einer hat da warscheinlich so was erfunden dass das und da krepierten in ganz Deutschland bei der 12,8 die Granaten und da hatten sie keine Kanonen mehr. Da kamen wir wieder nach Kassel, hier oben in Welhheiden da haben wir in so einer Baracke gewohnt vierzehn Tage oder was und dann kriegten wir den Einsatzbefehl zur Vierlingsflak Umschulung am Edersee auf der Talsperre. Die war wieder hergestellt, die war ja kaputt, wissen Sie das durch die Ballbombe,
HZ: Ja, die rolling bombs.
HK: Die da rotierte neh, das war ne ganz, technisch ne ganz tolle Sache neh, da muss ich wirklich sagen also war schon klasse aber als wir hinkamen war die schon wieder zugemauert, also das war für mich als Baumensch ein riesige Leistung innerhalb vom Jahr, oder halbes Jahr was die das alles fertigmachen, so sieht’s heute noch aus, ist da nachgemacht worden.
HZ: Wir sind da mal da gewesen, ja.
HK: Also das ist also eine riesige Leistung gewesen, wie die das alle gemacht haben, das weiss ich net, jedenfalls dann wurden wir auf der Vierling, da hatten wir oben auf der Mauer da war so’n holz, Holztürmchen aufgebaut da standen vier, drei Vierlingsflak [laughs] und da soll’n wir nun, wurden wir ausgebildet. So und dann am zwanzigsten, so und dann weil wir vier Kasselaner waren dann wurden wir immer weggeschickt zum Kurierdienst weil man der, Autos gab’s ja nicht, sie mussten also die Kurierpost, die musste zur Heeresgruppe, zur Luftwaffengruppe, des war hier in einer Kaserne auf der Hasenhecke hier in Kassel und da konnten sie an einem Tage nicht mit der Bahn hinfahren und wieder zurückkommen und da haben sie uns vier Kasseler immer eingeteilt, da konnten wir zuhause schlafen. Und da hatten wir das natürlich wunderbar. Und [unclear] ich mal wieder wegblicken, Anfang Februar oder irgend, Mitte Februar war das, da sagte mir der Schreibstubenbulle da, sagte:’Hör mal, wenn du jetzt nach hause gehst bring dir mal ein Paar Zivilklammotten mit’. Ich sag:’warum dann das?’. Das habe ich dann gemacht und dann zwei Tage später bei der Befehlsausgabe, da sagte der Hauptmann: ‘Wer hat Zivilsachen mit?’ Ich, Herr Hauptmann’, ‘morgen Abmarsch’ und da war die Entlassung hier neh. 20 Februar 1944 wurde ich von der Flak entlassen, ich war der erste [laughs], werde ich nie vergessen. Na ja, und dann war ich ein Paar Tage zuhause und da kriegte ich die Einberufung da, die hatte ich ja schon und dann hatten wir den Angriff hier etwa, ich weiss des Datum leider net mehr, am zweiten März oder irgendsowas, muss jetzt, grade jetzt auf die Zeit [unclear] muss das gewesen sein,
HZ: Ich hab mir.
HK: Da ist das Haus getroffen worden und ich war da zu Hause und da war ich mit ein Paar Freunden in einem Bunker.
HZ: Ja?
HK: Das erste Mal in meinem Leben in einen Bunker gewesen, weil da einer Musik machte, da war immer so’n bisschen was los. Und da kam ein Junge rein der sagte: ‘Helmut, stell dir mal vor, bei euch da in der Strasse brennt’s wie verrückt’. Und da bin ich raus, der Luftschutzwache wollte mich net raus lassen, da hab ich ihn weggeschoben, das war mich ganz egal [unclear] und da kam ich hin polterte die treppe hoch so, kurz vor mir ist die Holztreppe eingekracht, desshalb würde ich heute als Baumensch nie eine Holztreppe bauen, immer ne Betontreppe [laughs]. So und da stand ich unten und sah wie aus unserem Wohnzimmer, unserem Herrenzimmer die Flammen [unclear] schlugen und ich konnte nix machen. Da guckte ich so an mir runter da hatte ich Hose an und Schuhe an, keinen Kamm, keine Zahnbürste, da kam ich mir vor wie der ärmste Mensch den’s gibt auf der Welt, wirklich dieses Gefühl, das habe ich schon meinen Kindern erzählt, das war furchtbar, da stand ich da ach Gott, mein Wintermantel der hängt da an der Gardrobe, alles so und kam ich da gar net dran, das war eine furchtbare Nacht. Da bin ich mit meinen Freund, der war auch zufällig da, und da sind wir in den Keller, haben das bisschen was Mutter so’n Paar Koffer und so was, haben wir dann raus auf die Strasse gestellt, na ja und das haben wir dann, haben wir später mit einem Pferdefuhrwerk geholt und alles nach Gudensberg geschafft zu Verwandten.
HZ: Ja, die Geschichte wo Sie da noch zur Stadtkommandantur gegangen sind [unclear] mir erzählt haben.
HK: Ja, das ist da passiert.
HZ: Ja, die könnense noch amal für das Band erzählen.
HK: Ja, gut und da hatte ich ja di Einberufung und dann, so die hatte ich ja vorher schon deshalb bin ich ja bei der Flak entlassen worden, und dann einberufen sollte ich werden, das glaub ich am 6 März oder irgendwas sollte ich da antanzen und am zweiten oder so dann passierte der Bombenangriff und da hat der Onkel gesagt, neh, richtig, der Onkel hat gesagt:’Neh, das geht net, da kannste net weg’, ich sage:’Was mache ich den jetzt?’ ‚Ja dann, geh doch mal zur Ostkommandantur’, und da bin ich dann nach Kassel, ich glaub sogar gelaufen, [unclear] viele Stunden, und dann war die Geschichte ja mit der Ostkommandantur, wo ich draussen stand der Posten und da sagte ich, ‘Luftwaffenoberhelfer Koeler hier der will zum Ostkommandanten sprechen’, [laughs] das ich überhaupt den Mut hatte da staune ich heute noch, und wo er dann, wo ich dann sagte: ‘Ich bitte da um ein Paar Tage Urlaub, meine Mutter ist alleine und wir haben ein Paar Sachen rausgeholt aus’m Keller, die stehen da alle noch und ich muss, meine schwangere Schwester kann auch net helfen und so neh, und dann hat er dann gesagt also, na ja, mich mitleidig angeguckt und da hat er gesagt: ‘Na ja, melden sich in acht Tagen wieder’. ‘Jawohl!’ Und dann bin ich dann los und dann hat der Onkel gefragt: ‘Hat er überhaupt gefragt wo du wohnst?’, da hab ich gesagt: ‘neh’, ‚das ist gut, da gehst du nicht mehr hin‘. Und dann haben wir den englischen Rundfunk gehört abends, ‘Hier ist England, Hier ist England’. Und dann habe ich dann nun, haben wir dann nun bald erfahren wo die Amerikanischen Truppen, die sind dann in Remagen über’m Rhein weg, und dann waren sie schon über Frankfurt weg, und dann sagte der Onkel: ‘Das dauert keine zwei Wochen dann sind die hier’, und es stimmte auch. Am ersten April waren die ersten Amis in Gudensberg. Und so bin ich davongekommen. Und vorher hatte ich noch, da hatte mich mit so’n Mädchen da getroffen, standen wir so im Hauseingang, Ich konnte ja nur abends weggehen, am Tage lies mich der Onkel net raus, da kam einer plötzlich [makes a noise] stand einer neben mir, guckte mich an, sagte: ‘Bist Du den verrückt?’, der dachte ich wäre so’n Desertierter, er war nämlich auch einer. ‚du stellst dich hier hin, eben haben’se drei da oben erschossen‘, die haben’se erwischt neh, und da wurde es mir natürlich unheimlich, da bin ich auch abends weggegangen. Ja und bis die Amerikaner kamen. Das war ein Karfreitag, erster April 1945 [laughs], Karfreitag war das. Und die Tante hatte vorher schon ein bisschen Kuchen gebacken und dann sassen wir dann am Küchentisch und haben Kuchen gegessen. Auf einmal klopft es an der Haustür. Da kamen die ersten Amerikanischen Soldaten. Vor jedem Haus hielt ein, wie nannten die sich diese drei-achsler?, LKWs, na ja gut, weiss jetzt nimmer, und da sassen immer zehn Mann drauf, Amerikaner und im jedem Haus kam da Einquartierung und da mussten die Zivilleute alle raus. Und da kam der Unteroffizier oder was er da war, weiss ich net, der kam als erste sah mich an: ‘Raus!’, so ‘Raus!’. Da sag ich: ‘Moment muss ich Schuhe anziehen‘, zieh am ende Schuhe, dann kam ich die Treppe da runter und da standen zwei mit der MP und haben sie mich abgeführt zum Ostkommandanten. Und da war so’n netter kleiner Dolmetscher und der fragte: ‘Warum sind sie kein Soldat?’ Sag ich: ‘Ich war bei, als Luftwaffenhelfer’. Konnte er nix mit anfagen. [unclear] Und diesen Luftwaffenhelferausweis den hatte ich in der Tasche und dann wollte ich ihn zeigen und da fiel er vor lauter Aufregung fiel mir da hin, da war der schneller da und, ‘Ach!’ sagte ‘jetzt weiss ich was sie waren’. Da ist er zu seinem Boss hingegangen, zu dem Kolonel oder, neh Kolonel war er net, also der Offizier neh, und da kam der raus und dann guckte der mich an. This fellow is [unclear], ab und da bin ich auch schnell nach hause und so bin ich davongekommen. Draussen standen dann da, die haben sie alle aufgesammelt, die verwundet waren, Verwundetenurlaub und so und die sind dann alle nach Frankreich abgeschoben worden. Mussten ein Jahr im Bergwerk arbeiten und so. Ich bin da davongekommen. Das war meine Zeit in Gudensberg und da war ich eben fünf Jahre in Gudensberg, Fussball gespielt und so, das war eine schöne Zeit, aber in Kassel gab’s keine Schulen, des erste halbe Jahr gab’s nix. Und mein Freund hier, der Erich, der ist in Kassel weiter geblieben und der hat mich immer mal besucht in Gudensberg und der sagte eines Tages: ‘Helmut, im Herbst geht die Schule wieder los‘, die Albert-Schweitzer Schule, hier in der Kölnischen Strasse, die hiess damals Adolf Hitler Schule während des Krieges [laughs], und der sagte der Rektor da das ist der Ale Witschi [?], der mal zu uns in der Flakstellung kam und mit dem habe ich jetzt mal gesprochen über dich und der hatte gesagt ich sollte mal kommen, sollte mal gucken, der hätte einen Plan für mich. Da bin ich dann hingegangen, habe einen Ausbildungschef gefragt, hier ‚n Meister, darf ich da mal dahingehen? Ja selbstverständlich. Und da hat er gesagt: ‘Gut, zwei Tage Schule haben wir in der Woche. Und in den zwei Tagen kannste zur Schule gehen und die anderen vier Tage, weil ja Sonnabend auch ein Arbeitstag war, da gehste in die Lehre. Frag mal deinen Lehrmeister ob er das macht.
HZ: Und was haben sie da für eine Lehre gemacht?
HK: Maurerlehrer.
HZ: Maurerlehrer.
HK: So ich war im Baugeschäft, und meine Mutter stammte auch aus dem Baugeschäft, also für mich gab’s gar nichts anderes, ich war, begeistert bin ich heute noch. Ich wollte Baumeister werden, was das damals war weiss ich net, aber das wollte ich ja einfach werden und da musste ich, ja Schule gab’s nicht mehr und da hab ich gesagt, jeden Tag beim Onkel Stall misten wollte ich auch net, ich will Lehre machen und so. So ist das gekommen. Und die Tochter von dem Bauunternehmer hier in Kassel, die war eine Freundin von meiner ältesten Schwester. Also wir kannten die, die Familie kannte sich persönlich sowieso. Nun dann bin ich zum Vitrokin [?], das war der Rektor, der Kommissarische Rektor von der Schule und der hat mich begrüsst wie ein alter Kumpel den der kam in unser Flakschirm das hat man auch Unterricht gekriegt [unclear] Flakschirm weil wir Schüler waren neh und dann hatt er manchmal gesagt [unclear]:’Ach Jungs, habt ihr noch mal, nimmt mal eine Tasse Kaffee für mich’ Und dann kam so, alles zu Fuss, [unclear] und der war wie’n Kumpel für uns, das war der Lehrer, und dann hat er mich begrüsst wie ein alter Kumpel da neh, sagte mach dein Lehrmeister einen Vorschlag und da machste bis Ostern das und dann kriegste das Zeugnis der Mittleren Reife, das hatte ich auch net, hatte ich nix, Schule kaputt, und so haben wir das gemacht. Dann bin ich zwei Tage zu Schule gegangen, richtig noch Latein und Matte und alles sowas neh und dann habe ich so ein Einheitszeugnis, so gross, stand ‘Alles befriedigt’ [laughs]. Na ja gut, und das ist meine Schulausbildung gewesen, kein Abitur gemacht, gar nix. Na ja, und dann habe ich dann studiert, habe ich dann meine Maurerlehre gemacht, an der staatlichen Ingenieurschule beworben, und das war ja auch so tragisch. Da musste zwei Tage Aufnahmeprufung sein neh, mit dem bisschen Wissen was ich da aus der Schule hatte und dann waren, dreisig haben, wolltense aufnehmen, und driehundertsechsig Bewerber kamen da in die Schule am Königstor als Offiziere und hatten noch ihre Offiziersmäntel an und so weil wir nix kaufen konnten [unclear]. Und da bin ich natürlich mit Glanz und Gloria auch durchgefallen. Und da habe ich mich auf die Hose gesetzt. Mit einem Freund aus Gudensberg zusammen, den Roman [unclear], der stammte aus Litauen, der war da Flüchtling, und da haben wir da richtig gepauckt. Hier neben uns da wohnte der Doktor Enders, Mathematik, Studienrat, war’n Kollege, Freund von meinem Vater, genau hier in der Parallelwohnung in der [unclear] und der hat uns dann Mathe beigebracht. Plötzlich viel es mir wie Schuppen von den Augen, plözlich konnte ich ne Gleichung mit zwei Unbekannten, das war gar kein Problem mehr. Und so bin ich dann zur zweiten Prüfung ein halbes Jahr später und da hab ich’s bestanden und so hab ich meine Paar Semester, fünf, sechs Semester glaub ich, [unclear] Ausbildung
HZ: Gemacht.
