Transcription
IS: Mein Name ist Irmgard Schulz, früher hieß ich mal Niemeyer, bin in Hamburh geboren, in Hamburh aufgewachsen. 1943 während der schweren Angriffe wurde meine Mutter mit uns Kindern evakuiert aus Hamburh raus kurz vor der ganz grossen Katastrophe hier. Wir kamen zunächst in die Niederlausitz, es war ja Sommer, war für uns Kinder sehr schön. Wir wurden auf’n Leiterwagen abgeholt am Bahnhof, fuhren durch Felder, das war für ein Stadtkind also ein Erlebnis, war sehr schön. Dann gewohnt haben wir dort auf einem Zimmer, mit meiner Mutter, drei Kinder, bei einem Pastoren im Haus. Meine Mutter war schwanger, ich weiss nicht ob das jetzt so gut ist [laughs] das zu erzählen, und im Garten wucksen Tomaten, das vergess ich nie als Kind, ein grosses Bet Tomaten, meine Mutter hatte so ein Apetit darauf und ist einmal runtergeschlichen und hat sich ein, zwei Tomaten geholt, ich weiss es nicht mehr. Es gab eine Riesentheater mit dem Pastor.
NCCS: Die waren also abgezählt sozusagen, oder?
IS: [unclear] Es gab da ein Klohaüschen auch in diesen Garten und wir Kinder gingen an die, da waren so rankende Weintrauben am Haus, wilde Weintrauben, die hatten wir gleich noch essen können, weil die Folgen waren nicht so gut. Ja, aber für Stadtkinder es war naturlich was. Von dort nach einem Vierteljahr sind wir dann nachdem wir hörten meine Großeltern waren ausgebombt inzwischen, Schwester meiner Mutter mit ihrem Mann auch, die waren in die Altmark hatte es die verschlagen, in ein Dorf namens Milchau [?]. Dann sind wir da, wie wir dahingekommen sind erinnere ich mich nicht, sind wir dorthin gefahren, meine Mutter mit uns Kindern, wir wohnten dann da in einem kleinen Tagelöhnerhaüschen, nannte sich das, mit meinen Grosseltern zusammen, kleines Haüschen mit kleinen Zimmern und meine Tante und Onkel wohnten bei einem anderen Bauern. Das war für uns Kindern soweit ganz schön, ungewohnt, mit Gänsen die hinter uns her liefen, und Teiche mit Entengrüzze in die man dann auch mal rein rutschte aber es war also… Es gab eine Wiese mit Himmelschlüsselchen, das ist bis heute noch meine Lieblingsblume, die ist ja als Blume des Jahres gewahlt worden, noch [unclear] für Loki Schmidt. Und ja, als dann die Amerikaner kamen mit ihren Panzern, hat mein Grossvater [unclear] Angst gehabt hinter’m Haüschen, wir hatten auch einen Garten dabei, mit’n Apfelbaum und mit Blumen, war sehr schön, und Misthaufen und wir hatten dann ein Paar Hühner, ein Schaaf, was mein Vater irgendwann im Urlaub auf’n Fahrrad mitbrachte, junges Schaaf hinten im Kasten, also es war so’n bisschen ländlich alles war sehr schön. Und als die Amerikaner kamen grub mein Grossvater, hinter dem Haüschen war ein kleiner Wald, ein ganz tiefes Loch im Erdboden im Wald und da haben wir uns erstmal alle versteckt als die Panzer dann reinfuhren in dieses Dorf. Na ja, dann kamen vorsichtig wieder raus aus diesem Loch, das das nicht zusammengebrochen war, überhaupt nicht abgestützt war, soweit ich das erinnere. Und die Amerikaner, es wohnten welche in einem, das Haus hatten die glaub ich beschlagnahmt, oberen Stockwerk und wir Kinder sind dann im grossen Bogen naturlich irgendwann, wir waren ja neugierig, da mal rum und sahen also das erste mal ‘n Farbigen Soldaten, die haben uns dann Bonbons runtergeworfen und so, aber wir durften, es wurde uns gesagt nichts annehmen, nichts aufsammeln, das ist uns in hier in Hamburh ja schon erzählt worden wahrend des Krieges weil wenn die [unclear] Tannenbaüme da runterraschelten und was. Ach so, dazu muss ich vielleicht sagen, wir wohnten im Angesicht der Speicherstadt, also mit Blick auf den Hafen, neben der Katherinenkirche. Und dieser Hafen wurde ja bevorzugt bombardiert und da kam also diese Tannenbaüme runter, ich meine die sollten das Radar abdecken [?] oder was so und da war uns schon erzählt worden nichts aufsammeln, alles ist giftig. Wir machten also auch um diese Bonbons ‘n grossen Bogen, zunächst jedenfalls, ich weiss nicht ob wir sie später aufgesammelt haben.