HK: So ist das geworden. Und dann fanden wir keine Arbeit und so. Und dann bin ich da mit einem Kollegen hier rumgelaufen ob als Maurer ein bisschen Geld verdienen konnten, als Maurer kriegten’se [unclear] Arbeit das war ’52.
HZ: Das war [unclear].
HK: Das war ganz ganz schlimm neh. Und dann hatte ich durch einen Onkel, der war in Bielefeld Stadtrat und der hat mir vermittelt beim Bielefelder Tiefbeamt eine Aushilfstelle für einviertel Jahr und habe auch bei denen gewohnt, es waren so Industrielle die haben da heute noch so Fabriken und so was Graustoffwerk und da hatten sie aber keine Planstelle und mittlerweile habe ich mich beworben bei einer Hamburger Firma die ein Onkel von mir kannte weil der Besitzer, der Vater von dem jetzigen Besitzer er war, war ein Studienkollege von meinem Ober, so hat sich das ergeben. Und die bauten Helgoland wieder auf, weil Helgoland ja ein Abwurfgebiet von der Britischen Armee war nach’m Kriege, da haben sie X Bomben ausprobiert, die ganze Insel Helgoland die war praktisch unbewohnbar, Blindgänger und die mussten wir, wurde praktisch umgepflügt die ganze Insel, drei meter da weggetragen und dahingepackt und da gingen natürlich immer die Blindgänger und die Bomben hoch. Die Bagger die hatten solche Stahlplatten davor, das der Fahrer net verletzt wurde. Und kurz davor kriegt ich ein Telegramm, das habe ich übrigens noch, nächste Woche nicht, Telefon gab’s ja gar net, nicht nach Helgoland sondern Mönchengladbach. So, Telefonummer aufgeschrieben, da bin ich nach Mönchengladbach gefahren da kriegte, hatte die Firma einen grossen Auftrag gekriegt, das englische Hauptquartier, das Hauptverwaltungsgebaüde, das steht übrigens heute noch, da habe ich auch jetzt ein Bild gefunden noch davon und das hatte ja zweitausendzweihundert und so und soviele Zimmer, Britische Rheinarmee. Und das habe ich, da war ich Bauführer nannte sich damals. Waren wir drei Mann und hatten teilweise bis vierhundert Leute beschäftigt. Britische Rheinarmee hiess das glaub ich. Und da habe ich auch die Einweihung mitgemacht, da haben wir noch, vorne in den Haupteingang, in dem Pfeiler, da haben wir noch eine Kassette eingemauert die muss heute noch [unclear] sein, sind noch warscheinlich noch Namen die ich noch merkte, ich weiss es nimmer so genau, mit ne silbernen Kelle haben wir da [unclear]. Und das war meine Grösse und auch eine, da habe ich viel gelernt [unclear]. Ganze drei Jahre war ich da. Das war sehr interessant und da habe ich mit einem Englischen Pionieroffizier viel zu tun gehabt neh, das waren die die eher kein Deutsch konnten. Und ein Ziviloffizier der war mittlerweile dann, er war früher auch bei den Pionieren gewesen und der war dann entlassen worden wegen Alter, der war dann schon Ende fuffzig oder irgendwas, und der wollte noch als Zivilingenieur und der schlief auch in einer Barakke von uns und dem haben wir auch Skatspielen beigebracht.
HZ: [laughs]
HK: Und dann haben wir auch mit dem die Weltmeisterschaften damals wo Deutschland Weltmeister 1954, da hatten wir noch kein Fernsehen und alles so was. Da hat er mit uns geguckt, da haben wir auf’n Stuhlen gestanden und [laughs], na ja und das war der mister Webster und der hat mich so ein bisschen aufgeklärt, der sagte, hören sie mal Herr Koehler, der sprach ganz gut Deutsch, weil er eine Deutsche Frau hatte aus Aachen und der sagte: ‚Die können bestimmt auch Deutsch‘, und da habe ich mal irgendwie was falsch verstanden und da hat er mich zur Rede gestellt. Mister Buru, was er für einen [unclear] hatte weiss ich nicht, Major, Major Buru, und da habe ich gesagt: ‚so Major Buru‘, habe ich in Deutsch dann gesagt, ab jetzt kann ich kein Englisch mehr‘ und da hat er gelacht und da kam der mister Webster dazu und da haben die ein bisschen gequatscht und seit dem haben wir nur noch Deutsch gesprochen und mit den anderen Kollegen genauso [laughs]. Das war nun meine Zeit mit den Engländern und ich wollte immer nochmal nach’m Kriege hin, nach der Zeit hin, aber ich bin nie wieder dahingekommen. Es muss heute noch da und wenn sie mal da in der Nähe sind, Mönchengladbach, Ortsteil Hardter Wald, das ist ja’n Riesenbezirk, das sind ja, das ist hier wie ‚ne Stadt, da lebten fast zwanzigtausend Menschen, da gab’s Schulen und für die Offiziere, und Offizierskasino und Kino und Theater und da haben wir mehrere Baustellen gehabt, das war meine schönste Zeit so mit
HZ: Aus [unclear]
HK: Und von da aus sollte ich dann nach Berlin da kriegtense in Berlin ‚n Auftrag, und weil wir nun damals für das Englische Hauptquartier bauten, da waren wir für die DDR Feinde. Das war der Karl Eduard von Schnitzler hiess der, Sudel-Ede hiess der, der brachte so politische Kommentare jeden Tag, das war so’n Richter. Ich weiss nicht ob sie den Namen schon
HZ: Den Namen kenn ich noch ja.
HK: Eduard von Schnitzler, der Sudel-Ede hiess er bei uns, und der hat da mal gesagt: ‘Es gibt sogar Deutsche die für die feindlichen Truppen heute noch bauen’ und da haben wir sogar, wurden die Namen genannt, unsere drei Namen. Und ich hab’s selber net gehört, das haben sie von Hauptbüro aus Hamburg habense uns das gesagt, also hütet euch, die Verbindungsstrasse zu fahren zwischen Helmstedt und Berlin, [unclear] vielleicht festgenommen. Und dann sollte ich nach Berlin, da hätten wir nun fliegen können von Hannover aus und da hab ich dann hier alles mögliche mobil gemacht hier in Kassel neh. Durch so‘n befreundeten Architekten, dann kriegte ich dann ‚ne Stelle bei einem Architekten hier und von da aus, na ja, das interessiert sie jetzt [unclear]. Und so bin ich nachher bei der Stadt gelandet, bei der Stadt Kassel und hab für die die Kläranlage, das war der erste grosse Massnahme, die Kläranlage baute, seit dem haben sie mich übernommen und da war ich naher auch in zwanzig Jahren Sachgebietsleiter vom Brucken und [unclear] Bau. Wenn sie jetzt über eine Brücke fahren ist alles so [laughs]
HZ: [laughs] kann ich sagen.
HK: Na ja gut das ist mein Lebenslauf.
HZ: Ehm, so, weil sie schon mal angefangen, angesprochen haben mit dem Bombenangriff auf Kassel, was denken sie eigentlich wären so prägende Erlebnisse gewesen die sie vielleicht auch heute noch beschäftigen?
HK: Ja, die mich heute noch beschäftigen, ich seh’s jetzt erstmal vom baulichen Standpunkt her. Die ganze Altstadt, die aus‘m Mittelalter noch stammt, die ist mit einem Schlag innerhalb zwei Stunden war alles kaputt und zehntausend Menschen in den Kellern, so, und die haben einen schönen Tod gehabt. Die sind an Sauerstoffmangel eingeschlafen. Den Keller hat wir ja früher net met waagerechten Decken gemacht sondern es waren nur Gewölbe, sonst ging aus staatlichen Gründen net anders neh. Und da sind die eingeschlafen, die sind regelrecht gebacken worden, oben bis auf diesen brennenden Schutt rauf und dieses Gewölbe war wie Backofen beim Bäcker. Da sind die zusammengeschrumpft so wie wir, wir wären plötzlich so gross gewesen, dieses ganze Wasser wäre verdampft neh. Die haben eigentlich einen sehr schönen Tod gehabt. Entschuldige wenn ich das so sage heute, das will ja keiner hören. Die sind eingeschlafen, Sauerstoffmangel, eingeschlafen und nie wieder aufgewacht. Und sind gebacken worden. Denn Ich habe die ja nachher gesehen wo sie aus den Kellergewölben rausgeholt wurden, von Gefangenen her, die ehemaligen Nazis und die mussten die da rausholen. Nach’m Kriege und so neh.
HZ: Sind da eigentlich beim raümen weil sie da auch dabei waren, sind da auch Zwangsarbeiter und Kriegs, wie heiss’ns, Kriegsgefangene eingesetzt worden?
HK: Ja diese, Kriegsgefangene, waren da auch. Das will ich noch mal kurz sagen. Die Flakstellung wo wir waren bei der Flak. Ich war nun bei der Umwertung, und der, war mein Schulfreund hier und der Elektrofritze da, wir hatten zuhause, der Mann, der Ober der war schon ein grosser Elektroindustrielle und so, Funkmessgerät und so. Und wennse zur, an’s Geschutz kamen, da war, drei Kannoniere waren Luftwaffenhelfer, die stellten diese Messgeräte an, wir konnten das ja viel besser als die Soldaten die vorher da waren, weil wir schneller und pfiffiger waren neh, das waren drei Luftwaffenhelfer an jeder eine Kannone, die die Breitengrade, Höhengrade und die Entfernung eingestellt haben und der Ladekannonier das war ein Deutscher und die Zureichen die Munition, das waren meistens Russische Kriegsgefangene. Müssen sich das vorstellen, die saßen, oder Französische, die saßen mit uns in dem kleinen Wald da neh und haben gebibbert. Dann habe ich dann auch von denen die, zum Teil Deutsch, hattense immer Hunger und dann kriegten sie von uns immer eine Scheibe Brot neh und alles so was. Wir hatten ein gutes Verhältnis mit denen, das war das mit den Kriegsgefangenen und die waren natürlich auch viele in der Industrie hier in Kassel, in Kassel hatten wir die Junkerswerke und so,
HZ: Da hätten [unclear] der Fieseler.
HK: Fieseler und so. Und auch die Munition herstellten [unclear] war früher neh und so und deshalb war ja auch die Flak hier rings rum und so. Ja und so haben wir viel mit den Kriegsgefangenen, wie viel da nun tot gegangen sind hier in der Stadt, die wohnten ja net hier in so, die wohnten immer ausserhalb in so Lagern, desshalb sind net allzu viele da umgekommen von den Kriegsgefangenen.
HZ: Nöh, ich hab bloß, ob die dann auch eingesetzt, ob die dann auch eingesetzt wurden beim raümen. Ich hatte da, ich hatte da von dem, da hatt schon mal einer Überlebensberichte veröffentlicht ‚93, die habe ich mir mal angeguckt und da sind auch zumindestens zwei Holländer und ein Franzose dabei. Aber, weil halt dann die Zeitungen hier, die Regionalzeitungen, die fragen ja dann schon nach Zuschriften, aber weil das ja dann immer bloß regional gemacht wird, da kriegt man ja dann immer bloß die Deutschen Stimmen,
HK: Richtig. Richtig, genau. Richtig.
HZ: Die von dem anderen, da hört man ja nix und das wär natürlich auch mal interessant.
HK: Nein also Holländer waren viele, Kriegsgefangene Holländer waren viele hier in Kassel. Und hier eine kleine Episode wo wir aus dem Keller mit meinen Freunden, aus dem, irgendwo brannte es, aus dem Keller haben wir dann die Paar Sachen rausgeholt, die lagen tagelang, vier, fünf Tage auf der Strasse, da hat keiner was geklaut oder irgendwas neh. Und dann wo wir dann mit dem Pferdewagen hier nach Kassel kamen und haben das dann abgeholt wollen, da war mitten in der Strasse, also die Hansteinstrasse, die Uferstrasse ist, genau in der mitte der Strasse war ein Riesenbombentrichter. Wir konnten also mit dem Wagen garnet zu unserm Haus finden.
HZ: Ja.
HK: Es war nur so’n schmaler Streifen an dem Vorgarten links und da hätten wir die ganzen Sachen da vorne an die Hauptstrasse bringen müssen, wo der Wagen stand, und da bin ich unten in die Hauptstrasse rein und da kam mal zwei Männer und da sag ich:, kommt mal her, wollt ihr mir da ein bisschen helfen?‘, das waren Holländer und die haben mir geholfen diese Sachen dahin und da habense so’ne Flasche Wein also von meinem Vater her, der hatte noch so‘n Weinschrank und da waren noch ein Paar Flaschen Wein drin und da hab ich ihnen eine gegeben und eine habense mir noch geklaut, das hab ich aber erst später gemerkt aber das hab ich ja eingesehen, das war schon richtig neh und so und das waren Holländer. Die haben mir dann geholfen. Also die liefen dann hier rum, so Freizeit, haben net dauernd gearbeitet, aber wie das war weiss ich net. Also über diese Verhaltnisse weiss ich eigentlich wenig Bescheid, die waren nur da, aber was se sonst so gemacht haben weiss ich net.
HZ: Da hat’s, ’95, die haben mal eine Wiedervereinigung hier gemacht, da haben sich welche hier in Kassel sogar wieder, wieder getroffen. Aber wie gesagt, die, man hört halt die Stimmen, man hört halt immer bloß die, also die Deutsch waren und auch hier im Gebiet geblieben sind, weil ich glaube das da einer in Bad Nauheim zum Beispiel die Hannoversche Allgemeine liesst, die werden, da gib’s halt dann keine Zuschrifften, desswegen habe ich da bloß immer so, so gefragt.
HK: Also es gab ja viele persönliche Schicksale auch neh, das auch sich Freundschaften gebildet haben. Zum Beispiel hier hatte mein Onkel in Gudensberg, der kriegte einen Polnischen Kriegsgefangenen, so als Hilfe, und das war ein Polnischer Student, war ein hochintelligenter Kerl, Jurek hiess er, und der hatte vorher noch nie was mit Landwirtschaft zu tun gehabt, der musste da milken lernen und so, der hatte es sehr gut beim Onkel, der durfte nur net am Tisch sitzen, sondern der musste am Küchentisch, da wurde so’ne Platte rausgeschoben, da sass der. Und mit dem bin ich dann zusammen auf’n Acker und hab gehackt und so und da hab ich ihm die Deutsche Grammatik beigebracht, das wollte er gerne wissen und ich hab da auch die Polnische Grammatik mitgekriegt, also das war aüsserst interessant. Und die Geschichte, er interessierte sich für alles, also war schon interessant neh. Hatten ne richtige Freundschaft geschlossen neh, der war nur zehn Jahre älter oder was, aber trotzdem. Und der ist auf einem Polnischen Zerstörer Soldat gewesen und da kamen die Stukas gleich am ersten oder zweiten Tag und haben den versenkt in der Ostsee und da haben sich ganze drei Mann retten können und er konnte gut schwimmen und hatt dann, durch’s schwimmen hatt er dann sich’s Leben gerettet. Und dadurch das er nun gut Deutsch konnte und sehr intelligent war, ist er in dem Polnischen Reisebüro Orbis nachher angestellt gewesen, in Danzig, neh in Posen glaub ich war das, neh Danzig, Stettin, entschuldigung, es ist, so ist das heute mit dem alten Kopf, Stettin. Und der hat mich hier mehrmals besucht. Der war der erste Polnische Reisende der hier in Deutschland sich bewegen durfte und der hat die Deutschen Reisegruppen, die wurden an der Grenze abgefangen und dann, die mussten ja alles ohne Aufsicht neh und wenn ne Deutsche Reisegruppe war, dann haben sie ihn eingeteilt weil er auch Deutsch konnte und wenn hier eine Reisegruppe aus Kassel kam, dann hatt er gesagt: ‚Sie kommen aus Kassel?‘, ‚Ja‘ ,Kennen sie Helmut Koehler?‘ ‚Nöh‘. Dann hatt er ihn die Telephonnummer gegeben, ja da hatte ich schon Telephon richtig, Anfang der 60er Jahre oder wann das war, ändert doch, ja so ungefähr, was soll denn, und da hatt er gesagt: ‚Rufen sie an wenn sie jetzt zuhause sind‘. Und da kriegt ich da X Telephongespräche hier von allen möglichen Leuten, ich soll sie grussen vom Yurek, [laughs] war schon interessant. Und dann kam er dann wirklich mal an und hat, er war der erste Polnische Reisende der hier nach Deutschland kommen konnte. Und dann kam er hier an, hatte vorher angerufen, war meine Frau da, die kannte den Jurek ja net und dann sagt’se, rief sie mich an im Büro, sagt‘se:‘Der Jurek hat angerufen‘. Jurek, ja dein Polnischer Freund, ja ja. Und dann haben wir am Fenster gestanden, um fünf oder was wollte er kommen und hatt sich dann, savott, [unclear] sieht genauso aus. Und der war jahrelang gleich nach’m Kriegsende hier in einer Kaserne auf der Hasenhecke da kamen die ganzen Polnischen und Russischen Kriegsgefangenen wurden da erstmal einquartiert und da war er Chef der Lagerpolizei. Da hat er mich eingeladen zu seiner Hochzeit, da hat er geheiratet und da hat meine Mutter gesagt: ‚Du kannst da net hinfahren, erstmal komste da gar net hin‘, erstmal von Gudensberg aus nach Kassel fuhr gar kein Zug richtig, und dann von hier aus laufen bis zur Hasenhecke das war in Waldau ganz, ich weiss net ob sie das genau so kennense.
HZ: Wir sind heute oben gewesen.
HK: Waldau, das ist so ganz unten an der Fulda da neh. Das ist noch mal mindestens zwei Stunden Fussweg neh, wie willste denn dahin kommen und da bin ich da net hin. Und da hat er mich am Bahnhof abgepasst, ich hab ja da schon gearbeitet, da hat er gesagt:‘So, du bist auf meiner Hochzeit nicht gewesen‘, da hat er mich ein ganzes Jahr lang net angeguckt, da kam er [unclear]. Und der, ich hab noch Post von ihm heute, da hatt er mir, ach, x-mal geschrieben und da kam er hier und dann hatt er mir von der Polnischen Politik berichtet, hier bei mir durfte er das jetzt sagen. Also das waren Zustände, wissense [unclear], soundosoviel Quadratmeter eine Person, durfte glaub ich nur zehn Quadratmeter Wohnfläche haben für eine Person sonst musseste zahlen, also unmögliche Zustände. Na ja gut, das war mit den Polen.
HZ: Und noch, noch irgendwas von der, noch irgendwas aus ihrer Zeit von der, bei der Flak?
HK: Von der Flak, neh. Ja gut also, wie gesagt, hier wo wir am Edersee waren, alle, zweimal in der Woche musste ich nach Kassel fahren, ich hatt’s natürlich gut, da brauchte ich keinen Dienst mehr zu machen. Und so habe ich auch viele Angriffe mitgemacht, die letzten Angriffe neh. Und da war ja meine Mutter und meine [unclear] schwangere Schwester die waren dann schon in Gudensberg, aber die Wohnung war immernoch da, die ist erst ganz, ja, letzter Angriff oder vorletzter Angriff auf Kassel. Und da war die Nachbarin die hat ja gesagt: ‚Helmut, kannst ruhig hier schlafen, wenn Fliegeralarm kommt da mach ich dich schon wach‘. Weil ich das [unclear] gehört habe, als junger Bursche [laughs] und so war das neh. Ja also da gibt’s eigentlich und dann die Angriffe hier. Dann eines Tages hatten wir einen Blindgänger im Haus, das war in der Silvesternacht, vom ‚44 auf ‚45, da war ich am Edersee und Neujahr musste ich Kurierdienst machen und da war ein Zettel an der Haustür: ‚Vorsicht, Blindgänger‘. Alle Leute [unclear] raus, die mussten alle weg. Da ist durch die Decken, durch die Bäder, wir hatten sogar schon Bäder damals, ist die Bombe durch die ganzen Bäder durch und über der Luftschutzkellerdecke ist die Bombe hängen geblieben, wenn die explodierte waren sie alle tot. Und meine Mutter, wir wohnten im dritten Stock, die ist als erstes raufgegangen, die wäre fast da reingefallen in das Loch, die hat das erst gar nicht gesehen weil ja kein Licht da, kein Strom und nix. Und dann hat sie geschrien und dann die Leute alle: ‚Ach Gott!‘ durch die Badewanne durch, war plötzlich ein Loch [laughs]. Na ja, und das haben’se dann wieder irgendwie geflickt, bis es dann ganz kaputt ging. Ja und als Luftwaffenhelfer das was insofern ‚ne interessante Zeit weil das für uns eben, ja, wie soll ich das sagen, wir waren aufgeweckte Gymnasiasten und wir hatten plötzlich eine Zeit vor uns die, die wir net richtig begreifen konnten, habe ich ja eben schon gesagt was is wenn der Krieg jetzt zu Ende ist, was passiert denn mit uns? Diese Gespräche hatten wir schon.
HZ: Das könnten sie auch für das Band nochamal dazu sagen, weil das haben sie mir ja schon vorher mal erzählt. Die Gespräche dann das die vielleicht, das da vielleicht die Flakhelfer so einen Sieg des Dritten Reiches gar net so entgegengesehn haben.
HK: Ja, das war zum Beispeil nach dem Angriff, nach dem Attentat auf‘m Hitler, das war der 20 Juni, Juli, glaub’ich, Juni.
HZ: Juni.
HK: 20 Juni 1944.
HZ: ‚44.
HK: Und dann, wie gesagt, dann in der Kabine, von der Funk, ach wie heisst der, wo die Nachrichten kamen, da wurde dann immer so die Lage da mitgeteilt, Hitler ist davongekommen undsoweiter, aes wurde da immer mitgeteilt. Und da kam der Hauptmann, Leutnant [unclear] und konnte dann [unclear] hören. So und da haben wir abends im Bett gelegen und haben dann gesagt: ‚Hier, das was wohl jetzt wird hier‘ undsoweiter und der Hitler ist davongekommen und da hat der einer gesagt.‘So’ne Scheisse!‘ [laughs], das werde ich also nie vergessen. Und da haben wir schon drüber unterhalten. Was wäre gewesen wenn und da haben wir aber auch debatiert drüber was des auch der Stauffenberg neh, was der auch für Fehler gemacht hat. Wenn er schon sowas macht, das Attentat auf’n Hitler, dann hätte er das auch richtig machen müssen. Er hätte warten müssen bis der tot ist, net vorher schon weglaufen. Er ist ja weggelaufen wo es da explodiert ist, er hätte sich erkundigen müssen, ist er nun wirklich tot oder so, und dadurch ist [unclear] das alles entstanden, wäre er danach stehngeblieben und hätte anschliessend erschossen, dann wäre er zwar auch erschossen worden aber so ist er auch umgekommen. Also das haben wir damals diskutiert, also der Stauffenberg hat da Fehler gemacht. Also so sachliche Gespräche haben wir als junge Leute gemacht, das ist mir noch gut [unclear] aber sonst mussten wir immer das machen was befohlen wurde, eigene Initiative konnten wir net haben.
HZ: Die, ehm, da werden verschiedene Zahlen angegeben, wie viel Flakhelfer einen Luftwaffensoldaten ersätzt hätten, ‚43, da heisst es, die einen sagen das wären, ein Flakhelfer für einen Soldaten gewesen, andere sagen das seien drei Flakhelfer für zwei Soldaten gewesen. Wissen sie da irgendwas?
HK: Hab ich ihnen ja eben gesagt, also diese Posten die wir hatten an der Kannone, die wären sonst von Soldaten gemacht worden
HZ: Also eins zu eins.
HK: Also jede Kannone wurden drei Soldaten gespart. Und wenn’s so’ne Grosskampfbatterie, die hatten acht Kannonen, acht ortsfeste Kannonen, also drei mal achzehn, vierundzwanzig Soldaten wurden schon alleine Kannonen gespart. Und dann kam dazu noch Kommandogerät, da hatten wir auch pfiffige Schüler von uns, die waren am Kommandogerät, da waren auch mindestens dreie, ich weiss es heute nicht mehr so genau, jeden [unclear] und Funkmessgerät. Und dann hier die Umwertung, wo wir nur Luftwaffenhelfer waren, da waren ja früher Soldaten. Also ich hatte alleine, ich war mal eine Zeitlang [unclear] Unteroffizier der, des Befehlsgewalt hatte über die Umwertung, der musste zum Lehrgang, da muss ja einer Stellvertreter sein und da hatt der Hauptmann bestimmt das war ich. Und in der Zeit ist das passiert mit dem Sperrfeuer und da musste ich natürlich bestraft werden, da kam ich zur zbV Batterie [laughs] das ist so kleine Erinnerung, da wurde ich bestraft. Na ja aber schon, das sind dann schon also vierundzwanzig, ich möchte mal sagen schon fast dreissig Soldaten wurden da schon gespart an einer Flakstellung, und wir waren ja ungefähr dreissig Luftwaffenhelfer.
HZ: Sind da auch welche von denen die sie gekannt haben, sind da auch welche gefallen?
HK: Neh.
HZ: Neh.
HK: Also wir haben zwar einen Bombenangriff mitgemacht und zwar in Kaufungen, da wo des grosse Lager von Panzern und LKWs war von der Deutschen Industrie, da ist genau zwischen der Flak, zwischen der Geschützstellung und zwischen der Befehlsstelle, da waren ungefähr, hundert, hundertfuffzig meter dazwischen und genau da ist mal ein ganzer Bombenteppich runter [unclear], genau dazwischen, und da hatt einer noch hier, am Fuss hier, irgendwie‘n Stein oder was da, kam ins Lazzaret hatte eine Verse kaputt. Das war das einzige was ich erlebt habe. Aber hier vorne, in der [unclear] hier, wenn sie hier ein Stückchen runtergehen, zum Auestadion, da ist, geht’s links die Ludwig-Mond-Strasse hoch und das war früher alles freies Feld und da stand eine Flakstellung, die haben viele Tote gehabt da. Da ist mal ein ganzer Bombenteppich über die Flakstellung weg, aber wie viel das wurde damals nicht bekannt gegeben. Da waren also mehrere Schüler die sind dann umgekommen aber zahlmässig waren es verhältnissmässig wenig, dass muss ich schon sagen. Die haben schon ein Bisschen auf uns jungen, junge Burschen so’n bisschen Mitleid gehabt oder so. Auch die Offiziere, das waren alles Familienväter und so. Unser Batterieschef der war von Beruf Mattestudienrat und der sah nun die armen Jungen da und hatte vielleicht selber auch Kinder zuhause und so. Also die haben uns schon so’n bisschen [unclear], das haben wir damals nicht so gemerkt, das haben wir nur dann später so erzählt wenn wir mal zusammen waren, na ja.
HZ: Gut.
HK: Weiss nicht ob ich ihnen viel dienen konnte mit dem, also, eh.
HZ: Des ist, des is ok, da bedanke ich mich. Weil das geht ja um ihre Erinnerungen, das geht ja net da drum.
HK: Ja, sicher, ich meine, Politik wurde damals ja ausgeschlossen, Politik gab’s die ganze Woche Politik, das kannten wir ja net gar net, also wenn da einer was von Politik erzählte wusste da einer gar nix mehr da anzufangen. Was Hitler sagte das war Evangelium. Und ich kann mich erinnern, das war wo wir am Edersee waren, sind, Weihnachten, ja hatten wir keinen Ausgang, mussten wir da bleiben Weihnachten, Weihnachten ‚44, ah da gab’s da ein Festessen, da gab’s net nur Sauerkraut und Pellkartoffeln, das gab’s fünf mal in der Woche, da gab’s dann zu Weihnachten ein Stückchen Fleisch ob das nun vom Hund war oder vom das wusste kein Mensch. Und da sassen wir in der Kantine und da sagte dann der Hautpmann: ‚Na, nun wollen wir mal ein Weihnachtslied singen‘. Da waren wir alle so traurig, wir Jungen, kriegte keiner einen Ton raus und einer nach‘m anderen ging dann raus und ich musste dann auch raus weil Tränen kamen und dann standen im Saal und heulten aber wie, ein Geschluchze und so. Also man merkte dann doch diese innere Ergriffenheit unter uns Schülern, wir waren net alle so, und dann mussten wir dann die Reden von Goebbels glaub ich oder wer das war, mussten wir dann anhören. Also es war schon manchmal schwierig, das kann ich ihnen sagen. Genau wie ich mal als Pimpf, wie war denn das, ich war hier auch, Hitlerjunge net zuerst waren es Pimpfe neh, also Jungvolk hiess das, mit zehn Jahren und so, da kriegtense die Uniform da waren wir ganz stolz drauf. Und dann war, wie war denn das eigentlich, jetzt weiss ich nicht zu welchem Anlass, denn da musste ich in der Stadthalle auf der Bühne an der Fahne stehen und vor uns dann, war das nach dem ersten Angriff auf Kassel glaub ich, das war ‚42, was, so war das, da kam der Joseph Goebbels und hat’ne Rede gehalten, da [unclear] so fünf, sechs Meter hinter’m Joseph gestanden, mit der Fahne neh, da konnte sie ja nix ändern dran, sie wurden einfach bestimmt, konnte sie sich net wehren oder so, das weiss ich immer noch so und da hat unsere Herzen werden starker und was er da alles gebrüllt hat, das ist zu erinnern. Genau wie einmal, das war glaub ich zum Reichskriegertag, ‚39, da war ich grade so‘m Pimpf, da war der Hitler hier in Kassel, zum Reichskriegertag, das mus ‚39, nah sie konn’s ja besser recherchieren, ich weiss nicht mehr wann das war, und da waren wir an der schönen Aussicht und da sollten wir absperren und, aber die Leute haben uns kleinen Jungen ja weggedrängt. Da bin ich hinten auf die Mauer die ja heute noch da ist und hab von oben geguckt und ich sag immer heute noch zu den Jungen, da hat mich der Hitler begrüsst, da guckte er nämlich grade dahin, machte immer so net, und grade da in dem Moment wo er zu mir guckt, da winkte er, da sag ich er hat mir zugeguckt [laughs] [unclear] das wissen meine Enkel sogar [laughs] [unclear]. Ja, Hitler, das ist so, für meinen Begriff, war das schon ein grosser Stratege und ein unheimlich schlauer Mensch, ganz egal was er nun gemacht hat, das Ergebniss war ja schlecht, aber wie er das gemacht hat, es gibt in der ganzen Geschichte, sie kennen die Geschichte besser, so Napoleon oder, ganzen Kriegen so, wie der Cäsar und so, das waren Strategen neh, oder hier, Dschingis Khan und so, wenn man sich vorstellt, in der Zeit, die kommen von der Mongolei mit Pferden und was weiss ich alle hierher, und beherschen ganze Riesenreiche hier. Also das ist schon eine gewaltige Sache und in diese Kategorie gehört meiner Meinung auch der Hitler wenn auch jetzt negativ seine Taten waren, aber er war Stratege, er hat bestimmt was jetzt gemacht wurde und die ganzen Generäle, die Feldmarschälle mussten das machen was er wollte. Das ist gar nicht so einfach sich das vorzustellen. Ich will den net in Schutz nehmen, net dasse denken ich wär ein alter Nazi oder so neh [laughs]. Aber er war wirklich und mein Vater der war jawohl, gut ich wusste nur, er hat jetzt eine Doktorarbeit gemacht über den Alten Fritze da und den Schlesigen Kriege da, und was er verehrt hat, das weiss ich von meiner Mutter her, Napoleon. Das war für ihn ein Riesenstratege wohl. Da hing sogar im Flur ein Riesengemälde von Napoleon, da kann ich mich als Kind da noch erinnern. Also es gab in der Welt mal so bestimmte Typen die übernormal strategisch begabt waren, das wissen sie besser, [unclear] sowas hier dazu erzählen [laughs] aber das ist meine Empfindung hier, meine Empfindung.
HZ: Gut, dann bedanke ich mich jetzt auch [unclear] mal.
HK: Ja, ich hoffe das.
Dublin Core
The Dublin Core metadata element set is common to all Omeka records, including items, files, and collections. For more information see, http://dublincore.org/documents/dces/.
Title
A name given to the resource
Interview with Helmut Köhler
Description
An account of the resource
Helmut Köhler (b. 1928) recalls his wartime experience as Luftwaffenhelfer. He provides a first-hand account of two attacks on Kassel, the first on the 22 October 1943 and the second in March 1944. He describes his time spent inside the air-raid shelter; how he helped extinguish fires; the destruction of schools and the entire old town being razed to the ground. He also discusses everyday life in an anti-aircraft unit, the process of matching skills to roles, training, and anti-aircraft fire. He mentions being posted to a special deployment unit as a punishment for noncompliance, following which he was re-trained on quadruplet anti-aircraft guns at the Eder dam. He briefly talks about the breaching of the Eder dam and the ensuing flood wave. Helmut Köhler recalls Russian and French prisoners of war manning flak batteries. He describes an unexploded bomb in his house on new year’s eve 1944. He stresses that Luftwaffenhelfer freed up soldiers for combat roles and highlights how the replacement ratio was almost 1:1. He mentions his first encounter with American troops in Gudensberg at the end of the war.
Creator
An entity primarily responsible for making the resource
Harry Ziegler
Publisher
An entity responsible for making the resource available
IBCC Digital Archive
Date
A point or period of time associated with an event in the lifecycle of the resource
2017-03-03
Contributor
An entity responsible for making contributions to the resource
Peter Schulze
Format
The file format, physical medium, or dimensions of the resource
00:59:29 audio recording
Language
A language of the resource
deu
Type
The nature or genre of the resource
Sound
Identifier
An unambiguous reference to the resource within a given context
AKohlerH170303
Spatial Coverage
Spatial characteristics of the resource.
Germany--Kassel
Germany--Eder Dam
Germany--Gudensberg
Germany
Rights
Information about rights held in and over the resource
This content is available under a CC BY-NC 4.0 International license (Creative Commons Attribution-NonCommercial 4.0). It has been published ‘as is’ and may contain inaccuracies or culturally inappropriate references that do not necessarily reflect the official policy or position of the University of Lincoln or the International Bomber Command Centre. For more information, visit https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ and https://ibccdigitalarchive.lincoln.ac.uk/omeka/legal.
Coverage
The spatial or temporal topic of the resource, the spatial applicability of the resource, or the jurisdiction under which the resource is relevant
Civilian
Wehrmacht. Luftwaffe
Temporal Coverage
Temporal characteristics of the resource.
1943-10-22
1944-03
1944-12
1943-05-16
1943-05-17
anti-aircraft fire
bombing
bombing of Kassel (22/23 October 1943)
childhood in wartime
Eder Möhne and Sorpe operation (16–17 May 1943)
firefighting
Luftwaffenhelfer
prisoner of war
shelter
-
https://ibccdigitalarchive.lincoln.ac.uk/omeka/files/original/21/50/Memoro 1031.2.mp3
88b700827a065365bf7920cc4a244493
Dublin Core
The Dublin Core metadata element set is common to all Omeka records, including items, files, and collections. For more information see, http://dublincore.org/documents/dces/.
Title
A name given to the resource
Memoro. Die Bank der Erinnerungen
Description
An account of the resource
18 items. The collection consists of interviews with German bombing survivors originally videotaped by Memoro, an international non-profit project and open archive of audio or video interviews of people born before 1950. The IBCC Digital Archive would like to express its gratitude to Nikolai Schulz (Memoro - Die Bank der Erinnerungen e.V) for granting permission to reproduce and transcribe the testimonies. To see them in their original video form please visit www.memoro.org/de-de/.
The collection was catalogued by IBCC staff
Publisher
An entity responsible for making the resource available
IBCC Digital Archive
Memoro. Die Bank der Erinnerungen
Transcribed audio recording
A resource consisting primarily of recorded human voice.
Transcription
Text transcribed from audio recording or document
Brigitte Terboven: Ja, es war im Mai 44. In dieser Nacht mussten wir wieder mal, wie so oft, jede Nacht mussten wir ja raus, weil es Fliegeralarm gab, nicht nur tagsüber sondern insbesondere nachts kamen die Fliegeralarmen, die Bombergeschwader und flogen über uns weg, irgendwohin und in dieser Nacht war ein Angriff auf Essen. Das Ziel war eben die Stadt Essen, das Ruhrgebiet überhaupt. Ein Britischer, wie es hiess, Bomberverband kam und die in der nähe gelegene Flakbatterie durfte nicht schiessen, so hiess es später, weil Deutsche Nachtjäger in der Luft waren, nicht, da hätte ja dann möglicherweise ein Nachtjäger getroffen werden können. Ein Nachtjäger verfolgte einen Britischen Bomber und der, um schneller weg zu kommen, warf eine Luftmine einfach irgendwo runter und die kam 20 meter neben meinem Elternhaus nieder und das ganze Haus fiel zusammen wie ein Kartenhaus. Die Kellerdecke blieb zwar erhalten, aber in dieser Nacht war niemand von uns im Keller. Wir waren auf dem Wege in den Keller aber das war auch alles. Es sind vier Personen, meine Mutter, ein Ehepaar aus der Nachbarschaft und die Frau des Hauptmans dieser Flakbatterie ums Leben gekommen. Mich hat man rausgeholt. Ich soll, ich weiss es nicht mehr genau, ich war ja 14 Jahre alt, nach meiner Mutter gerufen haben, weil ich merkte, ich liege, aber ich liege nicht im Bett, ich liege, ich bin furchtbar eng, das weiss ich noch, und ich schmecke, ich habe Sand im Mund, oder Dreck, oder irgendwas, das habe ich gemerkt, das ist meine unmittelbare Erinnerung, und dann bin ich bewusstlos geworden und erst am nächsten Vormittag im Krankenhaus wieder zu mir gekommen. Und es hatt mich schon sehr gewundert dass mein Onkel, der Bruder meiner Mutter, im Verlauf des Vormittags kam, aber es gibt ja Zufälle im Leben und ich habe da nicht weiter drüber nachgedacht. Man hat mir die ersten acht Tage nicht sagen dürfen, das meine Mutter ums Leben gekommen war weil ich so schwer verletzt war, so das man nicht wusste, ob ich überhaupt überlebe.
Mein Vater war, wie gesagt, eingezogen und man kannte nur seine Feldpostnummer und hat an diese Feldpostnummer ein Telegramm geschickt, was er aber nicht bekommen hat. Mein Bruder war Luftwaffenhelfer, den hat ein Lehrer unserer Schule freundlicherweise geholt, als er erfuhr, was passiert war. Und mein Vater kam eine Woche später, da hätte meine Mutter Geburtstag gehabt, ihren 47sten, da hatte er es geschaft Urlaub zu bekommen und er kam, er stieg in Wuppertal in die Strassenbahn, damals fuhr noch eine Strassenbahn nach Cronenberg hoch, und traf einen Bekannten, der ihn kondolierte und mein Vater wusste überhaupt nicht, warum und weshalb und das war natürlich entsetzlich für meinen Vater. Mein Vater erst hat mir dann gesagt was wirklich passiert war. Mein Bruder hatte mich schon einige Tage vorher im Krankenhaus besucht. Als Luftwaffenhelfer trug er ja diese Hakenkreuzbinde mit, die rot-weiße Binde mit einem Hakenkreuz drauf, und auf dieser Binde hatte er einen Trauerflor, auch eine schwarze Binde. Und ich fragte ihn, “warum hast Du das schwarze Ding da drauf”, und er sagte, “damit es nicht dreckig wird”, so ganz beilaüfig, und sprach dann schnell von was anderem und ich habe ihm geglaubt. So naiv war man und man wehrte sich ja auch gegen tragische Erkenntnisse. Es war, das Leben war bedrolich, das wussten wir alle. Wir hatten kaum was zu essen, wir hatten im Wuppertal, als die Amerikaner dann ein Jahr später kamen, wären 1200 Kalorien pro Tag im Ruhrgebiet an Nahrungsmitteln auf den Lebensmittelkarten auszuteilen gewesen. Im Wuppertal war es besonders schlimm, da gab es nur 600 Kalorien pro Kopf. Und es war eine so schreckliche Zeit, die 44-45, die Zeit, da gab es so viele Tote zu beklagen, nicht nur gefallene Soldaten, sondern auch Bombentote, so das die Todesanzeigen in der Zeitung etwa 6-7 cm im Quadrat gross sein durften, weil einfach der Platz nicht ausreichte in den Zeitungen. Und jeder gefallene Soldat, und jeder Bombentote hatte dieses eiserne Kreuz in der Todesanzeige, links oben, glaub ich, oder rechts oben, das weiss ich jetzt nun nicht mehr, in der Ecke was dieses eiserne Kreuz angebracht. Ich weiss nicht, wie viele Seiten in der Zeitung voll waren mit diesen kleinen Todesanzeigen.
Dublin Core
The Dublin Core metadata element set is common to all Omeka records, including items, files, and collections. For more information see, http://dublincore.org/documents/dces/.
Title
A name given to the resource
Interview with Brigitte Terboven
Description
An account of the resource
Brigitte Terboven (b. 1930) recalls the bombing of Essen and the dropping of an air mine by a British bomber which was trying to evade a German night fighter. The bomb hit the ground about 20 meters from her home which collapsed like a house of cards. Remembers the death of four people, including her mother; how she was severely injured, barely survived and kept in the dark about her mother’s death for a week. Describes the attempt to bet in touch with her father with the news of his wife’s death and how he was informed only a week later, coming home on her mother’s birthday. Emphasises wartime hardships: food rationing; daily calories intake dropping from the notional 1200 calories to 600; reduced spaces for obituaries in newspapers.
Date
A point or period of time associated with an event in the lifecycle of the resource
2012-09-07
Format
The file format, physical medium, or dimensions of the resource
00:06:25 audio recording
Identifier
An unambiguous reference to the resource within a given context
Memoro#1031
Spatial Coverage
Spatial characteristics of the resource.
Germany
Germany--Wuppertal
Germany--Essen
Germany--Ruhr (Region)
Temporal Coverage
Temporal characteristics of the resource.
1944-05
Publisher
An entity responsible for making the resource available
IBCC Digital Archive
Memoro. Die Bank der Erinnerungen
Contributor
An entity responsible for making contributions to the resource
Peter Schulze
Rights
Information about rights held in and over the resource
This content has been originally published on Memoro – Die Bank der Erinnerungen, which has kindly granted the International Bomber Command Centre Digital Archive a royalty-free permission to publish it as an audio track. To see it in its original video form and read the terms and conditions of use, please visit www.memoro.org and then click on the link to the German section. Please note that it was recorded by a third-party organisation which used technical specifications and operational protocols that may differ from those used by International Bomber Command Centre Digital Archive. It has been published here ‘as is’ and may contain inaccuracies or culturally inappropriate references that do not necessarily reflect the official policy or position of the University of Lincoln or the International Bomber Command Centre.
Language
A language of the resource
deu
Subject
The topic of the resource
World War (1939-1945)
Bombing, Aerial
Type
The nature or genre of the resource
Sound
Coverage
The spatial or temporal topic of the resource, the spatial applicability of the resource, or the jurisdiction under which the resource is relevant
Civilian
License
A legal document giving official permission to do something with the resource.
Royalty-free permission to publish
anti-aircraft fire
bombing
childhood in wartime
civil defence
home front
Luftwaffenhelfer